#49 - Zombie

273 14 0
                                    

Jackys POV:

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich die Augen öffnete war es dunkel und, wie ich nach einem Blick auf die Uhr feststellte 3:00 am. Da ich nicht wirklich das Gefühl hatte weiterschlafen zu können, schaltete ich das Licht an, was mir sofort mein Spiegelbild im Spiegel zeigte.
Da stand ich, mit hängenden Schultern und verschmierter Wimperntusche, in Jogginghose und viel zu großem T-Shirt, mit verwuschelten Haaren und einem Blick, der dem eines Zombies zum Verwechseln ähnlich war. Hm, so könnte ich zumindest auf einem Friedhof erscheinen und Leute erschrecken, oder Halloween durch die Nachbarschaft geistern. Leider war Halloween längst vorbei und ich hatte keine Ahnung wo hier der nächste Friedhof war, weshalb ich beschloss, obwohl es erst so früh morgens war, duschen zu gehen.
Als ich so unter der Dusche stand und mir das warme Wasser über den Körper laufen ließ, wurde mir bewusst, dass ich etwas ändern musste. Schließlich war nicht nur Weihnachten, sondern auch Silvester und danach Schule. Ja, zur Schule gehen musste ich leider auch noch, wovor es mir um ehrlich zu sein ziemlich grauste, da ich hier ja niemanden kannte und auch keine Ahnung hatte, wie die Schule hier so war.
Jacky, mach dir einfach keine Gedanken über die Zukunft, guck erstmal, dass du gut aussiehst, sagte ich zu mir, straffte entschlossen die Schulter und verließ die Dusche. Als ich in den Spiegel sah, funkelten meine Augen wieder und nahmen etwas von diesem toten Aussehen weg, ebenso, wie die weggewaschene Wimperntusche. Da ich erstens zu faul war und zweitens nicht das ganze Haus wecken wollte, verzichtete ich aufs Föhnen und flocht mir die Haare bloß, die nass fast schwarz wirkten. Ich zog mir wieder die Jogginghose und das viel zu große T-shirt an und verließ das Badezimmer. Nach kurzem Überlegen, trennte ich das Handy vom Ladekabel, schnappte es mir und verließ leise das Zimmer. Nach kurzem Überlegen machte ich einen großen Bogen um die Stelle, wo ich die Komode vermutete und ging so leise wie möglich die Treppe hinunter, was sich als ziemlich schwierig herausstellte, da fast jede Stufe knarrte. Trotzdem erreichte ich das Erdgeschoss ohne das irgendeine Türe oben aufging, was ich als gutes Zeichen wertete und ging ins Wohnzimmer, wo Jack in seinem Körbchen lag und aufsah, als ich die Tür öffnete. Fröhlich mit dem Schwanz wedelnd begrüßte er mich, obwohl er vermutlich gerade noch geschlafen hatte. Wenn nur alle Menschen so ein großes Herz hätten wie Hunde...Aber davon kann man eh nur träumen, wozu einem einfach die Zeit fehlt, man es also einfach sein lassen kann. Ich kraulte ihm die Ohren und setzte mich dann auf die Couch, wo er nach kurzem Zögern ebenfalls hochsprang und sich neben mich legte. Während ich mit der linken Hand mein Handy entsperrte, streichelte ich ihn und zerwuschelte sein Fell, woraufhin er die Augen schloss und es halb schlafend einfach genoss.
So ein Leben würde ich auch gerne haben: Einfach nur schlafen, fressen, Gassi gehen, gekrault werden und sich einfach über alles freuen und alles positiv sehen - nicht schlecht, oder? Als Mensch ist das alles komplizierter. Zwar auch schlafen, essen und sich bewegen gehen, aber auch lernen, sich einen Job suchen, sich ständig Gedanken um alles und jeden machen, sich verlieben, sich das Herz brechen lassen und und und. Ich könnte noch stundenlang die Liste fortsetzen, glaubt mir.
Meine Gedanken stoppten bei dem Thema Liebe. Niall. Ohne nachzudenken tat ich etwas, was ich im Prinzip noch nie gemacht hatte: ich ging auf Google Bilder und gab einen einfachen Suchbegriff ein - Niall Horan. Augenblicklich blickte er mich tausend mal mit seinen wunderschönen blauen Augen an. Auf jedem Bild hatte er dieses süße Lächeln aufgesetzt, dass jedes Mädchen die Hand vor den Mund schlagen und Herzchen in die Augen schießen lassen konnte. Es war wie bei einem Hund, den man, wenn er einen ansah einfach süß finden musste.
Verflixt aber auch. Ich merkte erst dass ich weinte, als Jack zusammen zuckte und ich nur noch unscharf sah, als ich zu ihm hinunterschauen wollte. Und schon wieder machte ich ihn nass, dabei konnte er doch am wenigsten dafür. Ich wischte mir mit der Hand über die Augen und sah zu ihm hinunter. Er hatte sein eisblaues Auge wieder geöffnet und sah mich mit einem traurigen Hundeblick an. Vor meinen Augen verschwamm das Bild und änderte sich urplötzlich. Immernoch sah ich in blaue Augen, die jedoch dunkler waren als die von Jack. Sie gehörten zu einem blonden Jungen mit einem verdammt süßen Lächeln - ebendiesem Jungen, den ich ein paar Sekunden zuvor gegooglet hatte und den ich liebte. Fuck, was hatte ich gerade gedacht? Hatte ich echt gesagt, dass ich Niall liebte? Anscheinend schon...aber stimmte das? Ich schloss die Augen und dachte nach. Ich dachte an den Kuss und was ich dabei gefühlt hatte, an den Abend wo ich ihn kennengelernt und er sich so süß um mich gekümmert hatte und an den Tag danach, wo ich mit ihm und den 4 Anderen WWoP gespielt hatte und er diesen Mist aus dem Fenster hatte schreien müssen. Plötzlich lag mir die Antwort auf der Zunge und als ich die Augen wieder öffnete sah ich wieder klar: Ja, ich liebte ihn. Auch wenn es mir verdammt Angst machte es zuzugeben, aber es war die Wahrheit: Ich liebte Niall Horan, einen der größten Stars dieses Planeten, einen der nettesten und süßesten Typen die es gibt und einen, den noch zehntausend andere Mädchen lieben und haben wollen. Mist, das kann ja auch nur mir passieren...das ist mal wieder einfach nur typisch ich.
Ich schloss Google und öffnete den Whats App Chat von ihm und mir. Dort sah ich jedoch nicht, wie erwartet meine letzte Nachricht an ihn, wo ich ihm geschrieben hatte, dass ich ihn nie wiedersehen wolle, sondern eine Antwort -in Form einer Sprachmemo- von ihm, keinem geringeren, als Niall Horan, dessen Inhalt mich, nachdem ich sie angehört hatte, warum auch immer dazu veranlasste, das Handy fallen zu lassen und mir die Hände vors Gesicht zu schlagen. Ich war so perplex, dass ich nicht einmal bemerkte, dass Jack sich neben mir bewegte und von der Couch sprang. Er hatte gesagt: ,,Jacky, ich will dich nicht verlieren! Du weißt nicht, was ich für dich empfinde, aber ich weiß es: ich liebe dich, so sehr, dass ich es nicht ertragen könnte dich zu verlieren! Als du mich geküsst hast...ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll...es war so schön! Schöner als alles, was ich je erlebt habe! Du hast keine Ahnung wie glücklich ich in diesem Moment war und wie schlecht mir war, als du einfach weggelaufen bist ...du hast mein Herz, bitte lass es nicht fallen!" Erst als etwas gegen mein Knie stieß, realisierte ich, dass Jack mein Handy aufgehoben hatte und es mir wiedergeben wollte. Schnell nahm ich es ihm aus der Schnauze, lobte ihn und streichelte ihn, doch alles wie in Trance.
Ich konnte es einfach nicht fassen, was er gesagt hatte...er hatte gesagt, dass er mich liebte, so wie ich ihn, aber konnte das sein? Konnte es wirklich sein, dass auch er mich liebt? Ich konnte nur hoffen, denn wenn nicht, wenn er gelogen hatte, würde mein Herz zerbrechen, da war ich mir sicher. Dann wäre ich zu nichts mehr nutze - eine leere Hülle, ohne jede Hoffnung, die nichts und niemanden mehr an sich heran lassen würde. Bitte, lass ihn nicht gelogen haben, bitte.
Da ich keine Ahnung hatte, was ich antworten sollte, machte ich lediglich eine Sprachmemo in der ich sagte: ,,Wir müssen reden, ich komme morgen vorbei, ist das in Ordnung?" Als ich anschließend gähnte, wurde mir bewusst, dass ich wider Erwarten doch müde war und schleppte mich, nachdem ich mich von Jack verabschiedet hatte müde die Treppe herauf und in mein Zimmer. Kaum lag ich auf dem Bett und schloss die Augen, da war ich auch schon weg, weit weg, im Land der Träume.
Alles war dunkel um mich herum. Ich konnte lediglich ein paar Umrisse sehen, die aussahen, wie Gestalten und andere, mir unbekannte Dinge. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich, dass ich mich auf einem Friedhof befand, umgeben von Grabsteinen und tatsächlich von Menschen. Doch bei genauerem hinsehen, waren es nicht mal Menschen...eher Kreaturen, mit schrecklich bleichen Gesichtern, hängenden Schultern und Augen, die leerer waren, als alles, was ich je gesehen hatte. Sie sahen aus, wie ich, als ich zuletzt in den Spiegel geguckt hatte, nur noch schlimmer. Es waren Zombies, die zu allem Übel auch noch auf mich zu kamen. Ein Schrei durchriss die Stille um mich herum. Erst ein paar Sekunden später wurde mir bewusst, dass ich es war, die geschrien hatte. Doch die Zombies liefen weiterhin unbeeindruckt und mit leeren Augen und keiner, in ihren Gesichtern zu erkennenden Gefühlsregung unaufhaltsam auf mich zu. Als sie direkt vor mir waren und mit ihren Armen nach mir griffen, schlug ich um mich, was ein scheppern auslöste, ein klirren, dass gar nicht zur Situation passte...
Erschrocken fuhr ich aus dem Traum hoch und saß senkrecht in meinem Bett. Das Klirren und Scheppern hatte sich so echt angehört, im Gegensatz zu den Zombies. Ein komisches Gefühl kroch in mir hoch, Angst, gemischt mit irgendetwas anderem, was ich nicht benennen konnte. Während ich lauschte, pochte mein Herz so laut, dass ich das Gefühl hatte, dass es aus meiner Brust springen würde. Und dann hörte ich etwas anderes, etwas, dass mich lähmte, ein Geräusch, was wie Schritte klang, auf unserer Treppe. Die Stufen knarrten, so wie sie eben bei mir geknarrt hatten, die jedoch nicht weggingen, sondern näher kamen - irgendwer ging unsere Treppe hoch. Kein Grund zur Panik Jacky, ermahnte ich mich, das ist bestimmt nur dein Großvater oder deine Großmutter! Doch es half nichts, die Angst blieb und verstärkte sich noch, als die Schritte näher kamen, auf meine Tür zu. Und dann passierte es, die Tür öffnete sich just in dem Moment, in dem Jack bellte. Eine Gestalt, die gerade noch so durch meine Tür passte, mit einer dunklen Maske, stand im Türrahmen und sah mich an. Ich hörte nur meinen eigenen Schrei, der mir jedoch in der Kehle stecken blieb, als die Gestalt sich unter dem Türrahmen hindurch bückte und auf mich zu kam. Das war keiner aus meiner Familie, denn da war niemand so groß, da war ich mir sicher! Ich wollte erneut schreien und weglaufen, doch es kam nur ein Wimmern über meine Lippen, da ich nicht fähig war mich zu bewegen. Die Gestalt kam immer näher...irgendwas flimmerte vor meinen Augen. Ich sah kurzzeitig nur noch schwarz, als Türen aufgerissen wurden, höchstwahrscheinlich die von meinen Großeltern und meiner Mutter und als die Gestalt schrie. Das letzte, was ich hörte, bevor es endgültig schwarz um mich herum wurde, war Jacks Knurren und der kehlige Schrei, der vermutlich von der unbekannten Person kam, als er sich festbiss.

The Story of my Life (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt