Gerade überlegte ich, ob ich noch eine Scheibe vergewaltigen sollte, als mich eine Stimme in meinen Gedanken unterbrach. Jemand fragte mich mit einem leichten, süßen Akzent, den ich allerdings nicht zuordnen konnte: „Was machst du denn da unten? Du siehst ja vollkommen fertig aus und…Ohgott! Was hast du mit deiner Hand gemacht? Was ist passiert? Brauchst du….“
Als ich zu ihm hochsah stoppte er und räusperte sich. „Ich glaub ich brauche schon irgendwie Hilfe“, sagte ich vorsichtig. Er sah irgendwie erleichtert aus, vermutlich, weil er gedacht hatte, ich würde ihn nur anzicken oder so. Doch aus der Erleichterung wurde schnell Besorgnis als er mir seine linke Hand hinhielt (Oh, auch ein Linkshänder!) um mir aufzuhelfen, ich aber nicht in der Lage war sie zu packen, da ich, als ich meine Hand bewegte vor Schmerz kurz aufstöhnen musste und sie mir an den Bauch drückte.
Daraufhin griff er unter meine Arme und hob mich hoch: „Ich glaube du musst ins Krankenhaus!“ Ich glaubte das zwar auch, aber ich hasste Krankenhäuser, also schüttelte ich den Kopf und sah ihn flehend an.
Erst sah er aus, als würde er nachgeben und schwach werden, schüttelte aber dann ebenfalls den Kopf und sagte: „Doch musst du und das weißt du auch!“ So hart die Worte klingen, er sagte sie nicht böse, sondern eher liebevoll und leicht gespielt böse (wie ihr merkt, kann ich das nicht wirklich in Worte fassen). Ich versuchte noch einmal einen Hundeblick, gab es aber auf, als ich bemerkte, dass er extra versuchte diesen zu ignorieren, wohl um nicht doch noch einen Rückzieher zu machen. Langsam dämmerte ich weg. Ich hörte noch wie er nach jemandem rief, ich meine, nach irgendeinem Paul oderso, dann verschluckte mich auch schon die Dunkelheit.Durch ein Schütteln wurde ich geweckt und sah direkt in zwei Augen, direkt vor meinen.
Als ich erschrocken aufquietschte, zuckte das Gesicht zurück. Im Hintergrund hörte ich meinen unbekannten Retter sagen: „Mensch Paul, du musst sie doch nicht gleich so erschrecken!“, worauf er nur ein Brummen als Antwort erhielt.
Er half mir schon wieder auf, nahm mich allerdings vollständig auf den Arm und trug mich zu einem Auto. Wie er mich tragen konnte ist mir ein Rätsel, schließlich wiege ich nicht gerade wenig, aber ich fühlte mich zum ersten Mal seit Monaten wieder richtig geborgen und sicher. Ich war schon fast traurig, als er mich vorsichtig auf einen Sitz setzte und mich anschnallte.
Das Gefühl, alleine gelassen zu werden, verschwand allerdings schnell, da er sich neben mich setzte und seine Jacke über mich legte. Ich flüsterte ein so leises: „Danke", dass es schon fast an ein Wunder grenzte, dass er mich verstand. Er lächelte mich nur warm an, sodass mir auch etwas wärmer wurde und antwortete: „Nichts zu danken, ist doch selbstverständlich. Und…ich bin übrigens Niall.“
Ich musste auch lächeln und erwiderte: „Jaqueline, aber für meine Freunde Jacky. Und naja, ich hätte da mal eine Frage.“ Niall sah mich an und schien kurz zu überlegen, antwortete mir dann aber schnell: „Klar, du darfst doch gerne was fragen, Jacky!“ Ich musste schon wieder lächeln, als er meinen Spitznamen benutzte und fragte schließlich: „Wo kommst du eigentlich her?“, woraufhin er mich verblüfft ansah.
Er hatte wohl alles erwartet, aber nicht das. Dann lachte er los. Und wie er lachte! Es war wie bei meinem Bruder damals – wenn er lachte, musste man gleich mitlachen. Okay, außer man hat gerade eine kaputte Hand, Schuldgefühle ohne Ende, ist fast am erfrieren und schläft gleich ein. Dann sah er mich an und erwiderte: „Ich komme aus Irland, aber du bist auch keine vollkommen englische Engländerin oder?“ Ich riet einfach mal, was er mit „keine vollkommen englische Engländerin“ meinte und antwortete: „Stimmt, das hast du Recht. Mein Vater kommt aus Finnland und wir haben generell eigentlich nur in Deutschland gewohnt.“
Er sah mich verblüfft an und sagte erst ein paar erstaunte Sekunden später: „Das heißt, du kannst Deutsch, Englisch und Finnisch sprechen?“ „Und ein wenig Französisch und Spanisch durch die Schule.“, erwiderte ich müde. Ihm klappte die Kinnlade herunter. Er hatte anscheinend noch nie jemanden gesehen der so viele Sprachen sprechen konnte. Tja, nicht jeder hatte das Glück mich kennenlernen zu dürfen.
Was? Oh mein Gott! Hatte ich das gerade wirklich gedacht?! Shit, so langsam war ich mir sicher, dass ich wirklich dringend ins Krankenhaus musste!
Gerade hatte ich das zu Ende gedacht, kam vom Fahrersitz auch schon: „Wir sind da! Aber Niall, beeil dich bitte, du weißt, dass du gleich noch einen Termin hast!“ „Ja“, antwortete dieser kurz und trug mich auch schon aus dem Auto und ins Krankenhaus. Dort wurde er jedoch auf einmal hektisch. „Paul hat Recht, es tut mir leid! Morgen im Hyde Park an diesem ähm, angelegten Bach, wo man mit den Füßen durchlaufen kann um 15 Uhr?“, fragte er mich, wartete noch kurz mein Nicken ab, gab mir einen Kuss auf die Stirn, flüsterte noch kurz: „Bis Morgen!“ und rannte dann förmlich aus dem Krankenhaus, während er sich zu beiden Seiten umsah.
Hatte er was verbrochen oder wieso verhielt er sich so komisch? Doch auch jetzt wurde mir das grübeln nicht gegönnt, denn die Krankenschwester rief mich ins Behandlungszimmer.
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The Story of my Life (1D FF)
FanfictionBei der 17-jährigen Jacky geht auf einmal alles schief was schief gehen kann und sie kann nicht einmal etwas dafür. Nach der Trennung ihrer Eltern findet sie sich in London bei ihren schrecklichen Großeltern wieder. Den einzigen Trost spenden ein Hu...