#17 - Calm before the Storm

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Immer noch Jackys POV:

Auf der Fahrt sprach niemand ein Wort. Nicht einmal meine Oma. So langsam wusste ich, was mit der berühmten „Ruhe vor dem Sturm“ gemeint war, welcher wohl ausbrechen würde, sobald wir das Haus betreten würden.
Ich sah den Anschiss förmlich immer näher auf mich zukommen. Meine Mutter, über deren Kopf man fast schon die  dunklen Sturmwolken erkennen konnte, aus denen Blitze schossen, würde mich vermutlich vor meinen Großeltern zur Schnecke machen und anschließend auf mich drauftreten oder mich grillen. Oder noch schlimmeres.
Dann würde mich mein Großvater vermutlich auslachen, mich wieder so überheblich anschauen und mich noch mehr hassen, wobei er im Prinzip sogar fast selbst schuld war. Nicht, dass ich die Schuld unbedingt auf andere schieben wollte, schließlich war ich diejenige mit den Scheiben, aber ER hatte mich mit der Rieseneinkaufsliste zu Tesco geschickt und mich beleidigt, niemand Anderes! Aber, wenn er mich unbedingt hassen wollte, sollte er ruhig, ich konnte ihn eh nicht ausstehen.
Die Sturmwolken über dem Kopf meiner Mutter schienen mit zunehmender Zeit zu wachsen, was ich nicht wirklich als gut einstufte.
Ich war gerade dabei zu überlegen, wie ich möglichst elegant flüchten könnte, da kamen wir auch schon zuhause  an. Ohne ein weiteres Wort stand meine Mutter auf, stieg aus dem Auto und ließ die Tür hinter sich geräuschvoll „zufallen“.
Da ich lieber noch ein paar Sekunden in Sicherheit bleiben wollte, blieb ich sitzen und sah vermutlich aus wie ein kleines Häufchen Elend oder so.
Meine Oma sah mich von vorne noch kurz mitleidig an und stieg mit den Worten: „Du musst wohl, auch wenn du mir gerade echt leid tust“ ebenfalls aus. Ich seufzte und folgte dann ergeben ihrem Beispiel.
Kaum war ich ausgestiegen richtete ich mich gerade auf, legte den  Kopf in den Nacken, hob das Kinn an und ging mit großen Schritten ins Haus. Wo meine Mutter mir „freundlich“ die Tür aufhielt. Wenn ich schon sterben würde, dann aufrecht und so wie ich war und nicht wie ein verletztes, ängstliches etwas.
Betont langsam zog ich meine Schuhe aus. Sollte sie ruhig warten, denn eilig hatte ich es nicht und außerdem ging das mit der Hand auch nicht wirklich schneller. Meine Mutter war in der Zeit schon ins Wohnzimmer vorgegangen, in das ich ihr nun auch folgte. Jack lag in seinem Körbchen, kam mich aber nicht begrüßen, sondern hielt sich mit seiner Pfote bloß die Augen zu.
Danke Jack, tolle Hilfe! Ich setzte mich mit einem Seufzen so weit wie möglich von meiner Mutter entfernt in den Sessel, in dem wohl sonst immer meine Oma saß, denn ihre Rätselhefte lagen ordentlich gestapelt darauf, die ich leider erstmal weglegen musste und meiner Mutter somit gefährlich nahe kam. Ich setzte mich hin und wartete auf ihren Ausraster, doch meine Mum sagte erst einmal nichts sondern funkelte mich aus ihren dunkelbraunen Augen böse an. Da ich jedoch nicht vorhatte das Gespräch zu beginnen, starrte ich nur ungerührt zurück, bis sie es nicht mehr aushielt: ,,Was hast du dir nur dabei gedacht?! Du kannst nicht einfach so abhauen und....was weiß ich was alles machen, eine Scheibe einschlagen! Ist dir nie in den Sinn gekommen dass du dich verletzen und vielleicht nie wieder Klavier spielen könntest?!"
Sie wollte erneut zu etwas ausholen, doch ich kam ihr zuvor: ,,Geht es hier überhaupt noch um mich? Du redest doch nur vom Klavierspielen. ICH bin dir doch sch**ß-egal! Dir geht es nur um den äußerlichen Eindruck, nicht ob es mir gut geht oder ähnliches. Und außerdem war es nicht nur EINE Scheibe, es waren DREI insgesamt!" Shit, DAS wollte ich definitiv nicht auch noch sagen, aber jetzt war es zu spät!
Die Gesichtsfarbe meiner Mutter wechselte von hellrot auf dunkelrot. Sie sah aus, als würde sie gleich explodieren: ,,Jaqueline Marie Black, spinnst du denn vollkommen?! Du hast Hausarrest, bis die Schule wieder beginnt und morgen werden wir die Hausbesitzer aufsuchen und du Madame, DU wirst die Scheiben bezahlen!" 
Ich konnte nichts dagegen tun, aber auch mir platzte der Kragen: ,,Und wenn schon! Das ist mir sowas von egal! Und wenn du glaubst, dass du mich hier einsperren kannst, dann täuschst du dich aber gewaltig, denn ich werde tun und lassen was ich will, auch wenn du dich auf den Kopf stellst. Außerdem bin ich nicht die Einzige die die Wut an etwas anderem auslässt. Wer hat mich denn geschlagen?! Jack und Grandma waren's jedenfalls nicht! Ich wünschte ich hätte eine andere Mutter, denn die bist du ab jetzt nicht mehr!"
Ohoh, meine Mutter stand auf und kam, die Hand gehoben auf mich zu. Sie wollte mich wieder ohrfeigen. Natürlich hätte ich normalerweise weggehen können, aber irgendwie ließen sich meine Beine nicht bewegen. So sehr ich es auch wollte und versuchte -  es ging einfach nicht. In dem Moment ertönte ein lautes, bedrohliches Knurren, direkt neben mir, sodass meine Mutter in der Bewegung inne hielt und von mir weg sah. Auch ich sah zu meiner Linken, wo doch tatsächlich Jack neben mir stand: Zähne gefletscht, die Augen zusammengekniffen und in Angriffshaltung. Er machte zwei Schritte auf meine Mutter zu, die zurückwich und knurrte noch einmal. Ohne die Szene weiter zu verfolgen drehte ich mich um und rannte aus dem Wohnzimmer - vorbei an meinen Großeltern, die Treppe hinauf und in mein Zimmer, wo ich mich sofort aufs Bett warf. Ohne wirklich zu wissen wieso, brach ich in Tränen aus.
Später irgendwann klopfte jemand an die Tür, doch ich schrie nur, dass ich alleine gelassen werden wollte, woraufhin das Klopfen verstummte. Auch Jack tauchte nicht auf - vielleicht hatte ihn irgendwer in sein Körbchen geschickt, wo er nun versauerte oder schlief.
Eigentlich war es mir ganz Recht, denn so konnte ich Musik anmachen und so laut zu hören wie ich wollte, ohne befürchten zu müssen, dass er am Ende taub sein würde. Ich steckte meinen Ipod in die Anlage und ging auf mein Lieblingslied: Half a Heart von einer Band namens One Direction. Cassie war ein Riesenfan von denen, wodurch ich auch ein paar Lieder bekommen hatte.
Sie wusste alles über die Band, aber jedes Mal wenn sie zu einem Vortrag angesetzt hatte, hatte ich abgeschaltet, sodass ich nicht mehr wusste als das One Direction aus 5 Jungs bestand, die alle irgendwie fast gleichalt waren. Mehr musste ich auch ehrlich gesagt nicht wissen, schließlich weiß ich über Bruno Mars ja auch nicht mehr als seinen Namen und außerdem kann ich mir sinnvolleres merken als 5 Namen, die mir nie irgendwie nützen werden.
Naja, zurück zum eigentlichen. Ich lag also auf dem bett und hörte in einer Wahnsinnslautstärke Musik von einer Band, über die ich nicht mehr wusste als ihren Namen, als mir auf einmal wieder etwas einfiel. Morgen um 15 Uhr war ich ja verabredet und nicht nur mit irgendwem, sondern mit dem süßestem Jungen den ich je gesehn hatte. Halt Jacky! Nicht so denken! Ok, auf jeden Fall hatte ich eine Verabredung zu der ich nicht hinkonnte. Ich hatte ja Ausgeh-Verbot. Aber wenn ich an diese wunderschönen Augen dachte, dieses klare blau....sollte ich das Verbot wirklich einfach akzeptieren? Es zwang mich ja eigentlich niemand dazu, auch wenn ich danach mit noch mehr Ärger rechnen konnte.
Aber das war es wert, das war ER wert! Die einzige Frage die blieb war, wie ich aus dem Haus kommen sollte.

The Story of my Life (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt