Als ich zwei Stunden später auf die Uhr sah, war ich erst mal geschockt. Ich hatte nicht erwartet, dass ich so lange gespielt hatte, aber wer ein Instrument spielt weiß, wie leicht man alles um sich herum vergisst und sich vollkommen der Musik hingibt, während man spielt. Vorsichtig ging ich zur Tür und guckte durchs Schlüsselloch: Niemand zu sehen! Also schloss ich die Tür auf und öffnete sie.
Als ich hinausging wäre ich fast auf Jack getreten, der es sich vor der Tür bequem gemacht hatte und mich nun vorwurfsvoll ansah. Ich kraulte ihm kurz den Bauch und ging anschließend in mein Zimmer, wo allerdings schon jemand auf mich wartete - nämlich meine Mutter. Einfach mal darauf hoffend, dass sie mich noch nicht bemerkt hatte, ging ich rückwärts wieder hinaus. Doch ich hatte meine Rechnung ohne die Kommode im Flur gemacht, gegen die ich leider lief.....mit der verletzten Hand. Ein heftiger Schmerz durchzuckte mich, sodass ich aus Reflex die Hand an den Bauch presste und auf die Knie ging. Ohne das ich etwas dafür konnte fing ich an zu weinen. Nur damit wir uns verstehen: ich bin keine Heulsuse, es tat bloß sch**ße weh und wenn einem die Tränen in die Augen schießen, kann man nicht wirklich viel dagegen tun. Das hier hatte mal wieder bewiesen, dass ich nicht rechnen kann! Es hatte vielleicht nicht viel mit Mathe zu tun, aber wenn man ein Variable, oder in dem Fall eben eine Kommode vergisst, kann bei der Rechnung schonmal nur totaler Schrott herauskommen, was ich gerade leider mehr als schmerzhaft feststellen musste.
Und da man nicht gerade leise gegen Kommoden rennt, hatte meine Mutter das natürlich mitbekommen, stand im Türrahmen und sah auf mich herab. Als sie sah, dass ich weinte, schien ihr Mutter-beschützungs-instinkt die Wut zu überwiegen, sodass sie sich neben mich setzte und mich in den Arm nahm. Ich glaube, ich habe damals nicht nur wegen dem körperlichen Schmerz geweint, sondern auch wegen dem seelischen, wegen Jamie, meinen Eltern und Vincent.
Mir gelang es einfach nicht mit dem Weinen aufzuhören. Nach einer Weile, fing auch meine Mutter an zu weinen und entschuldigte sich doch tatsächlich bei mir: ,,Jacky....das...hätte...ich...nicht...machen...dürfen!"
Erst einmal war ich sprachlos. Natürlich hätte sie mich nicht schlagen dürfen, aber ich hatte mich ja auch echt blöd verhalten, sodass es durchaus verständlich gewesen war. Ich nickte, als Bestätigung, dass ich die Entschuldigung wahr- und angenommen hatte. Nach einer Weile traute ich mich dann die Frage zu stellen, die mir seit wir hier hergekommen waren, immer auf der Zunge gelegen hatte und jetzt nicht mehr unausweichlich war: ,,Und was jetzt?"
Versteht ihr es wenn ich euch sage, dass ich damit nicht nur meinte was wir jetzt machen sollten, sondern generell wie es weitergehen sollte? Meine Mutter hatte mir nie mehr gesagt, als das wir fliegen und ich in London zur Schule gehen würde.
Ich konnte vor allem nicht glauben, dass wir noch gar nicht lange hier waren, schließlich hatte ich schon so viel Mist gebaut. Nach einer langen Pause antwortete sie mir: ,,Wir werden gleich erstmal essen und zu den Leuten mit den Scheiben gehen und sie ihnen bezahlen! Und dann.....sehen wir weiter und lassen erst einmal alles auf uns zukommen." Ich nickte wieder, diesmal als Bestätigung, wobei ich mich innerlich verfluchte. Meine Mutter hatte noch keine neue Arbeit, was bedeutete, dass wir im Prinzip auch kein oder kaum Geld zur Verfügung hatten. Mit den Scheiben hatte ich uns in eine noch schwierigere Situation gebracht, die nicht nur aus dem Geldproblem bestand, sondern auch aus den Nachbarn.
Was würden sie jetzt von uns denken? Sicherlich nichts gutes! In Deutschland hätte man uns mit Sicherheit direkt verklagt, ich mein, die meisten Anzeigen, die auf den Polizeirevieren landen, sind von den Leuten, die an ihren Nachbarn was auszusetzen haben - und sei es nur eine hohe Hecke, die die erlaubte Größe überschritten hat.
Hier in England war dieses deutsche Gehabe zwar nicht üblich, aber die Nachbarn hatten trotzdem einen schlechten Eindruck von uns bekommen - und ich war es schuld! Meine Mutter erhob sich als Erste, indem sie sich an der *hust* sch**ß *hust* Kommode hochzog. Auch ich stand auf, allerdings mit einem extra Sicherheitsabstand zum eben genannten....hm....Monsterding! Das beschreibt es wohl am besten.
Als wir das erste Mal zusammen, ohne uns anzuschreien die Treppe hinunter in die Küche liefen, verfolgte uns das leise Tapsen von Hundepfoten.
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The Story of my Life (1D FF)
Fiksi PenggemarBei der 17-jährigen Jacky geht auf einmal alles schief was schief gehen kann und sie kann nicht einmal etwas dafür. Nach der Trennung ihrer Eltern findet sie sich in London bei ihren schrecklichen Großeltern wieder. Den einzigen Trost spenden ein Hu...