⁕one⁕

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"735..."

Fassungslos starrte ich auf meinen Block und ich könnte schwören, dass ich Tränen in meinen Augen spürte.

War nun wirklich alles umsonst gewesen?
Die 3 Tage hungern mit maximal 200 Kalorien am Tag...
Was ist, wenn ich nun alles wieder zunehme, was ich in dieser Zeit verloren hatte... Das darf nicht sein nein nein nein... Bitte nicht

Bevor die ersten Tränen meine Augen verlassen konnten, fasste ich mich wieder und rechnete erneut.

"... 52 für den Apfel... Plus 67 für die Weintrauben..."
Immer mehr kleinere Sachen häuften sich
"... Und noch 200 für das verfickte Sandwich, dass ich mit meiner Mum essen musste..."
Noch während ich diese Worte aussprach und ich immer mehr realisierte, dass ich richtig gerechnet hatte, kamen mir die Tränen.

Wie schon so oft liefen sie meine Wangen hinunter, als ob sie nichts stoppen könnte.
Ich erinnerte mich daran, wie sie mir zum ersten Mal wegen Mobbing begegneten...
Ich war gerade mal 4 Jahre alt und im Kindergarten. Vielleicht wurde ich auch schon davor gemobbt aber kann mich nicht mehr dran erinnern... Wer weiß...
Jedenfalls ist dies das erste Erlebnis was ich damit in Verbindung brachte und woran ich mich erinnern kann.
Ich weiß noch, dass ich mit meiner Familie am Tag davor neu nach Seoul gezogen war.
Meine Mum fuhr mich also direkt am Tag danach in den Kindergarten.

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"Na Schatz, freust du dich schon?" fragte meine Mum lächelnd nachdem sie mich angeschnallt, sich auf den Fahrersitz gesetzt hatte und losfuhr.
"JAAAAA!" strahlte ich sie vom Rücksitz an und klatschte voller Vorfreude in die Hände.

"Das freut mich mein Schatz! Du findest bestimmt viele neue Freunde, denn wer könnte meinen Kookie nicht einfach lieb haben?"
Daraufhin lachte ich glücklich auf und wir kamen auch schon bald an.

Meine Mum stieg aus, schnallte mich ab und gab mir noch meinen kleinen Rucksack mit einem sandwich, trinken und meinem Lieblingskuscheltier mit.

Zum Abschied knuddelte sie mich noch einmal fest durch und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Viel Spaß, Kookie! Du schaffst das! Ich hab dich ganz doll lieb. Papa holt dich dann in ein paar Stunden wieder ab... Hoffentlich bekommt er wenigstens das hin... Bis dann mein Schatz!"

Und schon stieg sie ins Auto und ließ mich alleine vor dem großen Gebäude stehen. Es war wie viele Kindergärten bunt gestrichen und es führte eine kleine Treppe hoch zum Eingang.

Als ich dann im Eingangsbereich stand, kam mir gleich eine nette Frau entgegen und fragte nach meinem Namen.
"Jeon Jeongguk hehe" antwortete ich ihr.
"Ach stimmt, unser Neuzugang." lächelte sie mich freundlich an.
" Ich bin deine Erzieherin Frau Lee! Am besten führe ich dich erstmal ein bisschen herum. Na dann komm mal mit."

Sie nahm mich an der Hand und zeigte mir einmal das Gebäude. Wir kamen am Speisesaal, an Toiletten und natürlich auch Gruppenräumen vorbei.

An einem stoppte sie und öffnete die Tür.

Sofort blickten mich viele Augenpaare an und ich war in dem Moment etwas eingeschüchtert. Die Hand von Frau Lee hielt ich nun ein bisschen fester, was sie aber anscheinend nicht störte.

"Hallo alle zusammen! Tut mir leid, dass ihr ein bisschen warten musstet aber wie ich sehe, ist nichts zu bruch gekommen! Sehr gut!" lachte Frau Lee leicht neben mir.

"Meine Lieben, heute bekommen wir Neuzugang! Das ist Jeongguk. Stell dich doch bitte kurz vor, Kleiner."

Sie schaute zu mir runter und lächelte mich aufmunternd an.
Ich drückte ihre Hand Noch einmal leicht bevor ich etwas zu stammeln anfing.

"Ehm... Ehhh... A-Also ich b-bin Jeongguk und i-ich bin v-vier Jahre a-alt u-und joa..."

Sofort fingen ein paar Kinder an zu tuscheln. Einige begannen zu lachen.
Besonders eine kleine Gruppe von Jungen in meinem Alter schauten mich mit einem Blick an, den ich damals nicht verstand.

Was dieser Blick bedeutete und was sie tuschelten, sollte ich noch an diesem Tag herausfinden...

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𝐞𝐜𝐜𝐞𝐝𝐞𝐧𝐭𝐞𝐬𝐢𝐚𝐬𝐭 | 𝐭𝐚𝐞𝐠𝐠𝐮𝐤 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt