𝐞𝐜𝐜𝐞𝐝𝐞𝐧𝐭𝐞𝐬𝐢𝐚𝐬𝐭 | 𝐭𝐚𝐞𝐠𝐠𝐮𝐤

⁕twenty-seven⁕

Mein Kopf schnellte nach oben und für ein paar Momente saß ich regungslos da.
War das nun ein Klopfen gewesen oder nicht?

'Ist doch egal! Mach weiter du dummes Drecksstück!'

Meine offene Frage schüttelte ich schnell aus dem Kopf, setzte an und zog durch. Diesmal war der Schnitt direkt tief genug, sodass sofort Blut meinen Arm hinunter floss. Kurz beobachtete ich, wie dieser eine große Bluttropfen meinen Arm hinunter lief, bis zu meiner Schlagader. Ich hatte schon öfter überlegt einfach dort ein paar tiefe Schnitte zu ziehen... Manchmal war es wirklich sehr verlockend, aber irgendetwas in mir ließ es nicht zu...

Ich versetzte mir weitere kleine Schnitte, welche mir mittlerweile kaum noch wehtaten, da mein Körper diese feinen Schmerzen schon gewöhnt war. In zwischen spüre ich nur noch Glück, wenn dieses kleine Metallstück meine Haut durchdringt und meiner Seele für ein paar Minuten geholfen ist.

Ich weiß, dass es absolut nicht gesund ist was-

Schon wieder ein Klopfen?

Das kann doch nicht sein...
Ist bestimmt nur die Post oder so... Oder jemand von der Hausgesellschaft wegen Rechnungen. Damit kann ich sowieso nicht umgehen...

"Jeongguk?!"
Ich hatte die Badtür einen kleinen Spalt offen gelassen, wodurch ich diese Stimme hörte.
Ich konnte sie noch nicht genau zuordnen aber es gruselte mich etwas, da sie meinen Namen kannte... Damit fielen Post und Hausgesellschaft schon mal weg.

"JEONGGUK?!!"
schrie die Stimme lauter und es klopfte erneut. Nur diesmal war es weniger ein Klopfen sondern ein hämmern.

Ich saß regungslos da. Immer noch mit einem blutverschmierten Arm und meiner Klinge in der Hand. Würde ich so aufmachen, gäbe dies definitiv kein gutes Bild ab, wer auch immer das war.

"JEONGGUK! VERDAMMT ICH HAB MEIN HANDY VERGESSEN, MACH AUF!"

warte... Was... Taehyung?

Mein Herz begann auf einmal sehr schnell zu schlagen. Ich bekam Panik. Eigentlich wäre es ja ein leichtes eine Person abzuwimmeln, mit der man gerade nicht reden will. Sein Handy könnte ich ihm ja auch morgen mit in die Schule bringen.
Das Problem ist nur... Taehyung hat selbst gesagt, dass er hartnäckig ist. Er wird also nicht so leicht aufgeben und einfach gehen.

'Mach nicht auf! Willst du etwa, dass er dein wahres ich sieht?!'

Natürlich wollte ich das nicht... Aber... Vielleicht... Umarmt er mich nochmal, wenn ich dann aufmache. Eine neue Chance. Vorhin habe ich ja nicht erwidert... Drecksstimme...
Ich merkte immer mehr, wie sehr ich mich nach seiner Nähe auf einmal sehnte, nach seinen starken Armen, seinem Geruch, nach dieser Wärme...

"JEONGGUK! ICH HAB NOCH NEN TERMIN ALSO KOMM JETZT ZUR TÜR ODER ICH GEHE!"
Erneut nahm ich ein dumpfes hämmern war.
Ich wollte schon aufstehen und aufmachen... Jedoch-

'Wag es nicht!'

Ich kniff meine Augen zusammen, ließ die Klinge fallen und legte meinen Kopf in die Hände, welche angestrengt an meinen Haaren zogen. Ich stand unter Druck.
Nun war es eine Entweder-oder Entscheidung. Sollte ich auf die Stimme hören... Oder aufmachen...
Wenn ich hierbleibe, dann bleibt meine Ritzsucht zu 100% geheim und ich ergebe mich erneut der Stimme. Ich wäre erneut Taehyung gegenüber asozial und würde mich nur noch mehr hassen...

Wenn ich aufmachen würde, könnte es passieren, dass er es merkt, dass ich auffliege... Aber ich könnte ihn umarmen und dieses Gefühl, was er mir gibt, noch einmal erhaschen...

Und das will ich gerade mehr als alles andere.

"Fuck it." flüsterte ich leise und hob meinen Kopf entschlossen an.

Schnell stand ich auf, was sich als etwas zu schnell herausstellte.
Meine Beine wurden erneut schwach und klappten beinahe zusammen. Jedoch schaffte ich es gerade so mich am Waschbecken abzustützen und nach ein paar Sekunden fasste ich mich wieder.

Den linken Arm hielt ich einmal unters kalte Wasser, wodurch ich ein wenig aufzischte. So schnell es ging wusch ich mir das Blut ebenfalls von meinen Händen ab, sah noch einmal in den Spiegel um zu schauen, ob man auch kein Blut mehr sieht.

Als dies der Fall war, lief ich schnell aus dem Bad in den Flur.
Ich war bereit. Ich hatte der Stimme widersprochen und war bereit Taehyung zu umarmen.
Einmal in meinem Leben war ich stolz auf mich selbst und lächelte sogar ein wenig in mich hinein.
Für einen kurzen Moment schaffte ich es meine Probleme zu vergessen - wohlgemerkt ohne die Klinge.

Ich erreichte auch schon bald die Tür und zog sie mit einem Schwung auf.

"Taehyung ich-"

Vor der Tür stand niemand.
Ich sah mich einmal kurz im Treppenhaus auf unserer Etage um.

"T-Taehyung?" ich schluchzte schon ein wenig. Wo ist er hin?

Ich drehte mich noch einmal zur Wohnungstür und mir fiel ein kleiner Zettel auf, der im Blumengesteck hing, welches meine Mum von ihrer Freundin auf der Arbeit zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
Ein paar Schritte setzte ich nach vorne und nahm den Zettel in die Hand.

Tut mir leid, Kleiner. Ich hab wirklich noch einen Termin und muss mich beeilen. Bring mir bitte mein Handy morgen mit in die Schule. Du weißt ja wo ich sitze ;)
-Tae

Nun liefen doch mehr Tränen als erwartet meine Wangen hinunter und tropften auf das kleine Zettelchen, sodass ein paar Buchstaben, welche mit Füller geschrieben wurden, verschwommen.
Taehyung war weg, ich hatte ihn verpasst. Ich konnte ihn nicht mehr umarmen.

Mein Stolz verflog so schnell, wie er gekommen war.
Hätte ich mich doch bloß eher getraut...

'Tja, hast es halt einfach nicht verdient.'

Ich hasse dich.

'Yep, ich dich auch. So und jetzt mach das Blut von den Badfließen weg, bevor Mum nach Hause kommt. Sie muss doch nicht sehen, was du für eine Enttäuschung bist.'

Unterwürfig nickte ich und ging zurück in die Wohnung.

Im Bad wischte ich schnell das Blut auf und wusch meine Klinge so gut es ging ab.
Meine Magen knurrte ab und zu, was ich gekonnt ignorierte.

Immer wieder kamen mir Gedanken, wie schön es hätte sein können, Taehyung zu umarmen... Aus eigenem Willen... Wie glücklich ich gewesen wäre, wegen einer simplen Umarmung, welche für normale Menschen Alltag ist.

Aber ich bin nicht normal. Ich bin alles andere als normal.
Wäre ich ein normaler Mensch mit einem normalen Leben, selbst wenn es nur Durchschnitt wäre, wäre ich zufrieden. Wäre ich glücklich.

Ich bin kaputt. Viel zu sehr kaputt um ein normales Leben zu haben.

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Hallo,
Ateez kommen an einem Mittwoch nach Deutschland.

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