-SICHT MIRA-
Was war das denn bitte?
Die Sache mit Reiner war ja jetzt nicht nichtmal so das, was mich aufgeregt hat... Aber dieser Traum... So einen hatte ich schon lange nicht mehr.
In der Zeit nach ihrem Tod hatte ich jede Nacht so einen Traum. Das ging sogar so weit, dass ich manchmal tagelang nicht schlafen wollte. Immer wenn ich meine Augen geschlossen habe, hatte ich sie vor mir. Mama und Moritz... Wie sie im Auto sitzen... Wie sie lachen... Wie sie von Reiner angefahren werden... Wie sie daliegen... Wie ich sie im Sarg das letzte mal gesehen habe... Wie die braunen Kästen aus der Kirche getragen werden... Wie sie langsam unter der Erde verschwinden... Ich sehe ihre Augen... Höre ihre Stimme... Wie sie für mich singt... Wie sie mich tröstet... Wie sie lacht... Denke an die Zeit zurück, wo wir so glücklich waren... An den Urlaub mit Moritz, Mama und Max in Palermo. Ich liebe diese Stadt einfach. Es gibt für mich keinen schöneren Ort auf dieser Welt als den Strand dieser Stadt. Es ist einfach traumhaft dort. Die Stadt an sich ist einfach wie aus einer anderen Welt... Ich war seit diesem Urlaub nie wieder da... Ich vermisse es, in ihrem Arm einzuschlafen... Ihren sanften Kuss auf meinen Haaren, wenn ich mich schlafen gestellt habe und sie es eigentlich genau wusste... Trotzdem hat sie mir diesen Kuss gegeben... Ich habe diesen einen Kuss immer so geliebt... Ihn aber nie wirklich zu schätzen gewusst... Bis ich ihn nicht mehr hatte... Wincent's Kuss gerade hat mich so sehr an ihren erinnert... Scheisse! Ich darf mich nicht schon wieder so da rein steigern... Ich muss jetzt echt einschlafen... Bitte bitte bitte Universum... Lass mich mit diesen Träumen in Ruhe..."Guten morgen meine Schöne" werde ich sanft von Wincent geweckt.
Ich habe tatsächlich gut geschlafen... Zwar nicht unbedingt tief, aber einigermassen ruhig.
"Morgen" lächle ich ihn leicht an.
Lächelnd legt er seine Lippen auf meine.
Er will sich schon lösen, nur will ich mehr. Ich intensiviere den Kuss und lasse meine Hände von seinem Nacken zu seiner Brust gleiten. Ich bitte mit meiner Zunge um Einlass, welchen er mir auch nur allzu gern gewährt. Wincent grinst in den Kuss hinein, während er uns umdreht, sodass ich nun auf ihm sitze.
Quälend langsam schiebt er seine Hände meinen Rücken entlang unter mein Schlafshirt. Naja, eigentlich ja sein Shirt. Nur habe ich wahrscheinlich schon die Hälfte seines Kleiderschrankes für mich beansprucht. Ich liebe einfach die Sachen einfach. Vor allem in seinen Hoodies fühle ich mich unglaublich wohl.
Ich löse mich etwas aus dem Kuss, um ihn ansehen zu können.
"Du bist unglaublich" haucht er mir entgegen.
"Morgen im Hotel" flüstere ich ihm noch zu, bevor ich ihn nochmal kurz küsse und dann aufstehe.
Während ich mir schnell etwas anderes überziehe, beobachtet Wincent mich ganz genau.
Eigentlich ist mir sowas immer total unangenehm, aber irgendwie nicht vor ihm. Wenn man meine Narben noch sehen würde, wäre das glaube aber was anderes. Ich habe schon damals ewig gebraucht, bis ich mich überhaupt mal wieder in kurzen Hosen, Croptops oder so vor die Tür getraut habe. Mein Körper war schwach... Ich wollte mich so nicht vor anderen zeigen. Ich trug nur weite und lange Klamotten. Jeden Tag habe ich noch etwas an meinem Körper gefunden, was mich störte. Dabei gab es eigentlich gar nichts. Trotzdem habe ich etwas gefunden... Erst durch den Krankenhausaufenthalt und die Therapie habe ich das in den Griff bekommen. Erst dort habe ich gemerkt, wie schlecht es mir eigentlich wirklich ging. Ich war am Ende.
"Süsse?" holt mich die sanft raue Stimme von Wincent aus den Gedanken.
"Mh?"
"Du warst grad ganz schön weggetreten... Alles okay?"
"Ja... Wirklich" lächle ich ihn an.
Es ist ja auch alles okay. Mir geht es wieder gut.
Bei dieser Phase meines Lebens haben mich nur meine Max und Lukas begleitet. Sie waren da. Sie haben mich unterstützt. Sie waren an meiner Seite. Sie sind die einzigen, die diese Mira kennen... Beziehungsweise kannten. Sie existiert nicht mehr und ich will sie auch nie wieder in mein Leben lassen."Also, jetzt ist erstmal Aufbau, dann Mittag, danach Soundcheck und dann erstmal zwei Stunden Pause, bevor der Einlass anfängt" erklärt Amelie den Plan, als wir alle zusammen im Backstage am Tisch sitzen und etwas frühstücken.
"Und deinen Sport kriegst du während des Aufbaus" erinnere ich Wincent noch.
"Ok" gibt er nur etwas weggetreten von sich und tippt weiter auf seinem Handy herum.
Wir essen noch auf und dann machen Amelie und ich uns auch schon in die Halle, um dem Aufbau zu erledigen.
Eins muss ich schon sagen, die Westfalenhalle ist wirklich riesig.
"Schon krass... Später ist die Halle komplett voll. Ausverkauft eben..." kommt es von Amelie.
"Ja... Der Wahnsinn..."
"Na dann wolln wir mal... Immerhin soll nachher ja auch alles klappen."
Wir machen uns also an die Arbeit und ausnahmsweise klappt mal alles genau nach Plan.
"Schon schön, wenn mal alles klappt, oder?" lacht Amelie dann, als wir auf dem Weg in den Backstage zum Mittagessen sind.
"Wär schon echt chillig, wenn das immer so ablaufen würde" steige ich mit ein.
"Aber irgendwo dann auch wieder langweilig."
"Da hast du wahrscheinlich Recht."
Dann sind wir auch schon am Buffet angekommen. Wir schaufeln uns etwas auf die Teller und setzen uns dann an den Tisch, wo auch schon die anderen sitzen.
"Sah bei euch heute ja ganz schön chillig aus" lacht Wincent mich von der Seite an.
"Joa, war mal ne schöne Abwechslung so ohne den Stress, wenn mal alles funktioniert" lächle ich.
"Ach, ihr kennt mich doch... Wenn ihr lieb fragt, finde ich bestimmt noch etwas Schönes."
"Untersteh dich" wirft Amelie ihm einen bösen Blick zu "Vergiss nicht, wer deinen Terminplan macht. Ich könnte dir bestimmt auch mal so um 4 Uhr morgens nen Radiointerview reinquetschen."
"Ach, so nen entspannten Tag haben wir doch alle mal verdient und ich glaube ich finde auf die Schnelle eh nix" ist er plötzlich wieder ganz brav, was mich leicht schmunzeln lässt.
Amelie strahlt siegreich in die Runde.
Wir essen noch gemütlich auf und haben jetzt noch eine halbe Stunde, bis der Soundcheck beginnt.
"Ich geh nochmal kurz raus... Komme aber pünktlich zum Soundcheck in die Halle" sagt Wincent plötzlich.
Er steht vom Tisch auf und gibt mir noch einen liebevollen kurzen Kuss, bevor er aus der Tür verschwindet.
Irgendwie ist er total komisch. Er hängt die ganze Zeit am Handy und schreibt mit irgendwem.
Gerade ist er ja auch erst aufgestanden, als er eine Nachricht bekommen hat.
Naja...
Wir unterhalten uns noch eine Weile, bis wir uns dann gemeinsam auf den Weg zur Bühne machen.
"Wo bleibt der denn?" frage ich in den Raum, da Wincent schon 5 Minuten zu spät ist.
Die anderen zucken nur mit den Schultern... Irgendwie komisch... Die wissen doch was... Ich sehe doch, wie sie sich wissende Blicke zuwerfen...
"Kennst ihn doch... War ja eigentlich klar, dass er etwas zu spät kommt" winkt Amelie nur ab.
"So hast du ihn doch auch schon kennengelernt" grinst Manni.
"Stimmt auch wieder" lache ich.
Er ist ja immerhin schuld, dass die Jungs damals 25 Minuten zu spät am Bus aufgetaucht sind.
Plötzlich werde ich stürmisch von hinten umarmt.
Das gibt's jetzt nicht.
"Hä?" lache ich.Hach... Diese Tage, wo man morgens einfach hätte im Bett liegen bleiben sollen😩😒
Ich freu mich aber schon, wenn die Kapitel kommen, die ich jetzt grade schreibe😂💪
Es wird auf jeden Fall was zu lachen geben... Nur für wen?😂
Ich komm in die Hölle😂😅😊
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Mittendrin im Leben
FanficMira studiert Musikmanagment und trifft während ihres Praktikums auf Wincent . Sie verstehen sich von Anfang an sehr gut . Kann es sein , dass da doch mehr als nur Freundschaft ist ? Und schafft sie es, über ihren Schatten zu springen und ihm die W...