Teil 10: Freude (1)

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Platsch!

Der Ball landet direkt im letzten Becher und wir haben gewonnen.

Ich freue mich so, dass ich Hendrik um den Hals falle und ihm ohne nachzudenken einen kleinen Kuss auf die Wange gebe.

Als mir bewusst wird, was ich da gerade getan habe, löse ich mich schnell wieder von ihm.

Was ist denn nur los mit mir?
So bin ich doch sonst nicht.

Ich reiche den beiden Jungs die vollen Becher, die sie noch austrinken müssen und traue mich gar nicht zu Hendrik zu schauen. Spätestens jetzt hält er mich doch für total verrückt. Wie kam ich auch nur auf die dumme Idee ihm einen Kuss auf die Wange zu geben?

Schließlich wage ich doch wieder einen Blick zu ihm und sehe, dass er ein leicht gerötetes Gesicht hat.
Vorsichtig fährt er sich mit der Hand über die Stelle, an der ich ihm einen Kuss gegeben habe.

Moment!
Hat ihm etwa der Kuss gefallen?
Zu gerne würde ich jetzt seine Gedanken lesen.

Nachdenklich gehe ich zu Anne und den anderen und lasse Hendrik hinter der Tischplatte alleine stehen.

Auf dem Sofa ist zum Glück noch ein Plätzchen frei und ich quetsche mich neben Anne und einen Typen, der verdammt nah neben ihr sitzt und seinen Arm um sie gelegt hat.

"Ich habe noch nie in der Dusche gefurzt", höre ich einen jungen Mann sagen und die Hälfte aller Männer beginnt zu trinken, während sich die Mädchen angewiedert anschauen.

"Too much information", ruft Anne und denkt sich schnell etwas Neues aus.

"Ich habe noch nie mein T-Shirt in der Öffentlichkeit ausgezogen", sagt sie gekonnt und schaut erwartungsvoll in die Runde.

Zwei Männer und mir ein unbekanntes Mädchen trinken belustigt, während ein paar andere Applaus pfeifen.

Am Liebsten würde ich laut Ausziehen! rufen, aber ich lasse es lieber sein.
Wer weiß, was ich dadurch sonst noch zu Gesicht bekomme, was ich eigentlich niemals sehen wollte.

Während ich angewidert über meine Gedanken den Kopf schüttele, sehe ich, wie Hendrik sich auf den Boden neben uns setzt um mitzuspielen.

"Ich bin dran!", ruft er laut.
"Ich habe noch nie auf einer Party ein Einhornkostüm getragen", fügt er belustigt hinzu und trinkt einen großen Schluck.

Die Runde fängt herzlich an zu lachen.

"Hendrik. Du solltest Dinge nennen bei denen du nicht mittrinken musst", antwortet Anne lachend und gibt ihm einen leichten Faustschlag auf die Schulter.

"Ansonsten wird die Runde hier für dich sehr kurz", füge ich schnell hinzu.

"Egaaaaaaal!", antwortet er amüsiert.

Im Hintergrund ertönt das Lied "Du musst saufen" und Hendrik singt aus voller Kehle mit.

"Morgens, Mittags, Abends du musst saufen. Wir haben durst."

"Schon lustig so ein Einhorn das Ballermann-Lieder singt", sage ich in die Runde, worauf Hendrik mir gekonnt die Zunge raus streckt.

"Jetzt bist du dran Liss", sagt Anne zu mir und sieht mich erwartungsvoll an.

Ohje. Was soll ich nur nehmen?
Ich bin unter Druck immer so unkreativ.
Alle starren mich an und ich rutsche nervös auf dem Sofa hin und her.

"Ähm."

Ich will ja schließlich nicht jede peinliche Situation von meinem Leben preis geben.

Ich überlege und überlege, als mir endlich etwas Gutes einfällt.

1. Ich hatte noch nie eine Ninja Turtles Unterhose an

2. Ich habe noch nie jemand fremden auf einer Party geküsst

Und plötzlich warst du da (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt