Teil 13: Gut gemeinter Rat (2)

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"Was denn?" frage ich angespannt und schaue sie erwartungsvoll an.

"Sei bitte vorsichtig! Ich will euch nicht als Freunde verlieren".

Dabei drückt sie mich so inständig an sich, dass ich kaum mehr atmen kann.

"Anne", presse ich mit letzter Luft hervor und spanne meinen Kiefer an.

"Oh, entschuldige", sagt sie hastig und lockert ihren Griff wieder.

"Ich habe nicht vor eure Freundschaft oder auch unsere Freundschaft kaputt zu machen", antworte ich ehrlich, schaue ihr vertrauensvoll in die Augen und drücke ihre linke Hand.

"Und zudem kenne ich Hendrik erst einen Tag. Verrückt, dass er überhaupt schon zu einem Thema geworden ist über das wir sprechen müssen."

Ich schüttel erstaunt meinen Kopf und bringe sie so zum schmunzeln.

"Und für mehr als nur Freundschaft gehören auch immer zwei dazu. Ich weiß ja nicht mal wirklich, was er von mir hält", gestehe ich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.

Bevor wir uns hier irgendwas ausmalen, sollte ich erst Mal in Erfahrung bringen wie er zu dem Ganzen steht. Genau genommen wie er zu MIR steht. Vielleicht spielt er einfach nur gerne mit Gefühlen.

"Sein Interesse hast du auf jeden Fall geweckt. Das kann ich dir sagen.", eröffnet mir Anne und versucht mich zu kitzeln, damit ich endlich wieder lache.

Ich mache einen Satz zur Seite.

"Hee! Was soll das?"

Fix versuche ich sie ebenfalls zu kitzeln und so liegen wir beide kurze Zeit später aus vollem Hals lachend auf dem Bett.

Eins muss man Anne lassen. Sie weiß wirklich wie sie meine Stimmung wieder heben kann.
Ich bin echt froh, dass sie meine Freundin ist.

Überraschend klopft es an der Tür und Hendrik streckt vorsichtig seinen Kopf herein. Noch bevor er etwas sagen kann, brüllt Anne "Frauengespräch" und scheucht ihn wieder aus dem Zimmer.

Ich lache amüsiert und bin froh, dass sie ihn wieder raus geschickt hat, denn Lust auf eine Rechtfertigung für meine beschämende Reaktion vorhin, habe ich nicht.

"Bist du dir sicher, dass ich sein Interesse geweckt habe?" frage ich Anne zweifelhaft und kaue mir nachdenklich auf der Unterlippe herum.

"Boah, wo ist denn dein Selbstbewusstsein hin?", ärgert sie mich und stößt mir leicht einen Ellenbogen in die Seite, worauf ich schmunzeln muss.

"Auf jeden Fall, Miss Minderwertigkeitskomplex!" sagt sie und sieht mich vorwurfsvoll an.

"Ich kenne ihn jetzt schon ziemlich lange und so wie er sich heute benommen hat, glaub mir Schätzchen, so benimmt er sich sonst nie."

"Echt?" erwidere ich immer noch ungläubig und könnte mir dafür am Liebsten auf die Zunge beißen.

Selbstbewusstsein ade!

"Klar!", antwortet Anne kopfschüttelnd.

"Er ist nicht so der Mensch, der gerne bei Partyspielen mitmacht und heute hat er sich bei allem ohne wenn und aber beteiligt. Sonst sitzt er eigentlich nur mit seinem Alkohol in der Ecke und quatscht anderen das Ohr ab. Ich glaube, dass er einen Narren an dir gefressen hat."

Ihre Worte lassen mein Herz höher schlagen.
Einen Narren an mir gefressen?
Diese Ausdrucksweise gefällt mir und ich erröte leicht.

"Er hätte dich auch vorhin ohne zu zögern geküsst und jetzt hat er sogar geklopft um nach dir zu sehen. Wenn das nicht für ekelhafte Zuneigung steht, dann weiß ich auch nicht", sagt Anne belustigt und ich kann nicht anders als ihr jetzt in die Seite zu boxen.

Sie lacht erheitert und reibt sich sachte ihre Seite.

"Du musst doch zugeben, dass ich Recht habe, oder?"

Sie sieht mich erwartungsvoll an und weiß genau, dass ich ihr nicht gerne Recht gebe, aber diesmal komme ich nicht drum herum. Ich beiße in den sauren Apfel, seufze und schenke ihr die Worte auf die sie schon sehnlichst wartet.

"Du hast Recht."

Triumphierend macht sie einen halben Luftsprung.

"Endlich habe ich Mal Recht. Das fühlt sich so gut an."

Sie klingt dabei so überheblich, dass ich nur mit dem Kopf schütteln kann.

Dann sagt sie:

"Du, ich gehe wieder zu den anderen. Bleib ruhig noch solange hier drin, bis es dir wieder gut geht."

Ich nicke und da ist sie auch schon wieder durch die Tür verschwunden.

Dank Anne geht es mir mittlerweile schon wieder gut, was mich aber daran hindert dieses Zimmer zu verlassen ist das unangenehme Gespräch, das mir mit Hendrik bevor stehen wird. Er wird es bestimmt nicht einfach gut sein lassen...

Als ich es einen Moment später doch schaffe meinen ganzen Mut zusammen zunehmen, erhebe ich mich vom Bett, laufe zur Tür, atme noch einmal tief durch und drücke dann die Klinke herunter.

1. Hendrik im Flur auf dem Boden mit einer Flasche Alkohol erblicken.

2. Hendrik suchen gehen.

Und plötzlich warst du da (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt