Teil 114: London (2)

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Mir bleibt die Spucke weg.

"Wann?"

"Morgen Abend soll ich los fliegen."

"Und für wie lange?"

"3 Monate."

Nein. Nein. Nein.
Das darf nicht wahr sein...
Geschockt sitze ich am Tisch und bekomme kein Wort mehr heraus.

"Liss..."

Hendriks Stimme zittert.
Er versucht mich an sich zu ziehen, doch ich wehre ihn instinktiv ab.
Das ist mir einfach zu viel.
Kaum hat man das Gefühl, dass endlich alles perfekt zu sein scheint, schon bricht die heile Welt wieder ein.
3 Monate.
3 verdammte Monate!
Einfach viel zu lange für etwas, dass erst vor zwei Wochen begonnen hat...

Hendrik sieht mich verzweifelt an.

"Liss, ich weiß, dass das jetzt ziemlich kurzfristig kommt, aber ich glaube, wir schaffen das. Wir können jeden Tag skypen und ich verspreche dir ganz viel zu schreiben. Bitte gib dem Ganzen eine Chance. Ich...ich will dich nicht verlieren..."

Seine Worte dringen nur dumpf an mein Ohr.
Wir schaffen das?
Wie kann er das nur so selbstsicher behaupten?
Wir sind einfach erst zu kurz zusammen für so eine... Prüfung.

Ich starre auf den Tisch, weil ich immer noch nicht weiß, was ich sagen soll.

War's das jetzt?
Ist es vernünftiger, es gleich zu beenden?
Oder lieber versuchen und kläglich scheitern?
Seine Versprechungen klingen schön, aber ich glaube nicht, dass das funktionieren wird.
Mein Kopf droht zu platzen. Ich brauche dringend Ruhe.
Ruhe um über alles nachzudenken.

"Ich glaube du solltest jetzt gehen...", sprudelt es plötzlich aus mir heraus.

"Was?"

Schockiert schaut mich Hendrik an.

"Aber Liss..."

"Bitte!", flehe ich.

Ich kann das alles nicht jetzt mit ihm ausdiskutieren.

Er schluckt laut hörbar.

"Ok."

Dann steht er auf, nimmt seine Sachen, wirft mir einen letzten traurigen Blick zu und verlässt stumm das Haus.

Als ich höre wie die Tür ins Schloss fällt, schießen mir Tränen über die Wangen.

Hendrik

War's das jetzt?
Hat sie, indem sie mich rausgeworfen hat Schluss gemacht?
Ich hoffe nicht...
Mein Herz blutet und tut so weh, als hätte man es mir gerade gnadenlos aus der Brust gerissen.
Wieso muss das ausgerechnet jetzt passieren?
Mein Chef hatte eigentlich versprochen, dass ich nach den letzten Jahren nicht mehr im Ausland arbeiten muss...
Soll ich ihm sagen, dass ich meinen kranken Kollegen nicht vertreten kann?
-
Ich bin einer seiner wichtigsten Entwickler in diesem Projekt...
Ich kann nicht einfach absagen!
Das wäre das Ende für meine Karriere...

Verzweifelt setze ich mich auf eine Parkbank und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.

1. Beschließen, nochmal mit deinem Chef zu reden.

2. Abwarten und mit Liss nochmal darüber reden.

Und plötzlich warst du da (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt