Teil 112: Hunger (2)

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Ich schaue ihn fragend an, doch er sagt nur:

"Langsam habe ich einen Bärenhunger. Lass uns runter gehen und was frühstücken."

Dabei streicht er sich hungrig über seinen Bauch.

Als er auf mich zu kommt und mich an meinen Händen vom Bett hoch ziehen will, weigere ich mich.

"Hendrik, wer war das?"

Fordernd schaue ich ihm tief in die Augen.
Sein Blick wird auf einmal trüber und er lässt seine Schultern hängen.

Diese Reaktion von ihm gefällt mir ganz und gar nicht.

Verlegen streicht er sich durch die Haare.

"Können wir da bitte später drüber sprechen?", bringt er schließlich total unsicher hervor.

"Du weißt doch wie ungeduldig ich bin", gestehe ich.

"...also nein. Vor allem nicht, wenn es dich so zu verunsichern scheint."

Erwartungsvoll stelle ich mich vor ihn hin.
Mein Blick ist mittlerweile eiskalt geworden, was Hendrik noch viel nervöser zu machen scheint.

"Bitte...Liss", fleht er schon fast.

Er schaut dabei so verletzt, dass es mir fast leid tut ihn so zu bedrängen.

Vorsichtig versucht Hendrik meine Hand zu nehmen und erwidert dabei einfach nur schweigend meinen Blick.

Meine Knie werden auf einmal durch seine zarte Berührung weich und ich beschließe, nachzugeben.

"Ok", sage ich.

"Danke dir", antwortet Hendrik erleichtert und gibt mir ein Küsschen auf die Wange.

"Aber direkt nach dem Frühstück will ich es wissen!", füge ich hinzu.

Hendrik lacht.

"Meine ungeduldige Liss."

Dann verlässt er das Zimmer und eilt nach unten.

Wir werden ja sehen wie lange ich noch seine sein werde, wenn er mir Dinge verschweigt...
Ich kann das gar nicht leiden.
Eine Beziehung muss auf Ehrlichkeit und Vertrauen basieren.
Und das scheint bei uns noch nicht zu funktionieren...

Nachdenklich eile ich Hendrik hinterher.

In der Küche sehe ich, dass er dabei ist, die Brötchen aus dem Ofen zu holen. Das könnte er gerne jeden Morgen tun, schießt es mir durch den Kopf und ich muss schmunzeln. Dann gehe ich zu meiner schon ungeduldig wartenden Mutter.
Nach einem kurzen Griff in den Rollstuhl, schiebe ich sie in Gedanken versunken aus dem Badezimmer.

"Huhuuu", ruft sie Hendrik sehr enthusiastisch zu, als sie ihn endlich erblickt.

"Guten Morgen Frau..."

Sie unterbricht ihn.

"Birgitt. Bitte nenn mich Birgitt."

"Ok", gibt er mit seinem zuckersüßen Lächeln zurück.

"Guten Morgen Birgitt."

Dabei zwinkert er ihr zu.

"Bei so einem hübschen Mann in der Küche kann der Morgen ja nur gut werden", schäkert sie.

"Mom!"

Ihre ständigen überspitzten Kommentare könnte sie echt mal etwas reduzieren.

Hendrik hingegen lacht amüsiert und äußert, dass er sich sehr geehrt fühlt.

Dann setzen wir uns alle an den Tisch um gemeinsam zu frühstücken.

1. Dein Brötchen so schnell wie möglich herunter schlingen, um endlich an Hendriks Informationen zu kommen.

2. Dir Zeit lassen, weil du Angst hast, was herauskommen wird.

Und plötzlich warst du da (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt