Teil 92: Rülpser (2)

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Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll und schaue hilfesuchend zu Tim.
Dieser sieht, zu meiner Verwunderung, sehr belustigt aus und rülpst darauf ungeniert laut durch das Wohnzimmer.

"Respekt!", sage ich anerkennend und halte ihm meine Flasche hin, damit wir erneut anstoßen können.

"Reine Körperbeherrschung", höre ich ihn lachend sagen.

"Jeder andere hätte gekotzt!"

Unsere Flaschen klirren und kurz darauf kleben seine Lippen wieder am Flaschenhals.
Im Augenwinkel kann ich erkennen, dass Liss den Kopf schüttelt und die Augen verdreht, als sie zu mir sieht. So viel Männlichkeit scheint sie zu überfordern. Ich lächle verschmitzt.

"Naaaa...amüsiert ihr euch?", höre ich Robin sagen, der soeben ins Wohnzimmer gekommen ist.
Seine übertriebene, extrem aufgesetzte Freundlichkeit bringt mich schon wieder auf die Palme.
Der muss sich doch wirklich etwas eingeworfen haben!
So kann doch kein Mensch ohne Drogen drauf sein...
Zu meiner Verwunderung scheint Robins Verhalten nur mich zu stören.
Liss strahlt ihn nämlich fröhlich an und dann macht Anne ihm auch noch Platz. Sie setzt sich auf Tims Schoß, damit Robin es sich auf dem Sofa gemütlich machen kann. Nett von ihr, aber jetzt ist natürlich der Platz direkt neben Liss frei...
Ich will nicht, dass er sich dahin setzt...
Ich will nicht, dass er sich eng neben MEINE Freundin setzt...
Meine Fingernägel krallen sich vor lauter Anspannung in die Armlehnen des Sessels.

Liss

Robin setzt sich freudestrahlend neben mich.
Dass er bei seinem breiten Dauergrinsen nicht schon längst einen Gesichtskrampf hat, wundert mich ein wenig.
Amüsiert schaue ich zu Hendrik hinüber, der gar nicht gut gelaunt aussieht. Er sitzt ziemlich angespannt da und bohrt seine Nägel in die Armlehnen des armen Sessels. Wahrscheinlich brennt er innerlich schon wieder vor Eifersucht.
Ich seufze. Er hatte mir doch versprochen sich zu entspannen und mir zu vertrauen...
Der Abend wird wohl eine härtere Probe als gedacht...

"Klar", antworte ich Robin.

"Den richtigen Alkohol habe ich schon mal", füge ich angeheitert hinzu und nehme einen großen Schluck aus meinem Glas.

"Vodka Lemon?"

Ich nicke und trinke erneut etwas.

"Vodka-Liebhaberin?"

"Vielleicht", antworte ich leicht verunsichert.

"Dann habe ich genau das richtige für dich!"

Robin springt auf und läuft zum Kühlschrank. Er zieht ein Tablett voll mit kleinen Wackelpuddinggläschen heraus und bringt sie zu uns.

"Wackelpudding mit Vodka für die Damen", präsentiert er so gut er kann und verbeugt sich dabei fast vor Deb und mir.

Ich muss lachen, während Deb beherzt zugreift. Dann nehme auch ich mir ein Gläschen und wir stoßen zu dritt an, bevor der Pudding in unseren Mündern landet.
So höflich wie Robin ist, bietet er den anderen drei auch etwas an. Anne und Tim nehmen dankbar an, während Hendrik irgendetwas leicht Unverständliches murmelt, das so klang wie "Bleib bei Bier".
Dieser Revoluzzer, denke ich kopfschüttelnd und muss innerlich über sein Verhalten lachen.

Als Robin sich wieder neben mich setzt, spüre ich wie sein Knie meines berührt.

1. Schnell dein Knie wegziehen.

2. Verlegen zu Hendrik schauen

Und plötzlich warst du da (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt