Teil 35: Hand halten (2)

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Als Anne sich plötzlich dreht, lasse ich schnell los.

Oh man!
Wieso benehme ich mich gerade wie ein kleines Kind?
Ein kleines Kind, das Angst hat, dabei erwischt zu werden eine Tafel Schokolade aus der Schublade zu klauen.
Als ich mich über mich selber ärgere, sinke ich immer tiefer ins Sofa.
Liss schaut mich an und sagt nichts.
Ich kann ihren Blick nicht deuten.
Gerne wüsste ich jetzt was sie denkt.
Sicher ist sie schon wieder wütend, dass ich unseren kleinen Moment der Annäherung kaputt gemacht habe.
Meine Gedanken machen mich immer verrückter.
Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist.
Sonst mache ich mir doch nie so sehr Gedanken über etwas oder besser gesagt über jemanden.
Zwei Tage kenne ich Liss nun schon und sie raubt mir langsam den Schlaf.
Echt verrückt!
Was hat Anne da nur angerichtet?
Am Liebsten würde ich mir die Hände über dem Kopf zusammen schlagen.
Als sie sagte, dass Liss so gut zu mir passen würde, hätte ich niemals gedacht, dass es nur zwei verfickte Tage dauern würde mich so nach ihr zu verzehren.
Ich seufze innerlich.
Fuck!
Kann mir bitte mal jemand eine ordentliche Ohrfeige verpassen, damit ich wieder klar denken kann?
Ich kann hier nicht mehr so ruhig sitzen und erst Recht kann ich mich jetzt nicht auf einen Liebesfilm konzentrieren.
Ich beschließe aufzustehen um an den PC zu gehen.
Ein paar zerplatzende Zombieköpfe können mich jetzt bestimmt wieder runter bringen.

Als ich aufstehe und den beiden sage, dass ich an den PC gehe, während sie den Film zu Ende schauen, sehe ich wie Liss mich traurig anschaut.
Hör auf so zu gucken!
Das macht mich ganz nervös.

Am PC setze ich mir erstmal meine Kopfhörer auf und es dauert nicht lange bis ich in meiner virtuellen Welt bin.

Ich ballere wild um mich, um mir das Leben zu retten.
Es tut unheimlich gut seinen Frust heraus zu schießen.
Ich schieße und schieße und versinke immer tiefer im Spiel.
Als ich endlich eine Welle gieriger Zombies beseitigt habe, sehe ich, dass jemand an der Tür steht.
Ich schaue auf.
Es ist Liss.
Sie hat natürlich immer noch meine Klamotten an.
Es gefällt mir, dass sie sie trägt.

Sie gibt mir ein Zeichen, dass ich meine Kopfhörer abnehmen soll.
Als ich sie abnehme, höre ich wie sie sagt:

"Der Film ist fertig. Magst du wieder zu uns ins Wohnzimmer kommen?"

Sie sagt das so liebevoll und zuckersüß, dass ich schon wieder nervös werde.

"Neee", antworte ich etwas mies gelaunt.

"Führt ihr nur ruhig eure Frauengespräche über Mister Grey weiter. Ich will noch ne Runde zocken."

Ich setze meine Kopfhörer auf und widme mich wieder meinem Spiel.
Als es weiter gehen soll, bemerke ich, das Liss immer noch im Türrahmen steht.

1. Sie weg scheuchen

2. Sie fragen, warum sie immer noch da steht

Und plötzlich warst du da (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt