In letzter Sekunde

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Kapitel 34:

In letzter Sekunde


Goku stieg nach etwas mehr als neun Tagen aus seiner Raumkapsel, die gerade auf einem der roten Landungskissen zum Stillstand gekommen war. Als erstes scannte er die Umgebung nach Raikas Ki-Signatur ab, doch es war ihm nicht möglich sie zu lokalisieren. Selbst nachdem er die Augen schloss, um sich besser zu konzentrieren, konnte er sie nicht spüren. Irgendein Gefühl sagte ihm aber, dass sie ganz in der Nähe war. Er konnte nur nicht sagen, wo sie sich aufhielt. Die Frage war nur, ob er sich auf sein Gefühl verlassen konnte. Bulma hatte ihm im Vorfeld gesagt, dass sie, Broly und Radditz vermuteten, dass Raika noch auf Vegeta-Sai war. Wenn das stimmte, war sie garantiert gut versteckt und sehr schwach. Er musste seinem Gefühl und der Vermutung seiner Freunde einfach auf den Grund gehen. Wenn er danach ging, was er von seinen Freunden und seiner Familie wusste, dann war dem König wirklich alles zuzutrauen...und dem Thronfolger momentan leider ebenfalls. Auch wenn Goku sich nicht vorstellen konnte, dass Vegeta Raika etwas antun würde, hatte er ein wirklich schlechtes Gefühl bei der Sache.
Goku öffnete seine Augen und seufzte leise. „Wenn man vom Teufel spricht...“. Eine ihm sehr bekannte Aura näherte sich mit enorm hoher Geschwindigkeit; es war die des Prinzen. Fest entschlossen erhob sich Kakarott in die Luft und schwebte Vegeta entgegen.
Er ignorierte die Techniker, die seine Raumkapsel gerade entgegen nahmen. Zumindest war er bekannt, auch in seinem orangefarbenem Gi, sodass keiner Fragen stellte. Jeder wusste, dass er der jüngste Spross von Bardock war – immerhin sahen sie sich auch zum Verwechseln ähnlich.
Kakarott spürte, dass die Kampfkraft des Prinzen immer weiter anstieg, je näher dieser kam. Vegetas Ki war extrem unruhig. Er spürte es pulsieren. Offensichtlich war der Thronfolger schon durch die Ankunft des Jüngeren in Rage geraten.

~

Auf einer freien Fläche zwischen Palast und Raumhafen trafen sie sich in der Luft und fixierten einander mit ernster Miene. Mehrere Sekunden herrschte zwischen ihnen eine unangenehme Stille. Die Luft zwischen ihnen knisterte vor Elektrizität, Spannung und Wut.
Der stolze Prinz der Saiyajin gab sich die Blöße und eröffnete knurrend das Gespräch: „Was zur Hölle fällt dir ein, mir noch unter die Augen zu treten, Kakarott?“ Sein gesamter Körper bebte vor Anspannung. Sein Atem war schnaubend, sodass seine Nasenflügel zitterten. An seiner Schläfe trat eine pochende Vene hervor. Die Augenbrauen hatte er tief ins Gesicht gezogen.
Goku entspannte seinen Gesichtsausdruck und seine Haltung ein wenig. Er wollte seinem Rivalen keine falschen Signale senden. „Ich bin nicht hier, um mich mit dir streiten, oder gegen dich zu kämpfen, Vegeta“.
„Dabei würdest du auch kläglich versagen!“, zischte der Ältere und ging in Kampfstellung.
„Können wir uns nicht irgendwo in Ruhe unterhalten?“, fragte Goku mit flehendem Blick.
Schaulustige hatten sich in der Nähe versammelt und warteten nur darauf, dass der Streit eskalierte und daraus ein richtiger Kampf entstand. Das war bei Saiyajin meist der übliche Weg eine Auseinandersetzung zu regeln. Niemand wollte es verpassen, wenn der Saiyajinprinz einen Unterklassekrieger zu Tode prügelte. So und nicht anders würde es in der Vorstellung der Zuschauer nämlich enden.
Der Prinz verschränkte schnaubend die Arme vor seiner Brust. „Warum sollte ich mich mit dir unterhalten? Was könntest du mir schon erzählen, was für mich irgendwie von Belang wäre? Du bist ein Nichts, Kakarott! Ein Niemand! Ich bin der gottverdammte Prinz der Saiyajin! Eigentlich sollte ich dich für dein Anmaßungen und deine wiederholte Befehlsverweigerung auf der Stelle hinrichten!“
Die vielen Beleidigungen und Drohungen ignorierend, antwortete der Jüngere knapp: „Es geht um Raika“. Dabei sah er ihn durchdringend an. Gokus Blick sprach mehr als tausend Worte. Es war ihm anzusehen, dass es ihm extrem wichtig war.

Vegeta zuckte zusammen und lockerte seine Haltung für einen kurzen Moment. In den letzten Wochen hatte er versucht, jeglichen Gedanken an Raika in Alkohol und anderen Drogen zu ertränken. Die Erwähnung ihres Namens löste einen ganzen Tsunami von Emotionen in ihm aus. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Hatte Kakarott etwas von ihr gehört? Ging es ihr gut? Er hatte sich nicht ohne Grund für den Planeten Vampa entschieden... Er wusste doch, dass sie, Broly und Radditz dort überleben würden. Abwehrend schüttelte er seinen Kopf. Nein! Das durfte ihn einfach nicht mehr interessieren! Er durfte sich nicht damit auseinandersetzen! Das würde ihm nur schaden! Sein Stolz zwang ihn dazu, nichts nach außen dringen zu lassen.

In diesem Moment waren auch Oniara und Tarble angekommen, die sich nun im Hintergrund aufhielten. Eigentlich hatten sie vorgehabt, Vegeta und Kakarott abzupassen, bevor sie aufeinander trafen. Aber sie waren zu spät. Die Kontrahenten diskutierten bereits und ihre Körpersprache wirkte alles andere als friedlich. Es blieb ihnen also nur übrig, die beiden weiter zu beobachten und erst einzugreifen, wenn die beiden Krieger Gefahr liefen, sich gegenseitig an die Kehle zu springen.

Knurrend zischte der Prinz Kakarott entgegen: „Raika interessiert mich nicht mehr! Sie ist im auf Vampa im Exil und damit hat sich die Sache!“
Goku verengte misstrauisch seinen Blick. „Bist du dir sicher? Hast du ihre Kapsel davon fliegen sehen?“
„Wieso sollte ich mich mit solch banalen Dingen aufhalten? Was willst du mir damit sagen?
Angestrengt grübelnd legte Goku einen Finger an sein Kinn. Vegeta war also davon ausgegangen, dass Raika auf Vampa war. Er wusste gar nicht, dass sie nicht bei Broly, Radditz und Bulma war. Vegeta wusste es nicht... Und das hieß auch, dass Vegeta zwar Scheiße gebaut hatte, aber das, was hier ablief, war noch viel größer... Dann konnte nur noch der König dahinter stecken.
„Spuck's schon aus, Kakarott!“, forderte der Blaublütige ungeduldig.
„Raika ist nicht im Exil...“, entgegnete Goku.
Dem Prinzen entwich kurzzeitig sämtliche Farbe aus seinem Gesicht. Vehement stritt er ab: „Natürlich ist sie das! Ich habe es schließlich veranlasst!“
„Vegeta! Ich-!“
„Nein! Halt den Mund! Ich will nichts mehr davon hören!“
Der Größere sah seinen Rivalen an und bewegte sich langsam auf ihn zu. „Vegeta! Hör mir zu!“
Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er versuchte die Gedanken an Raika krampfhaft abzuschütteln. „Nein, Kakarott! Ich sagte, ich will nichts hören! Es ist mir egal, was mit Raika ist! Ich habe damit abgeschlossen!“
„Hast du das...?“ Goku wusste ganz genau, dass Vegeta nicht mit Raika abgeschlossen hatte. Warum sonst würde er so empfindlich auf sie reagieren? Und warum war dieser Prinz nur so ein sturer Esel? Spürte er nicht auch, dass hier etwas nicht stimmte.
„Hör auf, mir irgendeinen Scheiß einreden zu wollen!“
„Verdammt Vegeta!“, rief Kakarott laut. Er musste einfach zu ihm durchdringen. Wenn ihm das nicht gelingen würde, stand das Leben aller auf dem Spiel. Mit tödlichen Konsequenzen rechnend, überwand Goku den letzten Meter zu seinem Rivalen, packte ihn am Kragen und sah ihm direkt in die Augen. „Hör mir doch EINMAL in meinem Leben zu! Ich habe auf meinem Weg hierher mit Bulma gesprochen. Sie ist mit Radditz und Broly auf dem Planeten Vampa gelandet. Aber – Raika – ist – nicht – bei – ihnen!“, versuchte Kakarott die Informationen Wort für Wort in den Kopf seines Gegenübers zu hämmern.

Die Augen des Prinzen weiteten sich endlich. Erst jetzt in diesem Moment kam er auf die Idee, dass hier irgendetwas nicht so angelaufen war, wie er es veranlasst hatte. Die Nähe seines Konkurrenten ignorierend, schärfte er seine Sinne und schloss seine Augen. Das erste Mal seit vielen, vielen Wochen fokussierte er sich auf Raikas Ki. Ihre Aura fühlte sich für ihn immer ganz besonders an. So warm. So stark. So intensiv. Er hatte sie so lange nicht gespürt. Zuletzt an dem Tag, als sie auf Vegeta-Sai angekommen war und da hatte es ihm schon so weh getan.
Auf einmal riss der Prinz erschrocken seine Lider weit auf. Er spürte sie! Ganz schwach, aber ihre Aura war da! Sein stolzes Kämpferherz machte erneut einen gewaltigen Hüpfer. Ihr Ki war bedrohlich schwach, als würde ihr Leben am seidenen Faden hängen, aber er konnte es spüren. Vielleicht auch nur, weil er wirklich auf sie geprägt war und die Verbindung zwischen ihnen so stark war... Ihr Ki war so schwächlich, dass er es nicht genau lokalisieren konnte. Dafür wurde es von zu vielen anderen starken Energiequellen überdeckt.

„Verflucht!“ Vegeta ballte seine Fäuste und rang sichtlich mit sich selbst. Kakarott hatte Recht. Aber er wollte sich nicht wieder mit seinen Gefühlen befassen. Er hatte in den letzten Wochen eine so hohe Mauer errichtet, seine Emotionen so tief in sich selbst vergraben, dass er sie nicht einfach so wieder hervorholen konnte. Er hatte sich gegen seine Freund gestellt und jetzt sollte er auf den Knien wieder angekrochen kommen? Und was zur Hölle war überhaupt passiert? Wieso war sie noch hier? Hatte sein Vater etwas damit zu tun? Was sollte das? Sollte er nicht die Entscheidungsgewalt über Raika und die anderen innehaben? Was sollte er jetzt nur tun? Alles wegschmeißen, was er sich in den letzten Wochen erarbeitet hatte? Einen Fehler zugeben...? Würde sie ihm überhaupt verzeihen? Würden seine Freunde ihm verzeihen? Konnte er überhaupt zurück? War das ernsthaft eine Option? Und...wollte er das?
„Du spürst es also auch?“, harkte Goku nach und ließ endlich von ihm ab. „Wir müssen sie befreien, Vegeta!“
„Und was dann?“, fauchte Vegeta, der erst jetzt realisierte, wie nah Kakarott ihm gekommen war und sich angewidert seinen Kragen richtete. „Die Gefahr eingehen, dass sie sich wieder in deine hässliche Fresse verliebt?“ In ihm herrschte ein zu großes Chaos, als dass er hätte besonnen reagieren können. „Nein, danke! Darauf kann ich wirklich verzichten!“

„Vegeta...“. Erst jetzt betrachtete Goku sein Gegenüber genauer.
Vegeta wirkte nicht nur extrem aufgebracht und wütend, nein, er strahlte eine gewisse Traurigkeit aus, als hätte er in den letzten Monaten unheimlich viel Schmerz erfahren. So, als wäre er gebrochen. Er hatte tiefe Augenringe, war unrasiert, zitterte am ganzen Körper und dünstete Schwaden von Alkohol aus, die ihm vorhin schon in die Nase gestiegen waren. Schweiß stand auf seiner Stirn. Er wirkte nicht wie der stolze Prinz, den er damals kennengelernt hatte. Er war die Karikatur seiner selbst. Ob das alles nur daran lag, dass er eifersüchtig war und Raika für sich beanspruchen wollte?
Zumindest diese Sorge wollte Goku ihm nehmen. „Raika hat sich für dich entschieden! Sie war vor ihrer Abreise bei mir und hat dies ein für alle mal klargestellt. Und ich gebe auf. Ich werde nicht mehr versuchen, ihr hinterher zu jagen. Ich bleibe auf der Erde“.
Vegetas Mimik taute ein wenig auf. Sein Herz machte immer größere Sprünge, die nur schwerlich zu kontrollieren waren. Aber so richtig wollte er seinem Rivalen immer noch nicht glauben. „Warum bist du dann überhaupt hier?“, fragte er schließlich.
„Ich bin hier, um meine Freunde zu retten – nicht, um Raika zurück zu gewinnen, falls du das denkst... Ich bin glücklich verheiratet“, erklärte Kakarott mit ruhiger Stimme, auch wenn es ihm schwerer fiel, als er erwartet hatte. Die Zeit mit Chichi tat ihm gut und er würde sicherlich mit ihr ein glückliches Leben führen können, doch diese Worte auszusprechen, Raika ganz und gar seinem Kontrahenten zu überlassen, war nicht leicht für ihn. Ein gewisser Anteil in ihm sträubte sich dagegen. Aber er wusste, dass es für alle Beteiligten das Beste war, wenn er sich zurückzog und sich auf seine menschliche Frau konzentrierte.

Der Prinz wendete seinen Blick ab, hielt sich seinen schmerzenden Kopf, der von den vielen Gedanken und Emotionen nur so pulsierte. Einen Moment lang schien für ihn die Zeit komplett still zu stehen. War diese quälende Eifersucht damit endlich vorbei? Konnte er endlich seiner Prägung nachgeben und Raika an sich binden? Sie wäre nicht nur die perfekte Frau für ihn, sondern auch eine hervorragende Königin für sein Volk, auch wenn sein Vater sie nicht akzeptierte. Nur warum war sie noch hier? Warum hatte sein Vater sie versteckt? Was bezweckte er damit? War die ursprüngliche Skepsis seinem Vater vielleicht die richtige Einstellung gewesen? Hätte er seinem Bauchgefühl und seiner Intuition von Anfang an vertrauen sollen? Hätte er seine Freunde niemals verraten müssen? Hatte das alles damit ein Ende? Sein Stolz hatte ihn tatsächlich dazu verleitet, seine Freunde und Raika ins offene Messer laufen zu lassen. All das, was er sich in den letzten Jahren erarbeitet hatte, hatte er mit dieser einen Aktion zunichte gemacht.
Die Wut auf seinen Vater und sich selbst stieg ins Unermessliche. Wie konnte er das nur jemals wieder gutmachen? Nur eine Sache war ihm gerade klar – er musste versuchen den Schaden, den er angerichtet hatte, zu begrenzen! Er musste Raika finden und seinen Vater zur Rede stellen!

„Wir dürfen keine Zeit verlieren, Kakarott!“, sprach Vegeta entschlossen und richtete seinen Blick wieder zu seinem Kontrahenten. Er hätte niemals gedacht, dass er mit diesem Clown zusammenarbeiten würde, aber...gerade empfand er wirklich so etwas wie Dankbarkeit für den Jüngeren.
Auf Gokus Gesicht formte sich ein erfreutes Lächeln und er nickte dem Prinzen zu. „Aber...da ist noch eine Sache“, deutete er ihm näher kommend an. Vegeta hob nur fragend eine Augenbraue, woraufhin der Größere fortfuhr: „Bulma hat einen Funkspruch von Freezer abfangen können... Bevor er die Erde angreift, will er Vegeta-Sai sprengen und alle Saiyajin vernichten!“
Der Prinz knurrte wutentbrannt.. „Verdammte Scheiße! Ich hab's doch geahnt! Dieser Wichser lässt sich immer etwas Neues einfallen!“ Er dachte einen Moment lang nach. Das waren zwei wirklich große Baustellen. Wie sollte er das alles gleichzeitig regeln? Vegeta zuckte, als er Tarble und Oniara in der Nähe entdeckte und winkte sie sofort heran. Anschließend sprach er: „Tarble – du wirst mit Vater sprechen und das Volk informieren, damit wir schnellstmöglich evakuieren können! In der Zeit können wir Raika befreien“.
Vegeta hatte absolut keine Lust mit seinem Vater zu sprechen, daher war er froh, diese Aufgabe an seinen kleinen Bruder abgeben zu können. In diesem Moment spürte er das erste Mal einen Hauch von Reue, weil er Tarble in der gesamten Zeit wie einen Fußabtreter und einen niederen Saiyajin behandelt hatte. Fuck! Wie sollte er das nur alles wieder in Ordnung bringen? Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen. Sie mussten handeln und das schnell! Erst Raika und die Sache mit Freezer – dann alles andere. Sie mussten erst mal dafür sorgen, dass sie lebend hier weg kamen.
Tarble nickte zustimmend und flog mit Oniara eilig ins Schloss. Sie hatten das Gespräch der Beiden aufmerksam mitangehört und wussten Bescheid. Der jüngere Prinz betete inständig darum, dass er seinen Vater überzeugen konnte. Allzu große Hoffnungen machte er sich allerdings nicht, da sich der König mit seinem jüngsten Spross nur widerwillig abgab.

~

Goku und Vegeta waren in der Zwischenzeit zu einem Seiteneingang des Schlosses geflogen. Von dort aus kamen sie am schnellsten zu dem Trakt, in dem Gefangene und Verbrecher festgehalten wurden. Zwar wusste keiner von ihnen, wo genau sich Raika aufhielt, aber das war Vegetas erste und bislang einzige Idee. Sie gingen eine steile Treppe hinunter und kamen an den üblichen Zellen vorbei, konnten Raika aber nirgends finden. Beide Krieger konnten deutlich spüren, dass sie sich ihr näherten, aber ihr Ki wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer. Sie hatten wirklich keine Zeit zu verlieren.
Die Atmosphäre, die unterhalb des Schlosses herrschte, ließ die Rivalen erschaudern. Dunkelheit, feuchte, stickige Luft, Dreck und Gestank. Nur einzelne Glühbirnen erleuchteten den endlos wirkenden Gang. An der nächsten Biegung stand eine Wache, die vor den beiden salutierte.
„Eure Hoheit, was führt Euch in diese Gefilde?“, fragte die Wache in gebeugter Haltung.
Vegeta antwortete nicht, sondern packte die Wache am Kragen und drückte ihn gegen eine Wand. „Sag mir sofort, wo Raika ist!“
Die vor Schreck geweiteten Augen starrten ihn hilflos an. „I-ich weiß es nicht, E-Eure Majestät!“
„Sprich, oder ich reiße dir sämtliche Eingeweide einzeln heraus!“, drohte der Prinz und verstärkte seinen Griff. Er war wirklich nicht zu Scherzen aufgelegt. Diese Drohung war ernst gemeint und sein Gegenüber spürte das. Vegeta konnte seine Wut und seinen Zorn kaum noch unter Kontrolle halten. Am liebsten hätte er diesen Soldat einfach hingerichtet, aber dann würde er nie an die wichtigen Informationen kommen, die er brauchte.
„I-ich weiß es w-wirklich nicht! Ich kann nur sagen, dass es... Im untersten Verlies gibt es noch einen Gefangenen... Nur der König und mein Kollege Kopetto wissen, wer darin sitzt!“
„Geht doch“, ließ der Thronfolger kühl verlauten und wendete sich schwungvoll von ihm ab, wodurch die Wache unsanft zu Boden plumpste. Daraufhin setzte er seinen Weg fort.
Goku hockte sich währenddessen vor den Elitekrieger und warnte ihn: „Hau lieber ab, Freezer wird in Kürze einen Angriff auf Vegeta-Sai starten!“
„Was? Freezer? Was erzählst du für einen Blödsinn? Warum sollte er das tun?“
Der gutherzige Saiyajin blickte ihn verwirrt an und wollte gerade wieder ansetzen, da rief Vegeta ihn zu sich: „Lass es, Kakarott! Wir haben keine Zeit zu diskutieren. Soll er doch hier verrecken, wenn er es unbedingt will!“
Goku schaute dem Krieger vor sich mit ernster Miene in die Augen und sagte noch mal, er solle sich besser beeilen und von hier verschwinden. Dann lief er dem Prinzen hinterher.

Sie mussten noch zwei Stockwerke nach unten gehen, bis sie zu einem gesonderten Bereich kamen, der speziell gesichert war. Hier unten war die Luft noch stickiger. Beinahe so, als könne man sie schneiden. Die meisten der wenigen Lampen flackerten und verliehen dem feuchten Gang eine unheilvolle Atmosphäre.
Bevor sie eintraten, zögerte Kakarott plötzlich und hielt inne. „Ich... Ich schätze es ist besser...wenn du das alleine erledigst. Ich will mich nicht wieder zwischen euch stellen“. Wenn Goku ehrlich zu sich selbst war, hatte er einfach Angst, dass seine Gefühle für Raika erneut aufflammen könnten, wenn er ihr jetzt gegenüber treten würde.
Verwundert drehte sich der Prinz zu ihm um, nickte ihm aber schließlich zu. An sich war ihm das ganz Recht. So konnte er dafür Sorge tragen, dass Raika hier herauskam und musste den Ruhm nicht mit seinem Konkurrenten teilen. Es würde schon schwer genug werden, Raika dazu zu bringen, ihm zu verzeihen. Die Anwesenheit von Kakarott würde es nur unnötig verkomplizieren. „Dann hilf meinem Bruder dabei, den Planeten zu evakuieren!“
„Das werde ich“. Goku war schon im Begriff zu gehen, da fiel ihm noch etwas ein. „Ach ja...“. Er kramte in seinem Gi-Oberteil und holte ein kleines Säckchen hervor, woraus er eine grüne Bohne hervor zog. „Die wird Raika bestimmt brauchen“. Goku überreichte dem Prinzen die magische Medizin. Danach verließ Kakarott eilig den Kerker und stürmte hinaus.

Vegeta klemmte die magische Bohne unter seinen Brustpanzer und widmete sich der schweren Tür, die mit einem Zahlenschloss versehen war. Er kannte den Code. Zumindest dachte er das. Aber egal, wie häufig er die richtige Zahlenkombination einstellte; das Schloss leuchtete immer wieder rot auf, bis er fluchend dagegen trat.
»So ein verdammter Mist! Mein Vater hat den Code geändert!«
Wutentbrannt wie Vegeta war, spürte er gar nicht, dass seine Kampfkraft immer weiter anstieg. Ohne darüber nachzudenken lud er seine Energie an seiner ausgestreckten Handfläche und beschoss die Tür immer wieder mit Ki-Bällen. Erst tat sich nichts, doch je häufiger er es versuchte, desto wütender und stärker wurde er. Unter einem lauten, frustrierten Schrei feuerte er eine kleine, aber energiegeladene Ki-Kugel auf die Tür und brach diese endlich aus den Angeln.
Sein Blick fiel auf einen eingeschüchterten Wachmann, der bereits abwehrend seine Hände hob. Er hatte natürlich schon vorher mitbekommen, dass jemand versuchte, sich mit Gewalt Zutritt zu verschaffen, nur leider gab es keinen zweiten Ausgang. Er hatte keine Chance zu fliehen. „Prinz Vegeta! Ihr dürftet gar nicht hier sein!“, rief er und wurde am anderen Ende des Raumes immer kleiner. Dem Blick des Thronfolgers zu urteilen, würde er keinerlei Gnade mit ihm zeigen. Verzweifelt suchte er nach einer Ausrede, um sein Leben zu schützen. „Es war die Idee Eures Vaters! Ich... Ich habe damit nichts zu tun!“
„Schweig!“, befahl er kühl und feuerte eine weitere Energiekugel mit seiner ausgestreckten Handfläche auf den Saiyajin.
Der Wachmann Kopetto war auf der Stelle tot. Der Angriff hatte ein klaffendes Loch in seinem Brustkorb hinterlassen, sein Herz zerfetzt und seine Lunge schwer beschädigt. Er hatte keine Chance. Die Wut in Vegeta war zu groß gewesen, als dass er ihn hätte verschonen können. Am liebsten hätte er gerade alles um sich herum niedergerissen. Aber damit würde er auch Raika in Gefahr bringen. Er musste sie möglichst schnell hier heraus holen.

Vegeta ging auf den leblosen Körper der Wache zu, nahm den Schlüssel von dessen Hosenbund und trat die Leiche unachtsam zur Seite, sodass er an die nächste Tür heran kam.
Sein Herz schlug immer schneller vor Aufregung und Wut. Zitternd steckte er den Schlüssel in den dafür vorgesehenen Schlitz und drehte ihn im Schloss, sodass es einige Male knackte. Ein tiefes Schnaufen drang durch seine Lippen. Wäre Raika überhaupt froh ihn zu sehen? War sie ihm böse? In was für einem Zustand war sie? Er durfte keine Zeit mehr verlieren und sich mit unnötigen Zweifeln herumschlagen! Der Saiyajinprinz schüttelte also den Kopf und die Gedanken damit fort.
Vegeta öffnete die Tür, sodass ein Lichtstrahl in die winzige Zelle fiel. Am Boden kauernd hockte eine junge Frau, die sich in die Ecke zwängte. Diese Frau hatte zwar die gleiche Aura wie Raika, doch sie wirkte komplett verändert, beinahe fremdartig. Sie trug nur ein graues, zerrissenes Hemd. Sie war dreckig. Sie stank fürchterlich nach allerlei Körpersäften, mit denen sie beschmiert war. Mit den Armen umklammerte sie ihre dicht an den Oberkörper gezogenen Beine. Alle vier Extremitäten waren übersät von Hämatomen, Quetschungen und Striemen. Ihr langes, schwarzes Haar war struppig, verfilzt und verklebt. Außerdem war sie extrem abgemagert. Ihr Körper bestand nur aus Haut und Knochen.

Der Prinz schluckte unwillkürlich. Sein Mund war völlig ausgetrocknet. Seine Augen weiteten sich immer mehr, je länger er sie anstarrte. Aber er konnte sich nicht rühren. Dieser Anblick machte ihn wahnsinnig und starr vor Angst. War das wirklich seine Raika? Die Frau, die er über alles liebte? Die wunderschöne, starke und stolze Kriegerin?
„Heh, aufstehen!“, forderte er grob, doch seine Stimme brach mittendrin und wirkte anschließend eher unsicher, statt selbstbewusst.
Die junge Frau hob zitternd ihren Kopf, der bislang auf ihren herangezogenen Knien geruht hatte. Das Gesicht der 18-Jährigen war eingefallen, grau, verdreckt und mit Schrammen übersät. Ihr Ausdruck war leer, sie starrte durch ihn hindurch, als sei er gar nicht anwesend. Als sei sie nur körperlich anwesend...würde auf Befehle reagieren, aber wäre mental an einem völlig anderen Ort, um sich und ihre Seele zu schützen.
Ihr Blick versetzte seinem Herzen einen kräftigen Stich. So etwas hatte er noch nie in seinem Leben gefühlt. Die Frau, für die er so viel empfand, wirkte beinahe wie eine Leiche. Es zerriss ihn innerlich. Er wusste nicht, ob er vor Wut schreien oder weinen sollte. Was hatte sein Vater ihr nur angetan? Schlimm genug, dass sie in dieser winzigen Zelle ihr Dasein gefristet hatte, aber diese ganzen Verletzungen... Ihr körperlicher Zustand war miserabel. Wie sollte es da ihrer Seele gehen? Es würde sicher ewig dauern, bis sie das überwunden hätte.
Zum Glück hatte er sie noch rechtzeitig gefunden. Viel länger hätte Raika wohl nicht ausgehalten.

Aus seiner Starre erwachend, ging Vegeta vor ihr in die Hocke, griff nach ihren Handgelenken und löste die Energiefesseln. Anschließend kramte er die magische Bohne hervor. Seine Bewegungen ließen sie zusammen zucken und sie drückte sich noch mehr in die Ecke des Raumes. Sie schien panische Angst zu haben, wendete ihren Blick ab und wimmerte leise.
„Raika... Ich bin es...Vegeta“, sprach er leise, fast flüsternd. Er spürte wie sich seine Augen mit Tränen füllten, versuchte es aber krampfhaft zu unterdrücken. Verdammt! Er musste sich  jetzt zusammenreißen und sie schnellstmöglich hier herausholen. Schließlich wusste niemand, wann Freezer mit seinen Raumschiffen hier auftauchen würde und wie viel Zeit ihnen im Endeffekt noch blieb. Erneut versuchte Vegeta den dicken Kloß in seinem Hals herunter zu schlucken, und reichte ihr die magische Bohne. „Hier iss! Dann geht es dir besser“.

Raika drehte ihren Kopf langsam wieder zu ihm. Diesmal sah sie ihn richtig an. Ungläubig sprangen ihre Augen durch sein Gesicht und sie erkannte die markanten Unterschiede zum dem Gesicht des Königs. Ihre Augen wurden immer größer, während sie nur langsam realisierte, was gerade geschah...
»Er ist... Nach so langer Zeit... Vegeta! Endlich!« Raikas Pupillen erweiterten sich bei seinem Anblick. Endlich war er hier! Endlich wurde sie befreit. Oder träumte sie nur? War sie bereits tot und ihr Verstand spielte ihr einen letzten gemeinen Streich? Und wenn schon - dann wäre es der gottverdammt schönste Traum der Welt!
Ungläubig starrte sie ihn und schließlich die Bohne an. Sie war unfähig etwas zu sagen, oder zu lächeln. Doch die Gefühlsregung in ihren Augen reichte dem Prinzen aus, um zu erkennen, dass sie seine Ankunft herbeigesehnt hatte.
Egal, ob es nun Traum oder Realität war – Raika musste diese Bohne essen! Sie hob ihren dünnen Arm und nahm die grüne Hülsenfrucht mit ihren knochigen Fingern entgegen. Bei jeder Bewegung sah man ihr an, dass es sie nur noch mehr Energie kostete. Jede Muskelkontraktion schmerzte. Jeder Wimpernschlag war zu viel. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Wie in Zeitlupe steckte sie sich die Senzu-Bohne in den Mund und kaute mühselig auf ihr herum.
Noch bevor sie diese schlucken konnte, streckte Vegeta seine Arme nach ihr aus und hob sie ihm Brautstil hoch. „Verschwinden wir von hier“, schlug er vor und wendete sich von der Zelle ab, verließ den Kerker mit großen, schnellen Schritten.

Raika spürte sein Herz vor Anspannung rasen und wurde durch die einsetzende Wirkung der magischen Medizin ein wenig wacher. Es brachte ihr ihre Kräfte nicht vollständig zurück, dafür hatte sie in den letzten Wochen körperlich zu viel abgebaut. Aber zumindest schlug ihr Herz wieder schneller, ihre Atmung stabilisierte sich und ihre Wunden verschlossen sich, sodass sie nicht mehr in Lebensgefahr schwebte.
Mit einem erschöpften Lächeln drückte sie ihr Gesicht an seine Brust. Er war wirklich gekommen, um sie zu retten. Sie wusste zwar nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch das war jetzt nicht mehr wichtig. Wichtig war nur, dass er bei ihr war, dass sie endlich in Sicherheit war und sie sich an ihn kuscheln konnte. Dafür würde sie ihm auf Ewig dankbar sein. Sie hatte sie wirklich gerettet. Es war wie in einem Märchen. Raika konnte in diesem Moment nicht glücklicher sein, auch wenn sie es gerade nicht äußern konnte. Sie hoffte, dass er es spürte. Und sobald sie wieder bei Kräften war, würde sie sich dafür erkenntlich zeigen. Raika würde nie wieder auch nur einen Gedanken an Kakarott verschwenden.

Vegeta war ihr Traumprinz.
Sie liebten sich und waren aufeinander geprägt.
Eines Tages würden sie heiraten und ihre Liebe damit unsterblich machen.
Von jetzt an, für immer und ewig.
Die Entscheidung war endgültig gefallen.

~

Je weiter Vegeta mit der schwachen Raika im Arm nach oben kam, umso mehr wurde die Langhaarige vom einströmenden Sonnenlicht geblendet. Ihre Augen waren so viel Licht nicht mehr gewohnt und so kniff sie diese angestrengt zusammen. Sie hörte das erste Mal seit Wochen wieder die typischen Geräusche, die durch den Palast hallten. Das Klirren von Geschirr... Ein entferntes Brutzeln von Fleisch... Das Schmatzen und Lachen einiger Krieger... Dazu kamen die markanten Gerüche...
Sie mussten in der Nähe des Speisesaals sein.

„Kannst du stehen?“, fragte Vegeta sie, nachdem er in seiner Bewegung innegehalten hatte.
Raika öffnete zögerlich die Augen. Noch sah sie ein wenig verschwommen, doch sie konnte die Umrisse der Eingangstür zum Thronsaal erkennen. Beschämt, dass sie zu schwach dafür war, zog sie ihr Kinn zur Brust und schüttelte leicht den Kopf.
Der Prinz nickte daraufhin und trat kurzerhand mit seinem Fuß die Türe ein.

Tarble stand bereits mitten im Thronsaal vor seinem Vater und diskutierte lautstark mit diesem. Offensichtlich war es ihm nicht gelungen, den König von der Evakuierung des Planeten zu überzeugen.
Beim Anblick seines Vaters, verlor der Thronfolger beinahe seinen Verstand. Seinem Stolz dürstete es nach Rache! Das würde dieser widerliche Dreckskerl büßen! Vegeta wollte sich gar nicht vorstellen, was sein Vater und dieser Wachmann mit Raika gemacht hatten. Schnellen Schrittes stolzierte Vegeta auf seinen Bruder und dessen Freundin zu. Er drückte der jüngsten Tochter Bardocks Raika in den Arm, um sie in Sicherheit zu wissen. Ihr durfte nichts passieren und er wusste nicht, in wie weit er sich beherrschen können würde, wenn er jetzt seinem Vater gegenüber trat. Allein seine Präsenz ließ den Prinzen beinahe Galle speien.

Oniara konnte Raika zwar nicht sehen, doch auch sie erschrak sichtlich. Ihre Freundin war abgemagert und zu schwach, um zu stehen. Ihr Ki war verschwindend gering, das spürte sie ganz genau. „Was haben sie nur mit dir gemacht?“, wisperte die Blinde leise, setzte die Langhaarige vorsichtig am Boden ab, hockte sich neben sie und stützte sie.
Die vielen Eindrücke um sie herum, waren zu viel für ihren geschundenen Körper und ihre in Mitleidenschaft gezogene Seele, sodass sie ihr Bewusstsein verlor. Es war ihr nicht möglich, ihren Körper davon abzuhalten. Sie hatte einfach keine Kraft mehr. Es war alles zu viel.

Vegeta stellte sich entschlossen neben seinen Bruder und fixierte seinen Vater mit einem unfassbar kaltem Blick. Am liebsten hätte er ihm gerade den Kopf abgerissen, statt mir ihm zu reden. Seine Wut war auf solch einem hohen Niveau, dass Vegeta kaum in der Lage war, einen klaren Satz zu formulieren. Er musste ein paar Mal Luft holen, um sich zu konzentrieren. „Was... Was hast du ihr angetan?“
Der König warf seinem Sohn einen überlegenen Blick zu und ließ seine Augen dann amüsiert über die am Boden kauernde Raika gleiten. „Sie lebt noch. Was willst du denn noch?“
„Dann bist du also wirklich dafür verantwortlich?“, fragte Vegeta, mit einem Finger auf seine Freundin deutend.
„Du warst dazu ja nicht in der Lage! Du hast diese Verräter alle verschont und sie nur ins Exil geschickt, statt sie zu töten, wie es für ihre Taten angemessen gewesen wäre...“. Der Bärtige ließ seine Augen immer wieder zu Raika springen. „Ich wollte sichergehen, dass du dieses Miststück nie wieder siehst, solltest du es dir eines Tages anders überlegen“.
„Und warum hast du bei den Anderen nicht diese Vorkehrungen getroffen?“
„Broly und Radditz sind mir im Endeffekt egal“.
Verwundert zog Vegeta seine Augenbrauen tiefer in sein Gesicht. „Wieso das? Sie sind doch genauso Verräter, wie auch Raika“.
Die Mundwinkel des Monarchen zuckten belustigt nach oben. „Ich gehe sicherlich Recht in der Annahme, dass dieses Weib einen größeren Einfluss auf dich hat, als jeder andere...“.
„Schon, aber...“.
„Na, da hast du es!“ König Vegeta breitete seine Arme aus, als würde er seinem Sohn die Erkenntnis des Jahrhunderts präsentieren. „Dieses Weib hat dich weich gemacht! Sie lenkt dich  von deiner wahren Bestimmung ab! Außerdem wird sie dir nur mutierte Kinder schenken, die nicht zu kontrollieren sind und noch dazu lächerlich bunte Augen haben!“
„Darum geht es dir also...“. Vegeta konnte es nicht fassen. Sein Vater war ein verfluchter Rassist! Ein Faschist und ein engstirniger Vollidiot! Warum hatte er das nicht viel früher begriffen? Raika war es nicht, die ihn von seinen Zielen ablenkte. Und Broly und Radditz ebenso wenig. Sie trieben ihn immer wieder an. Sie motivierten ihn und trainierten gemeinsam, um diesem Ziel näher zu kommen. Und durch seine Freunde hatte er gelernt, dass sein Vater nicht die Ideale verfolgte, die ihm selbst wichtig waren. Er war nicht wie sein Vater. Er war völlig anders. Und er würde eines Tages ein ganz anderer König werden. Ein viel besserer! Warum war er nur von seinem Weg abgekommen und hatte seine Freunde verraten? Warum hatte er sich gegen sie gestellt? Nur wegen Kakarott und dieser gottverdammten Eifersucht? Vegeta würde sich am liebsten gerade selbst ohrfeigen für seine dummen Taten.

Aber er musste sich auf das konzentrieren, was vor ihm lag. Er durfte nicht noch mehr Zeit verschwenden. „Warum hast du sie nicht einfach getötet, wenn sie dir so ein Dorn im Auge war?“, knurrte der Jüngere und ballte seine Fäuste.
„Das wäre doch zu einfach – ein Verräter muss langsam sterben! Sie hat schon seit Tagen das Essen verweigert. Es war nur noch eine Frage der Zeit“, erklärte der Ältere, schien sichtlich erheitert von diesem Thema zu sein. Das überhebliche Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht.

Vegeta war indes kurz davor, zu platzen. Es kostete ihn die größte Mühe, nicht vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren. Es hatte keinen Sinn, mit seinem Vater darüber zu reden. Er würde seinen Fehler nicht einsehen. Und so wechselte der Prinz das Thema: „Wirst du den Planeten wenigstens evakuieren?“
Ein höhnisches Lachen hallte durch den Thronsaal. „Warum sollte ich? Ich sehe keine Gefahr! Warum sollte sich Lord Freezer auf einmal gegen uns stellen? Und warum sollte ich den Worte von Verrätern Glauben schenken?“, spottete den Monarch.
Der älteste Prinz ließ seine angespannten Fäuste nach unten schnellen, wodurch sein Umhang nach hinten geschlagen wurde. Sein Gesicht wirkte immer verzerrter durch die Wut, die in ihm aufstieg. Er ließ knurrend seine Zähne fletschen. „Du verantwortest lieber den Tod deines gesamten Volkes, statt dich endlich gegen Freezer zu stellen?“
„Mich gegen Freezer zu stellen, würde den Tod unseres Volkes bewirken!“, erwiderte der König, ballte nun auch seine Fäuste und wurde ungehaltener. Er schien die Geduld zu verlieren „Und jetzt raus hier! Ich lasse euch alle verhaften und einsperren!“
Die Wachen am Rande des Geschehen rührten sich und gingen auf die Prinzen und ihre Begleitung zu.
Doch Vegeta sah gar nicht ein, sich abführen zu lassen. „Die Vernichtung unserer Art sollte wirklich schwerer wiegen, als deine Angst vor diesem Tyrannen! Führst du tatsächlich lieber Krieg gegen dich selbst und deines Gleichen?“ Um ihn herum hatte sich eine durchsichtige Aura gebildet, die mit jedem weiteren Wort größer und bedrohlicher wurde.
Die Wachmänner blieben stehen und sahen sich besorgt an. Die Prinzen zu überwältigen und abzuführen würde wohl ein schwieriges Unterfangen werden. 
König Vegeta antwortete gar nicht, sondern forderte seine Wachen mit einem einfachen Blick dazu auf, ihrem Befehl Folge zu leisten. Ansonsten würden daraus lebensbedrohliche Konsequenzen resultieren.

Auch Tarble schritt nun wieder ein und fragte: „Vater! Warum siehst du nicht, dass Freezer dich nur manipuliert? Du erkennst gar nicht mehr, wer hier eigentlich auf deiner Seite steht!“
„Auf meiner Seite? Ich habe zwei missratene, verweichlichte Söhne, ein Elite-Team voller Verräter und -...“.
Noch bevor der König seinen Satz vollenden konnte, wurde die Tür zum Thronsaal aufgestoßen. Bardock, die Leibwache des Königs, kam wutentbrannt herein, dicht gefolgt von seiner Frau und Kakarott. Goku hatte seine Eltern benachrichtigt und ihnen alles Wichtige erzählt.
„Wenn man vom Teufel spricht...“. Der Bärtige rollte genervt seine Augen und stieß ein verächtliches Schnauben aus, ehe er weiter sprach. „...und eine Leibwache, die mir ebenfalls in den Rücken fällt...“.
„König Vegeta!“, brüllte der dreifache Vater und stellte sich neben die beiden Prinzen. „Ihr habt meinen Sohn völlig grundlos ins Exil geschickt! Ihr vergeht Verbrechen an Eurem eigenen Volk und führt uns alle in den Untergang! Ich verlange, dass Ihr mit sofortiger Wirkung abdankt!“
Der Bärtige lachte daraufhin nur auf. „Eure Märchen würden mich ja erheitern, wenn sie nicht so anmaßend und frech wären! Lasst euch endlich widerstandslos abführen, sonst sehe ich mich gezwungen, euch exekutieren müssen!“

Die Wachen rückten wieder näher heran und umringten die Rebellen. Bardock sah keinen anderen Ausweg, so zog er den Thronfolger am Handgelenk zu sich und sprach: „Es hat keinen Zweck, Vegeta! Dein Vater wird sich von seiner Vorstellung nicht abbringen lassen! Wir müssen hier sofort hier weg und uns in Sicherheit bringen!“
Kakarott kam ebenfalls zu ihnen gerannt und warf aufgeregt ein: „Es nähert sich weit entfernt eine extrem bedrohliche Aura. So etwas habe ich wirklich noch nie gespürt! Das muss dieser Freezer sein!“
Vegeta knurrte verärgert, nickte aber einverstanden. Es hatte wirklich keinen Zweck. Er konnte nicht alleine mit seinen wenigen Verbündeten den gesamten Planeten evakuieren. Es war einfach nicht möglich. Also sollten sie sich wenigstens selbst retten.

Der Thronfolger wollte sich gerade abwenden, da spürte er, wie sein Vater einen Ki-Strahl vorbereitete und auf Raika zuschießen wollte, um die Verräter an ihrer Flucht zu hindern. Vegeta sprang im letzten Moment dazwischen. Er konnte den Angriff nicht mehr blocken oder ablenken und trug eine tiefe Wunde in der Schulter davon. Aber das war ihm egal. Er hatte Raika beschützt – das war das Einzige, was zählte!
„ES REICHT, VATER!“, brüllte Vegeta. Durch den Druck seiner Stimme strömte schwallartig Blut aus der frischen Wunde. Er konnte seinen Zorn nicht länger unterdrücken. Wütend fletschte er seine Zähne und ließ er seine Aura stark aufflackern, die für den Hauch einer Sekunde eine goldene Färbung annahm. Mit dieser erzeugte er eine massive Druckwelle, die die Wachen allesamt gegen die Wände schleuderte. Dadurch gewannen sie Zeit und konnten fliehen. Sofort sprinteten die Rebellen los.
Vor dem großen Eingangstor blieb Vegeta ein letztes Mal stehen und warf seinem Vater einen hasserfüllten Blick zu. „Du kannst froh sein, dass ich dich nicht umbringe! Aber keine Sorge – Freezer wird das schon bald für mich erledigen!“ Danach verließ auch er den Thronsaal auf schnellstem Wege.
König Vegeta schnaubte wütend und schrie seine Untertanen an: „Wer auch immer auf die Idee kommt, ihnen zu folgen, ohne sie dabei festzunehmen, wird auf der Stelle hingerichtet! Wer meinen Sohn oder einen dieser Verräter zur Strecke bringt, wird von mir persönlich königlich entlohnt!“

~

Kurz darauf waren die Flüchtigen schon am Raumhafen angekommen und stahlen das Raumschiff, welches ursprünglich Bulma entwickelt hatte, welches aber von den Wachen des Palastes beschlagnahmt worden war.
Es wurde zwar auch in diesem Moment von mehreren Elitekriegern bewacht, doch Vegeta schob sie nur durch einen Anstieg seiner Aura zur Seite. Anschließend sprang er auf sie zu und setzte sie mit wenigen Schlägen außer Gefecht. Es verlief für ihn wie im Rausch. Seine Gegner hatten keinerlei Chance. Seine Kampfkraft war durch den Hass auf seinen Vater so in die Höhe geschossen, dass er selbst nicht bemerkte, wie schnell er die Wachen ausschaltete.
Währenddessen ging Tarble schon an Bord und startete den Antrieb. Oniara wollte mit Raika auf dem Arm gerade hinterher, da stellte sich ihr die letzte Wache entgegen, trat der Blinden mitten ins Gesicht, wodurch sie durch die Luft gewirbelt wurde und ihre bewusstlose Freundin mit letzter Kraft festhalten konnte. Der Thronfolger konnte Oniara und Raika gerade noch auffangen.
Erst jetzt realisierte Vegeta, dass das mit Nichten der letzte Krieger war, der sich ihnen entgegen gestellt hatte. Eine ganze Hundertschaft stürmte auf sie zu! Es waren einfach zu viele! Wie sollten sie die nur alle abwehren und gleichzeitig das Raumschiff starten können, ohne dass jemand von ihnen zurückblieb?

„Steigt ein! Ich mache das schon!“, schrie Kakarott, warf seinem Vater seinen Scouter herüber und stürmte auf den Saiyajin zu, der gerade seine Schwester angegriffen hatte, verwickelte sie in einen Schlagabtausch. Die Eltern des heldenhaften Saiyajin retteten sich ins Schiff.
Fassungslos beobachtete Vegeta, wie der Jüngere mit einer Wache kämpfte, die ihm deutlich überlegen war. Kakarott ließ sich aber nicht unterkriegen und schlug sich erstaunlich gut. Wie machte er das nur? Seine Kampfkraft war nur ein Bruchteil dessen, was die meisten Elitekrieger vorweisen konnten. Wo nahm er diesen Mut, diesen Willen und dieses Durchhaltevermögen nur her?

„Ich übernehme ab hier!“, entschied der Prinz, weil er wusste, dass er die übrigen Angreifer mühelos aufhalten konnte. Dafür musste er sich nur selbst opfern.
„Es bleibt keine Zeit mehr, Vegeta! Steig endlich ein und verschwinde von hier!“
Hinter den Kämpfern, die gerade eintrafen, tauchte noch eine ganze Schar weiterer Saiyajin am Horizont auf, die ebenfalls den Befehl hatten, die Rebellen aufzuhalten.
„Das ist nicht deine Aufgabe, Kakarott!“ Vegeta knurrte. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass Kakarott sich als Held ausspielen und zurück bleiben wollte. Das war doch seine Verantwortung. Er war der verfluchte Saiyajinprinz und müsste mit dem sinkenden Schiff untergehen, um als Held zu sterben! Nicht dieser Clown!
„Und wenn doch?“ Mit einem Tritt in die Magengrube schob Goku seinen Gegner auf Abstand und warf Vegeta dann einen wehmütig lächelnden Blick zu. „Jedenfalls ist es deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Raika wieder auf die Beine kommt“.
Dem Prinzen stand der Mund offen. Er konnte nicht fassen, was Kakarott da gerade von sich gab. So kluge Worte hatte er doch sonst nicht auf Lager.
„Kümmere dich um sie...“.
Wieder dieses wehmütige Lächeln. Ein Lächeln voller Schmerz und Traurigkeit. Aber auch Hoffnung und Zuversicht. Ein Lächeln eines Kriegers, der sich für seine Freunde, seine Familie und all jene opferte, die er liebte.
Vegeta war einfach zu perplex, um zu reagieren. Er war nicht dazu in der Lage, sich nicht von der Stelle bewegen.

Plötzlich ertönte hinter ihm eine Stimme. „Nun mach schon, Vegeta!“ Die Antriebsdüsen des Raumschiffes liefen auf Hochtouren. Tarble hatte das Steuer Bardock überlassen und war noch einmal nach draußen gestürmt. Nun packte er seinen älteren Bruder am Schlafittchen und zerrte ihn als Letztes in das Raumschiff. Gleich hinter ihm wurde die Luke geschlossen. Das Raumschiff hob ab, während Goku von hunderten Kriegern überrannt wurde.

Kakarott... Er gab tatsächlich sein Leben, damit sie fliehen konnten. Das kotzte den Prinzen mächtig an. Obwohl er so schwach war und wusste, dass er nicht den Hauch einer Chance hatte, war er so mutig und entschlossen, stellte sich den unzähligen Gegnern entgegen. Jeder einzelne von ihnen, besaß eine höhere Kampfkraft als er.

Für Goku war dies der einzig sinnvolle Weg gewesen, seine Freunde zu beschützen und ihnen genügend Zeit zu verschaffen. Der einzige Weg, einen sinnvollen und wertvollen Beitrag für ihre Flucht zu leisten. Vegeta durfte nicht zurück bleiben. Das würde Raika ihm niemals verzeihen.
Mit seinem letzten Gedanken dachte er wehmütig an die Gleichaltrige, die er in den Armen des Prinzen hatte liegen sehen. So zerbrechlich und mitgenommen. Dieser Anblick hatte ihm aufs Neue das Herz gebrochen. Er wollte nur noch, dass sie glücklich wurde. Ob nun mit oder ohne ihn, war nun völlig egal. Es war nur wichtig, dass sie lebte. Er wollte irgendetwas für sie tun und seinen Beitrag leisten. Er wollte nicht noch mehr Leid verursachen.
Goku wünschte sich, dass sein Opfer nicht umsonst sein würde.

~

In der Stratosphäre kam den Überlebenden die Flotte von Freezers Armee bereits entgegen. Alle Anwesenden unterdrückten ihre Kampfkraft so weit es ging, um möglichst keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zum Glück war ihr Schiff im Vergleich zu den Raumschiffen Freezers winzig klein und beinahe unauffällig. Der Tyrann bemerkte sie offensichtlich nicht, zumindest griff er sie nicht an.
Stattdessen konnten die Krieger von ihrem Raumschiff aus dabei zusehen, wie Freezer aus seinem Schiff herauskam, eine gewaltige Ki-Kugel über seinem Kopf lud und diese wie einen Spielball auf den Planeten der Saiyajin warf. Nur wenige Sekunden später explodierte Vegeta-Sai und entlud eine gewaltige Druckwelle, die das kleine Raumschiff der Rebellen einfach hinfort fegte.
Der Heimatplanet der Saiyajin war in Weltraumstaub aufgegangen. Vegeta, Tarble, Oniara und Bardock blieb nichts anderes übrig, als zu spüren, wie abertausende von Seelen nach und nach erloschen.

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Meike: Wer hätte damit gerechnet? Goku opfert sich, um alle zu retten :(
Vegeta: Tze, so ein Pseudoheld... Das hätte ich auch gekonnt.
Goku: Aber ich wollte nun mal, dass du auch überlebst, Geets.
Vegeta: Bist du nicht tot? Was machst du dann hier? O.ó
Goku: Der Abspann ist auch für Tote zugänglich. O:)
Vegeta: *sieht kritisch zur Autorin*
Meike: *zuckt mit den Schultern* Offensichtlich ist er das... o.o
Vegeta: Und ich dachte, ich bin ihn endgültig los -.-
Meike: Na ja...dafür hast du ja in der Fanfiktion selbst ein bisschen Ruhe vor ihm.
Goku: Aber nur bis ihr mich wieder belebt!
Vegeta: Ich sorge dafür, dass du tot bleibst!
Goku: Da werden aber einige was dagegen haben...
Vegeta: Wer?
Goku: Mein Dad, meine Mam, Radditz, Oniara, Broly, Raika...ähm *überlegt*
Meike: Deine Frau...?
Goku: Ohja stimmt! Meine Frau, Chichi! *grinst verlegen*
Vegeta: Ist ja gut, ich habe es verstanden. Du hast Freunde. Wow! *sarkastischer Applaus*
Goku: Danke ^-^
Meike: Ähm. Ja. *räusper* Ich widme mich mal den Lesern: Nach diesem hochdramatischen Staffelfinale, kündige ich für nächsten Samstag den Beginn der neuen Staffel an! Dann sind wir schon bei Staffel 3 und nähern uns mit großen Schritten dem Freezer Arc! Ahhh! *__* Es bleibt also spannend meine lieben Freunde! *-* Danke für die vielen Views, Kommentare, Empfehlungen und und und. Ich bin euch so dankbar!
Vegeta: *hust* Unverdienter Weise *hust*
Meike: Schnauze auf den billigen Plätzen! ... Ich wünsche euch noch einen schönen Restsonntag und bis nächste Woche. ♡♡♡
Goku: Macht euch keine Sorgen um mich, ich komme im Jenseits schon zurecht. :) Wir sehen uns definitiv im Abspann. Bis nächste Woche *winkt*

Das Zeitalter der Saiyajin [wird überarbeitet🛠️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt