78. Neue Kraft und alter Stolz

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Kapitel 78: Neue Kraft und alter Stolz

Broly, Raika und Trunks hatten sich mittlerweile wieder auf die Aussichtsplattform von Kami zurück gezogen und warteten angespannt darauf, dass Vegeta und Goku ihr Training beendeten. Da sie nun um die Lage wussten und auch von Tarble gehört hatten, wie schlecht die Situation auf Vegeta-Sai aussah, wurden sie von Minute zu Minute unruhiger. Das Warten zehrte an ihren Nerven.
Raika traf es besonders schlimm. Sie konnte nicht einmal mehr ruhig sitzen bleiben. Mit immer schneller und größer werdenden Schritten stiefelte sie vor dem Palast Gottes auf und ab.
„Verdammte Scheiße! Wie lange wollen die denn noch da drin bleiben?!“, zischte sie wütend. Selbst ihre Schritte klangen gereizt.
„Sie haben noch eine gute Stunde, dann sind die 24 Stunden voll“, erklärte Broly. „Ich hoffe sie überziehen nicht...“.
„Wenn sie auch nur eine Sekunde länger in diesem Raum bleiben, schleife ich sie höchstpersönlich an den Ohren wieder heraus!“ Grummelnd verschränkte Raika ihre Arme vor der Brust. Anschließend glitt ihr Blick nach oben, empor zum Himmel und ein wehmütiges Seufzen entfloh ihren Lippen.
So hatte sie sich ihre Zusammenkunft mit ihren Freunden nicht vorgestellt.
»Die Anderen kämpfen auf Vegeta-Sai um ihr nacktes Überleben. Und ich? Ich sitze mir hier den Hintern platt... Wenn sich Goku und Vegeta nicht beeilen, dann wird sicher kaum jemand von ihnen durchhalten...«

Trunks erhob sich auf einmal und ging Richtung Rand der Plattform. „Mam kommt her“, erklärte er, wodurch auch Raika wieder aus ihren Gedanken aufwachte.
„Oh. Was will sie denn hier?“, fragte sie, war aber an sich ganz froh darüber, ein wenig abgelenkt von der Warterei zu sein.
„Woher soll ich das bitte wissen?“, murrte Trunks.
„Hey, immer locker bleiben, Kurzer“. Raika stellte sich gleich neben ihn und stieß ihn mit einem Ellbogen in die Seite.
„Kurzer...?“ Trunks verschluckte sich fast an dem Wort, während er der deutlich kleineren Raika einen wütenden Blick zu warf.
Auch sein Vater gesellte sich daneben und klopfte seinem Sohn auf die Schulter. „Du solltest wirklich etwas entspannter werden, Trunks“.
„Wie bitte?“ Empört blickte er nun seinen Vater an. „Die ist doch selbst vor wenigen Sekunden noch komplett durchgedreht!“
„Ja, aber berechtigt. Dein genervter Tonfall war völlig unangebracht“.
„So spricht ein wahrer Vater“, stimmte Raika ihrem besten Freund leicht grinsend zu.
Sie war so unfassbar froh, dass Broly bei ihr war und dass sie die Chance hatte seinen Sohn kennen zu lernen. Auch, wenn sie gerade mehr Spaß daran hatte, ihn zu necken und sich damit von ihrem Stress abzulenken. Trunks ließ sich aber auch wunderbar reizen.
Der Zeitreisende seufzte derweil resigniert und rollte seine Augen. „Kann ich bitte eine neue Patentante beantragen?“
„Abgelehnt!“, widersprachen Broly und Raika wie aus einem Munde und grinsten sich danach belustigt an.
Der Hühne sah seinen Sohn aber noch aufmunternd an. „Ihr werdet euch schon noch anfreunden. Immerhin werden wir zusammen ein Jahr in diesem bizarren Raum verbringen“.
„Ich bin nicht mehr überzeugt, ob das wirklich eine gute Idee ist...“.

In dem Moment wurden die Motorengeräusche von Bulmas Gleiter zu laut. Sie landete gerade direkt neben ihnen, wodurch die Krieger verstummten und darauf warteten, dass die Erfinderin ausstieg.
Freundlich begrüßte die Blauhaarige ihre Freunde und hatte natürlich auch Baby-Trunks auf ihrem Arm, der fröhlich gluckste.
„Was führt dich her, Bulma?“, wollte Raika sogleich wissen.
„Ich habe in den letzten Stunden jedenfalls nicht untätig herum gesessen“, antwortete sie.
Bulmas Lippen wurden von einem leichten Grinsen umspielt, während sie mit ihrer freien Hand in ihrer Hosentasche wühlte. Nur eine Sekunde später holte sie eine Hoi-Poi-Kapsel hervor und warf sie auf den Boden.
Staunend beobachteten die Kämpfer den Vorgang, bis sich der Rauch verflüchtigt hatte. Was hatte das Genie dieses mal wieder ausgetüftelt?
Eine große weiße Kiste hatte sich auf dem Boden materialisiert und Bulma erklärte: „Ich habe neue Kampfanzüge für euch entworfen. Sie sollten etwas strapazierfähiger sein und bieten euch etwas mehr Schutz“.
„Sehr gut! Danke, Schatz“, rief Broly erfreut, gab seiner Freundin einen Kuss auf die Wange, die daraufhin nur lächelnd abwinkte.
„Wenn ich euch damit ein bisschen helfen kann, fühle ich mich wenigstens nicht ganz so nutzlos. Ich habe dir sogar ein neues Halsband angefertigt, Raika“.
Raika hatte sich bereits vor die Kiste gehockt und öffnete diese. Neugierig sah sie sich die Klamotten an und zog ein Teil hervor. Verwundert musterte sie den grünen Stoff von allen Seiten.
Die Schwarzhaarige sah zu der Erdlingsdame und hob das Oberteil hoch. „Sag mal, hast du den zweiten Arm vergessen?“
Bulma lachte kurz. „Nein, ich habe mich nur für ein anderes Schnittmuster entschieden. Das Oberteil hat nur einen Ärmel“.
Kritisch verengte Raika ihren Blick. „Mhm...“. Sie seufzte und zuckte mit den Schultern. „Ich probiere es einfach mal an“.

Trunks hatte sich in der Zwischenzeit dazu gesellt und die Kiste von der anderen Seite geöffnet, sodass er für sich und seinen Vater jeweils einen Kampfanzug heraus holen konnte. Wenig später waren sie schon umgezogen.
Brolys Outfit hatte sich nicht wirklich verändert. Er trug weiterhin eine enganliegende, lilafarbene Hose und einen schwarzen Brustpanzer, mit grüner Schulterpanzerung. Trunks hatte sich für eine weite dunkelgraue Gi-Hose entschieden. Obenrum trug er nur ein enges Tanktop; auf einen Brustpanzer verzichtete er.
Raika hatte sich das schwarze Halsband angelegt, eine dunkelblaue, figurbetonte Trainingshose herausgesucht und betrachtete immer noch skeptisch das neue Oberteil.
„Könntest du dir bitte endlich wieder etwas anziehen?“, fragte Trunks gereizt, der absichtlich wegschaute und leicht rot geworden war.
Raika grinste und stemmte eine Hand in ihre Hüfte. „Ist es dir etwa unangenehm, mich nur im BH zu sehen?“
„Mir doch egal...“, zischte der 20-Jährige. „Von mir aus läufst du nackt rum. Beschwer' dich nur nachher beim Training nicht, wenn dein Körper voller Schrammen ist!“
„Das stört mich nicht“.
Die Ältere grinste weiterhin, bis sie plötzlich zusammen zuckte und in Richtung des Palastes blickte. Sie hielt den Atem an und spürte, wie ihr Puls durch die Decke schoss und ein heißkalter Schauer über ihren Rücken kroch.

„Sie sind fertig...“, murmelte Broly und sah in die gleiche Richtung.
„Jetzt bin ich wirklich mal gespannt...“. Trunks verschränkte seine Arme vor seiner Brust.
Raika warf sich blitzschnell das neue Oberteil über, fuhr sich unwillkürlich durch die Haare und tippelte nervös mit ihrem Fuß auf dem Boden.
Der Zeitreisende sah sie kurz verwundert an. »Ach, wenn es um Goku und Vegeta geht, kann sie sich auf einmal blitzschnell anziehen... Ich verstehe diese Frau einfach nicht...«

Wenige Sekunden später kamen Kakarott und der Kronprinz aus dem Palast heraus und gingen auf ihre Freunde zu. Beide trugen einen ernsten, aber sehr motivierten Blick im Gesicht. Ihre Kampfanzüge hingen nur noch in Fetzen. Der größte Unterschied zu vorher lag jedoch bei ihren Haaren. Sie waren Supersaiyajin – und doch wirkten sie so normal und entspannt.
Goku war der erste, dessen Miene sich komplett auflockerte. „Hey, Leute! Na, alles paletti hier draußen?“
Raika konnte ihren Blick nicht von ihnen abwenden. »Wie ist das möglich...?«
Auch Broly musterte sie mit großen Augen, konnte sich seine Frage nicht verkneifen: „Wieso seid ihr Supersaiyajin?“
Vegeta hob selbstbewusst einen Mundwinkel. „Wir haben den Energieverbrauch des Supersaiyajin perfektioniert, sodass wir ihn jetzt dauerhaft aufrecht erhalten können“.
„Dauerhaft?!“, platzte es Trunks heraus. „Das geht?“
„Offensichtlich“, gab der Prinz zurück und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
Goku grinste weiterhin und ergänzte: „Das ist aber noch lange nicht alles. Wir haben auch noch eine weitere Stufe erreicht“.
„Eine weitere Stufe?“, fragte Raika. „Das heißt, ihr habt die Grenzen des Supersaiyajin wirklich gesprengt?“
Goku und Vegeta nickten. Erst jetzt blickten sie ihre große Liebe an. Der Prinz musterte sie eingehend. Das bauchfreie, knapp geschnittene Top hielt seinen Blick gefangen. Dem Jüngeren erging es ganz ähnlich. Beide hatten kurzzeitig einen sehnsüchtigen Ausdruck in ihren Gesichtern. Sie sahen sich in diesem Moment so ähnlich, als hätten sie sich einander in der Zwischenzeit angenähert. Als wären sie wirklich zu einem Team geworden.

„Ja?“, fragte die weibliche Saiyajin nach.
Eigentlich wollte sie beide streng anblicken, weil sie ganz genau wusste, was sie mit ihren Blicken ausdrücken wollten. Doch irgendwie konnte sie es ihnen nicht verübeln. Immerhin war es für Goku und Vegeta ein ganzes Jahr gewesen, in dem sie sich nicht gesehen hatten. Und sie hatten sich wiedermal so sehr verändert.
Goku schreckte aus seiner Trance heraus und schüttelte sich leicht. „Ich äh...“. Kurz sah er zu Vegeta. „Wie hatten wir es genannt?“
„Zweifacher Supersaiyajin“, antwortete der Prinz.
„Ja, genau“. Goku grinste und kratzte sich am Hinterkopf. „Der zweifache Supersaiyajin“.

Raika schüttelte gedanklich ihren Kopf.
Wie konnte Goku nur so entspannt und gelassen dastehen, während das charakteristische, goldene Leuchten in seinen Haaren hing? War diese Form nicht mit unglaublich viel Wut verbunden? Sie verstand das einfach nicht. Selbst Vegeta sah für seine Verhältnisse extrem ruhig aus. War das nicht ein totaler Widerspruch in sich selbst? Wie funktionierte das?
Und konnte Raika den Supersaiyajin Ikari auf dieselbe Weise anwenden?

Trunks grummelte leise. „Jetzt spannt uns nicht länger auf die Folter! Zeigt her den zweifachen Supersaiyajin!“
Goku sah seinen Rivalen wieder kurz an. „Willst du oder soll ich?“
„Von mir aus kannst du das machen. Hauptsache wir beeilen uns ein bisschen. Ich will aus den Cyborgs Hackfleisch machen!“
„Ähm... Dazu müssten wir euch gleich vielleicht mal ein paar Dinge erklären. Während ihr in dem Raum von Geist und Zeit gewesen seid, hat sich einiges verändert!“, warf Bulma ein, machte dann aber eine abwinkende Handbewegung. „Aber zeig erst mal“.
Nickend begab sich Goku in Kampfstellung. Sein Blick verengte sich allmählich und seine Muskulatur spannte sich an. Er ballte seine Fäuste angestrengt und begann leise zu knurren. Sein Ki stieg rasend schnell an. Immer mehr Energie sammelte sich um ihn, eine goldene Aura wehte um Gokus Körper, sog alles in der Nähe in seine Richtung.
Bulma wurde davon am meisten betroffen und klammerte sich an Broly fest, der sofort schützend einen Arm um sie legte.
Aber Goku war noch lange nicht fertig. Er erhob seine Stimme, schrie immer lauter, während seine Aura immer größer wurde. Plötzlich zuckten sogar bläuliche Blitze durch den goldenen Schein, der ihn umgab. Das Licht wurde immer heller, bis es schließlich gleißend aufflackerte und alle Umstehenden blendete.

Raika hatte rechtzeitig reagiert und ihre Augen vor der intensiven Lichtquelle geschützt, so konnte sie als erste vorsichtig ihre Arme senken und musterte ihren Ex-Freund. Ihr fielen glatt die Augen aus dem Kopf. Die Energie, die von ihm ausging war atemberaubend. Mit Nichts in der Welt zu vergleichen. Und das konnte Vegeta auch...? Damit könnten sie Cell mit links besiegen! Und auch die Cyborgs dürften nun keine Gefahr mehr darstellen.
Die Schwarzhaarige lächelte unwillkürlich. Ein dicker Kloß versperrte ihre Kehle. Ihre Freunde und ihre Artgenossen würden also doch noch gerettet werden können. Sie war kurz davor in Freudentränen auszubrechen, da durchbrach Broly die Stille.
Auch er hatte sein Augenlicht wieder gefunden und rief: „Wow! Das... Das ist ja unglaublich!“
Gokus Gesichtsausdruck entspannte sich allmählich; er atmete aus und löste die angespannte Haltung. „Sorry, es dauert leider ein wenig länger... Diese Form haben wir erst vor ein paar Wochen erreicht“.
Raikas Mund war immer noch geöffnet. Ihre Tränen konnte sie jedoch unterdrücken. Zum Glück. Es wäre furchtbar peinlich geworden, wenn sie hier vor allen in Tränen ausgebrochen wäre. Dennoch starrte sie Kakarott noch immer an.
Äußerlich hatte er sich nicht wirklich verändert. Seine Haare wehten etwas weiter nach oben, als beim Supersaiyajin. Nur dieses Detail und die Blitze. Ansonsten war kaum ein Unterschied zu erkennen. Na ja, bis auf diesen gigantischen Anstieg der Kampfkraft.
Wie gerne würde sie diese Form in Aktion erleben. Aber sie wusste, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um einen der Beiden um einen kurzen Trainingskampf zu bitten.

Vegeta bemerkte die intensiven Blicke Raikas. Seine Visage verdunkelte sich.
»Hätte ich mal lieber die neue Form vorgeführt...«, dachte er und stieß ein kurzes, verärgertes Schnauben aus. Anschließend rollte er seine Augen und erhob das Wort: „Können wir jetzt zur Sache kommen, Kakarott? Wir haben schließlich nicht ewig Zeit!“
Flüchtig drehte sich die Frohnatur zu seinem Rivalen um und nickte ihm zu. „Ja, natürlich“.
Goku atmete ruhig durch und ließ die flackernde Aura um sich herum verschwinden. Seine Haare blieben blond, immerhin wollte er den einfachen Supersaiyajin weiterhin aufrecht erhalten.
Trunks, der auch ziemlich beeindruckt von dieser Form zu sein schien, begann zu strahlen. „Mit dieser Form werdet ihr es garantiert schaffen, Cell aufzuhalten!“
„Cell?“, fragte Vegeta nach. „Was ist mit den Cyborgs?“
„Ja... Folgendes...“, begann Broly und fing an den beiden Konkurrenten zu erklären, was in den letzten Stunden passiert war und was sie im Labor von Doktor Gero herausgefunden hatten.

~

Vegeta knurrte anschließend wutentbrannt auf. „Und wir Idioten verplempern hier unsere Zeit! Kakarott, bring mich sofort nach Vegeta-Sai!“
„Aber Vegeta...“, flehte Goku, der gerade dabei war, sich einen neuen Kampfanzug überzustreifen. Auch für seine Bedürfnisse hatte Bulma vorgesorgt und einen Gi in seiner typischen Optik angefertigt, nur, dass dieser robuster war. „Wir wollten doch erst mal zum Planeten Namek! Die Namekianer haben bestimmt schon einen Gott für uns ausgebildet!“
„Dann bring mich mit deiner Tele-Dingsda nach Vegeta-Sai und mach dich dann alleine auf den Weg nach Namek. Ist doch kein Problem, oder?“
„Nein, aber... Meinst du, du wirst mit Cell alleine fertig? Was, wenn er die Cyborgs schon in sich aufgenommen hat?“
Der Prinz der Saiyajin schnaubte vor Wut und ließ seine Aura bedrohlich aufflackern. „Wenn wir noch länger diskutieren, hat er das mit Sicherheit! Ich mache Kleinholz aus diesem widerlichen Vieh, verstanden?! Ich, der Prinz der Saiyajin, werde mich für mein Volk einsetzen! Wenn du mit unserem Hüter zurück bist, wird der Kampf unter Garantie schon entschieden sein!“
„Beeilt euch einfach“, gab Raika zu bedenken und erregte damit die Aufmerksamkeit der Streithähne. „Radditz, Tarble und die Anderen sind sicherlich schon am Ende ihrer Kräfte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das noch lange durchhalten...“.
Vegeta ging auf Kakarott zu, der ihm flüchtig zunickte. Kurzerhand legte der Größere eine Hand auf die Schulter des Prinzen und bewegte seinen Zeige- und Mittelfinger der freien Hand an seine Stirn.
„Viel Erfolg“, wünschte Broly ihnen und hob zum Abschied eine Hand.
„Macht dieses Mistvieh fertig!“, rief Trunks eine Faust ballend.
Goku nickte ihnen aufmunternd zu und konzentrierte sich auf die weit entfernten Energien seiner Artgenossen.
„Passt auf euch auf...“, flüsterte Raika, doch Vegeta und Goku waren in diesem Moment schon verschwunden.

~

Goku hatte die Aura seines Vaters erfasst und sich gleich neben ihn teleportiert.
„Kakarott! Vegeta! Endlich!“, rief dieser völlig außer Atem.
Die beiden Supersaiyajin waren mitten auf einem Schlachtfeld gelandet. Zumindest wirkte es ganz so. Die Überreste von Häusern waren zwar noch zu erkennen, aber eigentlich standen hier nur noch Trümmer.
Der Jüngere von ihnen knurrte bedrohlich auf. Dies hier war die Gegend, in der seine Eltern lebten. Alles war zerstört. Er sah sich wütend um und entdeckte auch seinen Bruder unweit von sich, der sich wankend auf den Beinen hielt. Hinter ihm eine der Cyborgs, die Kleinste von ihnen, aber auch sie schien schwer verletzt zu sein.
„Kakarott! Mach, dass du wegkommst! Du hast noch was vor! Ich werde mich darum kümmern!“, zischte Vegeta.
Er wollte seinen Rivalen unbedingt außer Sichtweite bekommen. Sie hatten zwar ein Jahr lang Seite an Seite trainiert und sich auch besser aufeinander eingestimmt, aber jetzt wollte er alleine sein und sich als baldiger König dieser Sache annehmen.
Goku sah noch kurz zu seinem Vater. „Dad... Vegeta regelt das. Ich komme so schnell es geht wieder und helfe euch“.
„Ist gut“, erwiderte Bardock.
Schon in der nächsten Sekunde hatte sich Goku wieder in Luft aufgelöst und seine Familie und Freunde schweren Herzens hinter sich gelassen.

Vegeta sah sich derweil genauer um. „So... Wo ist dieser Cell?“
„Gleich hier, Eure Hoheit“, erklang eine arrogante und von sich selbst überzeugte Stimme.
Nach deren Ursprung suchend hob Vegeta seinen Blick. Über ihm schwebte, die Arme vor seiner Brust verschränkt, ein Wesen, welches wirklich insektenähnliche Züge aufwies. Seine Haut war grün gesprenkelt, sein Körper drahtig und sehr muskulös. Auf seinem Rücken hatte es flügelähnliche Panzer, die es aber offenbar nicht zum Fliegen brauchte. Die Gesichtszüge des Wesens waren sehr menschlich und auf seinem Kopf ragten zwei Platten empor, die seinen Kopf einrahmten, wie eine Art Krone.
Langsam ließ sich Cell herab sinken und hob grinsend einen Mundwinkel.
„Der Kronprinz und baldige König der Saiyajin... Vegeta! Ich habe schon auf dich gewartet!“
Vegeta erwiderte sein Grinsen auf mindestens genauso arrogante Art. „Ach ja? Hast du etwa Todessehnsucht, oder wieso wartest du auf deinen schlimmsten Albtraum?“
„Hahaha!“ Cell lachte amüsiert auf. „Nicht doch, Vegeta. Ich werde dein schlimmster Albtraum sein. So, wie ich über dein Königreich hergefallen bin, wie eine schwarze Wolke des Todes!“
Ein Knurren entfloh Vegetas Lippen.
Bardock, der noch immer neben dem Prinzen stand, erklärte: „Unterschätze ihn nicht! Er hat nicht nur Leekie, sondern auch Maniok in sich aufgenommen. Ihm fehlt also nur noch Tapioka zu seiner Vollkommenheit“.
Leicht genervt raunte er den Vater seines Rivalen an: „Lass das meine Sorge sein, Bardock! Verzieh dich lieber! Du kannst hier eh nicht mehr helfen!“
Widerwillig gab sich der Ältere geschlagen. Dieser Vegeta musste aber auch immer so überzeugt von sich sein. Hoffentlich würde er wirklich etwas ausrichten können. Er wollte sich gerade abwenden, da fiel dem Thronfolger noch etwas ein. Den Älteren kurz ansehend überreichte er ihm eine Hand voll magischer Bohnen.
„Verpflegt euch. Ich mache in der Zeit diese Missgeburt fertig!“

Cell schüttelte schmunzelnd den Kopf, während sich Bardock zurück zog und magische Bohnen an die restlichen Krieger verteilte. „Vergiss nicht, dass auch deine Zellen in mir stecken“.
„Scheinen nicht viele zu sein, ansonsten wärst du nicht so hässlich“.
„Ohohoho“. Erneut erklang das belustigte Lachen von Cell. „Dann zeig mir doch mal, ob du noch mehr drauf hast, als nur dämliche Sprüche zu klopfen!“
„Mit dem größten Vergnügen!“, entgegnete der Prinz und spannte schon im nächsten Moment seinen Körper an.
Breitbeinig ging er in Kampfstellung, ballte seine Fäuste und stieß ein markerschütterndes Grollen aus. Kleine bis mittelgroße Steine tanzten durch den entstandenen Sog durch die Luft. Seine Haare wurden noch spitzer und auch ein klein wenig länger, seine leuchtende, goldene Aura wurde, genauso wie zuvor bei Kakarott, von Blitzen durchzogen.
Cells Miene versteinerte für einen Moment. Mit solch einem Kraftanstieg hatte er wahrlich nicht gerechnet. Doch auch das tat seiner Arroganz keinen Abbruch. Nur kurze Zeit später breitete sich wieder ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
„Das verspricht doch endlich mal interessant zu werden!“

Vegeta hatte, nur ein paar Sekunden später, seine Transformation abgeschlossen. Ein hämisches Grinsen zierte sein Gesicht, während seine Augenbrauen herunter gezogen waren und er seinen Gegner selbstbewusst fixierte.
Noch bevor Cell reagieren oder irgendetwas zu dieser Transformation sagen konnte, bewegte sich der Prinz mit einer blitzschnellen Bewegung direkt vor den Gegner, der bisher jeden der Elitekrieger spielerisch aus dem Weg geräumt hatte, und rammte ihm seinen Ellbogen in die Magengrube.
Cell stieß sofort einen ganzen Schwall Blut aus, er taumelte getroffen nach hinten.
Vegeta grinste siegessicher. Das würde er locker gewinnen. Dieser Cell konnte ihm einfach nicht das Wasser reichen.
„W-was soll das?“, fragte Cell. „Meinen Daten zufolge bist du ein Schwächling! Sogar noch schwächer als die Androiden“.
„Tja. Heute bin ich ein ganz Anderer, als ich es gestern noch war“, erklärte er knapp und richtete sich wieder zu voller Größe auf. „Aber ich möchte dir auch eine Chance geben, Cell. Hier scheint ja jeder wirklich riesigen Schiss vor dir zu haben. Ich möchte wissen, ob das zumindest ansatzweise begründet ist“.
„Was willst du?“, fragte die künstlich geschaffene Lebensform, wischte sich das lilafarbene Blut aus seinem Mundwinkel und schien sich noch immer von diesem ersten Schlag erholen zu müssen.
Vegetas Grinsen wurde immer arroganter und selbstverliebter. „Schlag mich so hart du kannst!“
„Was?“
„Ich sagte: Schlag mich...so hart...wie du kannst!“
Cell sah ihn verwundert an, verengte jedoch seinen Blick und knurrte auf. Er kam sich vor, als würde Vegeta ihn überhaupt nicht ernst nehmen.
Der Prinz erläuterte weiter: „Und ich meine so hart wie du kannst. Nicht halbe Kraft, oder irgendeine falsche Zurück-!“
Vegeta konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, da ihn in diesem Moment Cells Faust mitten ins Gesicht traf. Er musste einen Ausfallschritt nach hinten machen, um den Schlag abzufedern und sein Kopf war durch die Wucht zur Seite gedreht worden.
Cell begann zu lächeln.
Doch Vegetas nächster Ausruf, ließ es sogleich wieder ersterben. „Erbärmlich!“, spuckte der Thronfolger.
Er packte Cell mit beiden Händen an seinem immer noch ausgestrecktem Arm und drückte zu. Ein leises Knacken ertönte, ließ des Prinzen Grinsen breiter werden. Kurzentschlossen warf er Cell an dem Arm festhaltend über seine Schulter und beförderte seinen Körper mit dem Rücken zuerst gen Boden. Kaum hatte er den Arm losgelassen, sprang Vegeta mit den Knien voran auf die bereits gebrochene Extremität, wodurch Cell schmerzerfüllt aufschrie. Anschließend packte er ihn wieder an eben diesem Arm, schleuderte ihn ein paar Mal um die eigene Achse. Eigentlich wollte Vegeta seinen Gegner gerade loslassen, da löste sich der Knochen aus dem Schultergelenk. Cell flog quer durch die Landschaft, während Vegeta das geschundene Körperteil bei sich behielt.
„Irgs...“. Angewidert verzog er seinen Blick, warf das Körperteil unachtsam zu Boden und wischte sich seine Handschuhe an der dunkelblauen Trainingshose ab. „Das war's dann wohl Cell. Ohne deinen Arm kannst du nicht mehr viel reißen“.

„Ja, Vegeta! Mach ihn fertig!“
Bardock hatte sich erholt und beobachtete mit leuchtenden Augen den Kampf. Auch Radditz und sogar Tapioka hatten sich dazu gesellt. Sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie hätten niemals gedacht, dass Vegeta hier gleich so eine Show bieten und Cell so sehr dominieren würde. Cell sah absolut kein Land. Endlich war der Sieg zum greifen nah!
Die Krieger von Vegeta-Sai hatten wirklich an ihrem absoluten Limit gekämpft. Es gab kaum noch einsatzfähige Saiyajin, geschweige denn irgendjemanden, der Cell gewachsen wäre. Aber Vegeta... Er schien das Blatt wirklich wenden zu können.

Cell hatte sich mittlerweile wieder aufgerappelt. Er hatte einen Kurzflug durch die Landschaft gemacht und ein paar Ruinen geküsst. Miesgelaunt schritt er auf seinen Gegner zu.
»Das darf doch nicht wahr sein... Ich sollte schon nahezu perfekt sein. Nur dieses Drecksstück Tapioka fehlt mir noch zu meiner Vollkommenheit! Keiner dieser Schwächlinge konnte mir das Wasser reichen. Und jetzt taucht dieser Wichtigtuer hier auf und führt mich regelrecht vor«, dachte er grollend.
„Das mit dem Arm stört mich nicht“, zischte Cell schließlich, konzentrierte sich einen Moment und schon in der nächsten Sekunde wuchs der herausgerissene Arm wieder nach.
Etwas irritiert hob Vegeta seine Augenbrauen, bis es ihm klar wurde. „Ach so ist das. Und ich habe mich schon gefragt, wofür ein angeblich perfektes Wesen wie du, die Zellen eines armseligen Namekianers braucht“.
„Hehe. Gut erkannt. Dank der Piccolo-Zellen kann ich mich regenerieren“.
„Scheint dir aber ganz schön viel Kraft zu rauben...“, bemerkte der Prinz grinsend.
Und tatsächlich – Cell schnaufte und war jetzt schon ziemlich ramponiert.
„Schade eigentlich...“, begann Vegeta und schüttelte abwertend seinen Kopf. „Ich habe wirklich gedacht, dass mir dieser Kampf eine etwas größere Herausforderung bietet. Ich hätte den zweifachen Supersaiyajin gerne etwas mehr ausgetestet...“.
„Ach ja...?“ Cell wurde hellhörig und sah sich schließlich seufzend um. „Wenn ich nur endlich C18 finden und in mich aufnehmen könnte... Dann würde ich dir einen angemessenen Kampf bieten können!“
„Ach...wirklich?“
„Ja, aber selbstverständlich!“, bestätigte Cell aufgeregt. „Wenn ich C18 in mich aufnehme, erreiche ich die letzte Ebene meiner Metamorphose, dann werde ich absolut perfekt und unbesiegbar!“
„Unbesiegbar sagst du...?“, fragte der Prinz neugierig nach.
Die Vorstellung gefiel ihm. Er glaubte dem Wesen natürlich kein einziges Wort. Unbesiegbar und perfekt... So ein Schwachsinn! Aber diese Stärke interessierte ihn. Der jetzige Kampf war einfach nur öde und langweilig. So konnte er nicht einmal seine neue Form austesten, geschweige denn einen glorreichen Sieg erringen. Das hier war einfach eine Verschwendung seiner Anwesenheit; es grenzte an einer bodenlosen Unverschämtheit und einer Beleidigung.

„Ja! Dann könnte ich dir endlich einen Kampf bieten, der deine Kräfte angemessen würdigt. Du musst dir ja vorkommen, wie in einem Kindergarten“.
„Weißt du was, Cell? Ich weiß, dass du versuchst mich auszuspielen, aber das wird nicht funktionieren“, sprach der stolze Prinz.
Das Wesen verzog verärgert sein Gesicht.
Doch Vegeta fuhr sogleich fort: „Es wird nicht funktionieren, weil es mir vollkommen gleich ist. Mir doch egal, ob du zu deiner vollkommenen Stärke findest, wenn du diese Blechbüchse in dich aufnimmst. Das ist mir nur Recht. Du hast schon zwei dieser Störenfriede beseitigt. Eigentlich sollte ich dir dafür danken. Also...“. Er machte eine verheißungsvolle Pause und grinste leicht. „Guck, dass du deine Metamorphose abschließt! Aber beeile dich – ich gebe dir maximal eine Minute! Ansonsten mache ich Kleinholz aus dir!“
Auch Cell grinste diabolisch. „Oh, das wird dir noch leid tun, Vegeta!“
„Ich denke nicht“. Der Prinz sah sich um und blickte zu seinen Artgenossen, neben denen auch Tapioka stand, die zitternd zurück wich. Grinsend sah er wieder zu Cell und nickte in die Richtung, in der sich der letzte Cyborg aufhielt. „Hol sie dir!“

„BIST DU VOLLKOMMEN GEISTESKRANK, VEGETA?!“, brüllte Radditz ihm wutentbrannt entgegen und stellte sich mit geballten Fäusten schützend vor den Cyborg. „Tapioka einfach so zu opfern und dafür all unsere Leben aufs Spiel zu setzen! Was läuft denn falsch bei dir?“
„Halt dich daraus, Radditz und steh dieser Sache besser nicht im Weg! Oder muss ich dir auch noch eine Abreibung verpassen?“
Der Langhaarige schäumte vor Wut. Wie konnte Vegeta reinen Gewissens nur einen solchen Deal eingehen? War ihm seine Kraft zu Kopf gestiegen?
Bardock mischte sich nun auch ein: „VEGETA! Mach Cell fertig, solange du ihn noch übertriffst! Das Risiko ist einfach zu hoch!“
„RUHE AUF DEN BILLIGEN PLÄTZEN!“, fauchte Vegeta und schoss kurzerhand einen Ki-Ball auf seine Freunde.
Dem Angriff ausweichend sprangen die Krieger nach oben, doch dort wartete schon Cell auf sie und brachte die beiden männlichen Anwesenden mit jeweils einem Hieb zu Fall. Anschließend schnappte er sich die hilflose Tapioka, die, mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen, versuchte auszuweichen. Doch Cell hielt sie einfach fest. Zeitgleich bewegte sich etwas zwischen seinen Flügeln. Ein langer Echsenschwanz streckte sich heraus, an dessen Ende eine nadelförmige Spitze war. Diese Spitze weitete sich und stülpte sich schließlich über C18.

„Vegeta, du Idiot! Wie konntest du nur?! Tapioka war auf unserer Seite!“, schrie Radditz seinem besten Freund entgegen.
Er hatte sich gerade erst aufgerappelt. Zu seinem Bedauern konnte er dem Cyborg nicht mehr helfen. Er musste dabei zusehen, wie sie ein Teil des Monsters wurde, das seinen gesamten Planeten terrorisierte.
„Tze! Garantiert nicht! Sie war nur auf unserer Seite, weil sie alleine keine Chance gegen Cell hatte!“
„Das stimmt nicht! Sie... Ich weiß, dass wir ihr vertrauen konnten! Sie hat mich sogar gerettet! Und du...“. Die Stimme von Radditz klang auf einmal belegt. „Du hast sie in den sicheren Tod geschickt, nur um deine neue Kraft unter Beweis zu stellen!“
Verwundert blickte der Prinz seinen besten Freund an. Tatsächlich hatten sich in dessen Augenwinkeln Tränen gebildet, wobei sein Blick immer noch boshaft verengt war.
Vegeta erkannte diesen Blick sofort und ließ seine Augenbrauen ruckartig tief in sein Gesicht rutschen. „Sag mir jetzt nicht, dass du dich in diese Cyborg-Schlampe verknallt hast...“.
„FICK DICH!“, knurrte der Langhaarige, sprang seinem besten Freund an die Kehle, verwandelte sich zeitgleich in einen Supersaiyajin und riss den Älteren wutentbrannt zu Boden. Ungezügelt schlug Radditz auf seinen besten Freund ein. „Du hirnloses Arschloch hast sie umgebracht!“
Vegeta, den die Angriffe seines Kumpels kaum kratzten, schob ihn mit einer Detonation seiner Aura auf Abstand. „Komm mal runter, Radditz! Wenn du jeder Muschi hinterher flennst, wird aus dir nie ein anständiger Krieger!“
„Was bildest du dir eigentlich ein? Das sagt gerade der Richtige! Du flennst Raika wie lange jetzt schon hinterher?! Seitdem sie 16 ist? Und ich war IMMER für dich da! Aber du... Du kannst mir nicht einen klitzekleinen Gefallen tun! Du bist wirklich das Letzte!“ Radditz wusste genau, dass es keinen Zweck hatte, weiter mit Vegeta darüber zu diskutieren. Er stieß sich vom Boden ab und wendete ihm den Rücken zu. „Mach deinen Scheiß alleine! Ich verziehe mich, solange ich noch die Möglichkeit habe!“
Zusammen mit Bardock, der nur enttäuscht seinen Kopf schüttelte, flog der Langhaarige von Dannen.

Vegeta knurrte gereizt. Die Worte seines besten Freundes hatten ihn doch etwas mehr getroffen, als er erwartet hatte. Aber das wollte er sich natürlich nicht eingestehen.
»Was fällt dem eigentlich ein? Mir mit so einer dämlichen Unterstellung zu kommen... Der kann doch froh sein, dass ich ihn davor bewahrt habe, von dieser Cyborg-Schlampe ausgenutzt und getötet zu werden!«
Währenddessen war sein Blick starr auf Cell gerichtet, dessen Transformation immer noch in vollem Gange war. Ein intensives Leuchten erhellte jede noch so dunkle Ecke des Kampfplatzes. Es konnte nicht mehr lange dauern. Bald würde Cell seine finale Form erreichen.

Das Zeitalter der Saiyajin [wird überarbeitet🛠️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt