Der Morgen danach

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Kapitel 23:

Der Morgen danach


Am nächsten Morgen erwachte Raika mit leichten Kopfschmerzen. Ihr erster Blick fiel auf den Prinzen, der neben ihr lag und noch tief schlummerte. Schlafend sah er so friedlich und süß aus, dass sie lächeln musste. Er wirkte ja beinahe unschuldig, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Im selben Moment schossen ihr die Erinnerungen der gestrigen Nacht in den Kopf. Erst wurde ihr Lächeln dadurch nur noch breiter, aber schon einen Wimpernschlag später realisierte sie, was sie da eigentlich getan hatte...
Sie hatte mit Vegeta geschlafen – keinen ganzen Tag nachdem sie sich von Kakarott getrennt hatte.
Panisch hob die Langhaarige die Decke und überprüfte, ob einer der beiden Kleidung trug. Es gab vielleicht noch die minimale Chance, dass sie all das nur geträumt hatte. Doch Fehlanzeige – sie waren Beide splitterfasernackt und lagen dicht nebeneinander. Es war also kein Traum gewesen. Sie hatte all diese unaussprechlichen Dinge mit Vegeta angestellt. Was würde jetzt passieren? Wie würde es jetzt weitergehen?

Sich selbst verfluchend zerrte sie die Decke bis unter ihr Kinn und zog die Beine an ihren aufgerichteten Oberkörper heran. »Was habe ich nur getan?«, fragte sie sich, konnte ein Schluchzen gerade noch verhindern.
Raika schämte sich, dass sie schon so kurz nach der Trennung von Goku mit Vegeta geschlafen hatte. Vorwürfe machten sich in ihrem Hirn immer breiter. Wie konnte sie nur so schnell von dem einen zum anderen Mann springen? War sie wirklich so ein Flittchen? Aber das war doch nicht ihre Absicht gewesen. Ihr Instinkt und der Alkohol haben sie im Zusammenspiel willenlos gemacht. Vegeta trug keine Schuld, er war ebenso ein Opfer seiner Triebe. Aber war das nicht eigentlich völlig egal? Hatte sie nicht gestern diese Verbindung zwischen sich und Vegeta gespürt? War es dann nicht vollkommen gleich, wie viel Zeit zwischen ihm und Kakarott lag, wenn sie doch fühlte, dass da mehr zwischen ihnen war? Schließlich hatte sie nicht mit Vegeta geschlafen, nur weil sie in Hitze war. Sie mochte ihn. Und er mochte sie. Oder etwa nicht? War da wirklich mehr zwischen ihnen?
Raika versuchte diese Frage logisch zu ergründen. Sie hatte immer viel Spaß, wenn sie mit Vegeta zusammen war. Egal, ob es beim Training war oder ihre kleinen Reibereien zwischendurch. Sie liebte es, den Prinzen auf die Palme zu bringen, sich mit ihm zu streiten, sich gegenseitig immer wieder herauszufordern. Aber war das Grundlage genug für eine Beziehung? Und Vegeta hatte immer noch eine Freundin. Was würde sie nur dazu sagen? Leekie würde garantiert durchdrehen! Und Goku wäre mit Sicherheit auch nicht begeistert, wenn er sie mit dem Prinzen sehen würde. Das würde noch etliche Katastrophen hinter sich herziehen...

Unbewusst grummelte die Schwarzhaarige und ließ den Kopf auf ihre Knie fallen. Durch ihr Grummeln und den dumpfen Aufschlag ihres Kopfes erwachte Prinz Vegeta. Er blinzelte ein paar mal und bemerkte dann, wie sie zusammengekauert neben ihm hockte. Sie bereute den gestrigen Abend doch nicht etwa? Verwundert richtete er sich auf und fragte mit leicht kratziger Stimme: „Alles okay?“
Erschrocken hob sie ihren Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Schuldbewusst senkte sie ihren Blick aber nach wenigen Augenblicken wieder. „Ich... Ich weiß nicht...“, hauchte sie leise.
„Mach dir jetzt bloß keine Vorwürfe, klar?“, forderte Vegeta gewohnt grob. „Da habe ich echt keinen Nerv drauf“.
„Machst du dir etwa keine? Du hast doch keine Freundin!“, entgegnete sie ihm leicht gereizt.
Doch der Ältere zuckte nur mit seinen Schultern. „Na und? Meinst du, das war das erste Mal, dass ich Leekie betrüge?“
„Ernsthaft?“ Schockiert zog Raika die Decke näher an sich heran und rutschte vom Bett, verhüllte ihren Körper komplett mit der Decke. „Du bist so ein Schwein, Vegeta!“ Wütend rannte sie ins Badezimmer und knallte die Türe hinter sich zu.

»Fuck! War ja klar, dass sie das falsch versteht!« Verärgert schlug sich Vegeta mit der flachen Hand gegen die Stirn. Er seufzte schwerfällig, stand auf und ging ihr hinterher. Das musste er sofort wieder ausbügeln. Leider hatte er das wirklich schlecht formuliert. Er wollte Raika nicht verletzen, aber er wollte auch nicht schwach oder weich wirken.
Auf dem Weg zum Bad fand er seine Unterhose auf dem Boden liegend und zog diese an. Die Badezimmertüre war verschlossen, also klopfte er leicht dagegen. „Heh... Das...das war nicht so gemeint. Ich habe mich eben falsch ausgedrückt. Ich wollte damit nur sagen, dass...dass ich für Leekie nichts empfinde...“, sprach er etwas unbeholfen. Wie er solche Gespräche über Gefühle hasste. Er war auch nicht sonderlich gut darin. Aber Raika war es wert, dass er es zumindest versuchte.
„Und was ist mit mir?“, fragte ihre schluchzende Stimme von Innen.
Vegeta grummelte. Am liebsten hätte er seine Emotionen ganz tief in sich vergraben, aber ihm war klar, wenn er das nicht sofort richtig stellen würde, würde er sie schneller verlieren, als es ihm lieb war. Und er wollte die gestrige Nacht so gerne noch unzählige Male wiederholen. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als über seinen Schatten zu springen. „Ich... Ich mag dich... Wirklich...“, brachte er zögerlich hervor. Er hoffte, dass das reichte, um sie zu beruhigen. Mehr konnte er nicht von sich geben, ohne eine Tobsuchtsanfall zu bekommen.

Wenige Augenblicke später hörte er das Schloss klicken. Raika öffnete die Tür einen Spalt breit und sah ihn mit geröteten Augen an.
„Sobald wir zurück sind, werde ich Leekie sowieso abservieren“, versicherte er ihr nickend, woraufhin auch sie sich wieder zu einem sanften Lächeln bewegen konnte. Anschließend fragte Vegeta: „Warum machst du dich deswegen so fertig, Raika? Du hast doch nichts falsch gemacht“.
Seufzend ging sie an ihm vorbei und setzte sich in die Decke gewickelt auf das Bett. „Ich habe einfach Angst, dass ich jetzt wie die größte Schlampe herüber komme, weil ich gestern früh noch mit Kakarott zusammen war und gestern Nacht, na ja...du weißt ja, was dann passiert ist“.
Vegeta verstand ihr Problem nicht und zuckte gleichgültig mit den Schulter. „Du hast diesen Idioten in den Wind geschossen und dann mit mir geschlafen. Wo ist das Problem? Wir kennen uns doch schon ewig. Außerdem kann dir doch egal sein, was andere von dir halten, oder?“
„Nun ja... Ich habe nicht direkt mit Kakarott Schluss gemacht...“, gab sie kleinlaut zu.
Vegeta hob fragend eine Augenbraue. „Ich dachte, ihr seid getrennt?“
„Ja schon...aber nicht ich habe die Beziehung beendet...“.
„Er hat dich abserviert?“, wollte der Prinz perplex wissen. „Ist der denn völlig geisteskrank?“
Raika schüttelte schnell ihren Kopf. „Nein, nein. Das meine ich nicht... Ich wollte mit Goku Schluss machen – ich war quasi schon auf dem Weg zu ihm. Dann hat aber leider Paragus davon Wind bekommen und...na ja... Er hat die Beziehung beendet. Ich war also nie persönlich bei Kakarott. Er wird garantiert mit mir reden wollen, wenn wir zurück sind“.
„Dann rede halt mit ihm, da ist doch nichts dabei. Aber wieso übernimmt Paragus die Trennung für dich? Warum lässt du dir das gefallen? Er hat doch nichts damit zu tun“.
„Wegen dieser bescheuerten Halsbänder...“. Raika griff an das schwarze Band und ließ es gegen ihren Hals schnippen, während sie ernüchtert seufzte. „Paragus wusste nichts von der Beziehung zu Kakarott und hat nur davon erfahren, weil ich so unvorsichtig war. Paragus will nicht, dass ich mit irgendjemandem zusammen bin, außer mit-“, sie stockte und gefror augenblicklich zu Eis. Sollte sie ihm das wirklich erzählen? Das würde er garantiert falsch auffassen.
„Außer mit wem?“, bohrte er nach ein paar Sekunden der Stille mit ernster Miene nach.
„...mit dir...“, murmelte sie leise.
„Bitte was?! Heißt das, er hat dich auf mich angesetzt? Willst du mich eigentlich völlig verarschen?“ Mit jedem Wort wurde Vegeta lauter und ungehaltener. Der immer noch halbnackte Körper des Saiyajin spannte sich an und bebte vor Wut.
Raika zuckte erschrocken zusammen. Das hatte sie befürchtet. Sie versuchte sich verzweifelt zu erklären: „Nein – also ja, an sich schon. Aber das war nicht meine Absicht! Ich wollte das doch gar nicht!“
Vegeta blickte sie entsetzt an, schien den Glauben an alles Gute in diesem Moment verloren zu haben. Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck wendete er sich von ihr ab, griff schnell nach einem Hemd und einer Hose und zog die Klamotten in Windeseile über. „Ich muss hier raus!“, knurrte er wütend, während er schon zur Tür eilte.
„Vegeta, nein warte! Ich kann dir das alles erklären!“, rief sie ihm hinterher, tapste ihm mit der Bettdecke nach. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
„Lass mich in Ruhe!“, fauchte der Prinz.
„Vegeta, nein!“, schluchzte sie erneut und versuchte ihn am Oberarm festzuhalten. „Ich wollte dir nicht wehtun!“
Er riss sich los und blickte sie eiskalt an. „Du verlogenes Miststück! Du machst mir Vorwürfe, weil ich eine Freundin habe, aber du schläfst nur mit mir, weil dieser widerliche Paragus es von dir verlangt hat!? Wofür? Um an den Thron zu kommen? Hm? Ist es das, was du willst?! Prinzessin Raika! Dass ich nicht lache! Bleib ja fern von mir!“
Die Jüngere war zu eingeschüchtert durch seine wütenden Worte, als dass sie sofort hätte darauf reagieren können. Bevor ein Laut über ihre Lippen kommen konnte, knallte er die Tür zu und verließ auf schnellstem Wege den Palast, um irgendwo Dampf abzulassen.

Raika sank auf den Fußboden der Suite und brach in Tränen aus. Es hatte so viel Wut und Abscheu in seinem Blick und seinen Worten gelegen. Sie hatte ihn wirklich verletzt. Hätte sie nur die Gelegenheit sich ihm zu erklären, dann würde er ihr Handeln garantiert verstehen. Aber in seiner derzeitigen Stimmungslage würde sie ohnehin nicht mit ihm sprechen können. Es war wahrscheinlich besser, wenn sie ihm ein bisschen Zeit gab, um sich zu beruhigen. Raika hoffte inständig, dass er ihr die Chance dazu gab.

~

Es verging eine gute Stunde, in der Raika sich ein paar bequeme Klamotten anzog und sich frisch machte. Währenddessen verlor sie die Aura Vegetas nicht einmal aus den Augen. Sie beobachtete und spürte, wo er sich aufhielt. Seit ein paar Minuten verharrte er ruhig an einem Ort, er schien sich halbwegs abreagiert zu haben. Da er seine Aura jedoch nicht unterdrückt hatte, schien er es zu gestatten, dass sie ihn aufsuchte. Also entschloss sich die 17-Jährige dazu den Prinzen ausfindig zu machen. Damit sie nicht durch die Gänge des Palastes laufen musste und eventuell die Monarchen des Hauses traf, öffnete sie einfach ein Fenster und sprang hinaus.
Als sie Vegeta erreichte, der auf einem Felsvorsprung saß, blickte er mit versteinerter Miene in die Ferne. Die Jüngere landete direkt neben ihm und setzte sich zu ihm.
Einen Moment lang schwieg sie, überlegte wie sie anfangen sollte. Dann fragte sie einfach: „Können wir reden?“
„Ich habe dir nichts mehr zu sagen“, sprach er emotionslos.
„Ich würde dir das gerne in Ruhe erklären“.
Der Prinz seufzte, kramte eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche und zündete sich eine an. „Tu, was du nicht lassen kannst“. Er starrte weiterhin zum Horizont, betrachtete die friedlichen Felder, die vor ihm lagen. Bisher hatte er Raika nicht einmal angesehen. Er war immer noch wahnsinnig wütend und er hoffte wirklich, dass sie ihm eine halbwegs zufriedenstellende Erklärung liefern konnte.
„Also... Als erstes musst du wissen, dass ich nicht der gleichen Ansicht bin, wie Paragus. Das war ich noch nie wirklich... Aber ich fange am besten ganz Vorne an. Wie du weißt, sind Broly und ich auf dem Planeten Vampa aufgewachsen, dort hatten wir nun mal nur den Einfluss von Paragus. Er trichterte uns ein, dass dein Vater und du die schlimmsten und bösartigsten Saiyajin seid, die existieren, weil ihr uns angeblich auf diesen lebensfeindlichen Planeten geschickt habt, damit wir dort krepieren“.
Vegeta hörte ihr zu und dachte über ihre Worte nach. Er erwiderte jedoch noch nichts. Um sich ein Urteil zu bilden, wollte er ihren Ausführungen bis zum Schluss folgen.
Raika fuhr also fort: „Paragus hat uns trainiert, gedrillt, bestraft und uns zu absolutem Gehorsam erzogen, damit wir seinen Plan befolgen. Nachdem ich es geschafft hatte, den Floater aus einem zerstörten Raumschiff auszubauen und ihn in unseres einzubauen, flogen wir zurück nach Vegeta-Sai. Dort sollten wir uns anfangs bedeckt halten, uns eingewöhnen, anpassen und zuschlagen, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen wäre. Meine Aufgabe war es, dich um den Finger zu wickeln und Informationen an Paragus weiter zu leiten. Broly sollte rechtzeitig einschreiten, dich und deinen Vater zu Fall bringen und somit dafür sorgen, dass Paragus den Thron übernimmt“. Auch Raikas Blick war starr auf die Langschaft gerichtet. Sie wagte es sich nicht, den Prinzen anzusehen. Sie hatte zu große Angst vor seiner Reaktion. „Ich habe nie daran geglaubt, dass Paragus' Moralvorstellungen die Richtigen sind. Es kam mir immer schon falsch vor, aber ich kannte eben nichts anderes... Aber nachdem ich dich und Radditz näher kennen gelernt hatte, war mir klar, dass ihr eine solche Schandtat nie begehen würdet... Bei deinem Vater kann ich es nicht einschätzen, aber du... Du hast mir schon früh bewiesen, dass dir deine Teamkameraden wichtig sind... Ich will mit Paragus und seinen Machenschaften nichts mehr zu tun haben!“
„Und wer sagt mir, dass du mir nicht immer noch etwas vorspielst?“, fragte Vegeta schließlich.
„Was meinst du, warum ich so tiefe Narben am Hals habe? Ich habe so oft versucht, mich gegen Paragus zur Wehr zu setzen...“. Raika zog ihre Beine an ihren Oberkörper heran und umklammerte diese. Es war ihr unangenehm darüber zu sprechen, aber es war notwendig.
„Paragus ist schwach. Wo ist also das Problem?“
„Diese Fernbedienung. Die Stromschläge sind so stark, dass sie mich jedes Mal zusammen brechen lassen... Ich bin mir ziemlich sicher, dass genau diese Stromschläge meinem Herzen so sehr geschadet hat, nach der Vergiftung damals“, erklärte die 17-Jährige weiter.
Der Prinz knurrte verärgert auf. „Wenn das wirklich wahr ist, warum hast du mir das nicht früher erzählt?“
Sie sah ihn kurz an und senkte dann unsicher ihren Blick. „Ich... Ich hatte Angst. Ich wusste nicht, wie ich es hätte erklären sollen. Ich hatte Angst, dass du mir nicht glaubst“.
Er seufzte lautstark. „Ich weiß auch jetzt nicht, ob ich dir glauben kann, Raika...“.

Die Jüngere nahm all ihren Mut zusammen, umfasste mit beiden Händen den Kopf des Prinzen und drehte sein Gesicht zu ihrem. „Sieh mich an, Vegeta! Schau mir in die Augen und sag mir, dass ich lüge! Du kennst mich jetzt schon fast vier Jahre lang. Ich war dir gegenüber immer aufrichtig und loyal. Wir haben uns zwar oft gestritten, aber nie wirklich ernsthaft. Ich würde dich nie verletzen oder belügen!“
Vegeta sah in ihre smaragdgrünen Augen. In seinen Kopf drangen verschiedene Erinnerung, in denen er mit ihr gelacht hatte, in denen sie trainiert hatten, in denen sie Seite an Seite Aufträge erledigt hatten, sie sich stritten und sich dabei schelmisch angrinsten. Zum Schluss kamen ihm die Bilder der letzten Nacht wieder in den Kopf. Die zärtlichen Küsse, die Unbeholfenheit der Jüngeren, ihre schüchterne Art. Er wusste es tief im Inneren die ganze Zeit – all das konnte nicht gespielt sein!
„Ich werde diesen Dreckskerl eigenhändig umbringen!“, sprach Vegeta plötzlich und verengte seinen Blick.
Raikas Gesichtsausdruck erhellte sich ein wenig. „Du glaubst mir?“
Der Saiyajinprinz nickte. „Wenn ich irgendjemandem vertrauen kann, dann am ehesten dir“.
Die Langhaarige lächelte überglücklich, zog den 23-Jährigen zu sich heran und küsste ihn auf den Mund. Er erwiderte den Kuss und strich sanft über ihr Haar.

„Du bleibst am besten hier, damit er dich nicht mit seinem verfluchten Spielzeug unter Strom setzen kann“, schlug Vegeta vor, nachdem ihr Kuss beendet war. Er wollte keine Zeit verlieren und Paragus möglichst sofort aus dem Weg räumen. Jetzt und hier waren sie alleine und niemand würde unnötige Fragen stellen. Sein Vater würde ihn deswegen auch nicht bestrafen. Denn dem König war Paragus schon seit seiner Rückkehr ein Dorn im Auge, es würde ihn also nicht stören, wenn er von der Bildfläche verschwinden würde.
Aber Raika schüttelte ihren Kopf. „Nein, Vegeta, ich werde nicht hier bleiben! Wenn ihn jemand umbringt, dann bin ich das! Ich denke, das kannst du nachvollziehen...“.
Verstehend nickte der Thronfolger. „Du hast Recht. Aber ich werde dich ganz sicher nicht alleine gehen lassen, ansonsten foltert er dich wieder“.
„Einverstanden. König Therin sagte gestern, wir sollen uns am frühen Nachmittag zu den Verhandlungen treffen. Ich denke es ist besser, wenn wir das mit Paragus danach erledigen, oder?“, gab sie zu bedenken.
Vegeta knurrte leise, richtete seinen Blick wieder zum Horizont. „Ja... Aber ich kann für Nichts garantieren, wenn mir dieser Schwächling über den Weg läuft!“
Raika lächelte verständnisvoll und legte eine Hand auf seine Schulter. „Bleib ganz ruhig. Am besten fliegen wir erst einmal zurück ins Schloss und ziehen uns etwas an“.

~

Am Palast angekommen stiegen die beiden Saiyajin dort durch das geöffnete Fenster ein. Bei dem ganzen Stress und Streit heute morgen, hatten sie vollkommen vergessen etwas zu essen und so ließen sie sich ein kleines Menü vom Nahrungsreplikator zubereiten.
Anschließend gingen sie getrennt voneinander duschen, damit sie schneller waren. Zu zweit unter die Dusche zu springen, hätte sie jetzt nur unnötig abgelenkt und aufgehalten. Schließlich wollten sie den König und die Königin nicht warten lassen.

Nachdem auch Vegeta frisch geduscht war, kam er nur mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt und leicht tropfenden Haare in den Wohnbereich. Unwillkürlich musterte Raika den halbnackten Mann ausgiebig vom Bett aus, während sie sich gerade geistesabwesend ihre Haare kämmte. Sie hatte ihren Körper in einen Bademantel gehüllt.
Der Prinz grinste selbstsicher, als er ihre Blicke bemerkte und meinte trocken: „Mach doch ein Foto, das hält länger!“
Die 17-Jährige fühlte sich ertappt und wurde sofort rot. Schüchtern drehte sie ihren Kopf zur Seite, doch der Prinz kam prompt auf sie zu, drehte ihren Kopf mit zwei Fingern wieder zu sich und sah ihr in die Augen. „Versteh mich nicht falsch – ich mag es, wenn du mich so ansiehst“.
Der Jüngeren war es aber so unangenehm, dass sie ihren Kopf schnell wieder abwendete. Trotz der Tatsache, dass sie gestern miteinander geschlafen haben, war es ihr immer noch peinlich, wenn es in irgendeiner Weise intim wurde. Küssen war ja kein Problem, doch so viel nackte Haut war die junge Kriegerin einfach noch nicht gewohnt. Der Alkohol schien sie da gestern Abend doch ziemlich entspannt und enthemmt zu haben.
„Ich muss mich wirklich noch daran gewöhnen...“, gab sie murmelnd zu.
„Woran?“, fragte er und hob eine Augenbraue.
„An dich. An so viel...nackte Haut und Intimität“, gestand die Jüngere.
„Du und Kakarott habt echt gar nichts gemacht, kann das sein?“, deutete Vegeta verwundert an und setzte sich neben sie auf das Bett.
„Na ja...außer Küssen und Kuscheln... Und auch das nur mit Klamotten“.
„Wie kann man nur so ein Vollidiot sein? Wie kann er mit so einer Wahnsinnsfrau wie dir zusammen sein und nichts machen? Ich begreife das einfach nicht!“, fragte er sich laut. Er legte seine Hand an ihren Oberschenkel und schob sie von dort höher unter ihren Bademantel. Dabei beugte er sich zu ihr und raunte in ihr Ohr: „Wie kann er neben dir liegen und dich nicht berühren wollen...?“
Der Langhaarigen wurde sofort wieder heiß. Seine Stimme und seine Berührungen machten sie unglaublich scharf. Sie versuchte sich dennoch zu konzentrieren. „Radditz meinte...Kakarott sei eventuell noch zu jung...und zu unreif für eine Beziehung... Er hat mich eigentlich sogar dazu gebracht, mit Goku Schluss zu machen“, erklärte sie, während sie immer wieder tief durchatmen musste, weil Vegetas Hand immer höher rutschte.
Aber ganz plötzlich stoppte er in seiner Bewegung. „Was? Radditz hat dir gesagt, du sollst seinen Bruder abservieren? Warum hat er mir das nicht erzählt?“
Raika schmunzelte leicht. „Er hat es dir mit Sicherheit erzählt, aber ihr habt es beide vergessen“.
Vegeta sah sie ratlos an. Was meinte sie nur damit?
„An dem Tag, an dem ihr dieses Diewon-Kraut geraucht habt, war ich bei euch und habe euch beiden von meiner Misere mit Kakarott erzählt. Du hast dich halb totgelacht und bist dann rausgegangen, um dich zu beruhigen. Radditz hatte erstaunlicher Weise wirklich gute Ratschläge für mich“, erzählte sie, sich weiter die Haare kämmend.
Der Thronfolger legte nachdenklich Zeigefinger und Daumen an sein Kinn. „Radditz erteilt gute Ratschläge... Ich selbst breche in Gelächter aus... Es geschehen offensichtlich noch Zeichen und Wunder“. Er grinste und stupste ihr dabei neckisch in die Seite, woraufhin auch sie freudig grinsen musste.

„Wir sollten uns so langsam anziehen“, meinte die Langhaarige wenig später.
„Was hältst du davon, wenn wir denen heute mal zeigen, was wir Saiyajin normalerweise so tragen? Ein wenig Authentizität kann doch nicht schaden, oder?“, schlug der 23-Jährige vor.
„Meinst du wirklich?“
Der Prinz nickte. „Wir sollten unsere Saiyajinrüstung anziehen. So zeigen wir, wer wir wirklich sind und demonstrieren unsere Stärke. Für die Verhandlungen genau das Richtige“.
Raika war einverstanden. Sie war sowieso keine große Freundin dieser Maskerade. Gut, dass sie also einen Kampfrüstung mit eingepackt hatte. Mittlerweile hatte sie eine passende, extra für sie angefertigte Rüstung bekommen, die ihren weiblichen Rundungen schmeichelte. Sie trug weiße Brustplatten und beigefarbene Schulterpanzer. Eigentlich trug sie dazu einen giftgrünen Body, doch da es zu Vegetas royalem Outfit passen musste, trug sie, ebenso wie er, einen dunkelblauen Anzug. Der Prinz hatte extra für sie einen Umhang mitgenommen, wie es für eine Prinzessin angebracht war. Er montierte diesen an ihrer Schulterpanzerung. Beide wickelten ihre Schweife um die Hüften, stiegen in die weißen Stiefel und streiften die ebenfalls weißen Handschuhe über.

Raika sah zufrieden an sich herunter und ballte die Fäuste. „Das gefällt mir deutlich besser!“
Der Prinz nickte zustimmend, griff kurz an ihren Hintern und kniff spielerisch hinein. Danach klopfte es auch schon an der Tür. Eine Dienerin holte die beiden ab, um sie zum Konferenzraum zu geleiten. Dieser lag es in einem anderen Teil des Palastes, die mussten eine ganze Weile gehen.
Immer wieder kamen ihnen Sklaven und Diener entgegen, allesamt abgemagert, kränklich und schwach. Raika und Vegeta gingen an einem Gang vorbei, in dem sich einige der Bediensteten tummelten. In den Gang fiel kaum ein Lichtstrahl, was es der Kriegerin unmöglich machte, hinein zu sehen. Es interessierte sie sehr, wie die Romarminiten mit der untersten Ebene ihrer Untertanen umgingen. Die Saiyajin waren dabei zwar nicht das beste Vorbild, doch ihre Bediensteten sahen wenigstens halbwegs gesund aus. Würde Raika wirklich eines Tages Prinzessin oder gar Königin werden, würde sich einiges ändern. Doch für diesen Moment stand die Kooperation mit den Romarminiten an höchster Priorität.

~

Schließlich erreichten sie den Konferenzraum. Ein großer Raum mit einem riesigen Tisch aus dunklem Holz, natürlich wieder mit reichlich Gold verziert. Der König und die Königin waren schon anwesend und begrüßten sie freundlich, doch sie stutzten ein wenig, als sie die Kleidung der beiden Krieger sahen.
„Ist das eine traditionelle Saiyajintracht?“, fragte die Königin und musterte sie missbilligend.
„So kann man es sagen. Wir Ihr sicherlich wisst, sind die Saiyajin ein Kriegervolk der obersten Güteklasse. Da Ihr uns gestern in Eure Welt eingeweiht habt, präsentieren wir heute einen Teil der Unseren. Wir sind immer um Authentizität und Ehrlichkeit bemüht“, erklärte Vegeta, während sich Raika setzte und er ihr ihren Stuhl anschob.
Der Königin schien der Aufzug der beide nicht sonderlich zu gefallen, doch der König strahlte freudig. „Das ist doch eine wunderbare Sache! Es wäre unserer Partnerschaft auch ein Schändliches, wenn wir uns nicht ehrlich und offen gegenüber treten könnten“, sprach er und strich entzückt durch seinen Schnauzbart.

Nachdem sich alle gesetzt hatten, begannen die Verhandlungen. Die Saiyajin waren natürlich an der Technologie interessiert, vor allem an der hoch entwickelten künstlichen Intelligenz und den modernen Antriebsdüsen der Raumschiffe.
„Und was könnt Ihr mir dafür bieten, Prinz Vegeta?“, fragte der König der Romarminiten nach seinen Ausführungen.
„Wir bieten Euch und Eurem Volk Schutz, Eure Majestät“.
„Schutz? Aber wir brauchen doch keinen Schutz. Unsere Armee ist selbst in der Lage zu kämpfen“.
„Das mag sein, doch wir wissen, dass Euer Volk nicht gerne kämpft. Wir hingegen sind eine eingefleischte Kriegerrasse, deren höchstes Ziel es ist, immer und immer stärker zu werden“, erläuterte Raika.
„Wieso spricht sie während einer Verhandlung unter Männern?“, harkte der König mit ernster Miene bei.
„Unsere Frauen sind uns gleichgestellt. Sie haben die gleichen Rechte und Pflichten, wie wir Männer“, legte der Thronfolger dar und fügte grinsend hinzu: „Meine Zukünftige ist nicht nur intelligent, sondern auch außerordentlich stark. Ihre Kampfkraft ist beinahe so hoch, wie die meine. Damit zählt sie zu den drei stärksten unserer gesamten Armee“.
„Frauen, die kämpfen. Erstaunlich“, kommentierte König Therin, warf einen flüchtigen Blick zu seiner Frau, die etwas beleidigt neben ihm saß und schwieg. Dann fuhr er fort: „Wie dem auch sei. Das klingt zwar wirklich verlockend, aber wieso sollten wir von jemandem Schutz in Anspruch nehmen, der sich selbst nicht gegen Lord Freezer auflehnen kann?“
„Das ist nur eine Frage der Zeit“.
„Wie meinen, Prinz Vegeta?“, bohrte der Bärtige nach.
„Sagen wir es so: Noch kann es niemand mit Lord Freezer aufnehmen, aber wenn es jemand kann, dann jemand von unserer Rasse. Früher oder später wird einer von uns zum legendären Supersaiyajin werden und Freezer vernichten!“ Vegeta ballte entschlossen eine Faust und versuchte den König mit seinem Enthusiasmus anzustecken, aber dieser lachte lediglich amüsiert.
„Wir sollen uns auf eine Legende verlassen, die uns in der Not vielleicht oder vielleicht auch nicht retten kann? Verzeiht mir, Prinz Vegeta, aber mit solchen Albernheiten verschwende ich nicht meine kostbare Zeit!“
„Albernheiten?!“, fragte der Prinz der Saiyajin entrüstet.
„Auf reine Spekulationen kann man sich nun mal nicht verlassen...“, entgegnete der bärtige König.
„Was fällt Euch ein, König Therin?“, voller Zorn sprang der Prinz auf und schlug seine Hände auf den Tisch. „Ich bin der Auserwählte unseres Volkes! Ich werde eines Tages zum Supersaiyajin! Das ist keine Spekulation – das ist eine Tatsache! Es kann nicht mehr lange dauern!“
„Wenn Ihr mir das nicht beweisen könnt, oder eine annähern überzeugende Machtdemonstration an den Tag legen könnt und Ihr mir keine Alternative anbietet, müssen wir diese Verhandlungen jetzt leider beenden“, sprach König Therin ganz gelassen und stand ebenfalls auf.
„Eine Möglichkeit gäbe es da vielleicht“, murmelte Raika vor sich hin, die bis gerade in Gedanken versunken war. Alle Anwesenden blickten sie voller Erwartung an, bis sie fort fuhr: „Ich kann Euch vielleicht keinen Supersaiyajin zeigen, aber eine Demonstration von Kraft, die Euch sicher überzeugen wird!“
„Raika, was hast du vor?!“, wisperte Vegeta ihr zu. „Was willst du ihnen zeigen, was ich nicht selbst könnte?“
Sie blickte ihm mit entschlossenem Blick tief in die Augen. „Vertrau mir, okay?“

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Meike: Kurze Info meine Lieben, ich werde in den nächsten Wochen immer freitags anstatt samstags ein neues Kapitel veröffentlichen. Passt momentan besser ist meine Tagesstruktur. :D
Vegeta: Interessiert kein Schwein, komm zum Punkt!
Meike: Ist ja gut, verdammt... Was hat Raika vor und wird sie die Verhandlungen retten können?
Vegeta: Sie muss, ansonsten sieht's echt schlecht aus.
Meike: Sie muss in erster Linie deinen Bockmist und deine arrogante Ansage wieder gerade biegen, also halt dich mal schön geschlossen!
Vegeta: Wie war das, jämmerlicher Erdling?! ò.ó *lädt Ki-Ball*
Meike: Ähhh... *sweatdrop* Bis zum nächsten Mal ihr Lieben, ich muss ganz schnell hier weg! *rennt raus*
Vegeta: Und denkt an der verfluchten Kommentare, sonst darf ich mir wieder das Gejammer von dem Weib anhören!

Das Zeitalter der Saiyajin [wird überarbeitet🛠️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt