Erwachte Kräfte

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Kapitel 65:

Erwachte Kräfte


Raika konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Jeder Gedankenstrom riss ab, wie seidene Spinnenfäden. Ein immer intensiver werdender Schmerz breitete sich von ihrem Hirn und ihrem Herzen durch ihren gesamten Körper aus. Da das peinigende Gefühl, welches sie beinahe in die Knie zwang, aus allen Richtungen zu kommen schien, konnte sie den Ursprung dessen nicht mehr genau lokalisieren.
Jede einzelne Zelle ihres Organismus kribbelte, war wie elektrisch geladen und zum Zerreißen gespannt. Unbemerkt stieg ihre Kampfkraft weiter und weiter an. Sie überstieg jedes bisher da gewesene Maß. Jede einzelne Faser ihres Daseins, jeder Muskelstrang, jede Sehne, jeder Knochen… Jedes noch so winzige Atom in ihr pulsierte vor Zorn und Schmerz.

Das gallertartige Monster, dessen Fangarme gerade eben von der Kriegerin geschmolzen worden waren, startete einen neuen Versuch sie festzusetzen. Raika fing den herannahenden Tentakel ab. Diesmal spürte sie nicht, dass es ihr die Energie entzog. Ihre lodernde, brennendheiße Aura schien sie vor etwaigen Angriffen zu schützen.
Die Saiyajin erschuf um ihre freie Hand eine grüne Energieklinge und trennte den länglichen Auswuchs vom Rest des bräunlichen Körpers. Den Fangarm zerdrückte sie einfach in ihrer Hand. Beim Schließen ihrer Faust flammte grünes Ki aus dieser heraus, ließ diesen Teil des Monsters einfach schmelzen. Die Bestandteile konnten sich nicht mehr mit dem Hauptkörper verbinden. Sie waren vernichtet.
Verstehend zog die Langhaarige einen Mundwinkel hoch. Zwar brannte ihr Kopf wie das Feuer der Hölle und zum Denken war sie nicht mehr fähig, aber diese eindeutige Schlussfolgerung konnte sie ziehen.

Unter weiterer Anspannung ließ Raika ihre Kampfkraft noch weiter ansteigen. Sie realisierte gar nicht, dass sie noch nie in ihrem Leben so viel ihrer Kraft auf einmal aus sich heraus gelassen hatte und dabei noch halbwegs bei Sinnen war. Auch, dass ihre Kampfkraft gerade unerschöpflich zu sein schien und es für sie gerade kein Limit zu geben schien, begriff sie nicht. Darüber konnte sie sich keine Gedanken machen. Es war nur wichtig, dass sie Vegeta schnellstmöglich aus seinem Gefängnis befreite.

Mit einer gezielten Druckwelle schob sie den Anteil des Aliens, der sie hier her verschleppt hatte, in eine dunkle Ecke der Höhle, woraufhin auch dieser anfing zu schmelzen. Selbst ihre Druckwelle sonderte eine so enorme Hitze ab, dass die Zellen des Monsters einfach in sich zusammenfielen.
Raika registrierte es jedoch nicht. Ihre Aufmerksamkeit lag auf Vegeta. Eilig schwebte sie auf diesen zu, während sie nur durch ihre Aura tiefe Risse im Untergrund hinterließ. Ihr Ki fraß sich regelrecht in das Gestein hinein. Mit ihrer Energieklinge schnitt sie den Prinzen geschickt aus seinem schleimigen Gefängnis, nahm ihn in die Arme und schmolz behutsam und sorgsam die Reste, die an seinem Körper klebten. Zwar hatte sie gerade den nackten Körper des Prinzen in ihren Armen, doch auch das registrierte sie gar nicht. Sie sah ihn gar nicht genauer an. Sie dachte gar nicht darüber nach, was sie tat. Sie handelte einfach, ohne sich selbst in Frage zu stellen.

Nachdem Vegetas Körper von sämtlichen Glibberresten befreit war, erschuf sie einen Schild um ihren Körper herum, der den Prinzen und sie selbst zu schützen vermochte. Sie wollte dieses Monster mit nur einem Schlag aus dem Leben pusten. Für einen Herzschlag schloss sie ihre Augen, sammelte all ihre Energie.
Kaum hatte sie ihre Augen aufgeschlagen, verließ ein markerschütternden Aufschrei ihre gespreizte Kehle. Sie brachte ihre grüne Aura zu einer gigantischen Detonation. Die gesamte Höhle, in der sie sich aufhielten, wurde auf der Stelle pulverisiert. Energiestrahlen schossen in alle Richtungen, tauchten den gesamten Himmel in eine unheilvolle grünliche Farbe. Eine monströse Druckwelle fegte durch den gesamten Landstrich, hinterließ eine Schneise der Verwüstung und ließ nicht einen Stein auf dem anderen.

~

Bardock, der seinen ältesten Sohn gerade zu Bulma auf die Krankenstation gebracht hatte und besorgt durch die endlosen Gänge des Palastes stiefelte, zuckte plötzlich erschrocken zusammen. Ein Ruck ging durch seinen ganzen Körper und ein eiskalter Schauer, der sich über seinen Rücken legte, folgte. Mit geweiteten Augen und einem unguten Gefühl in der Magengegend rannte er zum nächstbesten Fenster, sprang ohne Nachzudenken hinaus und starrte in die Richtung, in der er diesen unglaublichen Kraftanstieg und diese Erschütterung gespürt hatte. Seine Kinnlade klappte ein ganzes Stück herunter. Der Himmel hatte eine intensive grüne Färbung angenommen. Wie war das nur möglich?
»Ist… Ist das etwa Raika?«, fragte er sich selbst, versuchte die gigantische Aura zu definieren. Sie fühlte sich zwar ähnlich an, wie die von Raika und doch war sie anders. Grundverschieden. Irgendwie unheimlich und beängstigend. Aber irgendwie kam ihm genau dieses Gefühl in Bezug auf Raika sehr bekannt vor.
Unwillkürliche schluckte Bardock. Das konnte nichts Gutes bedeuten!
Wie gebannt beobachtete er das Farbenspektakel vor sich und schwebte wie von selbst darauf zu. Obwohl sein Verstand ihn anflehte, es nicht zu tun, da sich alles an dieser Situation nach Gefahr anfühlte, konnte er nicht anders. Das musste er sich näher ansehen!
Diese Aura… Er musste einfach wissen, wer oder was dahinter steckte. Ob wirklich Raika dafür verantwortlich war und was aus ihrem Gegner geworden war.

Unfähig überhaupt etwas anderes, als diese alles einnehmende Aura wahrzunehmen, beschloss Bardock sein Tempo zu erhöhen. Neugier und Furcht stritten sich in ihm um die Oberhand. Doch er musste in Erfahrung bringen, was da vor sich ging.

~

Raikas Schrei war mittlerweile verstummt. Ihr Energieausstoß wurde geringer, bis sie schließlich nur noch von ihrer Aura umhüllt in der Luft schwebte und ihren Schutzschild löst. Sie atmete einmal tief durch, um sich erneut zu fokussieren und sah sich mit unverändertem Gesichtsausdruck um. Jede noch so kleine Spur, jeder noch so kleine Rest musste beseitigt werden, damit dieses Alien keine Gefahr mehr darstellte. Alles, was noch irgendwo zuckte oder über den Boden kroch, zerfetzte sie mit kleineren Energiestrahlen, bis sich absolut nichts mehr regte.
Als sie keine Bestandteile des Monsters mehr sehen konnte, schloss sie ihre Augen und scannte die Umgebung ab, damit ihr nicht eine einzige Zelle entwischte. Aber sie konnte rein gar nichts mehr wahrnehmen. Es war tatsächlich nichts mehr übrig. Sie hatte es geschafft. Raika spürte nur der Aura von Bardock, die sich auf sie zu bewegte.
Zufrieden hob die Langhaarige einen ihrer Mundwinkel, öffnete ihre Augen und senkte ihren Blick auf den bewusstlosen Prinzen, der immer noch gänzlich unbekleidet in ihren Armen ruhte. Er wirkte so klein, fast schon zierlich, im Vergleich zu ihren muskulösen Armen.
Wieder spürte sie einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen, der sich durch ihren gesamten Körper arbeitete. Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb urplötzlich und sie ging vor lauter Schmerz leicht in die Knie. Nun, da der Kampf vorbei war und ihre Anspannung sank, nahm sie die Warnsignale ihres Körper das erste Mal richtig wahr.

~

Wenig später kam Bardock endlich bei ihr an und als er die Freundin seines Sohnes erkennen konnte, erstarrte mitten im Flug zu einem Eisblock. Ihm war schon auf dem Weg hier her aufgefallen, wie verwüstet die nähere Umgebung war. Aber der Anblick, der sich ihm hier bot, verschlug ihm die Sprache. Der Boden war komplett umgegraben. Nichts in diesem Landstrich sah noch so aus wie vorher. Und mittendrin stand Raika in eine giftgrüne Aura gehüllt. Sein Körper begann unwillkürlich vor Angst zu zittern.
„Ra… Raika…“, stammelte Bardock leise. »Was zur Hölle ist mir ihr passiert?«, fragte er sich und musterte sie genauer.
Er kannte ihre dämonische Seite nur zu gut. Zu seinem Leidwesen hatte er ihre ungezügelte Wut bereits vor einigen Jahren am eigenen Leib erfahren müssen. Doch das, was er hier sah, war etwas vollkommen anderes. Das war eine neue Stufe. Eine ganz andere Liga. Es war mit nichts zu vergleichen, was er jemals gesehen hatte.
Die Aura rund um Raika war farblich viel intensiver und viel größer als sonst. Ihre Muskeln waren auf ein extremes Maß angeschwollen. Raika war in dieser Form bedeutend größer, als sie es normalerweise war. Aber der entscheidendste Unterschied waren ihre Haare. Diese leuchteten in einem verschiedenen Grüntonen und wehten leicht nach oben. Ähnlich dem Supersaiyajin, aber diese Form war unter Garantie um einiges gefährlicher, brutaler und stärker als alles, was er bisher gesehen hatte.

Bardock schluckte erneut. Raika war in ihrer dämonischen Form und er wollte ganz sicher nicht wieder das Opfer ihrer ungezügelten Kraft werden. Er musste sich schnellstens, unbemerkt aus dem Staub machen. Hektisch versuchte er die Auren von seinem Sohn und Broly ausfindig zu machen, doch neben Raikas gewaltiger Energie, war nichts zu spüren. Gerade wollte er sich abwenden, da fiel sein Blick auf das, was die Berserkerin in ihren Armen hielt.
»Vegeta!« Bardock hielt seinen Atem an. »Aber…er… Sie hat ihn tatsächlich befreit! Vielleicht hat sie ihren Verstand doch nicht verloren…«
Der dreifache Vater konnte sich das einfach nicht erklären. Diese unbändige Power konnte sie doch niemals einfach so kontrollieren. Wie war das nur möglich? Oder war sie gerade einfach nur in einer Starre und würde gleich weiter wüten? Nein… Dafür war sie viel zu ruhig und zu fixiert auf den bewusstlosen Körper Vegetas. Ob ihr Aufeinandertreffen diese Verwandlung ermöglicht hatte?
Bardock bekam ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Dieses Bild würde seinem Sohn mit Sicherheit gar nicht gefallen.

Mit allem rechnend und auf alles gefasst schwebte er auf die Jüngere zu. Nur langsam wagte er sich vor. Raika rührte sich nicht. Sie hatte ihn zwar registriert, aber sie war so auf Vegeta fixiert, dass sie Bardock keine Beachtung schenkte. Der dreifache Vater landete ein paar Meter von ihr entfernt. Es war wohl sicherer, wenn er einen gewissen Sicherheitsabstand zu ihr wahrte.
„Raika...?“, fragte der Krieger vorsichtig. Sein gesamter Körper unter Storm stand, in der Furcht, dass sie ihn gleich mit leeren Augen anstarren und auf ihn zustürmen würde, so wie er es schon einmal erlebt hatte.
Die Angesprochene hob ihren Kopf von dem bewusstlosen Leib und warf ihrem Gegenüber einen nicht zu deutenden Blick zu. Ihre Pupillen waren noch da, aber sie wirkten glasig und irgendwie verschwommen, als sei sie kurz davor in Tränen auszubrechen. Ihr Gesichtsausdruck war leer, wie eingefroren. Keinerlei Emotionen waren ihr anzusehen. Ihr Körper zitterte leicht, besonders an ihren Beinen war es deutlich.
„Geht es dir…gut?“, wollte der Ältere wissen. Er war immer noch unsicher, ob sie überhaupt bei Sinnen war. Das konnte er beim besten Willen gerade nicht feststellen. Es wirkte so, als stünde sie an der Schwelle zum Kontrollverlust. Als müsse er nur ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung machen und sie würde völlig durchdrehen.

Entgegen aller Erwartung nickte Raika leicht und senkte ihren Blick wieder auf den ohnmächtigen Prinzen. Langsam setzte sie sich in Bewegung. Kurz bevor sie bei Bardock ankam, streckte sie ihre Arme aus und sprach zitternd: „Bring ihn weg von hier“. Ohne ihre Augen von dem verletzten Monarchen abzuwenden, überreichte sie ihn Bardock.
Kaum hatte Raika seinen Körper übergeben, löste sich ihre grüne Aura im Wind auf. Ihre Haare nahmen ihren ursprünglichen schwarzen Farbton an. Sie verdrehte ihre Augen unwillkürlich nach hinten und sie brach bewusstlos in sich zusammen.

„Scheiße! Raika!“, rief Bardock noch, doch es war zu spät. So schnell konnte Gokus Vater gar nicht reagieren, da war sie schon auf dem Boden aufgeschlagen. »Ver… Verfluchte Scheiße! Wo ist eigentlich Kakarott? … Oder Broly? Sie waren doch eben bei ihr.«
Und obwohl Raikas alles überschattende Aura nun nicht mehr aktiv war, fand er auch jetzt die Auren der beiden Krieger nicht. Waren sie etwa…? War Raika deswegen in diesem Zustand gewesen?
Verzweifelt warf der Krieger einen Blick auf Raikas Körper und dann wieder zum bewusstlosen Prinzen. »Verdammter Mist! Ich kann Raika nicht einfach hier liegen lassen. Wer weiß, ob nicht doch noch etwas von diesem Monster überlebt hat… Aber Vegeta kann ich hier auch nicht zurücklassen«, dachte er leicht überfordert und wusste nicht, wie er es bewerkstelligen sollte, beide zu tragen. Noch dazu war der Prinz splitterfasernackt, das war ohnehin schon eine Herausforderung für ihn. Es war ein Anblick, den er sich gerne erspart hätte. Aber was sollte er dagegen tun? Es ging nun mal nicht anders.

Bardock schreckte aus seinen Gedanken heraus, als er auf einmal die Aura von Kakarott in der Nähe spürte. Schlagartig erhöhte der Vater sein Ki, um seinen Sohn auf ihn Aufmerksam zu machen.

Schon im nächsten Augenblick tauchte Goku mittels momentaner Teleportation direkt vor ihm auf. Irgendwie wirkte der zweite Sohn Bardocks nicht gerade fit, als er vor ihm erschien. Sein verschlafener Blick und das Kratzen an seinem Hinterkopf unterstrich diesen Gesamteindruck.
Als Goku jedoch seine Freundin am Boden liegen sah, war er schlagartig hellwach und ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. Sofort überprüfte er ihre Atmung und ihren Herzschlag. „Sie ist nur erschöpft…“, fasste er erleichtert zusammen und hob sie vorsichtig im Brautstil hoch. „Was ist passiert?“, fragte er und drehte seinen Kopf zurück zu seinem Vater. Erst jetzt bemerkte Goku den Zustand des Printen und, dass dieser vollständig entkleidet war. Unwillkürlich entfloh seinen Lippen ein abwertendes Zischen. Sein Blick verengte sich reflexartig. Er wollte gar nicht wissen, was das zu bedeuten hatte. Schon jetzt spürte er wieder diese brennende Eifersucht, die sein innerstes in Flammen aufgehen ließ, wenn er daran dachte, dass seine Freundin gerade noch mit dem nackten Vegeta zu tun hatte. Ihm wurde speiübel.
„Ehrlich gesagt, kann ich dir das auch nicht sagen… Ich hatte gerade Radditz zu Bulma in den Krankenflügel gebracht, als ich ihre extrem starke Energie gespürt habe. Also bin ich sofort hergeflogen. Das musst du doch auch mitbekommen haben, oder? Warum warst du nicht hier?“
Goku schüttelte nur den Kopf, während seine Augen wieder über den Körper seinen Angebeteten glitten. „Raika hat mich und Broly ausgeknockt. Broly ist noch ohnmächtig und liegt etwas entfernt von hier… Sie wollte sich dem Gegner wohl allein stellen“. Ein stolzes Lächeln umspielte die Lippen des Saiyajinkriegers. „Ihre neue Form ist der Wahnsinn, oder?“
„Der Wahnsinn? Ich habe mir vor Angst fast in die Hose geschissen!“, kommentierte sein Vater ehrlich und schüttelte immer noch fassungslos über das Geschehene den Kopf. „Du siehst doch, was sie angerichtet hat“.

Der Jüngere sich um. Bisher hatte er nur Augen für seine Freundin und den nackten Prinzen gehabt, aber jetzt… Die komplette Gegend war wie leer gefegt. Kein Baum stand mehr, kein Fels ragte aus der Erdoberfläche. Alles war verwüstet, umgegraben und platt gewalzt.
Irritiert verengte er seinen Blick und sah seinen Vater fragend an. „Hat Raika die Kontrolle verloren?“
„Nein. Das… Das war irgendwie anders…“. Bardock versuchte die richtigen Worte für das gerade Erlebte zu finden. „Raika hat sogar mit mir gesprochen. So habe ich sie noch nie gesehen“. Die Augen des dreifachen Vaters waren geweitet, während er versuchte die Geschehnisse Revue passieren zu lassen.
„War das nicht die Form mit den gelben Augen?“
Bardock schüttelte den Kopf und erklärte: „Nein. Mit dem Supersaiyajin Ikari hatte das nichts mehr zu tun… Ihre Auradetonation hat man bis in den Palast gespürt. Der Himmel war komplett grün erleuchtet. Der gesamte Boden hat vibriert! Raika war in dieser Form um einiges größer und noch viel muskulöser. Außerdem waren ihre Haare...na ja, fast wie beim Supersaiyajin, aber...grün...“.
„Grün?!“, wiederholte Goku irritiert. „So grün wie ihre Aura?“
„Ja genau. Ihre Energie war furchteinflößend. Ich hatte echt Schiss, dass sie mich wieder kaltmacht“.
Der 24-Jährige senkte seinen Blick wieder hinab auf die schlafende Raika. »Was für eine Stufe hast du jetzt schon wieder erreicht?«

Bardock räusperte sich. „Wir sollten zurück in den Palast und die beiden versorgen lassen. Ist irgendwie unangenehm, den nackten Prinzen in den Armen zu halten…“.
„Ja, klar…“, antwortete sein Sohn abwesend, verlagerte den bewusstlosen Körper seiner Freundin so, dass er eine Hand frei hatte. Mit dieser griff er nach der Schulter seines Vaters.
Zuerst teleportierte er sich zu Broly, der ebenfalls gerade erwachte und dabei war sich aufzurichten. Ohne weitere Umwege schaffte er sich und die anderen zurück zu Bulma in den Krankenflügel des Palastes.

~

Die Blauhaarige flitzte mit mehreren Medizinern aufgeregt umher, versorgte nach und nach die Verwundeten und Bewusstlosen. Magische Bohnen gab es keine mehr, deshalb dauerte der medizinische Heilungsprozess so lange, wie er eben dauerte. Leider gab es nicht genügend Meditanks, um alle Krieger darin versorgen zu können. Für Raika und Vegeta stand aber jeweils ein Meditank bereit, in dem sie sich erholen konnten, immerhin gehörten sie zur höchsten Elite. Zum Glück hatte keiner der beiden schwere körperliche Verletzungen, sie hatten einfach nur den Großteil ihrer Energie verloren. Auch Radditz war in einen der Meditanks gebracht worden.
Broly war mittlerweile auch wieder fit und kümmerte sich nun darum, dass auch seine schwangere Freundin mal eine Pause machte.

Goku hatte sich derweil dazu entschieden, ein Nickerchen zu machen, doch er fand einfach keine Ruhe. Seine rasenden Gedanken plagten ihn. Er musste unbedingt wissen, was es mit dieser neuen Form von Raika auf sich hatte. Und warum war sie gerade jetzt aufgetreten? Hatte der Kampf mit dem Monster den entscheidenden Auslöser geliefert? Oder...lag es tatsächlich an Vegeta?
Leise knurrend drehte sich der 24-Jährige auf den Rücken, auf dem Bett, welches er von Broly zugewiesen bekommen hatte. Kakarott befand sich in dem Zimmer, das Raika bewohnt hatte, als sie noch im Palast gelebt hatte. Hier schien nicht wirklich etwas geändert worden zu sein. Er konnte sogar noch einen Hauch ihres Duftes in diesem Raum wahrnehmen.
Doch daran konnte sich der unruhige Krieger gerade nicht erfreuen. Er fragte sich, warum Raika ihn und Broly ausgeknockt hatte. Warum wollte sie allein kämpfen? Wollte sie etwa ungestört auf Vegeta treffen? Hatte sie das von Anfang an geplant? War in der kurzen Zeit etwas zwischen ihnen gelaufen? Hatte sich Vegeta für seine Rettung bedankt?

Wieder verengte Goku Zähne knirschend seinen zur Zimmerdecke gerichteten Blick. Er schloss seine Augen und versuchte ruhig durchzuatmen. Es brachte doch nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Vielleicht gab es für all das einen triftigen Grund. Vielleicht war es nur Zufall, dass Raika ausgerechnet jetzt eine neue Form erreicht hatte. Vielleicht war da gar nichts zwischen Raika und Vegeta passiert. Vielleicht war seine Eifersucht völlig unbegründet.
Aber auch wenn er sich versuchte einzureden, dass er Raika vertrauen konnte und nicht eifersüchtig zu sein brauchte, konnte er dieses nagende Gefühl nicht abschalten.

Goku öffnete seine Augen wieder und sah sich im Raum um.
Kurzentschlossen setzte er sich auf dem Bett auf, rutschte an die Bettkante und schlüpfte in seine Stiefel. »Ich werde einfach mal nach ihr sehen. Vielleicht ist sie ja schon wieder wach«, dachte er, seine Eifersucht relativierend.
Er musste irgendetwas tun. Hier würde er ohnehin keine Ruhe finden. Nicht, solange er keine Antworten auf seine Fragen gefunden hatte. Goku streifte er sich noch die Schweißbänder über seine Handgelenke, schlüpfte in seine Schuhe und verließ das ehemalige Zimmer von Raika. Mit großen Schritten lief er durch die langen Gänge des Palastes, auf dem Weg zum Krankenflügel.

~

Im vorderen Abschnitt des Traktes für Gesundheit führte eine Abzweigung zu dem intensivmedizinischen Bereich, in dem insgesamt zehn Meditanks standen. Jeder einzelne von ihnen war belegt. In einem der hinteren trieb Raika in der grünlichen Flüssigkeit, in dem direkt daneben befand sich Vegeta.
Goku kam näher, fixierte seine Freundin mit mitleidigem Blick, bis ihm auffiel, dass auch sie vollkommen nackt war. Schlagartig verengten sich seine Augen. Eigentlich war es logisch. Er kannte die Meditanks und wusste, dass man immer ohne Klamotten hinein sollte, um die heilende Wirkung zu optimieren. Das Liquid wurde über die Haut aufgenommen und entfaltete dort seine Wirkung am besten. Dennoch fragte er sich sofort, wer seine Freundin entkleidet hatte. Dann sah er herüber zu Vegeta.
»Gut, dass ich aufgetaucht bin, bevor dieses Arschloch wach geworden ist… Nicht auszumalen, was er gemacht hätte, wenn er vor Raika wach geworden wäre! Er hätte es sich garantiert nicht entgehen lassen, sie anzugaffen!«
Leise knurrend wendete er seinen Blick wieder zu der weiblichen Saiyajin, trat einen Schritt näher an die Glaskuppel und legte eine Hand gegen die Scheibe.
„Ich werde dich immer beschützen, Raika…“, flüsterte er leise und beobachtete die winzigen Luftbläschen, die an ihrem Körper entlang nach oben tanzten.

Seufzend drehte er sich um, lehnte sich an den Meditank und ließ sich an diesem zu Boden gleiten. Den Ellbogen auf sein Knie aufgestützt, stieß er einen weiteren tiefen Seufzer aus. Kaum saß er am Boden knurrte sein Magen lautstark. Schon seit vielen Stunden hatte er nichts mehr gegessen, aber das war ihm gerade egal. Raika dürfte wahrscheinlich sehr bald fertig sein. Diesen Moment durfte er nicht verpassen! Er konnte sie jetzt nicht schon wieder allein lassen. So musste er seinen Hunger unterdrücken und seine wohlverdiente Mahlzeit auf später verschieben.
Genervt schloss er seine Augen, ließ seinen Kopf gegen das weiße Hartplastik plumpsen und döste wenig später ein.

~

Ungewisse Zeit später riss ein nervtötendes Piepsen den schlafenden Saiyajin aus seiner Rast. Ruckartig schwang Goku seinen Oberkörper nach oben und stieß sich den Kopf am Meditank an, neben dem er zu Boden gesunken war.
„Ahh! Verdammt!“, fluchte er und hielt sich die schmerzende Stelle an seinem Schädel.
Der Schmerz war jedoch sofort vergessen, als er hörte, dass gleich neben ihm langsam das Wasser abgelassen wurde. Er vernahm das Rauschen in den Rohrleitungen und leises Gluckern.
Goku richtete sich auf und stellte fest, dass es der Tank seiner Freundin war, in dem das Wasser abgepumpt wurde. Zum Glück war sie vor Vegeta mit ihrer Behandlung fertig. Dieser würde wohl noch länger im Meditank verweilen müssen; seine Verletzungen waren auch schwerwiegender als die von Raika.
Noch während das Wasser ablief, suchte Goku nach der Kleidung seiner Freundin. Ein Mitarbeiter vom medizinischen Personal hatte den beiden Bewusstlosen offensichtlich schon passende Kampfanzüge herausgelegt. Diese lagen unweit auf einem Tisch. Goku schnappte sich die Klamotten und ein großes Handtuch und eilte damit zurück zum Meditank.

Genau in diesem Moment öffnete Raika ihre Augen. Erst schien sie etwas irritiert zu sein. Sie hatte nicht damit gerechnet, beim Aufwachen direkt in die Augen ihres Freundes zu blicken, doch schon einen Wimpernschlag später, nachdem sie die Beatmungsmaske von ihrem Gesicht entfernt hatte, legte sich ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen.
Der Größere erwiderte ihr Lächeln und drückte prompt auf den Knopf, der die Glaskuppel nach hinten öffnete, sodass sie aussteigen konnte. Erleichtert reichte Goku ihr eine Hand, um ihr den Ausstieg zu erleichtern. Anschließend übergab er ihr das Handtuch, womit sie sich direkt abtrocknete.
Medizinische Angestellte kamen angelaufen, die sich über den Gesundheitszustand der Kriegerin informieren wollten, doch der Saiyajin von der Erde schickte sie wieder weg. Er würde sich schon selbst um seine Freundin kümmern. Er wollte schließlich mit ihr reden und das am liebsten unter vier Augen.

„Wie geht’s dir?“, wollte er wissen, nachdem sie ihre intimsten Stellen bedeckt hatte.
Raika war gerade dabei die enge Hose des Kampfanzugs hochzuziehen. „Gut“, antwortete sie knapp und schnappte sich gleich darauf ein frisches Gi-Oberteil, welches sie sich über ihren schmalen Körper warf. Dann schenkte sie ihrem Freund ein selbstbewusstes Lächeln. „Wieso auch nicht? Ich habe von diesem Monster kein einziges Atom entkommen lassen“.
„Es ist wirklich nichts mehr übrig?“, fragte der Gleichaltrige.
„Ja, ganz sicher“, bestätigte die Langhaarige, stieg in ihre Stiefel und zog ihre weißen Handschuhe an. Dann hob sie ihren Kopf, um ihrem Geliebten ins Gesicht sehen zu können. „Tut mir leid, dass ich dich ausgeknockt habe. Ich wollte das unbedingt allein schaffen… Ich…“. Leicht beschämt senkte sie ihren Blick wieder, während sie näher an Goku heran trat und sich in seinem orangefarbenen Gi festkrallte. „Ich musste mir mal wieder selbst beweisen, dass ich zu etwas zu gebrauchen bin… Ich hoffe, dass du mir verzeihst“.
„Schatz, ich kann das ver…“. Reflexartig wollte Goku ihr Mitgefühl und Verständnis entgegenbringen, doch dann zog er irritiert seine Augenbrauen zusammen. „Dann hatte das also nichts…mit…mit Vegeta zu tun…?“
Sofort baute sie wieder festen Blickkontakt zu ihm auf und schüttelte voller Vehemenz ihren Kopf. „Was? Nein! Auf keinen Fall!“ Anschließend stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und drückte Goku einen kurzen, aber intensiven Kuss auf die Lippen. „Du weißt doch, dass ich nichts mehr von ihm will. Wie kommst du darauf, dass ich dich wegen ihm ausgeknockt haben könnte?“
„Ich weiß nicht, Raika…“, begann er zögerlich und ließ seinen Blick kurz zu Vegeta huschen, der immer noch bewusstlos in der grünen Flüssigkeit trieb. Seufzend sah er die junge Frau vor sich wieder an. „Vielleicht weil du… Weil du ausgerechnet in dem Moment, in dem es wieder um ihn ging, diese neue, übermächtige Form erreicht hast?“
Raika blinzelte ein paar Mal und hob fragend eine Augenbraue. „Aber Schatz… Die neue Form habe ich doch heute Morgen beim Training mit dir auf der Erde erlernt“.
„Nein, ich meine nicht den Supersaiyajin Ikari. Ich meine die Form, die du beim Kampf gegen dieses Glibbervieh gezeigt hast“.
„Hä?“ Verwirrt legte die Langhaarigen ihren Kopf zur Seite und lächelte schließlich kopfschüttelnd. „Also das hätte ich doch mitbekommen, wenn ich noch eine neue Form erreicht hätte. Ich kann mich schließlich noch an alles erinnern, was passiert ist. Ich war noch ganz bei Sinnen“.
Goku ließ seine Hände zu ihren Schultern gleiten und blickte sie durchdringend an. „Mein Vater hat dich gesehen. Er hat mir erzählt, dass du komplett verändert warst. Viel stärker als jemals zuvor. Und deine Haare waren so wie die eines Supersaiyajin, nur nicht blond, sondern eben grün“.
„…grün?“, wiederholte sie sichtlich verwundert.
„Du kannst dich nicht daran erinnern…?“
Raika dachte laut nach: „Jetzt, wo du es sagst… Es war schon irgendwie merkwürdig. Ich war voll da; ich weiß ganz genau, was ich getan habe. Ich weiß auch, dass dein Vater zu mir gekommen ist. Er hat ganz schön verängstigt gewirkt, aber ich dachte, dass das mit der Gesamtsituation zu tun hatte und nicht…nicht mit mir…“. Ein mieses Gefühl machte sich in der Langhaarigen breit. Was hatte sie nur wieder angestellt? Was war nur geschehen? Und wieso konnte sie die Situation von eben nicht mehr richtig greifen? Sie wusste doch, was passiert war. „Aber irgendwie… Irgendwie hatte ich das Gefühl, nur Zuschauer zu sein und mein Handeln nicht mehr steuern zu können…“.

Je länger sie darüber nachdachte, umso merkwürdiger kam ihr das alles vor. Raika versuchte sich an das zu erinnern, was sie während des Kampfes gefühlt hat. Sie wusste zwar ganz genau, wie alles abgelaufen ist, doch zu ihren Emotionen hatte sie keinerlei Zugriff, als wollte ihr Körper sie vor irgendetwas beschützen. Als wäre es einfach zu schmerzhaft gewesen. Als hätte sie etwas gefühlt, was sie nicht hätte fühlen dürfen…
Ein scheuer Blick zu Vegeta folgte.
Langsam, aber sicher erhöhte sich ihr Puls. Sie schluckte unwillkürlich und in ihr stieg eine Hitze auf, die ihr nur allzu bekannt war. Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut!
Sofort lenkte sie ihr Augenmerk wieder auf Goku, der sie misstrauisch beobachtete.

Ein schrilles Piepsen riss sie aus ihren Gedanken. Schnell drehte sie ihren Kopf zu dessen Ursprung und erkannte, dass auch in Vegetas Tank das heilende Liquid langsam abgelassen wurde. Kaum realisierte sie, dass dieser in den nächsten Sekunden seine Augen aufschlagen würde, überkam sie Panik. Raika wollte auf keinen Fall mit Vegeta konfrontiert werden. Nicht jetzt und nicht gemeinsam mit Goku. Das würde in dem reinsten Fiasko enden! Die Vorstellung war für sie der blanke Horror.
Sie musste hier heraus – und zwar sofort!

„Ich habe tierischen Hunger, du nicht auch?“, fragte sie ihren Freund aufgeregt und versuchte ein unschuldiges, liebevolles Lächeln aufzulegen.
„Ähm…“. Etwas irritiert über diesen plötzlichen Themenwechsel stockte der Größere, doch sein schon so lange aufgeschobener Appetit meldete sich schneller, als ihm lieb war. Ein lautstarkes Magenknurren war Antwort genug.
Das Lächeln auf Raikas Lippen festigte sich, sie packte ihren Freund am Handgelenk und lief mit ihm zum Speisesaal, um dort etwas zu essen.

Hoffentlich müsste sie ihm ihr merkwürdiges Verhalten nicht erklären. Sie wusste ja selbst nicht, warum sie auf einmal so panisch geworden war. Sie wusste nur, dass es mit Vegeta zu tun hatte und mit ihren Gefühlen für diesen.
Und wenn sie ehrlich war, wollte sie dies gar nicht näher ergründen. Am liebsten würde sie gar nicht mehr darüber nachdenken, geschweige denn darüber reden.

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Goku: Das... Das gefällt mir nicht!
Meike: Mhmm... Aber wieso denn nicht, Goku?
Goku: Ich habe ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache...
Vegeta: *grinst selbstbewusst* Ich wusste doch, dass Raika mich zurückhaben will, sobald sie wieder in meiner Nähe ist.
Goku: Das werde ich zu verhindern wissen!
Meike: Genau! Noch ist ja gar nichts passiert. Also, Goku? Keine Panik! Und Vegeta - warte erst mal ab, was passiert. Du bist ja noch nicht mal bei Bewusstsein.
Vegeta: Tze. Kakarott sollte auch froh darum sein. Wäre ich bei Bewusstsein gewesen, hätte ich die Sache direkt klar machen können.
Goku: ... Du hättest es garantiert mal wieder verbockt mit deiner arroganten und selbstverliebten Art.
Vegeta: Wie bitte?! ò.ó
Meike: Ganz unrecht hat er da nicht. Die vergangenen Gespräche mit Raika liefen auch nicht sonderlich gut, Vegeta...
Vegeta: -__- Ach, fi**t euch doch. Ich werde euch beweisen, dass ich sie zurück erobern kann!
Goku: Ich werde es verhindern!
Vegeta: Wirst du nicht.
Goku: Und ob ich das werde!
Vegeta: Wirst du nicht.
Goku: Doch!
Vegeta: Nein!
Goku: Doch!
Vegeta: Neeeiiiieeen!
Goku: *verschränkt verärgert die Arme vor der Brust* ò.ó
Vegeta: *knurrt wütend* ò.ó
Meike: Seid ihr fertig?! -.- Ihr könnt euch gerne draußen kloppen. Aber ich würde das Wort gerne noch an meine Leser richten.
Goku: Von mir aus gerne...
Vegeta: Tu, was du nicht lassen kannst. *würdigt Goku keines Blickes*
Meike: Fein. Also, liebe Leser. Was denkt ihr, was jetzt passiert? Warum ist Raika auf einmal so panisch? Und wieso will sie Vegeta aus dem Weg gehen? :o All das und viel mehr erfahrt ihr beim nächsten Mal! ♥ Bis dann ihr Lieben!
Goku: *winkt* Tschau!
Vegeta: *nickt und hebt eine Hand*

Das Zeitalter der Saiyajin [wird überarbeitet🛠️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt