76. Konkurrenz als Ansporn

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Kapitel 76: Konkurrenz als Ansporn

Kaum hatten die beiden Rivalen ihre Freunde und die Außenwelt hinter sich gelassen, drängte sich dem Jüngeren eine Frage auf.
„Was... Was genau hast du eben mit Raika besprochen?“, wollte Goku wissen, während er sich in dem weiß gefliesten Eingangsbereich umsah, der ziemlich kalt und wenig wohnlich wirkte.
Vegeta, der vorausgegangen war, blieb abrupt mitten im Gang stehen und sah über seine Schulter hinweg zu dem Jüngeren, funkelte ihn sogleich zornig an. „Ist das dein scheiß Ernst?“
Perplex wich Goku einen Schritt zurück und hob abwehrend seine Hände, widmete seinem Rivalen erst jetzt seine volle Aufmerksamkeit und bemerkte seine wütende Visage.
„W-was denn?“, fragte er verunsichert und blinzelte ein paar mal.

Der Saiyajinprinz schnaubte nur abfällig, richtete seinen Blick wieder nach vorn und schritt langsam durch den offenen Wohnraum, ein paar Stufen hinab, bis er vor sich nur noch endloses, eintöniges Weiß sah.
Goku eilte ihm mit großen Schritten hinterher. Immerhin kannte er den Raum von Geist und Zeit und wusste, wie erschlagend der erste Eindruck sein konnte. Aber ihm war auch bewusst, dass den stolzen Prinzen so schnell nichts aus der Fassung bringen würde. Mit einem motivierten Lächeln blieb er neben seinem Widersacher stehen; seine Augen huschten nur kurz zu Vegeta herüber und er war versucht ihm auf die Schulter zu klopfen. Er unterdrückte es aber, weil er genau wusste, wie sehr Vegeta solch einen Ausdruck der Freundschaft hasste. Vor allem, wenn es von ihm käme.

Der Kleinere stieg den letzten Schritt von der Terrasse herab, ließ unbewusst seine Arme aus der verschränkten Haltung sinken und sah sich mit leicht geöffnetem Mund und skeptischem Blick genauer um. Scheinbar suchte er irgendeinen Orientierungspunkt am Horizont. Aber es gab keinen. Ihm wurde klar, dass er sich hoffnungslos verirren würde, wenn er sich nur zu weit von diesem einen Haus entfernte. Also gab es auch keine andere Möglichkeit, als ständig eine gewisse Nähe zu Kakarott zu bewahren. Einzeltraining wäre zwar auch eine Option, aber nicht gerade sinnvoll, wenn er sowieso in der Nähe dieses Hauses bleiben musste. Und damit könnte er auch Kakarott nicht aus dem Weg gehen.
Ob er es ein ganzes Jahr mit ihm hier aushalten würde...? So langsam kamen ihm Zweifel.

„Ziemlich krass, hm?“, fragte der Jüngere und riss den Thronfolger damit aus seinen Gedanken.
Ein weiteres kurzes Schnaufen verließ seine Lippen, nachdem er Kakarott für einen winzigen Moment lang aus dem Augenwinkel heraus angestiert hatte.
Goku atmete tief durch und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, während er weiter erzählte: „Ein paar Dinge musst du über diesen Raum wissen... Vor allem nachts spielt das Wetter hier komplett verrückt. Entweder ist es eiskalt oder die Luft brennt vor Hitze. Wir sollten also keine Nachtschichten einlegen, sondern diese wirklich nutzen, um uns zu erholen“.
„Verstehe“, gab der Prinz zurück. „Sonst noch was Wichtiges, oder können wir endlich anfangen?“
„Ich denke, alles andere wird sich schon von selbst erklären...“.
„Gut“.

Vegeta drehte sich schwungvoll in Gokus Richtung, winkelte seine Arme an und ging leicht in die Hocke. Mit einem lodernden Feuer in den Augen, welches vor Kampfeslust nur so sprühte, fixierte er seinen Gegner, der für einen Wimpernschlag etwas verdutzt aussah, sich allerdings dann mit einem motivierten Grinsen ebenfalls in Kampfpose begab.
Die Kämpfer fixierten einander und warteten nur darauf, dass sich in der Deckung des Anderen eine Lücke auftat, die sie hätten durchbrechen können.
Der Prinz wollte gerade auf seinen Widersacher zuspringen, da verschwand das Funkeln aus Gokus Augen und ein schuldbewusster Ausdruck legte sich in sein Gesicht.
„Ich... Es tut mir leid, dass ich das eben gefragt habe. Raika hat Recht... Wir sollten uns besser nur auf unser Training konzentrieren und unsere Streitigkeiten hinter uns lassen...“.

Streitigkeiten...
War es nicht genau das, was die beiden über die letzten Jahre immer weiter angestachelt hatte? Ihre Rivalität...ihr Konkurrenzkampf um Raika, der sie immer wieder und wieder über ihre Grenzen hat hinauswachsen lassen?

Vegeta seufzte leise, erhob sich aus seiner angespannten Haltung und erklärte mit abgewendetem Gesicht: „Ich wollte mich nur vergewissern, dass es ihr gut geht... Wenn... Wenn du sie nicht gerettet hättest, dann wären sie alle...“.
Goku hielt seinen Atem an. Wollte Vegeta ihm gerade etwa danken? Zufrieden lächelnd winkte er ab und nickte seinem Gegenüber entgegen. „Ach, schon gut. Ich kann dich gut verstehen... Ich hätte sie am liebsten auch gefragt, aber ich hatte Angst, dass sie mir das wieder übel nimmt“.
„Schätze, mir hat sie es übel genommen...“.
„Dann war es wohl gut, dass ich sie nicht danach gefragt habe“, erwiderte Goku leicht grinsend.
Der Prinz zog ebenfalls einen Mundwinkel zu einem herausfordernden Grinsen herauf und sah sein Gegenüber wieder an. „Und wenn schon... Wenn wir hier raus sind, werde ich derjenige sein, der Raika für immer an sich bindet!“
Schon ging der Jüngere wieder in Kampfpose, aber sein fröhlich, motivierter Ausdruck wich nicht aus seinem Gesicht. „Das glaubst aber auch nur du! Raika wird sich für mich entscheiden! Du wirst schon sehen!“
„Ach ja?“ Der Saiyajinprinz ließ unter einem kurzen Brüllen seine Aura detonieren, die mit einem Mal eine goldene Färbung annahm. Auch seine Haare wurden goldblond und er begab sich wieder in Angriffsposition. „Ich werde dich in Grund und Boden stampfen! Ich werde dir deine hässliche Fresse so lange einschlagen, bis dich Raika nicht mehr wieder erkennt!“
Auch Goku verwandelte sich mit einem Knall in einen Supersaiyajin, fixierte sein Gegenüber mit beiden Augen. „Wir werden sehen, wer am Ende den Kürzeren zieht, Vegeta!“

Zufrieden mit dem kleinen Wortgefecht, verbreiterte sich das Grinsen des Prinzen abermals und er schloss kurz seine Augen. Er spürte größere Motivation als jemals zuvor. Er wollte wieder einmal über sich hinaus wachsen, nur um Kakarott diesmal endgültig hinter sich zu lassen. Aber der Unterklassekrieger würde es ihm nicht leicht machen, so viel war sicher. Denn auch der Jüngere hatte nun schon das ein oder andere mal bewiesen, dass er die Schalen seines Potentials immer wieder sprengen und neue Grenzen erreichen konnte.
Diese Konkurrenz zwischen ihnen machte es ihnen überhaupt erst möglich, zu neuen Sphären aufzubrechen. Und sicherlich würde es ihnen innerhalb eines Jahres gelingen die Grenzen des Supersaiyajin zu überwinden und eine gänzlich neue Stufe zu erlangen.

Vegeta öffnete seine Lider und funkelte sein Gegenüber selbstbewusst an. In Kakarotts Augen vernahm er das gleiche intensive Lodern, welches er in seinem Herzen spürte.
Als hätten sie sich abgesprochen, sprangen sie gleichzeitig aufeinander zu, schlugen sich sogleich die Fäuste um die Ohren. Sofort erzitterte die Luft durch mächtige Schockwellen, die durch aufeinandertreffendes Gewebe ausgelöst wurden.
Beide Krieger schenkten sich nichts, aber die Freude an ihrem Kampf, an einer ebenbürtigen Herausforderung und der Druck, möglichst bald eine neue Stufe zu erreichen, um die neuen Feinde besiegen zu können, spornte sie zu Höchstleistungen an.

~

Außerhalb des bizarren Raumes hatten sich Raika, Bulma, Broly, Trunks und Trunks auf den Weg zur Capsule Corperation gemacht. Dort wollten sie Doktor Briefs treffen, der ihnen die Adresse zu Doktor Geros Labor mitgeben wollte.
Während des Fluges wurde Raika über alles in Bilde gesetzt, was sie wissen musste. Warum Leekie und ihre Geschwister Cyborgs waren, wie es dazu gekommen war und was sie vermeintlich vorhatten.

Erst als sie schon im Garten des riesigen Anwesen landeten und Broly seine Freundin auf dem grünen Rasen absetzte, lief er auf einmal kreidebleich an.
„Was ist los?“, fragte Raika skeptisch, als sie seinen apathischen Gesichtsausdruck musterte.
„Das... Das ist das erste Mal...“. Broly sah hilfesuchend zu Bulma. „...dass ich deine Eltern sehe, seitdem...wir...du weißt schon...“.
Bulma lachte amüsiert auf. „Du meinst, seitdem wir zusammen sind und ein Kind haben?“ Sie grinste breit und knuffte ihn in den Oberarm. „Meine Eltern wissen doch über alles Bescheid. Also mach dir mal keine Gedanken“.
„Ja, aber... Das ist das erste Mal, dass ich die Eltern einer Freundin kennen lerne...“.
„Du kennst meine Eltern doch schon“, erwiderte Bulma stutzig.
„Ja, schon... Aber... Jetzt ist es doch ganz anders... Verstehst du?“
Brolys Mimik wirkte panisch, so als wäre es ihm furchtbar unangenehm, jetzt auf die Eltern seiner Freundin treffen zu müssen. Bulma musterte ihn fragend, blickte dann zu Raika, die ein Kichern unterdrücken musste und zu dem erwachsenen Trunks, der sein Gesicht seufzend in seine Hand legte. Sie wusste nicht, wie sie ihm jetzt helfen sollte, oder wo das eigentliche Problem lag.
Sein 20-jähriger Sohn aus der Zukunft sprang für seine Mutter ein und klopfte seinem Vater leicht grinsend auf die Schulter. „Mach dir keinen Kopf, Dad! Wir stehen das gemeinsam durch. Für mich wird das mindestens genau so peinlich. Und ich schätze, dass das Augenmerk von Oma und Opa wohl eher auf mir und dem kleinen Scheißer liegt, als auf dir“.
„Ich hoffe, dass du Recht behältst...“, seufzte Broly ernüchtert und setzte sich langsam wieder in Bewegung.

Raika konnte ihr Grinsen nicht länger unterdrücken. Ihr bester Freund war sonst so mutig und überhaupt nicht unsicher. Aber diese Situation schien ihm wirklich unangenehm zu sein. Dabei musste er doch wirklich nicht besorgt sein. Bulmas Eltern waren super nett und unkompliziert.
Unwillkürlich dachte Raika daran, wie aufgeregt sie damals war, als sie bei ihrer ersten Beziehung mit Goku, seinen Eltern erzählt hatten, dass sie ein Paar waren. Zum Glück waren Bardock und Gine normalerweise ähnlich unkompliziert, wie die Eltern von Bulma. Bei dem Vater von Vegeta sah das schon anders aus. Wobei dieser sie meistens komplett ignorierte. Es war ihm egal, mit wem sein Sohn seine Zeit vertrieb, aber er machte ihr ganz unmissverständlich klar, dass er sie nicht als potentielle Königin ansah.
Schwermütig sah die Schwarzhaarige in den Himmel und wünschte den beiden Kriegern viel Erfolg bei ihrem Training.

Noch bevor sie die Terrasse erreichten, kam ihnen Bulmas Mutter schon freudestrahlend entgegen. Die Blondine hatte ein Tablett mit Getränken dabei und stellte es gleich auf dem großen Holztisch ab.
„Bulma-Schatz!“, rief sie euphorisch, breitete die Arme aus und nahm ihre Tochter in den Arm. Anschließend fiel ihr Blick sofort auf den Säugling, der in Bulmas Armen lag, gerade erwachte und gähnte. Mrs. Briefs streckte ihre Hand nach ihm aus und säuselte: „Na, wenn das nicht unser kleiner Trunks ist! Endlich lernen wir ihn mal kennen! Die Oma hat dich schon sehnsüchtig erwartet!“
„Wo ist denn Papa?“, fragte Bulma derweil.
„Eigentlich wollte er mit raus kommen, aber er hängt mal wieder im Labor fest. Du kennst ihn ja...“.
„Ich hole ihn“, entschied die junge Mutter und übergab ihren Sohn der Blondine.
Fröhlich ließ Mrs. Briefs den Säugling auf ihrem Arm leicht auf und ab hüpfen. Erst nach ein paar weiteren Sekunden hob sie ihren Blick zu den restlichen Gästen und entschuldigte sich sogleich: „Tut mir leid! Ich bin so glücklich, dass Bulma uns endlich einen Enkel geschenkt hat. Raika, Broly! Schön euch zu sehen! Und wen habt ihr da noch mitgebracht?“ Sie ließ einen verwunderten Blick über den erwachsenen Trunks gleiten, der etwas eingeschüchtert daneben stand.
Raika sah ihren besten Freund abwartend an und stieß ihm leicht in die Seite, weil er in der Verantwortung stand, dies zu erklären.
Der Größere schluckte auffällig. Mit Schweißperlen auf der Stirn stammelte er: „Ja, das... Das ist Trunks...“.

Nach einigem hin und her verstand Mrs. Briefs woher dieser erwachsene Trunks kam und was es mit der Zeitreise auf sich hatte. Kurz darauf kam auch Doktor Briefs dazu, nur damit dann das Gleiche nochmal erklärt werden konnte.
Nachdem die Verwandtschaftsverhältnisse endlich für alle geklärt waren, ergriff Raika wieder das Wort und erinnerte die Anderen daran, weswegen sie hier waren. Bulmas Vater erklärte, dass das Labor von Doktor Gero in den Bergen nordöstlich von hier lag. Er überreichte seinem zeitreisenden Enkel ungefähre Koordinaten und dieser machte sich, in Begleitung von Raika und Broly, auf den Weg.
Bulma blieb mit ihrem Sohn derweil bei ihren Eltern, damit diese die wenige Zeit, die ihnen blieb, mit ihrem Enkel verbringen konnten.

~

Währenddessen war auch auf dem Heimatplaneten der Saiyajin ein wenig Ruhe eingekehrt. Die Cyborgs hatten sich nach ihrem letzten Angriff zurück gezogen und vertrieben sich die Zeit damit den Planeten außerhalb der Hauptstadt zu verwüsten.
Die verwundeten Saiyajinkrieger waren Dank der magischen Bohnen, die Goku auf die Schnelle vorbei gebracht hatte, wieder auf den Beinen.
Radditz ging gerade durch die Gänge zu Tarbles Büro. Dort wollte er sich mit ihm und den Anderen zu einer kurzen Lagebesprechung treffen. Es war in den letzten wenigen Stunden wieder mal wahnsinnig viel passiert und sie mussten organisieren, wie es jetzt weiter gehen sollte.
Da das Arbeitszimmer der Prinzen in einem der höheren Stockwerke lag, musste er durch das Treppenhaus nach oben steigen. Während er die Stufen nach oben ging, hörte er schrilles Geschrei von draußen. Skeptisch den Blick verengt blieb der Langhaarige an einem Fenster stehen und sah hinaus. Er konnte nicht viel erkennen, nur, dass sich einige Wachen vor dem Haupttor des Palastes tummelten und wild durcheinander liefen.
„Ich muss mit den Prinzen reden! Es ist wichtig verdammt! Lasst mich...LASST MICH LOS!!“, hörte Radditz eine junge Frau schreien.

Sofort öffnete er das Fenster, vor dem er stand, hüpfte auf den Fenstersims und sprang nach draußen. Er landete im Palastgarten, gleich neben dem Haupteingang, wo sich eine Traube von Kriegern gebildet hatte, die sich immer dichter um eine einzelne Person scharten.
„Was geht hier vor?“, fragte Radditz, der immer noch nicht erkennen konnte, wer oder was diesen Tumult verursachte. Er konnte jedenfalls keine große Kampfkraft ausmachen.
Die Wachen blickten sich augenblicklich zu ihrem Vorgesetzten um und traten einen Schritt zurück.
Der Blick wurde frei auf eine junge Kriegerin, die nicht als solche gekleidet war. Sie trug eine kurzgeschnittene Latzhose und ihr dunkelbraunes Haar war zu zwei geflochtenen Zöpfen zusammen gebunden.
Verwundert weitete Radditz seine Augen, als er erkannte, dass es sich hierbei um das jüngere Cyborg-Mädchen handelte.
„C18... Was willst du hier? Seid ihr ernsthaft so feige, dass ihr uns ausgerechnet jetzt angreift, wo wir noch dabei sind uns zu sammeln?“, fragte er möglichst kühl.
Krampfhaft hielten die Wachen sie an den Armen fest. Es wunderte ihn, dass die Soldaten ihr solche Schwierigkeiten bereiten konnten. Und jetzt, wo er sie genauer betrachtete, fiel ihm auf, dass ihre Klamotten ganz verschlissen waren. Ihr Gesicht, ihre Arme und Beine waren übersät mit kleineren Wunden und Schrammen. Sie schien ganz schön was abbekommen zu haben, noch dazu irgendwie verängstigt zu sein.
„Ich will euch nicht angreifen!“, stellte sie klar.
„Lüg' nicht!“, zischte ein Soldat, schlug ihr mit einem Schlagstock in die Kniekehlen, sodass sie in sich zusammensackte.
„Halt die Schnauze, Arschloch! Du hast doch keine Ahnung!“, pampte sie knurrend zurück und versuchte sich ihren Schmerz nicht anmerken zu lassen. Dann drehte sie ihren Blick wieder zu dem Langhaarigen und flehte: „Radditz, bitte hör mir zu! Es geht um Leben und Tod! Lass mich mit den Prinzen reden! Es ist wirklich wichtig!“
Der Angesprochene zögerte. Nichts gab ihm einen Anlass ihr zu vertrauen und doch war da etwas in ihren Augen, was ihn schwach werden ließ. Außerdem interessierte es ihn zu erfahren, was sie zu berichten hatte. In diesem Zustand konnte sie keine große Bedrohung sein. Aber Vorsicht war wohl trotzdem geboten.
„Legt ihr Energieschellen an! Dann werde ich sie mitnehmen“, entschied Radditz schließlich und besah sich die Kämpferin erneut, die ihm erleichtert zunickte.

Kurz darauf waren ihr Handschellen angelegt, die ihren Ki-Fluss unterbrachen und es ihr so unmöglich machten, ihre Kampfkraft zu erhöhen oder ihre Energie anderweitig zu sammeln. Radditz packte sie am Kragen und führte sie in den Palast.

Am ehemaligen Büro des Königs angekommen, machte er Halt, klopfte zweimal und schob den Cyborg vor sich her in den Raum. Sofort sprangen alle von ihren Sitzen auf und starrten Radditz und den ungebetenen Gast fassungslos an.
„Was zur Hölle macht SIE hier?!“, fragte Tarble panisch.
„Moment! Stopp!“, rief Bardock direkt dazwischen und musterte C18 genauer. Dann sah er wieder zu Vegetas bestem Freund. „Ist sie deine Gefangene?“
„So ungefähr.... Zumindest bis wir wissen, ob wir ihr vertrauen können...“.
„Ver-was?! Vertrauen? Bist du noch ganz dicht?! Sie wollte uns umbringen!“, knurrte auch Oniara.
Tapioka lächelte gequält. „Entschuldigt bitte... Am besten erkläre ich selbst, was ich hier zu suchen habe. Es gibt da nämlich ein paar Dinge, die ihr wissen müsst“, erläuterte sie und sah sich noch einmal um. „Wo sind denn Vegeta, Kakarott und die anderen?“
„Nicht hier!“, zischte Tarble gefährlich. „Wir werden dir bestimmt nicht sagen, wo sie sind! Sie trainieren, um euch Dreien den Arsch aufzureißen!“
Die Brünette sah ihn kurz verdutzt an, schüttelte jedoch den Kopf, um sich wieder darauf zu konzentrieren, weswegen sie hier war. „Ja... Darum geht’s. Wir sind nur noch zu zweit. Mein Bruder hat sich in einem Waldstück nahe des Palastes versteckt. Er ist schwer verwundet und konnte sich gerade noch retten... Ich bin hier, um euch um Hilfe zu bitten“.
„Ihr...braucht unsere Hilfe? Was ist mit Leekie?“
„Lasst mich ausreden und hört genau zu!“, bat der Cyborg und sah sich rundum um. „Kurz nachdem eure Kämpfer verschwunden waren, ist ein schreckliches Monster aufgetaucht. Es nennt sich Cell, ist angeblich auch eine Kreation von Doktor Gero und wenn man dem Glauben schenken kann, was es uns erzählt hat, braucht es uns, also meine Geschwister und mich, um immer stärker zu werden. Leekie hat er schon absorbiert, sie hat sich mehr oder weniger freiwillig zu ihm begeben, um Teil eines noch stärkeren Individuums zu werden... Maniok und ich hielten es anfangs für einen Trick. Wer sollte schon stärker sein, als wir? … Aber tatsächlich hat sich dieser Cell verwandelt, nachdem er Leekie in sich aufgenommen hat... Dann wollte er uns absorbieren. Wir haben uns mit Allem gewehrt, was uns zur Verfügung stand und konnten gerade so vor ihm fliehen...“.
„Ein Gegner, der noch stärker ist, als ihr...?“, fragte Bardock verwundert nach. „Das klingt ja nicht gerade plausibel“.
„Glaubt mir! Eigentlich sind unsere Energiereserven als Cyborgs unerschöpflich. Aber ich bin so am Ende meiner Kräfte, dass ich mich nicht einmal gegen eure Wachen zur Wehr setzen konnte... Fragt Radditz, er hat es gesehen!“ Tapioka sah mit flehendem Blick zu dem Langhaarigen und dann wieder in die Runde der anderen Krieger. „Bitte helft uns!“

Keiner der Anwesenden traute sich etwas zu sagen. Irgendwie klangen ihre Ausführungen nicht sehr glaubwürdig. Aber wieso sollte sie lügen? Wieso sollte sie so etwas erzählen und Schutz bei ihnen suchen? Sie war ganz offensichtlich verletzt und wirklich verzweifelt.

„Und wie sollen wir da helfen, wenn nicht einmal ihr etwas gegen dieses Monster ausrichten konnte?“, fragte Oniara nach einem Seufzen.
„Ich...ich weiß es nicht. Vielleicht können wir uns erst einmal hier verstecken, damit er uns nicht findet und absorbieren kann...“.
„Ich weiß nicht, ob ich es so gut finden soll, wenn ihr hier im Palast herumspaziert...“, gab der jüngere Prinz zu bedenken.
„Von mir aus schmeißt uns in den Kerker und kettet uns dort an. Mir egal! Hauptsache wir sind sicher vor diesem Cell! … Nur irgendwann wird er auf der Suche nach uns auch den Palast angreifen. Und dann werdet ihr uns als Unterstützung im Kampf brauchen...“.
Radditz sah zu seinem Vater und zuckte mit den Schultern. „Wir müssen an sich nur die Zeit überbrücken, bis Kakarott mit den Anderen zurück kehrt...“.
„Und wie lange wäre das?“, wollte Tapioka wissen.
„Er sagte, sie bräuchten maximal zwei Tage“.
„Was für ein Training soll das sein, was sie innerhalb von zwei Tagen stärker machen soll, als wir es sind?“
„Ein sehr Spezielles! Vegeta und Kakarott haben uns schon oft in letzter Sekunde den Arsch gerettet... Genauso wie Broly oder Raika. Einer von ihnen wird es unter Garantie schaffen“, erklärte Bardock mit einem zuversichtlichen Lächeln, wie man es von seinem jüngsten Sohn kannte.
Radditz sah zu dem Prinzen und schnaufte nachdenklich. „Also? Was sagst du Tarble? Du musst diese Entscheidung treffen“.
Das derzeitige Oberhaupt der Saiyajin strich sich mit zwei Fingern über sein Kinn und gab grübelnde Laute von sich. In diesem Moment wünschte er sich so sehr, dass sein Bruder hier wäre. Er hätte diese Entscheidung sicherlich viel leichter und ohne großes Nachdenken fällen können.
„Hmm... Ich denke für zwei Tage können wir euch hier aufnehmen...“.
„Super! Vielen Dank!“, rief Tapioka erleichtert. „Jetzt müssen wir nur meinen Bruder herholen“.
„...und wehe ihr Beiden lasst euch irgendetwas zu schulden kommen...“, setzte er noch nach.
Tarble hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Hätte sein großer Bruder die selbe Entscheidung getroffen? Oder hätte er die Cyborgs ohne Gnade vor die Tür gesetzt und ihrem Schicksal überlassen? Der junge Prinz wollte auf keinen Fall den Zorn seines Bruders auf sich ziehen.
„Ich hoffe nur, Kakarott und die Anderen beeilen sich...“, murmelte Oniara seufzend.

Das Zeitalter der Saiyajin [wird überarbeitet🛠️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt