Hinterhalt

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Kapitel 27:

Hinterhalt

Raika hatte sich das grausame Spektakel aus ihrer Deckung heraus mit angesehen und war mehr als entsetzt von dieser kaltblütigen Art des Prinzen. So war er doch sonst nicht! Er war doch auch sonst zur Empathie fähig! Das war ein Verhalten, was sie von Freezer oder vom König erwartet hätte, aber niemals von Prinz Vegeta. Von ihrem Prinzen, der zwar launisch und stoisch war, aber niemals so kalt agieren würde. Oder etwa doch? Hatte sie ihn bisher immer falsch eingeschätzt? War er eigentlich ein kaltblütiges Monster, wenn es nicht gerade um seine eigenen Artgenossen ging?
Fassungslos, bebend vor Zorn und mit dicken Tränen in den Augen trat sie hinter der Ecke hervor und schrie ihn an: „WAS LÄUFT DENN BITTE FALSCH BEI DIR? Das war mehr als unnötig, Vegeta!“
„Was bei mir falsch läuft?“ Nur langsam wendete er den Blick von seinem Opfer ab und drehte sich mit eiskalter Miene zu der Jüngeren um. „Was läuft denn bei dir nicht richtig? Wenn du nach mehr als vier Jahren noch nicht verstanden hast, wie diese Missionen bei uns ablaufen, dann wird aus dir nie eine anständige Elitekriegerin!“
„Unter diesen Umständen will ich das auch gar nicht werden!“
„Was willst du dagegen tun? Dich den Befehlen von Freezer widersetzen? Dein Leben und das aller Saiyajin auf's Spiel setzen?“, fragte Vegeta knurrend, während er ihr mit großen, langsamen Schritten immer näher kam und sie durchdringend anschaute.
Raika antwortete nicht, senkte nur ihren Kopf. Sie konnte seinem stechenden Blick nicht länger standhalten.
„Hm?!“, bohrte der Prinz nach, als er direkt vor ihr stand.
„Nein, natürlich nicht...“, flüsterte sie, wendete sich mit verschränkten Armen von ihm ab und sah sich in dem Knotenpunkt von Tunneln um. Natürlich hatte er Recht. Natürlich konnte sie es nicht mit Freezer aufnehmen. Das konnte niemand von ihnen. Sie mussten geduldig sein und konnten erst etwas an dem System ändern, wenn sie die Mittel dazu hatten. Aber das rechtfertigte doch nicht den Mord an Unschuldigen... Besonders nicht an Kindern. Sie fühlte sich so hin und her gerissen. Sie konnte das mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren.

Vegeta spürte, wie unwohl sie sich in dieser Situation fühlte. Er ergriff ihre Hand und zog sie wieder zu sich. „Meinst du, mir macht das Spaß? Meinst du, ich würde gerne kleine, wehrlose Kinder töten?“ Er sah ihr so tief in die Augen, dass sie die Antwort darauf sofort erkennen konnte.
„Nein“, hauchte sie und wendete erneut ihren Blick ab. Sie konnte es einfach nicht ertragen, wie er sie ansah. Ein wenig schämte Raika sich für ihre Naivität. Sie wusste, dass Vegeta – rein logisch betrachtet – Recht hatte. Aber etwas tief in ihrem Herzen wollte sich damit einfach nicht abfinden. Es war einfach nicht richtig und widersprach all ihren Überzeugungen.
Der Prinz legte seine freie Hand an ihr Kinn und drehte ihr Gesicht wieder zu sich. Ihm war bewusst, dass ihr das Töten nicht gefiel; dass sie Reue verspürte und ihr unwohl dabei war, andere Völker einfach auszulöschen. Bei ausgewachsenen Gegnern hatte sie es bislang ganz gut verstecken können, aber jetzt, bei den Kindern... Er hätte blind, taub und dumm sein müssen, um ihre Abneigung nicht erkennen zu können. Und irgendwie konnte er das sogar verstehen. Auch wenn er nicht verstand, wie sie bei einer derart wichtigen Aktion so emotional reagieren konnte, konnte er ihre Emotionen in diesem Moment doch nachvollziehen. Denn auch er fühlte sich dabei nicht wohl. Nur hatte er dieses Unwohlsein schon vor vielen Jahren heruntergeschluckt und unter einem Eisberg voller Stolz und Selbsterhaltungstrieb vergraben.

Sein Blick weichte auf. Wenn auch nur für einen unscheinbar kurzen Moment. „Raika, versteh doch! Wir müssen tun, was von uns verlangt wird, solange wir Freezer nicht besiegen können. Wir gehen mit dem Scheiß auf der Erde schon ein extrem hohes Risiko ein. Wir können nicht durch das All fliegen und andere Lebensformen retten, wenn unsere eigene Existenz auf der Kippe steht!“, erklärte er noch einmal eindringlich. „Du hast keine Ahnung, wozu Freezer fähig ist...“.
Raika nickte verstehend. Den dunklen Imperator hatte sie bisher noch nie persönlich gesehen. Er zeigte sich nur sehr selten auf dem Planeten der Saiyajin. Aber die Geschichten, die sie von jedem einzelnen Saiyajin bisher zu hören bekommen hatte, reichten ihr, um sich auszumalen, wie schrecklich seine Herrschaft war.

Vegetas Hand glitt in ihren Nacken und er zog sie zu einem flüchtigen, aber intensiven Kuss heran. Daraufhin fuhr er fort: „Sobald Freezer aus dem Weg geräumt ist, können wir das System ändern, aber jetzt...haben wir keine andere Wahl!“
„Du hast Recht, Vegeta“, murmelte sie leise. Ohne hinzusehen hob sie ihren rechten Arm, streckte ihn in Richtung der noch lebenden yondianischen Kleinkinder aus und feuerte einen kleinen Ki-Strahl auf eine der vier Hütten, in denen sich die Kinder verschanzt hatten.
Die markerschütternden und hilflosen Schreie der kleinen Wesen ließen die Kriegerin zusammen zucken und trieben ihr Tränen in die zusammengepressten Augen. Sie hasste sich in diesem Moment so sehr, konnte aber die Argumentation des Prinzen nachvollziehen. Ihnen blieb keine andere Wahl.
Eines Tages würden die Saiyajin nicht mehr dafür bekannt sein, Leben zu zerstören und auszulöschen. Aber dafür mussten sie zuerst Freezer aus dem Weg räumen. Und das schien zum jetzigen Zeitpunkt eine unüberwindbare Hürde zu sein.

Vegeta zog sie am Handgelenk wieder zu sich und schlug vor: „Geh schon mal vor und finde einen Weg in die tiefen Schatzkammern! Ich mache hier weiter und komme gleich nach“.
Er sah der jungen Frau an, dass sie mit dieser Situation schwer zu kämpfen hatte, deshalb wollte er sie davor bewahren, ihren Selbsthass zu vergrößern. Er wollte sich nicht mit ansehen, wie sie sich selbst damit zu Grunde richtete. Ihm würde das bisschen Selbsthass nicht mehr schaden. Er kannte es schon gar nicht mehr anders. Zudem konnte er es nicht mit ansehen, wenn sie weinte, also schickte er sie weg, bis sie sich beruhigt hatte. Nie hatte er gelernt mit solchen starken Emotionen umzugehen. Nicht bei sich selbst und erst recht nicht bei Anderen. Es war ihm lieber, wenn sie ihren Gefühlsausbruch woanders durchlebte und er sich ihrer wieder widmen konnte, wenn sie sich halbwegs gefasst hatte.

Raika nickte zögerlich, drehte sich von ihm weg und folgte dem Tunnel, der am steilsten hinab führte. Schluchzend wischte sie sich die Tränen weg, ermahnte sich selbst, stark zu sein. Immerhin kämpfte sie hier nicht nur für sich, sondern auch für ihre Freunde. Außerdem hatten die Erde, die Dragonballs und die damit einhergehende Chance Freezer zu erledigen, höhere Priorität.
Sie schluckte all ihre Bedenken und Selbstzweifel hinunter und hielt sich die Ohren zu, damit sie das Schreien der Kinder nicht wahrnehmen konnte. Nur leider nützte es nicht besonders viel, denn sie spürte immer noch die Vibrationen von Vegetas Angriffen im Boden und wie nach und nach jede einzelne der kleinen Auren erlosch... Sich den Kopf haltend rannte sie plötzlich los, während immer neue Tränen über ihr Gesicht liefen, die sie kopfschüttelnd versuchte loszuwerden. Sie lief immer schneller den Gang entlang, als wollte sie vor den Schreien, ihrem Gewissen und ihren Tränen davon rennen. Erst einige hundert Meter später, als sie schon längst außer Reichweite war, ließ sie seufzend ihre Arme sinken und trottete mit gesenktem Blick den Gang entlang.

~

Kurze Zeit später hatte Vegeta sie eingeholt und ging seither schweigend neben ihr her. Die Stimmung war noch gedämpfter als zuvor. Jetzt hatten sie Beide schlechte Laune, die sich augenblicklich noch weiter verschlechterte, als der Tunnel, in dem sie sich aufhielten, wieder nach oben führte.
„Was zum-? Sollte es nicht weiter nach unten gehen?“, wunderte sich Raika entgeistert.
„Das Tunnelsystem scheint ziemlich verzweigt zu sein... Halte die Augen offen und schärfe deine Sinne! Ich habe echt keinen Bock mich hier unten zu verirren“, entgegnete der Prinz und knurrte leise. Auch er war sichtlich angespannt.
Aber der Weg, den sie eingeschlagen hatten, führte sie immer weiter nach oben, nach einigen Kurven begannen die Wände sogar wieder zu frieren.

„Moment mal...“. Raika blieb plötzlich stehen und verengte ihren Blick. „...sind das nicht Radditz und Broly?“, fragte die 18-Jährige, spürte schon eine Weile lang, dass sie sich ihnen langsam näherten, aber jetzt schienen sie wirklich ganz in der Nähe zu sein.
Tatsächlich kamen sie ihnen nach der nächsten Biegung entgegen.
„Hey! Habt ihr eine Idee, wo wir hin müssen?“, fragte Broly und wirkte auch ziemlich angespannt.
„Wir wissen nur, dass die wirklich wertvollen Edelsteine und Schätze ganz weit unten gelagert sein sollen. Aber diese Wege scheinen nicht eindeutig zu verlaufen. Wir dachten, dass dieser Weg nach unten führt, aber er hat uns zu euch gebracht“, erklärte Raika nachdenklich.
„Warum sprengen wir uns den Weg nicht einfach frei?“, schlug Radditz schulterzuckend vor.
„Idiot!“, zischte Vegeta, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Die meisten Edelsteine sind in den Wänden verbaut. Außerdem könnte dieses ganze Konstrukt über uns zusammenbrechen, wenn wir hier wahllos herumballern!“
„Stimmt, da hast du Recht“, sah Radditz ein und lachte kurz beschämt auf.
„So wie immer!“ Der Saiyajinprinz grinste leicht. Zumindest schien das seine Laune kurzzeitig zu heben.
Die Geliebte des Prinzen überging seinen bissigen Kommentar und fragte ihren Bruder im Geiste vorsichtig: „Seid ihr auch Kindern begegnet?“
Broly nickte zögerlich und senkte den Blick. Selbst Radditz sah nach dieser Frage leicht betrübt aus. Ihre Gesichtsausdrücke sprachen Bände. Ihnen ging es ganz ähnlich wie Raika. Ein unangenehmes Schweigen brach über sie herein.
Doch Vegeta entschloss sich dazu, es unsanft zu durchbrechen. „Jetzt hört auf zu flennen, ihr verdammten Waschlappen! Nicht jede Mission ist einfach und lustig, also reißt euch gefälligst mal am Riemen! Es droht die Vernichtung unserer eigenen Art – das hat höhere Priorität! Außerdem sind wir vermutlich die Einzigen in diesem Universum, die etwas gegen Freezer ausrichten können“, knurrte der Thronfolger wütend. „Nicht zu fassen! Ich bin nur von weinerlichen Babies umgehen!“
Die kurze Ansprache schien zu wirken, zumindest rissen sich die Herren jetzt ebenso zusammen, wie es auch Raika versuchte und sie setzten ihren Weg gemeinsam fort.

Zwischendurch kamen sie wieder an Knotenpunkten vorbei, in denen, außer einzelner Wachen, immer nur Kinder lebten. Vegeta und Radditz übernahmen das Töten der Kinder, weil sie noch am besten damit leben konnten. Ihr Stolz und das Aufwachsen unter Freezers strengem Regime, machten es ihnen leichter.
Doch mit der Zeit fragte sich der Prinz, warum sie überhaupt auf diesen Planeten geschickt worden waren, wenn hier doch fast nur Kinder aufzufinden waren. Diese waren doch wirklich keine Gegner für die hochrangigen Elitesoldaten. Oder war im Vorfeld wirklich nicht klar gewesen, wie es  überhaupt um die Einheimischen des Planeten Yondo stand?

~

Nach etlichen Stunden und vielen, vielen toten Kindern hatten sie endlich die tiefste Ebene des Tunnelsystems erreicht. Hier war es angenehm warm; vom Schnee und der Eiseskälte war nichts mehr zu spüren. Schlussendlich kam das Team an einen weiteren Knotenpunkt, dieser hatte jedoch eine deutlich höhere Decke und war bis oben hin mit mannshohen Edelsteinen gefüllt, die in allen Farben schimmerten und glänzten. Viele von ihnen waren noch roh, ungeschliffen und unbearbeitet. Dennoch war ihre Größe beeindruckend und ihre Färbung intensiv.
„Juhu, wir haben es endlich geschafft“, kommentierte Raika sarkastisch monoton. „Warum zur Hölle mussten wir das tun? Das wäre ein Auftrag für die Unterklasse gewesen!“
„Richtig“, stimmte Radditz ihr zu. „Und jetzt müssen wir den Scheiß hier auch noch irgendwie raus schaffen“.
„Ich schätze den Rest schafft ihr auch alleine, richtig?“, fragte Vegeta. „Ich werde mit Raika zur Erde aufbrechen“.
„Was genau erzählen wir Leekie und Nappa?“, wollte der beste Freund des Prinzen wissen.
„Sagt ihnen, dass wir einen Notruf von Romarmi erhalten haben und, dass nur wir Beide angefordert wurden. Wir haben ja ein gutes Verhältnis zu dem König und der Königin“, erklärte Raika und lächelte ihren Prinzen anschließend an. Die Erinnerung an diesen Auftrag und, dass sie nun wieder mit ihm alleine sein konnte, erfüllten sie mit den größten Glücksgefühlen.
Aber Vegeta wendete sich bereits ab, mit dem Ziel zurück an die Oberfläche zu kehren. Die Langhaarige verabschiedete sich von ihren Teammitgliedern und versicherte sich noch davon, dass Leekie und Nappa weit genug entfernt waren, um sie nicht zu erwischen.

Schnell hatte sie den Prinzen eingeholt und wiedermal gingen die beiden Krieger schweigend nebeneinander her. Das änderte sich auch nicht, als sie oberirdisch weiterflogen und schließlich an ihren Kapseln ankamen. Würden sie jetzt gar nicht mehr miteinander reden? Das konnten sie doch nicht so stehen lassen! Besonders nicht, wenn sie sich jetzt mehrere Monate nicht sehen würden.
Der mürrische Prinz war schon dabei sein Flugobjekt zu programmieren und einzusteigen, da hielt Raika ihn am Arm fest. Er versuchte sich loszureißen und drehte den Kopf zu ihr, sah in das extrem besorgte Gesicht der Jüngeren und erstarrte in seiner Bewegung.
„Was ist los mit dir, Vegeta? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“, fragte sie und unterdrückte krampfhaft ihre Tränen, doch ihm fiel sofort auf, dass ihre Augen glasig geworden waren.
„Du hast nichts falsch gemacht...“, hauchte er leise, legte seine linke Hand an ihr Gesicht und strich sanft über ihre Wange.
„Was ist es dann?“, bohrte sie weiter.
Er richtete den Blick wieder zu seiner Raumkapsel und seufzte. Irgendetwas musste er ihr sagen. Sie würde nicht locker lassen, dafür war sie zu stur. Also musste er ihr zumindest etwas liefern, was sie eine Weile lang ruhig stellen würde. Die ganze Wahrheit konnte er ihr nicht sagen, solange er diese selbst noch nicht kannte. „Ich... Ich habe im Moment tausende Dinge im Kopf, über die ich mir Klarheit verschaffen muss. Aber es hat wirklich nichts mit dir zu tun“. Anschließend ließ er seine Hand auf ihre Schulter sinken und drückte aufmunternd zu.
„Okay“, sprach Raika ruhig und hoffte inständig, dass er irgendwann mit ihr darüber reden würde, was ihn so sehr bedrückte.

„Können wir dann los?“, fragte er nach einem kurzen Moment der Stille.
Die Langhaarige nickte ihm zu und programmierte schließlich auch ihr Gefährt. Durch die verbesserten Antriebe, dank der Romarminiten konnten sie die Erde in nur drei Monaten erreichen. Dennoch schnaufte Raika laut, als die Flugzeit berechnet wurde. Sie war gerade erst warm geworden und schon musste ihr Körper wieder in dieser winzigen Raumkapsel und der damit verbundenen eingeschränkten Beweglichkeit verharren. Das war weder für sie, noch für den Prinzen leicht zu ertragen.

~

Ungefähr eine Woche nachdem Raika und Vegeta zusammen aufgebrochen waren, hatte das restliche Team alle Einheimischen getötet und schon einen Großteil der Schätze an die Oberfläche befördert. Vorsichtig und mit viel Fingerspitzengefühl tauten sie auch die Wände nach und nach auf und lösten einen Juwel nach dem anderen aus den teilweise gefrorenen und teilweise steinernen Wänden, möglichst ohne diese einstürzen zu lassen. Nappa und Leekie waren zum Glück nicht skeptisch geworden, dass Raika und Vegeta so plötzlich zu einem anderen Planeten beordert worden waren.

Die Saiyajin waren gerade dabei, eine weitere Ladung voller Edelsteine an die Oberfläche zu schaffen, da schlugen auf dem Planet Yondo plötzlich sechs weitere Raumkapseln auf.
Broly zuckte erschrocken zusammen und sah besorgt zu seinem Teamkollegen. „Da kommen wirklich extrem große Kampfkräfte auf uns zu... Vermutlich sogar größer als meine“.
„Wie bitte?“, harkte Radditz irritiert nach, ließ beinahe den Edelstein, der größer war als er selbst, aus seiner Hand fallen. „Das kann doch gar nicht sein!“
Leekie und Nappa wechselten flüchtig Blicke und nickten sich gegenseitig zu, was von Broly nicht unbemerkt blieb. Sofort wich er einen Schritt zurück. Ehe er realisieren konnte, was hier geschah, geschweige denn darauf reagieren konnte, hatte Leekie schon die Scouter der beiden zerschossen, wodurch ihnen jegliche Kommunikation nach außen verwehrt wurde.
„Heh! Was soll der Scheiß, Leekie?!“, spuckte der Langhaarige wütend.
„Auftrag des Königs!“, erklärte Nappa kurz und knapp.
„Eigentlich sollte das Miststück Raika auch direkt mit draufgehen, aber die kriegen wir schon noch!“, pflichtete Leekie ihm bei und stemmte ihre Hände in die Hüften, während sich auf ihren Lippen ein süffisantes Grinsen bildete.
Radditz sah hilfesuchend zu Broly, der sich bereits in Kampfstellung gestellt hatte. „Was habt ihr vor? Was wird das hier?!“
„Tja... Der König ist alles andere als begeistert davon, dass ihr ihm etwas verheimlicht. Ich weiß zwar nicht, was ihr mit der Erde zu schaffen habt und was da vor sich ging, aber der König war wirklich nicht erfreut darüber und möchte diesem obskuren Treiben endlich ein Ende setzen!“, erklärte die Brünette.
„Du Drecksweib hast dein Maul nicht gehalten!“, schlussfolgerte Radditz.
„Nur so habe ich eine Chance, Vegeta wieder für mich zu gewinnen!“, zischte Leekie.
„Aus reiner Eifersucht? Ich fasse es ja nicht!“ Der beste Freund des Prinzen war außer sich vor Wut. Er hätte es wissen müssen! Diesem Weib war von Anfang an nicht zu trauen. Und jetzt? Jetzt standen sie dumm da! Mehrere starke Energien waren auf dem Weg zu ihnen und Nappa und Leekie hatten es auf sie abgesehen. Wie sollten sie aus dieser Situation wieder herauskommen? Jetzt blieb ihnen nur noch ein letzter Kampf!

Radditz wollte gerade auf Leekie zustürmen, da landeten die starken Auren auch schon in unmittelbarer Nähe. Es war ein weiterer Trupp von Elitesoldaten, allerdings waren es keine Saiyajin, sondern ein gemischter Haufen Aliens, die alle unter Freezers Fahne kämpften. Sie positionierten sich direkt vor Nappa und Leekie und begaben sich in Kampfstellung. Der Anführer von ihren hatte lilafarbene Haut, ein fischähnliches Gesicht mit Barteln und trug eine schwarze Rüstung.
»Verdammt! Das ist Kiwi! Was will der denn hier?!«, fragte sich Radditz, der so langsam immer panischer wurde. Ihm stand schon der Schweiß auf der Stirn. Und ausgerechnet jetzt waren Raika und Vegeta nicht hier. Mit ihnen hätten sie vielleicht eine Chance, aber nur er und Broly...? Radditz wusste zwar nicht, was hier vor sich ging, aber das sah absolut nicht gut aus! Die vor ihm stehenden Elitesoldaten waren in der Überzahl und waren allesamt stärker als er.
Der Jüngere wurde auf einmal grob zur Seite geschoben. „Halt dich zurück, Radditz! Ich übernehme die!“, sprach Broly entschlossen. Mit solch einem ernsten und wütenden Blick hatte Radditz seinen Teamkollegen noch nie gesehen. Er war offensichtlich wild entschlossen, zu kämpfen und sich nicht unterkriegen zu lassen. „Ihr wollt uns also töten, hab' ich Recht?“, fragte der sonst so schweigsame Hüne.
„Korrekt! Ihr gefährdet die gute Beziehung zu Lord Freezer mit euren heimlichen Aktionen. Eigenmächtiges Handeln innerhalb offizieller Missionen steht unter Hochverrat! Und darauf folgt die Todesstrafe!“, erläuterte Leekie weiter, ohne ihr Grinsen dabei zu verlieren. „Aber vorher werdet ihr uns noch sagen, wohin Raika und Vegeta aufgebrochen sind“.
„Haben wir doch! Sie sind auf Romarmi“.
„Schwachsinn, Broly!“, zischte die Brünette wütend. Sie trat durch die anderen Elitekrieger hindurch und ging nah auf den großen Saiyajin zu. Sie musterte seine Mimik und sein Gesicht ganz genau, sie achtete auf jede noch so kleine Bewegung. „Sie sind auf dem Weg zur Erde, stimmt's?“, fragte sie nach einer Weile und funkelte ihn wissend an.
„Sind sie nicht!“, log Broly beharrlich.
„Ich glaube dir kein Wort! Du würdest doch alles sagen, um die kleine Raika zu schützen!“, knurrte Leekie und ließ den Größeren nicht aus den Augen. Mit einem Fingerschnippen befahl sie den Elitekriegern den Angriff, die nun alle auf Radditz zustürmten und ihn mit wenigen gezielten Tritten und Schlägen zu Boden gingen ließen.
„RADDITZ! N-NEIN!“, schrie Broly erschrocken und weitete die Augen, bei dem Anblick, der sich ihm bot. Radditz lag schwer verwundet im Schnee, der langsam aber sicher eine rote Färbung annahm. An seinem Kopf war eine Platzwunde, durch die er reichlich Blut verlor. So schnell hatte Broly nicht reagieren können. Was ging hier nur vor? Was passierte hier? Und warum das Ganze?

Leekie lachte unterdessen gehässig. „Wirst du jetzt endlich gesprächiger?“
„S-sag ihnen kein Wort, B-Broly!“, keuchte der Langhaarige, der sich mühevoll aufrichtete und dabei vor lauter Anstrengung Blut spuckte. Er hatte von dem kurzen Angriff schon starke Blessuren; diese Gegner waren einfach eine Nummer zu hoch für ihn. Seine Rüstung war an einigen Stellen gebrochen, ebenso wie seine Nase, aus der auch immer mehr Blut rann.
Broly musterte seinen Teamkollegen und verfinsterte seinen Gesichtsausdruck. Im nächsten Moment fand sich seine Faust in der Magengrube der vor ihm stehenden Saiyajindame wieder, die dadurch zusammen sackte und ein ganzes Stück nach hinten flog. Die Angreifer ließen von Radditz ab und konzentrierten sich auf den Älteren der beiden, doch in diesem Moment sammelte Broly sein Ki, ließ seine Kampfkraft nach oben schnellen und seine Aura unter einem gewaltigen Knall explodieren, wodurch die Angreifer auf einen Schlag zurück gedrängt wurden. Ihn umschloss eine wild flackernde, grüne Aura. Sein Gesicht wurde immer angespannter, seine Muskulatur immer größer. Sein Ki schwankte extrem und brachte den Boden unter ihnen zum Beben.

„Das ist also deine wahre Kraft! Ich habe mich schon lange gefragt, wann du sie endlich mal zeigst!“ Leekie, die sich gerade wieder aufrichtete, zog sich dann doch lieber zurück und überließ den Kampf den übrigen Kriegern. Selbst sie spürte, dass diese Kraft weit außerhalb ihrer Möglichkeiten lag.
Die sechs Soldaten Freezers umkreisten Broly und setzten ihm immer weiter zu. Trotz seiner enormen Stärke, die er in diesem Stadium gerade noch so kontrollieren konnte, hatte er alle Mühe Stand zu halten. Immerhin prasselten gerade ein Dutzend Fäuste gleichzeitig auf ihn ein. Mit einer ähnlichen Herausforderung war er noch nie konfrontiert gewesen.

Währenddessen widmete sich Nappa dem verwundeten Radditz, trat ihm in die Seite, sodass er wieder auf den Boden aufschlug und hustend einen weiteren Schwall Blut spuckte. Anschließend stellte der Glatzkopf dem Jüngeren einen Fuß auf seinen Brustkorb, drückte ihn tiefer in den kalten, mit Schnee bedeckten Boden und grinste überheblich.
„Ver-...verfluchter Dreckskerl!“, knurrte der Langhaarige röchelnd, versuchte gegen seine Kraft anzukommen, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Er streckte einen Arm aus und versuchte seinen Gegner mit einem Ki-Strahl von sich herunter zu bewegen. Diesen lenkte Nappa aber mit seiner Hand spielend leicht ab, als wäre es nur ein Luftballon gewesen.
Der Glatzkopf presste seinen Stiefel noch fester auf Radditz' Brust. Ein lautes Knacken war zu hören. Gleich darauf ein langer, schmerzerfüllter Schrei. Gleich mehrere Rippen hatte Nappa dem Jüngeren zertrümmert.
„Wohin sind Raika und der Prinz geflogen?“
„Dir fet-tem Glatzkopf werde ich...werde ich gar nichts sagen!“, zischte Radditz, wofür der Ältere ihn bestrafte und wieder mehr Druck auf seinen Brustkorb ausübte. Erneut schrie der Langhaarige vor lauter Schmerz auf. Diese Pein war für ihn kaum zu ertragen. Aber all das war besser, als seine Freunde zu verraten.
„Wo sind sie?“, harkte er erneut nach.
Radditz schwieg eisern.
„Dann verabschiede dich von deinem armseligen Leben!“ Nappa hob seine Hand und ließ einen Ki-Ball vor seiner Handfläche erscheinen, mit dem er direkt auf Radditz' Gesicht zielte.
Die Angst zu sterben war mit diesem Moment um ein vielfaches angestiegen. Er sah dem Tod geradewegs ins Angesicht. Er wollte noch nicht sterben! Er war doch noch viel zu jung! Er hatte ja noch nicht einmal eine Freundin gehabt! Fuck! Fuck! Fuck! Er würde das bereuen, aber... Knurrend schloss er seine Augen und gab schließlich nach: „Na schön... Ich sag' es dir! Aber dann... Dann lässt du mich und Broly gehen, einverstanden?“
„Na klar“, meinte Nappa leicht grinsend und hob schwörend die Hand.
„Sie... Sie sind zur...Erde geflo-gen“, hustete er und keuchte unter der Last, die auf ihm stand.
„Mach's gut, Radditz! Wir sehen uns in der Hölle!“ Nappa bedankte sich nickend für die Information und schenkte ihm ein siegessicheres Grinsen. Er trat noch einmal kräftig zu und schoss dem Krieger, der mit vor Schreck geweiteten Augen sein Leben an sich vorbei ziehen sah, eine gelbe, mit Blitzen durchzogene Energiekugel entgegen, die den Körper von Radditz blutüberströmt und leblos erschlaffen ließ.

„RADDITZ!“, brüllte Broly, der sofort gespürt hatte, dass dessen Aura gerade erloschen war. Rasend vor Wut steigerte er seine Kampfkraft unter einem erneuten Schrei erneut. Diesmal sah es ähnlich aus, wie bei Raikas Machtdemonstration. Seine Pupillen lösten sich auf und er begann wie eine wild gewordene Bestie um sich zu schlagen. Seine Angreifer waren zwar immer noch in der Überzahl, gingen aber lieber auf Abstand. Die brachiale Gewalt dieses Monsters wollten sie nicht ausgesetzt sein. Lieber setzten sie ihn mit ihren Ki-Angriffen unter Druck.
Und so war es ein stetiges Hin und Her. Die Energiestrahlen der Angreifer schoben Broly zurück, aber immer wenn er in deren Reichweite gelangen konnte, konnte er ordentlich Schaden anrichten.

Getrieben von seinem unbändigen Zorn, durch den Tod seines Freundes Radditz und die Gefahr, die nun nicht nur ihm, sondern auch Vegeta und Raika drohte, lud Broly unter lautem Brüllen sein gesamtes Ki, feuerte mit Strahlenangriffen unkontrolliert in alle Richtungen, wodurch das Tunnelsystem unter ihm einstürzte und weite Teile der Landschaft zu Bruch ging. Er ließ seine Aura immer größer und größer werden, sammelte seine Energie um sich herum und brachte sie schlussendlich zur Detonation. Es würde ihn vielleicht selbst umbringen, doch damit wären die Angreifer garantiert besiegt. Damit wäre Radditz gerächt und Raika und Vegeta wären in Sicherheit. So weit konnte er sogar noch denken, auch wenn es ihm ungeheuer schwer fiel, weil ihm diese Form höllische Kopfschmerzen bescherte und sein Denken auf ein Minimum einschränkte. Es war ein kaum zu ertragender, stechender Schmerz. Aber dies, das Steigern seiner Energie bis zum Maximum, war die einzige Chance, Raika zu retten und die Angreifer davon abzuhalten zur Erde zu gelangen.

Was er allerdings nicht mitbekommen hatte, war, dass sich einer der Elitekrieger, nämlich dessen Anführer Kiwi von der Gruppe entfernt hatte, nachdem er gehört hatte, wo sich Raika und Vegeta aufhielten und sich sofort wieder in seine Raumkapsel gesetzt hatte.

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Meike: Oh nein! Was ist denn jetzt passiert? Radditz ist tot! Broly vermutlich auch?! Und Raika und Vegeta werden verfolgt! Wie das wohl ausgehen wird? Was meint ihr? :o
Vegeta: Du bist die verfluchte Autorin, was sollen die dummen Fragen?
Meike: Spannungsaufbau? *schulterzuck*
Vegeta: ô.ó Du hast sie doch nicht mehr alle.
Meike: Das mag sein. Was meinst du denn, wie das Ganze ausgehen wird?
Vegeta: Ich werde Kiwi kalt machen - ist doch wohl klar!
Meike: Na ja, wir werden sehen. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. ♡ Bis nächste Woche, es bleibt spannend! *-*

Das Zeitalter der Saiyajin [wird überarbeitet🛠️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt