Markiert

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Kapitel 38:

Markiert


Früh am nächsten Morgen erwachte Raika auf ihrer Seite des Bettes. Ein blinzelnder Blick auf die andere Hälfte, verriet ihr, dass Vegeta bereits aufgestanden war. Schade eigentlich. Hätte sie sich doch gerne noch an ihn gekuschelt. Aber sie kannte den stolzen Prinzen und wusste, dass er Zärtlichkeiten wie diese nicht ständig ertragen konnte. Die Langhaarige konzentrierte sich und ging in sich, um herauszufinden, wo sich ihr Freund gerade aufhielt. Sie lokalisierte sie seine Aura dort, wo sich auch der Gravitationsraum im Garten der Briefs befand. Das hätte ihr eigentlich klar sein müssen. Es war so typisch für ihn, dass er jetzt schon wieder trainierte. Sie schmunzelte und richtete sich in eine sitzende Position auf.
Das Aufspüren Vegetas Aura hatte etwas länger gedauert als noch vor ihrem unfreiwilligen Aufenthalt in dem Kerker, aber zumindest konnte sie mittlerweile wieder die ihr bekannten Energien orten und differenzieren.
Plötzlich verschwand Raikas Lächeln aus ihrem Gesicht. »Der trainiert ja ohne mich! Na, der kann was erleben!«
Kurz entschlossen hüpfte sie aus dem Bett und schlüpfte in den Bademantel, der noch am Boden des Zimmers lag. Beim Anblick der Dessous, die im Zimmer verstreut lagen, wurde ihr ganz heiß. Ein Lächeln umspielte erneut ihre Lippen und sie bemerkte ein starkes Ziehen im Unterleib. Die Langhaarige tapste gut gelaunt in das Badezimmer und zog ihr Trainingsoutfit an, welches sie am Vorabend dort liegen gelassen hatte.
Es war schon schlimm genug, dass sie in den letzten Monaten kaum trainiert hatte und jetzt machte Vegeta schon wieder sein eigenes Ding, obwohl sie sich auf feste Zeiten geeinigt hatten. Sie war ihm nicht böse deswegen, aber ganz fair war das nicht. Immerhin wusste er, wie dringend sie ihren Rückstand aufholen musste. Er hätte sie ja wenigstens wecken können... Egal. Wenn sie sich jetzt beeilte, hatte sie noch genug Zeit, um mit Vegeta zusammen zu trainieren. Lange konnte er noch nicht im Gravitationsraum sein.

~

Auf dem Weg zur Küche traf Raika auf Oniara, die ebenfalls gerade ihr Zimmer verlassen hatte.
„Guten Morgen“, trällerte die Langhaarige fröhlich.
„Morgen“, entgegnete die Blinde und schlurfte gähnend neben ihr her. „Du bist ja gut gelaunt. Gibt es dafür einen besonderen Grund?“
„Nein, eigentlich nicht“, meinte die Ältere und zuckte mit den Schultern.
Oniara stoppte, hielt ihre Freundin am Handgelenk fest und zog sie zu sich.
Erschrocken weitete Raika ihre Augen. „Was soll das, Oniara?“, fragte sie leicht empört.
Die Kleinere schnupperte auffällig an ihr und grinste schelmisch. „Vegeta hat dich also endlich markiert, stimmt's?“
Raika wurde schlagartig rot, was die Blinde zum Glück nicht sehen konnte und riss sich los. „Na und?“ Unbewusst fasste sie an ihren Hals und ertastete die Unebenheiten, die durch den Biss Vegetas hervorgerufen worden waren. Darüber wollte sie eigentlich noch mit ihm reden... Die Gelegenheit hatte sich bisher noch nicht gegeben. Vielleicht hatte er sie deswegen nicht geweckt. Vielleicht wollte er erst trainieren... Das würde ihm zumindest ähnlich sehen. Raika fasste den Entschluss das ganze Thema Markierung nach dem Training anzusprechen. Danach wäre Vegeta sicherlich entspannter und einfacher im Umgang.
„Du weißt aber schon, was das bedeutet, oder?“
„Ja, natürlich weiß ich das – aber so ist das nicht“. Raika winkte ab. „Er hat sich nur mitreißen lassen...das heißt noch gar nichts“. Eilig setzte sie ihren Weg fort. Die 19-Jährige wollte erst einmal in Ruhe frühstücken und trainieren, bevor sie sich tiefergehend mit diesem Thema auseinandersetzen konnte.
Doch ihre Freundin ließ nicht locker und tapste Raika hinterher. „Ihr habt also noch nicht darüber gesprochen?“, bohrte Oniara weiter nach.
„Nein, haben wir nicht! Können wir das Thema damit beenden?“
„Schon gut“, erwiderte Oniara etwas irritiert und hob abwehrend die Hände. Raika klang eindeutig gereizt... Es war wohl besser, wenn sie die Sache erst einmal ruhen ließ.

Im Esszimmer der Capsule Corporation angekommen, setzten sich die beiden Mädchen direkt an den Tisch. Gine war auch schon auf den Beinen und half Bulma gerade dabei, die ausgiebige Mahlzeit anzurichten. Obwohl sie deutlich spürte, dass nur Raika und Oniara reinkamen und sie begrüßten, bemerkte sie dennoch Vegetas markanten Duft. Das konnte eigentlich nur eines bedeuten...
Neugierig ging die dreifache Mutter zu ihnen und stellte Brötchen und Aufschnitt auf die Tischplatte. Sie musterte Raika genauestens und entdeckte mit einem triumphierenden Lächeln die Narbe an ihrem Hals. „Schicke Narbe! Also darf ich dich ab sofort Prinzessin Raika nennen?“, stichelte Gine und grinste sie provozierend an.
„...w-was?“ Es schoss Raika erneut rote Farbe ins Gesicht. Sie wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Aber nicht nur, dass die Tatsache an sich unfassbar peinlich war, nein... Hier sprach immerhin die Mutter ihres Ex-Freundes zu ihr. Am liebsten wäre Raika vor Scham im Erdboden versunken.
Gine lachte nur wissend. Immerhin wusste sie ganz genau, was es mit diesem Ritus auf sich hatte. Sie selbst war schon vor vielen Jahren von ihrem Mann markiert worden, damit für jeden unmissverständlich klar war, dass sie an jemanden gebunden war. Auch Bardock neigte zur Eifersucht und hatte mehrere Konkurrenten in die Flucht schlagen müssen. Der Gedanke daran ließ Gines Bauch kribbeln, während sie sich darum kümmerte, die Reste auf den Tisch zu stellen.

Kurz darauf kam auch ihr Mann in das Esszimmer, gab der dreifachen Mutter einen flüchtigen Kuss und ließ sich brummend auf den freien Platz gegenüber von Raika fallen.
„Guten Morgen Dad“, begrüßte Oniara ihren Vater und schmierte sich ein Brötchen.
„Morgen Oniara“, grummelte er schlaftrunken und atmete tief durch. Doch noch im selben Augenblick erstarrte er. Dieser Geruch... Ruckartig hob er seinen Blick von der Tischplatte und war auf einen Schlag hellwach. Wissend grinste er sein Gegenüber an. „Guten Morgen...Prinzessin Raika!“
Bulma platzierte gerade noch ein Tablett mit Aufschnitt mitten auf der langen Tafel und sah verwirrt zwischen den Außerirdischen hin und her. „Hä? Was? Wieso Prinzessin? Hat Vegeta dir etwa einen Antrag gemacht, Raika?“
„So ähnlich könnte man es formulieren“, erklärte Gine schmunzelnd, weil die Angesprochene selbst auf die Frage nicht reagiert hatte.
„Also darf man gratulieren?“, fragte die Blauhaarige aufgeregt und konnte sich ein freudiges Kichern nicht verkneifen.
Raika wurden diese Sticheleien und Fragen langsam, aber sicher zu viel. Sie wusste doch selbst nicht, was das alles zu bedeuten hatte... Vegeta hatte gesagt, er hätte sich nur mitreißen lassen. Hieß das also, dass er sie nicht heiraten wollte? Oder wollte er es nur nicht zugeben? Wollte er sie für sich beanspruchen, aber konnte noch immer nicht zu seinen Gefühlen stehen? Und was hieß das überhaupt für sie? Wollte sie eine Prinzessin sein? Oder als logische Konsequenz eines Tages Königin? Konnte sie das? War das nicht viel zu viel Verantwortung? Konnte sie mit dieser ständigen Aufmerksamkeit überhaupt umgehen? Konnte sie schwerwiegende Entscheidungen fällen? Sie konnte sich ja nicht mal für einen Belag für ihr Brötchen entscheiden! Wie sollte sie da Entscheidungen mit planetarer oder sogar interstellarer Tragweite treffen können?!

Knurrend, den Tränen nahe und mit hochrotem Kopf sprang Raika plötzlich auf. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ sie auf schnellstem Wege die Küche. Frühstücken konnte sie jetzt eh vergessen – sie musste erst einmal mit Vegeta sprechen. Sie musste wissen, was er sich dabei gedacht hatte und wie es jetzt weiter ginge!
Ihr Weg führte sie also zielstrebig zu dem Raumschiff mit integriertem Gravitationsraum, an dessen Türe sie sogleich anklopfte.
Es dauerte einige Sekunden bis der Saiyajinprinz ihr öffnete. „Was willst du?“, fragte er gewohnt mürrisch durch einen Türspalt.
„Mit dir reden“, brachte sie schnell hervor, hatte noch immer einen deutlichen Rotschimmer im Gesicht.
Vegeta schob die Tür weiter auf und ließ Raika hinein. Die Schwerkraft hatte er bereits abgestellt. Die Langhaarige ging an ihm vorbei, drehte sich um und musterte ihn von unten nach oben. Sein Körper dampfte, Schweiß rann von seiner Stirn, sein Anzug war verschlissen. Er musste sehr hart trainiert haben.
Die 19-Jährige biss sich von innen auf die Unterlippe. Sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen und musste direkt zum Punkt kommen. „Können wir darüber reden?“ Ihren Kopf zur Seite reckend deutete sie auf ihre rechte Halsseite. „Was bedeutet das für uns?“
Der Prinz grummelte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es bedeutet gar nichts, okay?“
Fassungslos blickte sie den Älteren an und zog die Augenbrauen in ihrem Gesicht zusammen. „Wie kannst du so etwas sagen? Du hast mich markiert – das muss etwas bedeuten!“
Von Vegeta war ein genervtes Schnauben zu hören. „Was willst du jetzt von mir hören? Ich habe nicht darüber nachgedacht...“, erklärte er und wendete seine Augen von ihr ab.
„Bardock und Gine haben mich gerade eben 'Prinzessin Raika' genannt. Und du behauptest, es war nicht so gemeint? So etwas macht man doch nicht leichtfertig!“, warf sie ihm gereizt vor. „Du weißt, dass eine Markierung meistens mit einem Heiratsantrag einhergeht?“
Vegeta knurrte wütend, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Ist mir scheißegal, wie sie dich nennen! Lass mich einfach mit dem Scheiß in Ruhe!“ Ganz offensichtlich wollte er von all dem nichts wissen. Aber wieso? Hatte er sich wirklich nur von seinen Trieben leiten lassen und bereute es jetzt?

„Vegeta! Verdammt, du hast mich als dein Eigentum markiert und jetzt willst du von der ganzen Sache nichts mehr wissen? Was stimmt denn nicht mit dir?“, motzte Raika lauter werdend. Gerade ER sollte wissen, mit was diese Markierung einhergeht. Gerade ER sollte wissen, was das zu bedeuten hatte.
Der Thronfolger blickte sie wütend an und kam mit großen, langsamen Schritten auf sie zu. „Was mit mir nicht stimmt? Ich frage mich eher, was mit dir nicht stimmt! Du ziehst dich an, wie eine Nutte, verdrehst mir den Kopf und wunderst dich dann, dass ich mich so mitreißen lasse? Du bist doch selbst schuld!“
Raika entglitten sämtliche Gesichtszüge. „Ist das dein scheiß Ernst?!“
„Natürlich ist das mein Ernst! Wie soll ein Mann bei dem Anblick noch klar denken können? Du hast es doch darauf angelegt!“
Fassungslos schüttelte sie ihren Kopf und wich einen Schritt zurück. „Du bist echt das Letzte! Weißt du eigentlich, wie sehr du mich damit verletzt?“ Nun stiegen ihr wieder Tränen in die Augen. Was sollte das? Warum beleidigte er sie? Sie hatte doch nichts falsch gemacht! Oder etwa doch? „Ich... Ich dachte wirklich, ich hätte dir gestern Abend eine Freude bereitet... Ich habe echt keine Lust, mich von dir beleidigen lassen!“

Vegeta wendete sich von ihr ab, drehte ihr den Rücken zu und schwieg. Ein paar Sekunden wartete die Langhaarige auf eine Antwort, doch sie blieb aus. Er konnte nichts dazu sagen. Alles, was jetzt aus seinem Mund käme, würde er später bereuen. Immerhin wusste er selbst nicht, was ihn da geritten hatte. Er liebte Raika. Aber war sie wirklich die Richtige? Er liebte sie, wie sonst niemanden... Eigentlich wusste er auch, dass sie die Richtige war. Die Richtige, für den Platz an seiner Seite. Die Richtige, für den Platz als Königin. Aber irgendetwas hinderte ihn daran, sie für immer an sich zu binden. Irgendein Anteil seines Unterbewusstseins wollte sich noch nicht festlegen. Er war noch so jung. Wollte er sich schon diese schweren Ketten anlegen lassen? Konnte er nicht noch ein paar Jahre sein Leben und die Beziehung mit Raika genießen, auf diese unkomplizierte, lockere Art, wie es eigentlich war? Vegeta wusste nur, dass er eine Entscheidung treffen musste, wenn er Raika nicht noch mehr verletzen oder gar verlieren wollte... Konnte er nicht wenigstens mal in Ruhe darüber nachdenken? Das war auch der Grund gewesen, weswegen er so früh aufgestanden war und allein mit dem Training begonnen hatte.

»Dieses verfluchte Arschloch!«, schimpfte Raika gedanklich. »Warum sagt er denn nichts mehr dazu? Will er das jetzt einfach so stehen lassen? Kann er sich nicht wenigstens mal entschuldigen? Manchmal ist sein egoistisches und stures Verhalten wirklich zum Kotzen!« Die 19-Jährige spürte immer mehr Wut in sich aufsteigen. Sie fühlte sich ungerecht behandelt. Eigentlich wusste sie doch, wie sehr er sie liebte. Aber es wäre wirklich schön, es ab und zu mal zu hören... Oder zumindest Taten zu sehen, die eine gewisse Kongruenz zu seinen Emotionen widerspiegelten. Aber nein... Das konnte sie bei dem selbstverliebten, arroganten Prinzen wohl vergessen. „Vielleicht hätte ich doch bei Kakarott bleiben sollen“, zischte sie unüberlegt und stapfte wutentbrannt zur Tür des Trainingsbereiches.

Wie von einer Hornisse gestochen sprintete der Prinz der Saiyajin ihr hinterher und hielt sie vor dem Ausgang am Handgelenk fest, drehte sie schwungvoll zu sich um. „WIE WAR DAS GERADE?“, fauchte er wutentbrannt. Hass und Zorn loderten in seinem Blick. Sein Körper bebte vor negativer Erregung, eine pochende Vene trat an seiner Schläfe deutlich sichtbar hervor. Dieser eine Satz hatte Vegeta klar gemacht, weswegen er Raika markiert hatte. Genau aus diesem Grund! Weil sie sich eben doch nicht sicher war! Weil sie eben doch noch an Kakarott hing! Und wenn er irgendwann wieder aus dem Jenseits zurück ins Diesseits kehren würde, würde Vegetas Kartenhaus schlussendlich zusammenfallen. All seine Lügen und seine Gräueltaten würden ans Licht kommen. Raika würde ihn für immer hassen und doch in den Armen seines Konkurrenten landen. Die Markierung war die einzige Chance, die ihm geblieben war. Er musste sie markieren und möglichst schnell an sich binden. Am besten, bevor sie Kakarott mit den Dragonballs wieder lebendig machten. Es blieb ihm also nicht viel Zeit.
Aber diesen Satz aus Raikas Mund zu hören, war wie ein Ki-Strahl mitten durchs Herz. Er konnte nicht fassen, was sie da gesagt hatte. Bei Vegeta brannten alle Sicherungen durch.

In Raikas Augen sammelten sich dicke Tränen. Sie hatte gerade erst realisiert, was sie da eigentlich gesagt hatte. Natürlich hatte sie es nicht so gemeint, aber nun war dieser Satz nun mal draußen und sie konnte es nicht ungeschehen machen. Starr vor Angst, weil sein Blick ihr so viel Verachtung und Hass entgegenbrachte, war sie unfähig sich zu bewegen. „Es... Es tut m-mir leid, Vegeta!“, stammelte sie leise und wich seinen Versuchen, Blickkontakt herzustellen, immer wieder aus. Zu große Furcht hatte sie davor, durch seinen hasserfüllten Blick einfach in Rauch aufzugehen.
„Du willst also doch zu diesem jämmerlichen Schwächling zurück?“, knurrte er, während sich sein Griff an ihrem Handgelenk weiter verkrampfte. Vegeta musste sich beherrschen. Am liebsten hätte er sie durchgeschüttelt, ihr ins Gesicht geschlagen und vor Wut geschrien. Das war wohl das Schlimmste, was sie ihm hätte sagen können. Es zerriss sein Herz in tausend Stücke. Gerade noch hatte er darüber nachgedacht, dass er sie eines Tages heiraten wollte und jetzt...? Jetzt wollte sie zurück zu Kakarott? Ernsthaft?!
„Ich... Ich habe es nicht so gemeint“, hauchte sie mit gesenktem Kopf, während sich Tränen ihren Weg über ihre Wange bahnten. Sie wollte nicht, dass er sah, wie sie weinte. Raika wusste, dass er damit nicht umgehen konnte. Und sie konnte nicht damit umgehen, wenn er so wütend war. Er machte ihr Angst. Es weckte Erinnerungen, die sie eigentlich verdrängt hatte... Ihre Atmung wurde immer flacher und immer schneller.
„Du hast es aber gesagt! Warum sagst du das, wenn es angeblich nicht so gemeint war?!“
Raika antwortete nicht. Sie wimmerte. Dazu kam das Gefühl, ihr Körper würde zusammenschrumpfen, während Vegeta für sie immer größer und bedrohlicher wurde. Sie war nicht in der Lage, sich zu wehren. Weder verbal noch körperlich. Es war ihr nicht möglich.

Aber Vegeta verlangte nach einer Antwort. Er knurrte, riss an ihrem Handgelenk und beförderte sie schwungvoll gegen die Tür hinter ihr. Dort setzte er sie fest, hinderte sie an der Flucht. Mit der anderen Hand packte er grob an ihr Kinn, bewegte ihr Gesicht so, dass sie ihn ansehen musste. „Antworte!“
Ein unmissverständlicher Befehl. Würde sie die Antwort weiterhin verweigern, würde es für sie fürchterlich enden. Das kannte sie schon. Raikas Blick verschwamm vor lauter Tränen. Kurzzeitig bekam sie den Eindruck, sie hätte in Vegetas Gesicht einen Bart gesehen, ganz genauso wie bei... Nein! Sie blinzelte. Das war Prinz Vegeta, der hier vor ihr stand... Nicht der König.
„Ich... Ich war wütend“, erklärte sie endlich. „Es ist mir einfach...herausgerutscht!“ Die Kleinere spürte, dass sein Griff immer stärker wurde, er nicht aufhörte zu knurren. „Ve... Vegeta... D-Du tust mir weh...“, protestierte sie leise wimmernd, stemmte sich vergeblich gegen ihn und versuchte seine Hand zu lockern, sich aus seinem Griff zu winden und den Blick abzuwenden.

Der Prinz erstarrte zu Eis. Er wollte verstehen, was in ihr vorging, warum sie so etwas gesagt hatte. Fühlte sie etwa immer noch etwas für diesen Schwächling? Oder hatte sie es wirklich nur im Affekt gesagt? Ihm war bewusst, dass er die Antwort darauf nur von ihr erfahren würde. Er konnte von ihr nur Ehrlichkeit erwarten, wenn er selbst auch ehrlich war...
Vorsichtig führte Vegeta seine Hand zu ihrem Gesicht. Er wollte sie streicheln, ihr Sicherheit vermitteln. Aber sie fuhr erschrocken zusammen, zuckte weg und sah ihn mit vor Panik geweiteten Augen an. Raika wich seiner Annäherung aus und drehte zitternd ihren Kopf weg.
Sie hatte eindeutig Angst vor ihm. Das gefiel ihm absolut nicht. Sie sollte sich doch nicht vor ihm fürchten. Was... Was hatte er nur getan? Diese Wut würde ihm eines Tages noch das Wichtigste kosten... Er würde Raika verlieren, wenn er sich von seinem Zorn leiten ließ.

Dies erkennend ließ Vegeta resigniert seine Hand sinken, strich leicht an ihrem Arm vorbei, wodurch sie jedoch nur erneut zuckte und leise wimmerte.
Seine Augenbrauen zogen sich noch tiefer in sein Gesicht. „Warum hast du Angst vor mir?“, fragte Vegeta kühl.
Endlich sah sie ihn wieder an. Erschrocken von seiner Direktheit und davon, dass er den Nagel so gezielt auf den Kopf getroffen hatte, weitete sie abermals ihre Augen, blickte direkt in seine, wodurch wieder Tränen in ihr aufstiegen. Auch wenn sie krampfhaft versuchte, diese zu unterdrücken. „Ich... Nein. Ich hab' doch keine-“, begann sie, doch der Ältere fiel ihr ins Wort.
„Ich sehe dir an, dass du Angst hast. Also streite es nicht ab!“, grummelte er leise, während er versuchte in ihren Augen den Grund dafür zu erkennen. „Ich will nur verstehen, wieso...“.

Raika wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie musste ihm die Wahrheit sagen, so schwer es ihr auch fiel. Dieser Mann kannte sie mittlerweile so gut. Doch würde ihn die Wahrheit nur noch wütender machen. Da war sie sich absolut sicher. Erneut senkte sie beschämt ihren Blick.
Ihre Angst verunsicherte den Prinzen. Hatte er überreagiert? Aber sie kannte doch seine Art und wusste, dass er es mit Nichten böse meinte. Sie hätte ihn nur nicht mit Kakarott provozieren sollen. Diesen Knopf hätte sie nicht drücken dürfen. Ihr musste bewusst sein, wie empfindlich er darauf reagieren würde. Es war doch klar, dass er wütend werden würde, wenn sie sagte, dass sie noch an Kakarott hing. Aber warum hatte sie dann Angst vor ihm? Raika war doch sonst so mutig und unerschrocken… Und irgendwie… Ja, irgendwie war das anders, seitdem sie vom König der Saiyajin in diese Zelle gesteckt worden war. Sie stand vor ihm wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Mit großen, tränenüberfluteten Augen und Lippen, die vor Angst zitterten, während ihr Körper zu Eis erstarrt war. Das war nicht seine mutige, starke Raika. Das hier war ein verzerrter Schatten ihrer selbst. Was war nur vorgefallen, was sie so verändert hatte?

„Also?“, harkte Vegeta ruppig nach und verstärkte den Griff um ihr Handgelenk wieder.
Wiederholt zuckte sie zusammen. Obwohl er sie so wütend ansah, erkannte sie doch eine Spur von Mitgefühl in seinem Blick. Dieser winzige Hauch reichte, um ihre Tränen in einem Sturzbach fließen zu lassen. Sie konnte es nicht länger zurückhalten. Schluchzend fiel Raika einen Schritt nach vorne und presste ihr Gesicht an seine Brust. Trotz der Tatsache, dass er ihr in diesem Moment eine wahnsinnige Angst einjagte, suchte sie Schutz bei ihm. Sie verdankte ihm sein Leben. Wäre er nicht gewesen, wäre sie immer noch in dieser Zelle, oder vielleicht längst tot. Er hatte sie gerettet. Er war der Einzige, der sie vor all dem Bösen in dieser Welt beschützen konnte.
Leicht perplex lockerte sich Vegetas Griff. So emotional hatte er sie noch nie erlebt. Er verstand die Situation nicht ganz, konnte nicht nachvollziehen, warum sie weinte, aber er hatte wohl keine andere Wahl, als ihren Gefühlsausbruch zu ertragen, bis sie sich beruhigt hatte. Sanft legte er seine freie Hand an ihren Rücken, wodurch sie nur noch lauter weinte.

~

Eine Weile standen sie einfach so da, bewegten sich keinen Millimeter, verharrten in ihrer Umarmung, bis Raika irgendwann ihren geröteten Kopf hob und ihn mit glasigen Augen anblickte. Sie trat einen kleinen Schritt zurück, um ihn besser ansehen zu können. Es musste endlich eine Erklärung folgen. Vegeta wollte offensichtlich verstehen, was in ihr vorging. Also suchte die 19-Jährige nach den richtigen Worten.
Der Prinz wartete geduldig, auch, wenn es ihn schmerzte sie so zu sehen, besonders weil er nicht verstehen konnte, wie es zu so einem emotionalen Ausbruch kommen konnte. Auch saiyanische Frauen waren nicht dafür bekannt, ihre Gefühle derart zur Schau zu stellen.

„Vegeta… Wenn du so bist… So wie eben, dann...“, begann sie zögerlich, drehte ihren Blick wieder beschämt zur Seite. Sie atmete erneut tief durch und versuchte krampfhaft ihre Tränen zu unterdrücken. „Dann…erinnert mich das sehr an deinen Vater“.
Sein Blick verengte sich kritisch. Er wusste zwar, dass sein Vater seine Freundin eingesperrt hatte, aber das… Das klang so, als hätte er ihr persönlich Schlimmeres angetan. „Wie meinst du das?“
„Als ich eingesperrt war, da hat er mich...“. Raika verstummte abrupt. Sie konnte es nicht aussprechen. Die Worte blieben ihr im wahrsten Sinne des Wortes im Hals stecken.
„Was hat er dir angetan?“, fragte Vegeta bestimmt, legte zwei Finger an ihr Kinn, drehte ihr Gesicht zu ihm. Er musste es wissen. Schon jetzt verspürte er einen gewaltigen Hass auf seinen Vater. Aber da brodelte noch mehr. Und wenn sich jetzt herausstellte, dass sein Vater seine Raika vielleicht zu Handlungen gezwungen hatte, die… Fuck! Er konnte und wollte sich das nicht mal vorstellen!

Sie konnte es ihm nicht sagen. Er würde völlig durchdrehen und womöglich den Verstand verlieren. Aber irgendetwas musste sie ihm sagen. Einen kleinen Teil der Wahrheit. Etwas, was ihr leichter über die Lippen gehen würde. „Er… Er hat mich 'Nutte' genannt, so wie du eben“, sprach sie schnell und senkte ihren Blick zu ihren Füßen. „Und er hat… Er hat mich immer wieder verprügelt…und dank dieser Energieschellen konnte ich mich nicht einmal zur Wehr setzen…“.
Vegeta knurrte böse, doch seine Reaktion galt nicht ihr, sondern seinem Vater. Das hatte er sich fast schon gedacht. Aber war da vielleicht noch mehr? „Hat er noch etwas getan?“
Raika schüttelte schnell und vehement ihren Kopf. Da war noch mehr. Noch viel mehr. Aber das konnte sie ihm einfach nicht sagen. Zumindest noch nicht. Erst einmal musste sie selbst damit fertig werden und all das Geschehene verarbeiten.
Die Bilder von der Zeit im Kerker und von König Vegeta drängten sich ihr immer wieder auf. Vor allem wenn sie allein war, durchlebte sie ihre Folter erneut, fühlte sich zurück versetzt in die enge Zelle, bekam keine Luft und kauerte sich wimmernd zusammen. Sie sah sein dreckiges Grinsen. Hörte sein höhnisches Lachen. Roch seinen penetranten Körpergeruch. Schmeckte seinen bitteren Saft, der ihr immer wieder die Galle in den Mundraum trieb und konnte seine gierigen Hände und andere Glieder an und in ihrem Körper spüren. Diese Flashbacks waren übel. Und sie holten sie immer wieder ein, ohne, dass sie es steuern oder abwenden konnte. Bisher hatte niemand der anderen davon etwas mitbekommen. Raika wollte nicht noch schwächer oder verletzlicher wirken als sowieso schon. Ihr größter Wunsch war es, ihre alte Stärke wieder zu finden und noch weit darüber hinaus zu gehen. Sie wollte diesen Schmerz und diese Qualen endlich vergessen. Raika wollte einfach vergessen.

Der Prinz hatte sie wieder an sich herangezogen. Tief in ihren düsteren Gedanken versunken spürte sie seine Wärme kaum. Erst als er seine Hände um sie legte und sie an sich drückte, kam sie langsam zurück in die Realität.
„Ich werde dich immer beschützen, Raika“, versprach er ihr flüsternd.
Die Kleinere vergrub ihr Gesicht an seiner Brust, unterdrückte krampfhaft ihren Tränenfluss, krallte sich an seiner Rüstung fest und brachte nur ein leises Winseln hervor.
„Es tut mir leid, dass ich eben so reagiert habe. Es war nicht so gemeint“, hauchte der Prinz in ihr Ohr. Seine Wange streifte ihre und er legte seine Nase dicht an ihren Hals, konnte seinen eigenen Körpergeruch an ihr erschnuppern, was ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen zauberte. „Ich gebe dich nie wieder her“, brummte Vegeta leise und ließ seine Hände sanft über ihren Rücken streicheln. „…nie wieder…“.
Auch Raika konnte bei diesen Worten ein sanftes, zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. Eigentlich hatte sie keine Angst vor ihm, diese Situation gerade hatte sie nur getriggert. Sie hoffte nun, dass er verstanden hatte, dass er sich in nächster Zeit ein bisschen zusammenreißen musste, bis sie ihr Trauma überwunden hatte. Allzu lange konnte es nicht mehr dauern, davon war sie überzeugt. Raika ging davon aus, dass ihre seelischen Narben genauso schnell verheilen würden, wie ihre körperlichen. Dass sie damit gewaltig auf dem Holzweg war, würde sich noch früh genug zeigen.

~

Es vergingen einige Wochen, in denen die Saiyajin abwechselnd trainierten und sich ausruhten, sodass immer eine Gruppe von ihnen bereit war, sich dem Feind zu stellen, der schon bald auf sie zusteuern würde. Die Außerirdischen hatten große Fortschritte gemacht.
Raika war wieder in der Lage mit ihrem normalen Training fortzufahren. Ihr Trauma vergrub sie weiterhin tief in ihrem Unterbewusstsein. So tief, dass es nicht ohne Weiteres wieder an die Oberfläche sprudeln würde. Und in letzter Zeit funktionierte das tatsächlich ziemlich gut. Sie wüsste nicht, was sie jetzt noch aufhalten können würde.

Morgen war es endlich so weit; morgen würden die Dragonballs wieder aktiv werden und sie konnten ihren ersten Wunsch äußern. Am Vorabend dieses Ereignisses versammelten sich alle in der Capsule Corporation am großen Esstisch und verdrückten gerade ihr Abendmahl.
Vegeta räusperte sich und erhob das Wort: „Morgen können wir endlich die Dragonballs benutzen, um den Planeten Vegeta-Sai zurückzubringen. Gibt es noch irgendwelche Dinge, auf die wir achten müssen?“ Die Frage stellte er in Bulmas Richtung. Sie hatte immerhin die meisten Erfahrungen in diesem Bereich sammeln können.
Die Angesprochene neigte ihren Kopf zur Seite und grübelte. „Es wäre sicher unklug, wenn wir euren Heimatplaneten an demselben Ort wieder erscheinen lassen, an dem er zerstört wurde“.
„Wieso das denn?“, fragte Radditz in die Runde, der gerade genüsslich an einer Hähnchenkeule knabberte.
„Idiot!“, schimpfte der Prinz. „Wenn wir Vegeta-Sai an seinen alten Koordinaten auftauchen lassen, wird Freezer unseren Planeten garantiert vor uns finden und ihn auf der Stelle wieder in die Luft jagen“.
Der Langhaarige nickte verstehen. „Da hast du Recht, Vegeta. Aber wo soll er sonst hin?“
Raika dachte laut nach und schlug vor: „Wie wäre es, wenn wir unseren Heimatplaneten direkt neben der Erde platzieren? So haben wir ihn im Blick und können ihn beschützen, falls Freezer hier auftaucht. So können wir vielleicht sogar das ganze Jahr überbrücken, bis wir unsere Artgenossen zurückwünschen können. Und sobald Freezer besiegt ist, können wir die Dragonballs erneut benutzen und den Planeten wieder an seine ursprüngliche Position wünschen“.
„Das wäre auf jeden Fall eine Idee. Hoffen wir mal, dass Freezer uns nicht schon im Nacken sitzt“, gab Bardock zu bedenken und stützte seinen Kopf mit einem Arm auf der Tischplatte auf.
„Sei mal nicht so pessimistisch! Das klappt schon“, versuchte Oniara ihren Vater zu motivieren.
Bulma nickte zustimmend. „Gut – dann machen wir es so. Gibt es sonst noch irgendwelche Fragen?“ Die Erfinderin sah in kopfschüttelnde Gesichter und übergab das Wort wieder an Vegeta, der schließlich hier das Kommando hatte. Zwar war Bulma auch Jemand, der gerne das Ruder in die Hand nahm, gerade bei solchen Besprechungen, aber sie hatte gelernt, dass sie sich lieber nicht mit dem Saiyajinprinzen anlegen sollte.
Vegeta erhob sich von seinem Platz. „Damit ist das Meeting beendet. Also geht wieder ans Training!“

Kurz darauf ging jeder der Anwesenden seiner Wege. Die Stimmung wirkte ein wenig angespannt, doch zumindest hatten sie einen groben Plan, wie es in nächster Zeit weitergehen sollte.

~

Raika ging an diesem Abend besonders früh schlafen. Sie wollte morgen dabei sein, wenn Bulma nach den Dragonballs suchte und ihr dabei behilflich sein.
Vegeta setzte sich unterdessen im Garten auf eine Liege, zündete sich eine Zigarette an und starrte konzentriert in den Nachthimmel. In genau einem Jahr würde er endlich seinem Vater erneut gegenübertreten und ihn für das zur Rechenschaft ziehen, was er seiner Raika angetan hatte. Hoffentlich hatte Raika ihm nicht noch mehr Details verschwiegen. Irgendwie hatte er ein mieses Gefühl bei der Sache… Er kannte seinen Vater. Der König hatte sich damals schon an Leekie vergangen. Aber Leekie hatte freiwillig mitgemacht. Raika hatte bestimmt kein Interesse daran, mit dem König intim zu werden, nur um ihre Lust zu befriedigen. Raika war da anders. Aber in dieser Situation… Mit den Energieschellen… In dieser winzigen Zelle… Eigentlich war es die logische Konsequenz, dass Raika von König Vegeta vergewaltigt worden war.
Dem Prinzen schoss ein kalter Ekelschauer über den Rücken. Er wollte gar nicht darüber nachdenken und er wollte Raika nicht noch mehr aufwühlen, oder nachbohren, wenn sie nicht darüber reden wollte… Er musste es wissen! Aber wie sollte er so ein Gespräch nur beginnen? War sie bereit darüber zu reden? Wollte sie es nicht lieber einfach vergessen? Sie hatte schon genug durchgemacht. Und sie war gerade erst dabei, wieder zu ihrer alten Stärke zurückzukommen. Würde er sie jetzt auf so etwas ansprechen, würde sie das um Wochen zurückwerfen. Das würde sie ihm nie verzeihen. Vielleicht war seine Sorge völlig unbegründet. Vielleicht ist nichts dergleichen geschehen. Und wenn doch etwas dieser Art vorgefallen war, dann würde sie früher oder später bestimmt mit ihm darüber sprechen…
Aber bevor er mit ihr über solche intimen Themen sprechen konnte, musste er mit ihr über Kakarott und dessen Tod sprechen. Eigentlich wollte er es ihr schon längst gesagt haben, aber sie war in letzter Zeit endlich mal wieder ausgelassen. Raika machte große Fortschritte und fand zu ihrem alten Selbst zurück. Nach ihrem letzten Streit hatte er sich geschworen, ihr nicht mehr wehzutun. Irgendwann musste er ihr davon erzählen, aber nicht jetzt. Es war noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen. Nur leider wurde es mit jedem Tag, an dem er es nicht tat, immer schwerer.

Plötzlich näherte sich die Aura seines besten Freundes, der hinter ihm stehen blieb und ihm eine Flasche ins Gesicht hielt. „Bierchen gefällig?“
„Ich bin trocken, Radditz. Bleib mir weg mit dem Zeug!“, zischte er genervt und schob die Hand des Jüngeren aus seinem Blickfeld. Anschließend zog er noch ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie im Aschenbecher neben seiner Liege aus.
„Du bist schon über ein halbes Jahr trocken, da kannst du dich doch mal mit einem Bier belohnen, oder nicht?“, meinte der Langhaarige, zuckte mit den Schultern, zog eine zweite Liege näher heran und setzte sich neben ihn.
„Ich bleibe abstinent…“.
„Mir soll's egal sein. Dann trinke ich es halt“. Anschließend öffnete der beste Freund des Prinzen den Verschluss unter einem leisen Zischen und trank direkt aus der Flasche. Die Zweite stellte er neben sich auf den Boden. Er musterte seinen besten Freund und bemerkte sofort, dass dieser gerade sehr nachdenklich war. Grinsend versuchte er ihn aus der Reserve zu locken. „Also… Das zwischen dir und Raika ist mittlerweile doch etwas Ernstes, was?“
Prinz Vegeta grummelte leise. „Tsk. Was geht’s dich an?“
„Na hör mal! Klar, geht mich das was an! Immerhin werde ich mal dein Trauzeuge“, stichelte der Jüngere und stupste seinem Kumpel mit seinem Ellbogen in die Rippen.
„Wer sagt, dass ich ausgerechnet dich zu meinem Trauzeugen erkläre?“
„Vegeta, ich bin immer noch deine königliche Wache und nicht zu vergessen bin ich dein bester Freund“.
Vegeta knurrte verstimmt.
Aber Radditz setzte noch einen drauf. „Außerdem bist du mir was schuldig, nachdem du mich ins Exil hast schicken lassen…“.
Der Ältere rollte genervt die Augen und murmelte: „Gib schon her!“ Zielgenau griff der Prinz nach der zweiten, noch verschlossenen Bierflasche, öffnete diese und trank einen großen Schluck daraus. Seinem besten Freund konnte er keine Bitte ausschlagen. Er schaffte es irgendwie immer, ihn aus der Reserve zu locken. Und er hatte tatsächlich gute Argumente. Anschließend erzählte der sture Thronfolger dann doch etwas: „Bevor ich über solche Details, wie meinen Trauzeugen, nachdenken kann, gibt es viel Wichtigeres zu tun… Wir müssen den Planeten wiederherstellen. Wir müssen unser gesamtes Volk wieder beleben. Ich muss meinen Vater stürzen und all den Saiyajin, die meinem Vater stets treu gedient haben, ein neuer Anführer sein. Außerdem müssen wir dieses Arschloch Freezer besiegen und allein das wird eine womöglich unmögliche Aufgabe…“. Ein langes, tiefes Seufzen kam über Vegetas Lippen. Er trank noch einen Schluck aus der Flasche, starrte hinauf zu den Sternen. „Erst dann kann ich darüber nachdenken, den Thron zu besteigen und Raika zu meiner Frau zu nehmen. Bis dahin ist es noch ein langer, weiter Weg. Wer weiß, was bis dahin passiert…? Außerdem weiß sie noch nichts von Kakarotts großen Taten“. Den letzten Teil sprach er sarkastisch und gereizt aus.
„Sie weiß immer noch nichts davon? Es wird langsam Zeit, dass sie davon erfährt, oder? Du sprichst davon, sie heiraten zu wollen, aber… Das wird einfach immer zwischen euch stehen. Was meinst du, wie sie reagiert, wenn er nächstes Jahr wieder hier auftaucht, wenn wir ihn wieder belebt haben und er ihr davon berichtet?“ Radditz war sichtlich perplex. Er hatte damit gerechnet, dass Raika es mittlerweile wusste.
Vegeta hatte auch ihn kurz nach ihrer Ankunft darum gebeten, ihr nichts davon zu erzählen, dass Goku sich geopfert hatte, weil er es ihr selbst sagen wollte. Aber, dass es immer noch nicht geschehen war, stimmte ihn nachdenklich. Hatte der Prinz wirklich Angst davor, dass sie ihn für Kakarott verlässt? Das sah ihm gar nicht ähnlich.
„Ich werde es ihr schon noch sagen. Irgendwann...“, murmelte Vegeta und trank weiter an seinem Bier.
„Ich würde vorschlagen, ziemlich bald. Es wird doch nur schwerer, je länger du damit wartest“.
„Meinst du nicht, dass mir das klar wäre?“, knurrte der Ältere und sah seinen besten Freund vorwurfsvoll an. Kurze Zeit fixierte er ihn, wendete seinen Blick dann jedoch wieder hoch zum sternenbesetzten Nachthimmel und seufzte resigniert. „Ich weiß einfach nicht, wie… Ich will ihr nicht wieder weh tun. Sie fängt gerade an, sich besser zu fühlen, nach all dem, was sie durchgemacht hat. Wenn ich ihr jetzt erzähle, dass das alles meine Schuld war und, dass Kakarott mich überzeugen musste, sie zu retten und sich auch noch für uns alle geopfert hat… Fuck! Das wird sie mir niemals verzeihen!“

Radditz musterte seinen Kindheitsfreund verblüfft, konnte einen Moment lang nicht fassen, dass diese Worte wirklich aus dem Mund des sonst so gefühlskalten und stolzen Prinzen gedrungen waren. „Sie scheint dir wirklich viel zu bedeuten“, schlussfolgerte der Jüngere.
Verärgert und leicht rot werdend trank Vegeta wieder an seinem Bier. „Halt deine verfluchte Schnauze, Radditz! Aus deinem Mund klingt das echt widerwärtig!“ Er verzog angewidert das Gesicht. Doch innerlich gab er ihm vollkommen Recht.
Raika bedeutete ihm alles.

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Meike: Naaawww. Ist das nicht ein wundervolles Kapitelende? Unser Veggie ist ja doch ein richtiger Softie.
Vegeta: Wie war das? ò.ó Ich glaube, ich habe mich verhört!
Meike: Nein, hast du nicht. Du bist ein echter Softie, wenn es um Raika geht.
Vegeta: Ach.. halt doch die Klappe! *wird rot*
Meike: *grinst* Beenden wir das Kapitel schnell, bevor er doch noch böse wird. Also: Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat. Ob jetzt wirklich eine endgültige Entscheidung gefallen ist und was passiert, wenn Goku wieder kommt, das erfahrt ihr nur, wenn ihr dran bleibt! *-* Bis nächste Woche! ♡

Das Zeitalter der Saiyajin [wird überarbeitet🛠️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt