Ein Tag am See

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Kapitel 19:

Ein Tag am See


Es vergingen ein paar weitere Monate. Raika und Vegeta hatten gerade ihr tägliches Training beendet und gingen schwer atmend auseinander. Die Jüngere torkelte zurück und fing sich an der Wand ab, um nicht zu Boden zu stürzen. Dort drückte sie auf einen Knopf an der Wand, wodurch sich ein Fach öffnete, in dem Handtücher verstaut waren. Eines warf sie dem Prinzen zu, mit dem Zweiten wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und tupfte ihren dampfenden, pulsierenden Körper ab.
„Das war wirklich gut“. Raika zog eine positive Bilanz aus dem heutigen Training.
Ihr Gegenüber schnaubte jedoch nur abfällig. Er war wie immer nicht zufrieden zu stellen. „Alles andere wäre eine Verschwendung deines Potentials. Wenigstens kämpfst du wieder vernünftig. Aber den Vorsprung, den ich mir erarbeitet habe, wirst nicht wieder einholen!“
Raika grinste schwach, konnte vor Erschöpfung ihre Mundwinkel kaum noch nach oben bewegen. „Du hast aber auch immer was zu meckern. Alles andere wäre Verschwendung deines Potentials!“
Vegeta drückte an der Wand rechts von sich ebenfalls auf einen versteckten Schalter und zog zwei Flaschen Wasser hervor, wovon er ihr eine zuwarf. „Sei nicht so frech, Fräulein!“ Auch seine Mundwinkel zuckten amüsiert nach oben. Anschließend trank er die Wasserflasche mit wenigen Zügen leer.
„Sonst was? Willst du mich wieder angreifen? Du bist doch vollkommen am Ende!“
„Für dich reicht es noch alle mal!“, konterte der Ältere und fixierte sie mit seinem starren Blick.
Auch Raika trank einen großen Schluck, leerte die Flasche dann über ihrem erhitzten Körper und warf das Getränk anschließend unachtsam in die nächste Ecke. „Na, dann komm doch her!“, forderte sie ihn heraus. Das Wasser lief von ihrem Gesicht aus an ihrem Hals entlang, sammelte sich an ihrem Schlüsselbein und sickerte schließlich in ihr Dekolleté. Dort hinterließ die Flüssigkeit auffällige dunkle Flecken. Der Stoff ihres Gi-Oberteils schmiegte sich noch enger an ihre Konturen und betonte ihre Kurven. Dem Prinzen entging das natürlich nicht, seine Augen klebten weiterhin auf ihr. Ihr herausfordernder Blick, gepaart mit dem feuchten Körper, der im künstlichen Licht des Trainingsraumes glitzerte, ließen ihm keine andere Möglichkeit, als langsam auf sie zuzugehen. Es war wie ein Instinkt, den er nicht unterdrücken konnte.

Raika begab sich wieder in Kampfstellung. Zwar war sie vollkommen erledigt von ihrem Training, ihre Muskeln zitterten bei jeder weiteren Anstrengung, doch ihr Wille und ihre Kampfeslust hielten sie auf den Beinen. Sie bemerkte aber, dass auch ihr Gegenüber nicht mehr viel Kraft übrig hatte. Sein Gang war weniger stramm und gerade gerichtet als normalerweise.
„Was willst du tun? Du hast nicht mehr die nötige Kraft, um mich vernünftig zu attackieren“, schnaufte sie schwer atmend.
Der Blick des Prinzen verengte sich, dennoch zwang er sich ein leicht überhebliches Grinsen auf die Lippen. „Für ein solch vorlautes Mundwerk gehörst du bestraft!“, spuckte er und ließ seine Hände nach vorne schnellen, um nach ihr zu greifen.
Raika konnte ausweichen, indem sie nach hinten sprang, doch schon nach dem zweiten Sprung stand sie mit dem Rücken zur Wand. Ihre Augen weiteten sich leicht, trotz ihrem Verlangen ihm keine Schwäche zeigen zu wollen. Sie hatte nicht mehr genug Kraft, um ihn zu überwältigen, aber auch er schien nicht mehr viel Kondition zu haben. Auch er schnaufte angestrengt. Sein Körper dampfte; der Schweiß hatte sich in den Rillen seiner Muskulatur abgesetzt. Sie erkannte es sogar durch seinen Kampfanzug. Warum sah sie da überhaupt hin? Das konnte ihr doch völlig egal sein!
Vegeta kam ihr näher und legte eine Hand um ihren Hals, drückte leicht zu. Er war nicht ernsthaft böse, er wollte sie nur ein wenig ärgern. Raika merkte das an der Art, wie er sie ansah. Da war dieses verräterische Zucken seines linken Mundwinkels, welches er nicht unterdrücken konnte, was ihr verriet, dass all das hier keinen ernsthaft boshaften Hintergrund hatte. Mittlerweile kannte und verstand sie die dezente Mimik des Prinzen sehr gut.

Trotz ihrer aussichtslosen Lage, wollte sie sich nicht einfach geschlagen geben. Raika holte mit der rechten Faust aus, aber diese wurde von seiner freien Hand festgehalten. Noch bevor sie mit ihrer anderen Faust nachsetzen wollte, umfasst er ihre Linke mit seinem Schweif, führte sie an den Handgelenken hinter ihrem Rücken zusammen und umwickelte sie stramm mit seinem pelzigen Anhängsel. Ihr waren also im wahrsten Sinne des Wortes die Hände gebunden. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie am Ende ihrer Möglichkeiten war. Sie wollte gerade mit ihren Beinen Schwung holen, da stellte er sich so dicht vor ihren Körper, dass sie keine Chance hatte, sich zur Wehr zu setzen. Sein muskulöser Leib drückte sie gegen die Wand, drückte ihr beinahe die Luft ab. Raika hatte nur noch eine einzige Chance, ihrem Schicksal zu entkommen. Sie musste ihren Schweif einsetzen, doch auch dieser wurde grob gepackt, sodass er nicht mit umher peitschen konnte. Der feste Griff an ihrem Schweif ließ sie zusammenzucken. Zwar hatte sie mittlerweile diese Schwachstelle trainiert, aber empfindlich war sie hier immer noch. Ihr entwich ein unterdrücktes Keuchen, ihr Kopf sackte unwillkürlich nach vorne, sodass sich ihre Gesicht nun direkt nebeneinander befanden.

Sich als Sieger dieser Auseinandersetzung feiernd und überlegen grinsend, drehte sich Vegeta ihrem Gesicht entgegen, bis sich ihre Wangen streiften und er diabolisch in ihr Ohr hauchte: „Ich habe gewonnen, Süße... Ich werde diese Respektlosigkeiten mir gegenüber nicht länger dulden!“
Seine Worte jagten ihr einen heißkalten Schauer über den Rücken. Nicht, weil es ihr Angst machte, nein, es... Es gefiel ihr irgendwie. In ihr war nicht dieses unbehagliche Gefühl, wie vor ein paar Monaten, als er ihr bei ihrem 16. Geburtstag so nah gekommen war. Damals hatte sie das Gefühl gehabt, er hätte ihr nur etwas vorgespielt. Er hatte so anders und viel zu nett für seine Verhältnisse gewirkt. Aber dieses Verhalten in diesem Augenblick, das passte zu ihm. Er war nicht böse, aber sehr bestimmt, wollte seine Stärke und Überlegenheit zum Ausdruck bringen. Und doch war da etwas, was sie spüren ließ, dass er sie mochte. Dass sie ihm wichtig war... Dass er ihre Nähe genoss...

Raika hielt die Luft an und spürte wie ihr Herz begann schneller zu schlagen, ihre Atmung wurde flach und angespannt. Ihr wurde auf einmal ganz heiß und sie verspürte ein starkes Ziehen im Unterleib.
„Hast du das verstanden, Weib?“, fragte er, während seine Finger sich dichter um ihren Hals schmiegten. Zeitgleich bewegte sich seine andere Hand sanft um ihren Schweif, wodurch sich das Fell an dieser Stelle aufzuplustern begann.
„Wage es dich, mich noch mal Weib zu nennen!“, knurrte sie leise in sein Ohr, wodurch Vegeta augenblicklich den Druck an ihrer Kehle intensivierte und ihr ein heiseres Röcheln entlockte.
Es gefiel ihm, sie so hilflos vor sich zu sehen. Ihren Körper zu spüren, ihre Anspannung, ihren rasenden Puls. Und dennoch zeigte sie Widerstand und beugte sich ihm nicht einfach so. Das war für ihn wirklich faszinierend und brachte sein Blut immer wieder in Wallung. Dieses Mädchen löste wirklich ungeahnte Gefühle in ihm aus... Wenn er doch nur an ihrem Geburtstag nicht so übereifrig gewesen wäre. Eine Situation wie diese beim Training hätte sie mit Sicherheit mehr überzeugt. Vegeta konnte einfach nicht zulassen, dass diese tolle Frau ihre Zeit mit einem Schwächling wie Kakarott verschwendete. Sie musste ihm gehören. Ihm ganz allein. Und wenn er dafür über Leichen gehen musste...
Unbewusst atmete er ihren Körpergeruch ein und sie roch, obwohl sie diesmal nicht in Hitze war, unfassbar gut. So gut, dass er gedankenverloren lächelte, wodurch sich ihre Wangen erneut kurz berührten. Sein Griff lockerte sich unwillkürlich, doch die beiden Krieger verharrten in ihrer Position. Sie genossen diesen friedlichen, intimen Moment, ohne darüber nachzudenken.

Die beiden Saiyajin waren so sehr in ihrer Trance gefangen, dass sie nicht bemerkten, dass Goku in den Raum eingetreten war, da er seine Freundin nach dem Training abholen wollte. Sie zuckten erst erschrocken zusammen, als der 16-Jährige rief: „Hey Vegeta! Lass Raika los! Das sind aber ziemlich harte Trainingsmethoden!“
Der Prinz ließ ruckartig von Raika ab und rollte genervt mit den Augen. „Das war doch nur Spaß, meine Güte“, fauchte er den Jüngeren an, ging ein paar Schritte von seiner Trainingspartnerin weg und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
„Spaß? Sicher?“. Verunsichert und mit naiven Augen blickte er zu der Langhaarigen, die verlegen nickte. Daraufhin kratzte sich der Saiyajin von der Erde am Hinterkopf und lachte. „Also, was ihr Beiden so als Spaß bezeichnet. Ihr seid wirklich verrückt“.
„Was willst du hier, Kakarott?“, fragte Vegeta gereizt, wischte sich mit dem Handtuch, welches er über seine Schultern gelegt hatte, erneut den Schweiß aus dem Gesicht. Zum Glück war dieser Trottel wirklich so leichtgläubig, dass er diese offensichtliche Situation nicht erkannt hatte. Aber selbst wenn... Was sollte Kakarott schon dagegen tun? Ihn angreifen? Vegeta grinste innerlich. Dieser Schwächling würde keine zwei Sekunden in einem Zweikampf überleben! Das viel größere Problem an der Sache war Raika. Aus dem Augenwinkel sah er zu ihr herüber. Auf ihren Wange stand immer noch ein Hauch von Schamesröte. Vegeta wusste, dass auch Raika sich gerade wohl gefühlt hatte, auch wenn sie es vielleicht nicht zugeben wollte. Vielleicht konnte er sie doch noch von sich überzeugen... Eine gewisse Verbindung herrschte schließlich schon immer zwischen ihnen.

„Ich wollte Raika abholen. Seid ihr fertig mit dem Training?“, erklärte Goku sein unbefugtes Eintreten.
Raika war immer noch etwas perplex von der Situation gerade. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie diese Nähe von Vegeta nicht hätte dulden dürfen. Immerhin war sie mit Kakarott zusammen. Sie warf einen verunsicherten Blick zu dem Prinzen, der seine Augen von Goku abgewendet hatte und ebenfalls gerade zu ihr herüber schaute. Beiden stieg eine dezente Röte ins Gesicht als sich ihre Blicke trafen und genauso schnell wendeten sie sich wieder ab. Was war das nur zwischen ihnen? Nur durch diesen kurzen Blick schoss Raikas Puls wieder durch die Decke. Verunsichert lenkte Raika ihre Augen wieder zu ihrem Freund, der sie lächelnd ansah. Und auch jetzt klopfte ihr Herz wie verrückt.
„Wir sind fertig, ja“, antwortete Vegeta knapp und verließ mit großen Schritten fluchtartig den Raum, um der unangenehmen Situation zu entkommen.

Unbeirrt ging Goku lächelnd auf seine Raika zu und nahm sie begrüßend in den Arm. Ihm schien die peinlich berührte Atmosphäre gar nicht aufgefallen zu sein. Auch schien er nicht zu erkennen, dass der Prinz ganz offensichtlich ein Auge auf seine Freundin geworfen hatte. Goku wusste nur, dass Raika und Vegeta befreundet waren und, dass sie beim Training gut miteinander harmonierten. Dem wollte er nicht im Wege stehen und akzeptierte es. Schließlich wollte er seine Freundin nicht einengen, oder ihr Vorschriften machen. Das würde ihm im Traum nicht einfallen.
Raika kuschelte sich an ihren Freund und versuchte die Gedanken an Vegeta zu verdrängen. Sie war glücklich mit Goku. Sie durfte den Prinzen nur nicht wieder so nah an sich heran lassen. Jedoch konnte sie die intensive Reaktion ihres Körpers nicht leugnen. Erklären konnte sie sich diese Reaktion aber auch nicht. Sie hatte sich gar nicht gegen Vegeta wehren wollen. Es war fast so, als hätte dieser verfluchte Vegeta sie bewusst so in die Enge getrieben, um sie anzumachen. Das waren mit Sicherheit nur ihre Hormone, die gerade ein bisschen durchdrehten. Raika schüttelte gedanklich den Kopf, um diese Bilder endlich aus ihrem Gedächtnis zu vertreiben. Sie hob ihren Kopf und blickte den großen Mann vor sich an, versuchte sich nun voll und ganz auf ihn zu konzentrieren.
Lächelnd fragte sie: „Und was machen wir heute Schönes?“
„Mein Vater wollte heute Nachmittag einen Ausflug mit mir machen. Ich dachte, du möchtest vielleicht mitkommen“, erzählte Goku ihr.
„Wohin geht es denn?“
„Das weiß ich ehrlich gesagt nicht“. Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. „Ich glaube, er wollte zu irgendeinem See“.
Raika überlegte einen Moment. „Paragus ist bis heute Abend noch bei wichtigen Besprechungen mit dem König. Also sollte das kein Problem sein. Ich muss nur vorher duschen“.
„Ach, wieso? Wenn wir eh an einen See gehen, brauchst du nicht zu duschen. Das ist das doch die beste Erfrischung“.
Die Kleinere nickte. „Stimmt auch wieder. Zur Not kann ich danach ja immer noch duschen“.
Goku beugte sich zu ihr herunter und küsste sie sanft auf den Mund. Er lächelte sie verträumt an und zwinkerte ihr zu. „Außerdem finde ich deinen Geruch alles andere als unangenehm, selbst wenn du verschwitzt bist“.
„Du bist so süß, Goku“.
„Gar nicht wahr! Du bist viel süßer als ich, Raika“, entgegnete er und warf sie kurzerhand über seine Schulter. „Und weil du so süß bist, werde ich dich jetzt einfach mitnehmen!“
„Hey, was soll das?“, rief Raika gespielt böse und lachte dabei, während Goku mit der Kleineren auf dem Rücken durch den Palast lief und sich draußen angekommen in die Lüfte erhob, um zu seinem Zuhause zu fliegen.

~

Dort angekommen setzte Kakarott die Gleichaltrige ab und wartete auf seinen Vater, der sich gerade noch von seiner Frau verabschiedete. Anschließend brachen die drei Saiyajin auf, in eine dicht bewaldete südliche Region des Planeten, die von ein paar kleineren Seen durchzogen war. Es gab nicht so große Wassermassen, wie auf der Erde, dennoch gab es auch auf Vegeta-Sai einige wenige Orte, die sehr idyllisch waren. Sie landeten an dem größten See der Umgebung – dem Vacuya-See – indem das blaugrüne Wasser größtenteils von dunkelroten Seerosen bedeckt war. Rechts der Wasserstelle türmten sich einige große Steine und Felsbrocken auf, durch die ein Wasserfall drang, der von einem nahegelegenen Fluss hier her führte.
Während sich Raika noch umsah und die Schönheit dieses Ortes einzufangen versuchte, zog Kakarott schon seine Klamotten, bis auf die Boxershorts aus und rannte über den Steg auf das Wasser zu.
„Arschbombe!“, rief er lachend, bevor er hochsprang, die Beine dicht an den Körper heran zog und schließlich im See landete. Sein Aufprall hatte zur Folge, dass sich relativ große Wellen bildeten, die die meisten Seerosen zur Seite drängten.
Bei diesem Anblick musste Raika unwillkürlich lachen und dachte: »Was für ein Kindskopf!« Doch bei den heißen Temperaturen, die momentan herrschten, war das eigentlich keine schlechte Idee. Ein bisschen Abkühlung konnte ihr nach ihrem Training und der merkwürdigen Situation mit Vegeta auch nicht schaden. Also beschloss auch Raika ihre Klamotten, bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Sie lief los und landete mit einem Kopfsprung in dem erfrischenden Nass.

Bardock beobachtete das Schauspiel der Beiden zufrieden lächelnd und bereitete ein Lagerfeuer vor, damit sie sich später einen Fisch oder etwas Fleisch braten konnten, für den kleinen Saiyajinhunger zwischendurch. Dabei fiel ihm ein, dass seine anderen Kinder sicherlich auch Spaß an dem See haben würden. Oniara war den ganzen Vormittag unterwegs gewesen und Radditz ließ sich sowieso nur selten Zuhause blicken, da es ihm im Palast besser gefiel. Nachdem der dreifache Vater genug Holz für das Lagerfeuer gesammelt hatte, stapelte er es auf und tippte auf seinen Scouter. Radditz sagte sofort zu, auch er hatte eben erst sein Training beendet und konnte eine Erfrischung gut gebrauchen. Oniara hatte allerdings ihrer Mutter versprochen im Haushalt zu helfen, daher würde sie dieses Mal nicht kommen.
Während sein jüngster Sohn und seine Freundin im Wasser tobten, sich gegenseitig nass spritzten und umher schwammen, zog Bardock seinen Brustpanzer und sein Oberteil aus. Er legte sich auf den Rasen und ließ sich die Sonne auf die Haut scheinen. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen, genoss er diesen Moment der Entspannung nach einem anstrengenden Vormittag.

~

Wenige Minuten später erreichte auch Radditz den See. Allerdings war er nicht alleine, sondern in Begleitung des Prinzen. Sie hatten sich im Vorfeld schon umgezogen und trugen jeweils blaue Badeshorts, Vegeta in einem dunklen Marineblau und Radditz in Hellblau.
„Sieh sie dir an – toben wie die Kleinkinder!“, zischte der Thronfolger genervt, während er Raika und Kakarott beobachtete, die gerade eng umschlungen vom Wasserfall hinab in den See sprangen.
„Das sagst du nur, weil mein Bruder der Einzige ist, der Raika so berühren darf“, stichelte Radditz und stupste dem Prinzen mit seinem Ellbogen in die Seite.
Knurrend verschränkte Vegeta die Arme vor der Brust. „Hör auf so einen Schwachsinn zu verzapfen, sonst stutze ich dir deine Haare!“
„Schon gut“. Der Jüngere hob beschwichtigend die Hände. „Ich erwecke jetzt das Kleinkind in mir und gehe mich abkühlen“, beschloss der Langhaarige weiter und ließ seinen besten Freund alleine stehen. Radditz sprang mit einem zweifachen Salto in den See und wurde euphorisch von seinem kleinen Bruder und Raika begrüßt. Sie hatten dessen Anwesenheit noch gar nicht bemerkt, weil sie einfach nicht darauf geachtet hatten, also machte er sie darauf aufmerksam, dass auch der Prinz eingetroffen war.
Kakarott ließ seinen Blick schweifen und fand den mürrischen Monarchen schließlich am Rande des Stegs sitzend und nur die Beine ins Wasser tauchend.
„Der will wohl nicht nass werden, hm?“ Goku hob fragend eine Augenbraue.
„Wir sind ihm zu kindisch“, erklärte Radditz genervt die Augen rollend.
Raika bekam direkt einen Geistesblitz und begann schelmisch zu grinsend. „Kindisch, ja? Da habe ich doch direkt eine Idee...“. Sie erklärte ihren Plan den beiden Brüdern, die anschließend einverstanden nickten. Und schon kurz darauf ging es los.

Goku und Raika blieben zuerst im Hintergrund, turtelten weiter miteinander herum, während Radditz auf seinen besten Freund zu schwamm.
„Hey, Vegeta!“, rief er, als er ihn erreicht hatte. „Willst du nicht auch mal rein kommen? Das Wasser ist echt herrlich!“
„Um mit euch Idioten eine Wasserschlacht machen? Nie im Leben!“
„Ehrlich? Bist du dir da wirklich zu fein für? Verbrutzelst lieber in der Sonne, statt dich mal richtig abzukühlen und Spaß zu haben?“, provozierte er ihn mit voller Absicht, um ihn abzulenken.
„Ich habe es wirklich nicht nötig, auf euer Niveau herab zu sinken!“, zischte der Prinz weiter.
Währenddessen hatte sich Goku links vom Steg positioniert, tauchte auf und ließ seine Hände nach vorne schnellen, um Vegeta mit einer Wasserfontäne zu erwischen, doch diese ließ er mit einem einfachen Ki-Ball in Dampf aufgehen.
Der Prinz grinste siegessicher. „Netter Versuch, Kakarott, aber da musst du schon früher – Ahhhh!“
In diesem Moment hatte sich Raika direkt unter ihm in Stellung gebracht, packte ihn an seinen Fußgelenken und riss ihn vom Steg hinunter in das kalte Wasser. Unter der Wasseroberfläche ließ sie den verdutzten Prinzen erst wieder los und grinste ihm frech entgegen. Erst war Vegeta wütend und aufgebracht, aber dann bemerkte er, dass Raika nur einen schwarzen BH und einen einfachen schwarzen Slip trug... Und dieser Anblick ließ sein Hirn aussetzen. Unwillkürlich atmete er ein, was dazu führte, dass er blitzschnell an die Oberfläche schoss und hustend aus dem Wasser sprang.
Die übrigen Saiyajin lachten sich derweil schlapp, während der Prinz versuchte seine Fassung zu wahren und nicht zu ersticken. Nachdem sein Hustenanfall abgeklungen war, brüllte er zornig: „Was zur Hölle fällt euch eigentlich ein?!“
„Ach, Vegeta, jetzt sei doch nicht so! Das war doch nur Spaß!“, rief Goku und lachte dabei noch lauter.
„Spaß? Ist das jetzt die Retourkutsche für eben?“, fauchte er mit geballter Faust.
Goku verstand natürlich nicht, worauf er hinauswollte. „Was meinst du, Vegeta?“
„Ach, vergiss es!“, spuckte der Prinz schließlich und wrang seine Haare aus.
Verwundert blickte Kakarott zu seinem Bruder, der ebenfalls unwissend die Schultern zucken ließ. Nur Raika verstand die Andeutung und wurde im Wasser immer kleiner voller Scham. Hatte sie Vegeta jetzt wirklich verletzt? Hatte sie ihm irrtümlich Signale gesendet und ihm damit falsche Hoffnungen gemacht? Wie konnte sie das nur wieder ausbaden?

~

„Ich glaube, Vegeta ist echt eingeschnappt, Leute. Was machen wir denn jetzt?“, fragte Goku einen Moment später im See treibend.
„Raika, geh mal zu ihm und besänftige ihn!“, forderte Radditz.
„Was? Wieso denn ich? Du bist doch sein bester Freund!“, erwiderte die Langhaarige trotzig.
„Ja, aber du bist ein Mädchen. Auf dich wird er am wenigsten rachsüchtig reagieren“.
Raika wechselte ihren Blick von Radditz zu Goku und wieder zurück. „Ehrlich jetzt?“, fragte sie seufzend.
„Ja, jetzt geh schon!“, meinte der Bruder Gokus und schob die Kleinere in Richtung Steg.
„Na, wenn es denn unbedingt sein muss“. Raika hievte sich resigniert aus dem Wasser und ging auf den Prinzen zu, der es sich auf der Wiese bequem gemacht hatte und im Sonnenlicht entspannte, bis eine Gestalt das Licht verdunkelte. Er blinzelte und erkannte die schlanke Silhouette der 16-jährigen Saiyajin, die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte.
„Was willst du?“, fragte Vegeta, der die Augen wieder schloss, um nicht weiter geblendet zu werden.
„Die Jungs meinen, ich sollte dich davon überzeugen, nicht weiter die beleidigte Leberwurst zu spielen“.
„Ausgerechnet du? Tze!“ Der Ältere knurrte, wodurch auch ihr ein lautes Schnaufen über die Lippen kam und sie sich schließlich neben ihm auf den Rasen setzte.

Sie wusste nicht so recht, wo sie anfangen sollte, aber sie wusste, dass sie etwas sagen musste. „Vegeta... Du musst wirklich aufhören, mir so nah zu kommen“, sagte sie nun einfach gerade heraus. Raika wollte ihm gegenüber einfach ehrlich sein und für klare Fronten sorgen.
„Wieso? Gefällt es dir etwa nicht in meiner Nähe?“, stichelte er leicht grinsend.
„Vegeta, ich meine es ernst! Darum geht es nicht! Ich war nach dem Training wie gelähmt und konnte nicht richtig reagieren, aber danach wurde mir klar, dass ich das nicht länger dulden darf. Ich bin nun mal mit Kakarott zusammen, nicht mir dir“, erklärte Raika in möglichst ruhigem Ton.
Der Prinz richtete sich auf und stützte einen Ellbogen auf sein herangezogenes Knie. „Aber gefallen hat es dir“. Für ihn war das eine feststehende Tatsache. Er kannte die Körpersprache der Frauen und vor allem ihre konnte er nach mittlerweile mehr als zwei Jahren sehr gut deuten.
Fassungslos blickte sie den Älteren an. Er hatte ja nicht Unrecht, aber er verstand einfach nicht, wie wichtig ihr diese Angelegenheit war. „Vegeta, hör auf mit dem Blödsinn! Du und ich, wir sind Freunde – mehr nicht! Verstanden? Goku und ich sind glücklich, also hör auf dich ständig einzumischen und mich verwirren zu wollen. Ansonsten musst du dir einen anderen Trainingspartner suchen!“
„Freunde?“, harkte er nach, während seine Augenbrauen tief in sein Gesicht rutschten. So eine klare Ansage hatte er noch nie von einer Frau gehört. Das waren harte Worte. Konnte er das einfach so auf sich sitzen lassen? Schließlich konnte es ihm doch egal sein, ob sie sich einen anderen Trainingspartner suchte... Andererseits...
„Ja, Freunde. Hast du irgendwas dagegen?“
„Ich war noch nie mit einem Mädchen nur befreundet“, gab er mit immer noch skeptischem Blick zu.
„Dann wäre es doch gut, mal damit anzufangen“. Entschlossen klatsche Raika ihre Hände leicht auf ihre nackten Oberschenkel und richtete sich anschließend wieder auf. Daraufhin streckte sie ihm die Hand entgegen. „Versuch' in Frauen mal etwas anderes, als bloße Sexobjekte zu sehen und sei mal ein bisschen gelassener!“, schlug sie vor und lächelte ihn herausfordernd an.
Andererseits wollte er um jeden Preis vermeiden, dass Raika wirklich ganz aus seinem Leben verschwand. Das könnte er sich niemals verzeihen. Und vielleicht war das ja noch das Ende ihrer Geschichte. Vielleicht würde sie Kakarott irgendwann in den Wind schießen und dann... „Du denkst, ich kann das nicht?“ Auch seine Mundwinkel zuckten wieder leicht nach oben.
„Beweis mir das Gegenteil!“
Diese Herausforderung konnte er sich nicht entgehen lassen. Vegeta schlug mit der Jüngeren ein und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. Irgendwann würde Kakarott einen Fehler machen und dann würde er seine Gelegenheit nutzen und Raika für sich gewinnen. Es faszinierte ihn, dass er sie nicht sofort haben konnte. Das war das erste Mal, dass er sich anstrengen musste, um ein Mädchen von sich zu überzeugen und irgendwie reizte ihn das mehr, als es ihm lieb war. Er wusste nicht wieso, aber er fühlte sich wohl in ihrer Gegenwart und irgendeine Stimme in seinem Unterbewusstsein sagte ihm, dass er das Richtige tat, wenn er in Raikas Nähe war.

Gemeinsam gingen sie zurück zum Steg, auf dem Goku und Radditz saßen und sich unterhielten, während ihre Beine im Wasser baumelten. Der Langhaarige bemerkte zuerst, dass der Prinz und Raika wieder zu ihnen kamen.
„Na, hast du dich abgeregt?“, fragte er über seine Schulter hinweg.
Vegeta antwortete nicht. Er grinste nur dezent und schubste die Brüder gleichzeitig mit einer Handbewegung vom Steg in das Wasser. Danach wendete er sich der Jüngsten zu.
„W...was hast du vor, Vegeta?“, fragte sie unsicher und wich einen Schritt zurück.
Der Angesprochene antwortete wieder nicht, verbreiterte nur sein Grinsen, packte sie am Arm und schleuderte sie ebenfalls ins Wasser, wodurch sie laut kreischte. Anschließend landete auch der Thronfolger mit einer Arschbombe im Wasser.

~

Von diesem Moment an war die Stimmung zwischen den saiyanischen Jugendlichen ausgelassen und heiter, bis sich irgendwann der Magen Gokus lautstark zu Wort meldete. Sie hatten schon vor einigen Minuten das Wasser verlassen und ließen sich von der untergehenden Sonne trocknen.
„Hunger!“, rief der Saiyajin von der Erde und verzog wehleidig das Gesicht.
„Goku und Raika – angelt ein paar Fische! Radditz und ich gehen ein bisschen jagen“, schlug Bardock vor und blickte dann zu dem Prinzen. „Würdest du das Feuer entfachen?“
Vegeta nickte und jeder ging seiner Aufgabe nach. Goku zeigte seiner Freundin, wie er auf der Erde geangelt hatte und zwar indem er seinen Schweif in das Wasser hielt und darauf wartete, dass ein Fisch anbiss. Raika lachte darüber, weil sie es haargenau so auf Vampa gelernt hatte. Auch hier auf Vegeta-Sai hatte sie noch nie eine andere Methode gesehen. Das schien die übliche Vorgehensweise unter Saiyajin zu sein.

Etwa zehn Minuten später hatten sie drei riesige Fische gefangen, Bardock und Radditz kamen mit zwei hirschähnlichen Gestalten wieder.
Während des Essen saßen sie am Lagerfeuer, Goku legte sanft einen Arm um seine Freundin, die direkt neben ihm saß und zog sie nah an sich heran. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust, hörte sein Herz immer schneller schlagen, spürte wie er zufrieden lächelte und ihr zärtlich über den Rücken strich. Es war einfach ein friedlicher, ruhiger Moment, den alle Anwesenden stillschweigend genossen. Selbst der Prinz wirkte zufrieden, auch, wenn er seinen Blick ganz bewusst von Raika und Goku ablenkte.

Nach dem Essen musste Raika auch schon den Heimweg antreten, damit Paragus nicht misstrauisch werden würde. Sie verabschiedete sich von Radditz und Bardock und umarmte gerade ihren Freund, da sagte Vegeta: „Ich werde auch aufbrechen. Ich begleite dich zum Palast“.
Raika nickte ihm zu, widmete sich dann jedoch wieder ihrem Freund. Sie kuschelte sich feste an ihn, während er über ihren Rücken streichelte. Anschließend küssten sie sich innig.
„Komm gut nach Hause, Raika. Ich hab' dich lieb“, sprach Kakarott zum Abschied.
„Danke. Ich dich auch“, rief die Langhaarige überglücklich und hob schließlich mit Vegeta zusammen ab.

~

Raika und Vegeta flogen schon seit ein paar hundert Metern schweigend nebeneinander her, da durchbrach Raika die Stille: „Und kommst du damit klar, dass wir nur Freunde sind?“
„Sicher“, sprach er schnell, ohne zu lange darüber nachzudenken. Er wollte stark wirken, ihr vermitteln, dass er damit kein Problem hatte. Auch, wenn er noch nie von einer Frau in die Freundschafts-Zone gesperrt wurde. Um das Thema zu wechseln, blickte er sie leicht angewidert an. „Und kommst du klar? Was war das denn eben? Ich hab' dich lieb? Wird dir nicht selbst schlecht von diesem verweichlichten Kram?“
Doch Raika grinste weiter vor sich hin, ohne sich beirren zu lassen. „Du hast offensichtlich keine Ahnung, was es heißt, richtig verliebt zu sein“.
„Wer braucht schon Liebe? Sex reicht doch vollkommen aus. Alles andere ist einfach eine unnötige Zeitverschwendung“, schnaubte er unbeeindruckt.
„Dann hast du einfach noch nicht die Richtige gefunden“.
Vegeta warf einen flüchtigen Blick auf die 16-Jährige, die lächelnd neben ihm her flog. Ihre Haare wehten im Wind und umspielten ihren grazilen Körper. „Nein, offensichtlich nicht“, murmelte er und dachte: »Verdammt! Jetzt will ich sie noch mehr denn je...«.

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Meike: So, ihr Lieben, das war's mal wieder! Diesmal ein etwas ruhigeres Kapitel.
Radditz: Ruhiger? Vegeta wurde in die Friend-Zone gesteckt. Ich denke, der ist alles andere als ruhig xD
Vegeta: *unverständliches Fluchen und Grummeln* -.-
Meike: *sweatdrop* Aber er hat noch nicht aufgegeben... Es bleibt spannend, Leute. Wird Vegeta es doch noch schaffen, Raika für sich zu gewinnen? Was meint ihr? Ich hoffe ihr hattet viel Spaß, bei diesem Kapitel. Bis nächste Woche! ♡

Das Zeitalter der Saiyajin [wird überarbeitet🛠️] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt