~Teil 112~

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"Ich will dir wirklich keine Umstände machen Lilja" sagt Samu nun zum gefühlt tausendsten Mal, als ich gerade dabei bin meine Sachen im Flur meiner Wohnung abzulegen. Schnell drehe ich mich zu ihm herum und sehe ihn streng an "Samu. Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal, du machst mir keine Umstände. Ich will das du bleibst...sonst würde ich es doch nicht sagen okey!? Und jetzt zieh deine Jacke und deine Schuhe aus und komm mit" sage ich in einem ernsten Ton und mache mich auf den Weg in die Küche. Kurz darauf steht auch Samu mit den Händen in den Hosentaschen im Türrahmen. Es ist wirklich süß wenn man den sonst so selbstbewussten fast 2 Meter großen Mann da so unbeholfen in der Tür stehen sieht. "Nun schau nicht so, komm her" fordere ich ihn auf und klopfe auf den Barhocker neben mir "Was ist los hm?" frage ich nun ruhig nachdem er neben mir platz genommen hat. "Ich weiß auch nicht...ich hab einfach nur Angst was falsches zu machen. Ich will dich nicht bedrängen oder so. Ich möchte einfach nicht das dir das hier alles doch plötzlich zu viel ist...Ich will diesmal alles richtig machen Lil. Und dann das im Club eben. Ich hatte solche Angst um Dich. Ich bin gerade vielleicht einfach nur etwas überfordert. Es tut mir leid" antwortet er leise und spielt mit seinen Fingern auf dem Tisch. Sachte greife ich nach seinen Händen und bringe sie somit zur Ruhe. Ich nehme seine linke Hand schließlich vorsichtig in meine Hand und streichel ihm beruhigend über seine Fingerknöchel. Wie konnte es überhaupt je zu so einer Situation kommen? Wir sind uns so nah, brauchen den jeweils anderen nur ansehen um zu wissen was er fühlt und doch sind wir so weit voneinander entfernt. Wir lieben uns. Das ist klar. Und doch ist alles so kompliziert und irgendwie verkorkst. Und wieder einmal wird mir bewusst das ich der Hauptgrund dafür bin. Meine Sturheit. Kann nicht alles auch mal einfach sein? Ich atme einmal tief ein und wieder aus. Es ist an der Zeit einen Schritt auf ihn zuzugehen. Er hat in der letzten Zeit so viel getan, dass muss ich mir eingestehen. Und durch meine Sturheit habe ich es ihm nicht gerade einfach gemacht, auch wenn wir auf einem guten Weg sind. "Muru? Bitte hör mir zu ja?" fange ich leise an zu sprechen "Es tut mir leid das ich dir in den letzten Wochen alles so schwer gemacht habe, aber du kennst mich...ich bin manchmal einfach ein totaler Sturkopf. Aber das letzte was ich will ist dich zu verletzen oder zu verlieren. Du bist mir unglaublich wichtig, das weißt du und bitte vergiss das nicht. Ich bin froh das du jetzt hier bei mir bist, ich könnte mir gerade keine bessere Gesellschaft wünschen also bitte hör auf dir einzureden das du eine Last für mich bist. Das wärst du nie. Ich hab dich gern um mich. Außerdem will ich mich bei dir bedanken das du und die Jungs uns vorhin aus dieser blöden Situation gerettet habt. Ich wüsste nicht was ohne euch passiert wäre" rede ich weiter. Samu schaut mir mittlerweile fest in die Augen und auch ich halte seinem Blick stand. Langsam kommen sich unsere Gesichter immer näher  bis seine Nase die meine berührt und ich seinen Atem auf mir spüren kann. Genießerisch schließen wir beide fast zeitgleich die Augen und genießen die Nähe zueinander. Ich weiß nicht woher ich plötzlich den Mut nehme und warum sich meine Meinung von jetzt auf gleich ändert, doch für diesen Moment halte ich meine nächsten Worte und mein Handeln genau richtig. Vielleicht ist es einfach mal an der Zeit den Kopf auszuschalten und einfach auf das Herz zu hören. Und mein Herz will nichts mehr als ihn. Samu. "Bitte küss mich" sage ich gegen seine Lippen, doch meine Stimme ist nicht mehr als ein flüstern. "Bitte" hauche ich erneut um ihn zu bestätigen. Und dann endlich. Nach über einem Jahr treffen seine Lippen wieder auf die meinen. Der Kuss ist unglaublich sanft und zerbrechlich. Man könnte meinen wir beide hätten Angst der jeweils andere könnte zerbrechen. Das Gefühl von tausenden, wild herum fliegenden Schmetterlingen breitet sich in meinem Bauch aus und es fängt wie wild an zu kribbeln. Wie ich dieses Gefühl vermisst habe. Niemand konnte je solche Gefühle in mir auslösen wie Samu. Nach unserer eigenen kleinen Ewigkeit lösen wir uns wieder voneinander und schauen uns beide wieder in die Augen. Unsicherheit, Hoffnung und Liebe spiegelt sich in Samu's Blick wieder. Ein zartes Lächeln legt sich auf mein Gesicht als er anfängt liebevoll über meine Wange zu streicheln. "Wow" findet er als erstes seine Sprache wieder und ich nicke ihm bestätigend zu. "Das war schön" sage ich schüchtern. "Das war wundervoll. Ich hab dich so vermisst Prinzessin" antwortet er und ich schmiege meinen Kopf an seine Hand. "Ich hab dich auch vermisst."  Es vergehen ein paar weitere Minuten in denen wir die Nähe genießen ehe wir es uns noch mit einem Gläschen Wein auf dem Sofa bequem machen. Eine Weile reden wir noch über belangloses, vielleicht weil keiner so richtig weiß was er sonst sagen soll nachdem was vorhin zwischen uns passiert ist. Doch irgendwann ergreift Samu meine Hände und setzt sich aufrecht vor mir hin "Prinzessin" fängt er an zu erzählen "was ist das jetzt zwischen uns? Willst du so weiter machen wie vorher und so tun als wäre der Kuss nie passiert?" fragt er und redet gleich weiter "Ich würde dir alle Zeit der Welt geben das weißt du aber mir fällt es immer schwerer in deiner Nähe zu sein und dich nicht einfach berühren zu dürfen, dich küssen zu dürfen...Wir beide gehören einfach zueinander. Das musst du doch mittlerweile auch merken!? Bitte stoß mich nicht weg." Ich bin gerührt und gleichzeitig etwas überfordert von seinen Worten, doch er hat Recht. Wir tun uns beiden keinen Gefallen wenn wir uns auf Abstand halten, denn die einzige Medizin die uns heilen kann ist unsere Liebe zueinander. Wir brauchen nur uns beide und sonst niemanden. Doch die Angst das die Einflüsse unserer Umwelt beziehungsweise unserer Mitmenschen uns wieder auseinander reißen könnte bleibt. "Nein. Nein ich werde dich nicht wieder von mir stoßen. Ich brauche dich und ich will dich bei mir haben. Ganz. Ich will das es wieder ein Uns gibt Muru. Ich hab dich so vermisst und bin froh das das Universum uns im hier und jetzt noch eine Chance gibt" sage ich und mir laufen vereinzelt ein paar Tränen über die Wange. So viele Emotionen liegen im Raum.

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