~Teil 110~

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"So Leeeute, fertig werden. Das Taxi ist bestellt und müsste in spätestens 15 Minuten da sein. Also Mädels alle nochmal aufs Klo und dann ab geht's. Partyyyyy" grölt uns Riku über die Musik hinweg zu und erntet freudige Rufe von allen. Wir brechen alle rasch auf, machen uns nochmal etwas frisch und wenig später ist das Taxi auch schon da. Wir sitzen alle auf den Rückbänken des großen Taxis und sind bereit für die Abfahrt als mir plötzlich auffällt das noch jemand fehlt. "Stoooop wo ist Rauli?" frage ich in die Runde und alle schauen sich plötzlich suchend um. "Wo ist der denn?" - "Ja Raul fehlt" - "Raul" redeten alle durcheinander. Gerade schaue ich mit dem Kopf aus dem Taxi da kommt er auch schon angerannt. "Sorry ich war noch auf dem Klo. Ihr hattet es ja vorhin alle belagert" entschuldigt er sich und wir fangen alle an herzhaft zu Lachen. "Wir hätten dich fast vergessen" - "Immer bist du der Letzte Rutuu" - "Ich fass es nicht" reden alle auf Raul ein der sich nur abwinkend zu uns in das Taxi setzt. "Du hast es echt nicht leicht mit der Bande hm?" flüstere ich Raul amüsiert zu nachdem wir losgefahren sind. "Immer auf den Kleinsten" antwortet er frech und ich muss kichern. "Mach dir nichts draus. Jetzt ist Mikko dran" sage ich und deute amüsiert auf Riku und Osmo die gerade Mikko belagern und ihm spaßig vorhalten wie spießig er doch manchmal als Manager ist. Dabei machen sie ihn nach und alle anderen herum finden das total amüsant. Außer Mikko natürlich. Dieser streitet das wild gestikulierend und argumentierend ab und beendet das Gespräch indem er allen den Mittelfinger zeigt. Rauli und ich haben das Szenario beobachtet und stecken lachend die Köpfe zusammen. "Ich bin froh das du wieder da bist" sagt er und hält mir die Faust hin. "Danke" antworte ich und drücke meine Faust gegen seine für ein "check". Diese Truppe ist einfach der Wahnsinn. Immer wieder bin ich über die Freundschaft der Jungs erstaunt. Sie sind seit so vielen Jahren ein eingespieltes und unschlagbares Team. Klar gibt es auch mal Unstimmigkeiten aber die Jungs akzeptieren sich so wie sie sind. Jeden mit seinen Ecken und Kanten. Das merkt man jedem einzelnen an. Sie haben wahnsinnig viel Respekt und Toleranz füreinander. Diese Freundschaft ist echt und ich wünsche jedem Menschen solche Freunde in seinem Leben zu haben. Gott bin ich dankbar die Jungs und ihre Frauen zu haben. Und noch viel dankbarer bin ich, dass sie mich nach allem was war, wieder so herzlich aufgenommen haben. "Was tuschelt ihr denn hier rum" fragt Samu neugierig der seinen Kopf zu uns ausgestreckt hat. "Du darfst zwar alles Essen aber nicht alles wissen Haber" antwortet Raul. "Ehy mal nicht so frech" sagt Samu empört und schaut mich an. Doch ich zucke nur entschuldigend mit den Schultern. Eine knappe viertel Stunde später hält das Taxi vor dem Club. Samu zahlt die Fahrt und wir steigen alle der Reihe nach aus. "Ich hab zu Lilja gesagt das ich froh bin das sie wieder da ist. Halt sie fest Haber" sagt Raul zu Samu im vorbeigehen und klopft ihm auf die Schulter. "Das hab ich nicht vor" antwortet er. Gemütlich trotten wir zum Eingang. Die Securitys winken uns alle der Reihe nach durch. Drinnen geben wir unsere Sachen ab die wir nicht brauchen und machen uns weiter. Die Musik dröhnt uns laut entgegen und die Lichter reflektieren in der Spiegelwand. Ich schleiche mich an Samu's Seite und lege meinen linken Arm um seine Hüfte. Kurz zuckt er etwas zusammen und schaut zu mir herunter. Sein erschrockenes Gesicht verwandelt sich, nachdem er gesehen hat wer da an seiner Seite steht schnell in ein lächelndes um. "Hey du" sagt er, hebt seinen Arm an damit ich besser an ihn ran komme und umschließt mich ebenfalls fest mit seinem rechten Arm um meine Schultern herum. Fragt mich nicht was in diesem Moment mit mir los war, da ich ja die ganze Zeit eher darauf bedacht bin alles in Ruhe mit ihm anzugehen...aber ich brauche einfach seine Nähe. Dieses Gefühl vereinnahmt mich plötzlich so sehr das ich ihn für den Rest des Abends am liebsten nie wieder loslassen würde. Doch ihm scheint es nicht anders zu gehen, denn er macht keine Anstalten sich von mir zu lösen. In einer großen Sitzlounge angekommen nehmen wir alle Platz und bestellen uns ein paar Drinks. Als mich plötzlich eine junge Frau anspricht. "Hey sorry das ich störe...du bist doch Lilja Pääkönen oder?" fragt sie mich aufgeregt. "Hey Ja die bin ich. Wer bist du denn?" frage ich verwundert. "Ich bin Saara. Ich hab dich in der Zeit von Victoria Secret auf allen Internetseiten verfolgt. Das klingt vielleicht komisch ich weiß. Aber du bist ein riesen Vorbild. Du hast so viel an dir gearbeitet und gekämpft...bis du dein Ziel erreicht hast. Ich schau echt zu dir auf und du kannst wirklich stolz auf dich sein" sagt sie und ich bin echt gerührt über ihre lieben Worte. "Oh wow. Danke das ist wirklich lieb von dir" antworte ich etwas überfordert. Klar ist es nicht das erste Mal das ich erkannt wurde aber doch das erste Mal, dass mich hier in Finnland, in meiner Heimat jemand so offensiv anspricht. Ich freue mich wirklich darüber dann auch noch so etwas positives zu hören. "Das ist vielleicht ein seltsamer Ort für sowas ich weiß und ich will euch auch nicht weiter stören, aber wann hat man sonst mal die Chance? Man sieht sich ja nicht jeden Tag" entschuldigt sie sich bei mir aber ich winke direkt ab "Ach Quatsch alles gut. Ich hab mich gefreut dich kennenzulernen, danke nochmal...das war wirklich lieb." - "Kein Problem. Ähhm...Könnten wir dann vielleicht noch ein Foto machen? Danach bin ich sofort weg, versprochen." Ich nicke und winke sie kurz zu uns herum. "Ein Selfie?" frage ich. "Ja" antwortet sie und wir stellen uns in Position. Rasch hält sie die Kamera auf uns und wir lächeln in die Kamera. Zum Schluss bedankt sie sich nochmals bei mir und wir wünschen uns gegenseitig noch viel Spaß. "Wow. Du lässt uns echt alt aussehen. Neben dir interessiert sich keiner mehr für uns" sagt Samu und legt seinen Arm um mich, um mir einen Kuss auf die Haare zu geben. "Das war so lieb. Es hat mir hier Zuhause noch nie jemand angesprochen" sage ich. "Und wie fühlst du dich dabei?" fragt er. "Es ist komisch. Aber auch schön. Trotzdem hoffe ich das, dass nicht zur Gewohnheit wird" antworte ich lachend. "Gott sei Dank sind wir Finnen was das angeht entspannt. Für uns interessiert sich auf der Straße doch auch keiner und macht einen Aufstand, dass weißt du ja" antwortet Samu und ich nicke zustimmend. Ich stehe einfach nie gern so offensiv im Mittelpunkt. Man könnte jetzt sagen: Was die steht nicht gern im Mittelpunkt? Warum ist sie dann Model? Ja. Das ist mein Job und auch irgendwo meine Leidenschaft. Das was ich von klein auf mache. Das worin ich gut bin. Das gibt mir Sicherheit. Außerdem weiß ich wenn ich auf dem Laufsteg stehe das ich nicht die einzige bin die so im Mittelpunkt steht. Das die Leute nicht nur wegen mir kommen. Ich mag zwar immer sehr Selbstbewusst wirken, dass bin ich auch, aber im großen und ganzen bin ich auch einfach gern die, die im Hintergrund ihren Spaß hat. "Ich bin so stolz auf dich was du geschafft hast. Wir alle sind das" sagt Samu und holt mich aus meinen Gedanken. "Danke."
Mittlerweile sind die ersten Getränke auch schon leer. "2te Runde!" grölt Osmo und ordert Nachschub. Wir alle unterhalten uns, lachen, singen und wippen mit der Musik mit. Die Stimmung ist super. "Lasst uns Tanzen Mädels" fordert Liisa uns auf und wir machen uns tänzelnd auf den Weg zur Tanzfläche, wo wir unsere Hüften rhythmisch zur Musik kreisen lassen. Ach wie schön das mal ist, einfach Kopf aus und sich von der Musik treiben lassen. Als ich merke das Reetta etwas von einem Kerl belagert wird ziehe ich sie sofort an der Hand zu mir. "Finger weg. Sie hat kein Interesse okey?" sage ich zu dem Typen und drehe mich weg. "Das sagen sie alle" lallt er laut zur Antwort. Wie kann man so besoffen sein? Ekelhaft. Ich ignoriere ihn und tanze einfach weiter mit den Mädels als mir plötzlich jemand an den Arsch packt. Ich drehe mich schnell erschrocken um und sehe diesen Schmierlappen vor mir. Aus Reflex hole ich aus und klatsche ihm mit der flachen Hand eine. Etwas über mich selbst überrascht stehe ich kurz regungslos da, was der Kerl sofort ausnutzt um grob mein Handgelenk zu packen. "Ihr Weiber wollt mich doch. Ihr tanzt alle samt schon die ganze Zeit vor meiner Nase rum" lallt er mir wieder entgegen und steht diesmal so nah vor meinem Gesicht das ich seinen Atem spüren kann. Angewidert drehe ich meinen Kopf zur Seite und versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Die Mädels sind sofort an meiner Seite und reden wütend auf den Kerl ein. Aufgebracht versuchen sie ihn zurückzuweisen und ziehen an ihm herum, doch ohne Erfolg. Immer wieder macht er uns auf die ekeligste Weise an oder beschimpft uns wenn wir nicht gehorchen. Sowas penetrantes hab ich noch nie erlebt und um ehrlich zu sein bin ich mittlerweile auch ziemlich eingeschüchtert und ängstlich, da er sich von nichts beeindrucken lässt. Die Party Gäste um uns herum bekommen von dem Theater nichts mit oder wollen es einfach nicht bemerken, ich weiß es nicht. "Lass mich endlich los" sage ich wütend zum gefühlt tausendsten Mal und versuche mich los zu reißen. "Du blödes Schwein" keift Suzanna und zieht an seiner Schulter.

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