Kapitel 60

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>>Ist irgendwas?<<, frage ich, als ich gerade dabei bin einen Sattel von einen der vielen Stangen zu hieven, die aus der Wand ragen. Wir stehen mitten in einer der vielen kleinen Sattelkammern, dessen Inhalt sich je nach Art und Nutzungsweise unterscheidet und nerviger Weise hat Daimon seine neue Lieblingsbeschäftigung darin gefunden mich anzustarren.

Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass er seinen Blick jetzt einfach von mir abwenden würde. Doch wisst ihr was? In mir ist stattdessen nur eine weitere naive Hoffnung gestorben, denn er fixiert mich einfach nur weiter mit seinen Augen, während sich ein herausforderndes Lächeln auf seine Lippen schleicht. >>Mache ich dich etwa nervös, Flämmchen? Oder wecke ich in dir irgendwelche Hoffnungen, dass sich der Fehler von ein paar Tagen nochmal wiederholen könnte? Denn dann kann ich dich absolut beruhigen. Ich versuche nur herauszufinden, ob vor mir nicht ein netterer Klon aus einer anderen Dimension steht. Ich muss zugeben, dich so schnell auf einen meiner Vorschläge einlenken zu sehen, ist immer noch ziemlich verblüffend für mich<<

Dieser... , dieser... , denke ich und überlege gleichzeitig welches Schimpfwort für so viel Idiotie und Kühnheit wohl am besten geeignet ist. Kotzbrocken. Arroganter Platzhirsch. Lackaffe. Hart gewordenes Brötchen, an dem man sich die Zähne ausbeißt – Ich weiß gar nicht was am besten passt, aber ich fürchte sowie so, dass sie nur im Bündel ausreichend sind, um Daimon zu beschreiben. Ich meine, wie konnte ich überhaupt hoffen, dass er das Kussthema einfach unerwähnt lässt?

Nicht nur, dass dieser überhebliche Palmenbringer diesen Fehler überhaupt erst begangen hat und schon kurz davor wusste, was für eine dumme Aktion das ist, jetzt wagt er es auch noch anzudeuten, dass ich diesen Gehirnaussetzer genossen hätte. Schon mit leichten Avancen zum Gemütsstatus wütend und aggressiv, genug mir mal wieder zu wünschen, ihm einfach ins Gesicht zu schlagen wende ich mich voll und ganz Mister Unausstehlich zu.

>>Keine Sorge, ich bin nach diesem Fehler weder zu einem daimonverliebten Groupie noch zu einem netten Klon von Planeten Bongo Bongo mutiert. Tatsächlich, hatte ich mich einfach der naiven Vorstellung hingegeben, dass meine Nerven bei einem kurzen Trip in die Sattelkammer keine schwerwiegenden Schäden durch dich erhalten würden, doch da habe ich wohl falsch gedacht. Ich hätte beim Suchen nach diesen Sätteln doch besser draufgehen und dich als Poltergeist heimsuchen sollen. Da es aber leider schon zu spät ist meine Nerven zu retten, werde ich jetzt einfach den Sattel nehmen und verschwinden<<

Mit einem letzten ironischen Lächeln meinerseits hieve ich den Sattel ein für alle Mal von der Stange, um mich kurz danach zum Gehen zu wenden. >>Naw, soll das etwa heißen, dass -<<, beginnt Daimon, doch er verstummt sofort, als ein seltsames Geräusch seine Antwort unterbricht und es dauert eine fatale Sekunde bis ich den Ton, als das Klimpern eines Schlüsselbundes entziffern kann, der sich in einem Schlüsselloch dreht. Instinktiv lasse ich den Sattel zurück auf die Stange fallen und stürze auf die altmodisch gestaltete Holztür zu, doch als ich die Klinke herunterdrücke ist es bereits zu spät. Sie ist abgeschlossen. >>Viel Spaß ihr zwei Turteltäubchen<<, vernehme ich eine geflüsterte Stimme, die ich sofort als Macens identifiziere.

Ich finde ja persönlich, dass es Zeit wird Julianas Mission weiterzuführen, schallen Macens vergangene Worte durch meinen Kopf und ich hätte am liebsten losgeschrien. Das ist doch wohl nicht sein Ernst? >>Verdammt Macen<<, zische ich so leise, dass es Daimon unmöglich hören kann. Schließlich ist es für ihn wahrscheinlich ein wenig fragwürdig, warum sein Bruder uns beide in dieser Kammer einschließen sollte, wenn dieser zuvor sein allererstes Daten an mich verschenkt hat und in Daimons Sicht romantische Gefühle für mich hegt. So fällt es wohl auch weg in den drei Stationen Zug der Überredungskunst einzusteigen. In denen ich erst versuche an Macens nicht vorhandenen Vernunft zu appellieren, dann meine Taktik ändere und ihn mit ein paar hübschen Drohungen dazu zu bringen versuche, den Schlüssel wieder ins Schloss zu stecken und umzudrehen. Und dann schlussendlich beim Verzweifelt-Flehen-Hauptbahnhof ausgestiegen wäre.

The chosen princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt