Kapitel 49

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>>Ich weiß nicht wovon du redest<<, bricht Macen als erstes das Schweigen, während er mir einen leicht panischen Blick zu wirft, der klar macht, dass er ganz genau weiß, worauf es bei diesem Treffen hinauslaufen soll. Währenddessen schaut mich Cameron mit einem Ausdruck in den Augen an, den man nur als unergründlich beschreiben kann. >>Willst du vielleicht etwas Produktiveres zu diesem Gespräch beitragen, Cameron?<<, frage ich ihn, da er auch Sekunden später noch keine Reaktion auf meine Worte zeigt. Jedenfalls nicht im sprachlichen Gebrauch, denn mit der Schuhspitze imaginäre Löcher in den Boden zu bohren, kann man natürlich auch als eine Art Antwort werten.

>>Nein, danke, Fait. Ich komme ganz gut still zurecht. Außerdem muss ich mich Macen anschließen, ich habe keine Ahnung, was du jetzt von uns erwartest<< Am liebsten hätte ich bösartig geknurrt. Ich möchte, dass ihr euch lauthals eure Liebe gesteht und euch dann romantisch um den Hals fällt, denke ich. Dieses ganze Er-liebt-mich-nicht-also-ich-sollte-ihn-gehen-lassen-Gerede ist nämlich schmerzhaft mit anzusehen, besonders wenn die beiden dann jede gemeinsame Minute damit verbringen, sich verstohlene Blicke zuzuwerfen. Doch mein gesamter Plan, der bisher glatt über die Bühne ging, scheint an dem letzten Punkt zu scheitern. Und zwar wegen diesen beiden Sturköpfen, die ich in diesem Moment nur zu gern als Feiglinge gebranntmarkt hätte.

Leider muss ich mir aber eingestehen, dass ich mich dann gleich mit unter den heißen Tiegel legen könnte, immerhin bestimmt die Angst um Liebe nicht nur das Leben der beiden, sondern auch meines. Nur, dass sich meine Sorge nicht nur auf eine romantische, scheinbar unerwiderte Liebe bezieht. Nein, meine Komplexe gehen in diesem Gebiet weitaus tiefer. Aber was will man schon erwarten, wenn man freakige Zauberkräfte mit fehlender Aufmerksamkeit der biologischen Eltern paart?

Doch jetzt ist sicherlich nicht die Zeit, all meine tiefsten Wunden nochmal ausführlich an die Oberfläche zu befördern und ein ekelhaftes Bad im Selbstmitleid zu nehmen. Denn ich bin nach wie vor die, die für diese hoffnungslosen, liebeskranken Prinzen noch ein Happy End herausschlagen kann. Und scheinbar haben sie nicht vor, mir dabei wenigstens ein bisschen unter die Arme zu greifen.

>>Ich denke, ihr habt beide eine ziemlich genaue Ahnung davon, weshalb ich euch nicht aus diesem Zimmer gehen lasse, bevor das zu Besprechende einen dicken, fetten Haken auf meiner To-Do-Liste hat. Aber nochmal für denjenigen, der sich nicht sicher sein sollte: Denk bitte mal scharf nach und frage dich, was ich mit dir heute alles so besprochen habe und ich bin mir sicher die Erleuchtung wird dich in Sekundenschnelle treffen<< Ich blicke einmal von einem zum anderen. Immerzu in der Hoffnung, dass nach der Klärung des Themas irgendjemand etwas dazu beitragen will, dass wir hier vor dem nächsten Winterfest herauskommen und von nun an, von einer schrägen Art des Zimmerservice leben müssen.

Ich werde enttäuscht, denn außer dass Macen jetzt dazu übergegangen ist die Innenseite seiner Wange nervös anzuknabbern, komme ich keinen Schritt weiter. Es sei denn man wertet einen weiteren verstohlenen Blick – dieses Mal von Camerons Seite aus – als eine Art des Fortschrittes, weil man zu verzweifelt ist, um sich einen weiteren Misserfolg einzugestehen. Zum Glück bin ich noch lange nicht an diesem Punkt angekommen. Ich bin weit zäher, als es meine schlanke, große Gestalt vermuten lässt und ich habe noch ein paar Formulierungen in meiner Trickkiste, die hoffentlich die Zungen der Prinzen lockert.

Und ehe ich mich versehe, habe ich mich dazu entschieden nicht weiter, um die beiden Liebenden herumzuschleichen, wie es für die beiden ganz eindeutig üblich ist. Nein, ich beschließe gleich mit meinem größten Trumpf herauszuplatzen und es eventuell zu vermasseln. Aber hey, hätten sie gewollt, dass ihr persönlicher Amor sie mit Samthandschuhen anfasst, hätten sie mich nicht unfreiwillig so in ihr Beziehungsdrama einwickeln sollen, dass mir keine andere Wahl bleibt, als Herzchen besetzte Pfeile in die Hand zu nehmen und für diese Liebe zu kämpfen.

The chosen princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt