The chosen princess

Kapitel 26

In diesem Moment passieren genau zwei Dinge. Zum einen schlage ich, in der Hoffnung mich mit meinen Eiskräften noch rechtzeitig retten zu können ,die Augen auf und zum anderen beobachte ich, wie Daimon dem Pistolenbesitzer von hinten eine Vase über den Schädel zieht. Die Frage, wo der Prinz plötzlich das Dekostück aufgegabelt hat schiebe ich genauso beiseite, wie meine Verwunderung darüber, wie er es geschafft hat sich unbemerkt hinter den Angreifer zu stellen. Nur die Erleichterung, die alle meine Poren zu durchströmen scheint, ist zu mächtig, um sie einfach wegzuschließen. Daimon hat es tatsächlich geschafft. Er hat mich gerettet, denke ich und kann es gar nicht richtig fassen. Nie hätte ich gedacht, dass er so etwas für mich tun würde...

Schnell bringe ich mich wieder auf Linie. Das Einzige, was jetzt zählt ist, dass wir beide noch leben und so schnell wie möglich von hier verschwinden, erinnere ich mich. Grübeleien und Dankeshymnen kann ich später noch zu genüge abhalten, doch jetzt muss ich mich weiterhin wie eine Soldatin verhalten und die Umgebung im Auge behalten, ansonsten bin ich schneller tot, als dass sich meine Erleichterung zurück in Schock verwandeln kann.

>>Komm wir müssen weiter<<, sporne ich ihn an, da ich keine große Lust verspüre dem Tod heute noch einmal so nah gegenüber zutreten. Einmal am Tag reicht mir da völlig – selbst als angehende Soldatin. Als Daimon nicht sofort einen Fuß vor den anderen setzt, greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn einfach mit mir. Wir dürfen keine Zeit verlieren oder darauf warten, dass uns noch mehr Koslower ins Visier nehmen.

>>Hey, kriege ich kein Dankeschön dafür, dass ich dir das Leben gerettet habe?<< Am liebsten würde ich bei diesem Satz die Augen verdrehen, doch ich möchte es nicht riskieren, in der Zwischenzeit von einem Messer aufgespießt zu werden. Wie kann man nur gleichzeitig ein Schlachtfeld aus Tod und Zerstörung durchqueren und unausstehlich sein?, frage ich mich und das Bedürfnis mit den Augen zu rollen nagt immer noch an mir. Also will ich Daimon gerade entgegenwerfen, dass er sich bei mir auch nicht für die Rettung ,vor einer aufgeschlitzten Kehle bedankt hat, doch die Worte eines anderen Soldaten schneiden mir das Wort ab, bevor ich überhaupt den Mund öffnen kann.

>>Ist das nicht...<<, beginnt ein Mann in schwarzer Uniform der gerade ein blutiges Messer an seiner Hose reinigt und uns mit einem raubtierhaften Blick mustert, bei dem sich bei mir sämtliche Härchen aufstellen. Mein Bauchgefühl ahnt bereits Schlimmes und sofort beschleunige ich meine Schritte, ungeachtet dessen, dass wir jemandem ins Auge fallen könnten. Denn ich glaube das ist längst geschehen...

>>Code sieben. Ich wiederhole Code sieben. Ich habe eine Person der Königsfamilie gesichtet<<, teilt der feindliche Soldat seinen Kumpanen über den Alarm und den Kampflärm mit. Verdammt, fluche ich in Gedanken, obwohl ich dieses Ereignis eigentlich schon vorausgesehen habe. Sofort verfestigt sich mein Griff um Daimons Hand und ich schaue in sein markantes Gesicht, in das sich nun blanke Angst schleicht. >>Lauf<<, raune ich ihm zu und bin mir sicher, dass in diesem Augenblick die gleiche Emotion meine Gesichtszüge entstellt.

Zusammen verfallen wir in einen Sprint. Ich bin ein klein wenig schneller als der Prinz, doch ich löse mich trotzdem nicht von ihm. Es liegt in meiner Verantwortung in zu beschützen und ich werde in diesem Bereich nicht scheitern. Hinter uns brüllen einige Soldaten ihre Mitkämpfenden an, das Mädchen und den Prinzen zu stoppen, dennoch stellt sich uns keiner der anderen Schwarzgekleideten in den Weg. Anscheinend sind zu viele damit beschäftigt, ihren Gegner zu Boden zu reißen oder selbst einem tödlichen Stich auszuweichen, vermute ich, um die Panik in meinem Inneren zurückzudrängen. Einfach nur einen klaren Kopf bewahren, logische Schlussfolgerungen ziehen und Gefühle ausblenden, sage ich mir, während ich versuche trotz der körperlichen Anstrengung ruhig zu atmen. Das Letzte, was in dieser misslichen Lage noch fehlt ist Seitenstechen.