Kapitel 7

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Mit einem Kopfschütteln bringe ich mich wieder zurück in die Gegenwart. Hier ist kein Platz für sentimentale Gedanken, rüge ich mich und richte meine Aufmerksamkeit wieder auf Mister Arrogant, der mich mit seinen haselnussbraunen Augen gründlich mustert. An seinem angespannten Kiefer kann ich erkennen, dass es ihn wurmt bei mir noch keinen Durchblick erlangt zu haben.

Doch bevor ich ihm irgendeinen blöden Spruch an den Kopf werfen kann, fordert uns die Frau in Grau auf wieder den Platz zu wechseln, um den letzten Prinzen kennenzulernen. >>Man sieht sich Fait Montgomery<<, flüstert er mir zu, wobei er meinen Namen wie ein Todesurteil im Raum hängen lässt, doch davon lasse ich mich nicht beirren. >>Das will ich nicht hoffen<<, kontere ich bevor ich mich von meinem Stuhl erhebe, um mich für das Treffen mit dem nächsten Prinzen vorzubereiten.

Wenig begeistert nehme ich vor demjenigen Platz, der mich in diesen ganzen Trubel überhaupt reingeritten hat: Prinz Macen. >>So sieht man sich wieder<<, meint dieser scheinheilig und lächelt mir charmant zu. >>Als hättest du für dieses Wiedersehen nicht eigenständig gesorgt<<, zische ich und lege meine gekreuzten Arme nahe der Tischkante ab. Kann sein dass das, was ich hier gerade abziehe nicht unbedingt fair ist, aber das ist das Schicksal auch nicht, sonst würde ich nicht hier sitzen.

>>Da freut sich aber jemand mich wiederzusehen<<, erkennt er lächelnd. >>Aber bei unserem Wiedersehen habe ich keine Finger im Spiel gehabt. Dafür hat das Schicksal allein gesorgt<< Genervt verdrehe ich die Augen. Der Typ kann echt nicht lügen und dabei ist er mit Politik aufgewachsen, da sollte man doch meinen, dass man seine kleine Lüge nicht zehn Meter gegen den Wind riecht. >>Spar dir das. Du warst der Einzige der drei Prinzen, der meinen Namen kannte. Also auch der Einzige, der mich erwählen konnte<<, mache ich ihm in harten Tonfall klar. Auch wenn er gestern Nacht nicht wissen konnte, dass ich diesen Zirkus hier hasse, kann ich nicht anders als wütend auf ihn zu sein. Seinetwegen bin ich hier. Seinetwegen steht mein ganzes Leben Kopf und seinetwegen trainiere ich gerade nicht mit Dan, sondern lerne der Reihe nach Prinzen kennen. Außerdem ist ein schwarz-gekleidetes Mädchen mit weißer Haarsträhne und einem Tattoo, dass ihn nicht als Prinzen erkennt, nicht ein großes Aushängeschild für "Bitte nicht erwählen" oder hätte ich mir noch Gothic-Make-up besorgen sollen?

Macen, der anscheinend zwar keinerlei Fähigkeiten als Lügner besitzt dafür aber emphatisch veranlagt ist, merkt anscheinend, dass ich nicht einfach nur ein kratzbürstiges Mädchen bin, sondern mich hier wirklich unwohl fühle, denn er legt versöhnlich seine Hand auf meine. >>Okay, ich habe dich wirklich erwählt und es tut mir wirklich leid. Ich konnte doch nicht ahnen, dass ich dir damit keinen Gefallen tue. Aber ich bereue es nicht. Unter all den Mädchen, die gestern aus dem ganzen Königreich kamen, hast du dich mit deiner Art von der Menge abgehoben. Ich musste dich einfach erwählen. Ich meine, wer kann der charmanten Art, mit der du versuchst einen zum Gehen zu bewegen wiederstehen. Mal ganz abgesehen von deinem mysteriösem Abgang<<, entschuldigt er sich und wirft mir am Ende ein verschmitztes Lächeln zu. Wenn man seine kleine Rede überhaupt als Entschuldigung werten kann. Trotzdem ist die Wut abgeflaut, so sehr ich mich auch bemühe daran festzuhalten. Macen hat einfach etwas an sich, dass man ihm genauso wenig böse sein kann, wie einem Hundewelpen. Und zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich eine Schwäche für Hundewelpen habe.

>>Dir sei verziehen<<, stoße ich wiederstrebend durch zusammengebissene Zähne aus, den getretenen Hundewelpenblick, den er mir zu wirft, ist nämlich echt nicht auszuhalten. Und was macht es schon, wenn ich ihm verzeihe? Er ist nun wirklich kein schlechter Kerl, ein bisschen zu charmant unterwegs vielleicht, aber meine Wut hat er wahrscheinlich nicht verdient. >>Sind wir jetzt etwa Best-Friends-forever oder sind wir darüber schon hinaus? Wie wäre es mit Freundschaft plus?<<, fragt er und wackelt dabei der Maßen albern mit den Augenbrauen, dass ich tatsächlich lächeln muss. >>Also erstens: Würg und zweitens musst du dich dafür noch ein bisschen mehr anstrengen bis du dich überhaupt als einen Freund zählen kannst<<, erkläre ich ernst, kann mir das Grinsen aber trotzdem nicht verkneifen. Was macht Macen nur mit mir? Er ist eine wandelnde Schleimschnecke mit Hang zum Flirten, aber trotzdem fühle ich mich genauso wohl bei ihm, wie bei Miri und Dean. Ich weiß nicht warum, aber mir fiel es noch nie schwer zu anderen sowas wie eine Freundschaft aufzubauen.

The chosen princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt