Kapitel 58

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Oh man, denke ich und verdrehe gleichzeitig die Augen. Ich bin mitten beim Ponyreiten im Streichelzoo gelandet. Immerhin darf ich meinen Hintern endlich aus dem Bett bewegen und wurde für fähig befunden mich mit den anderen ,,sportlich" zu betätigen. Zur Erklärung: Es ist beinahe eine Woche vergangen, indem mich der Schlossarzt sowie meine Freunde ruhig gestellt haben. Das bedeutet, keine Messerwurfübungen, keine langen Spaziergänge und schon gar keine Kämpfe. Also, eigentlich durfte ich nichts machen, was in irgendeiner Art Spaß macht, stattdessen wurde mir eine Bettruhe aufgehalst, die dazu geführt hat, dass ich meine Matratze jetzt verabscheue.

Und jetzt, da ich wieder für vollständig gesund erklärt wurde, - eine Tatsache, die schon zwei Tage nach dem K... dem Gehirnaussetzer der Fall war - muss ich natürlich wieder zu Ms. Swans wunderbaren Unterricht erscheinen. Dieser hat sich während meiner Abwesenheit immens verändert, auch wenn der Inhalt beinahe noch genauso weit weg von nützlich ist wie zuvor.

Durch den Brand, der mindestens ein Sechstel des Gebäudes zerstört hat, wurde nämlich auch unser Lehrraum stark beschädigt, weshalb eine spätere Aufgabe kurzerhand vorgezogen wurde, so dass wir uns nun hier draußen darauf vorbereiten können. Wie ihr seht, hat man sich schon wieder gegen einen Abbruch des Castings entschieden, was man nun gut oder schlecht finden kann. Alle anderen Erwählten hätten bei einer anderen Entscheidung wahrscheinlich mit dem Anwalt gedroht, aber ich fände es durchaus vernünftig fünfzehn Menschen weniger in Gefahr zu bringen. Aber wer will schon die Meinung der Außenseiterin hören, die bis gestern noch größtenteils das Bett hüten musste?

Jedenfalls sind durch den Brand sowie den Angriff mehrere Leute ums Leben gekommen, was dafür sorgt, dass die Wachmänner nun stärker unterbesetzt sind denn je. Zum Glück geht es allen meinen Freunden gut. Nur Dean hat eine kleine Stichwunde am Bauch davongetragen, die durch ihren eher oberflächlichen Schnitt nicht in die Nähe irgendwelcher Organe gekommen ist. Doch so oder so, die Koslower werden immer stärker und skrupelloser, während unserem Königreich die Kämpfer ausgehen.

Auch mit dem Finden des Maulwurfs sind Dean und ich nicht großartig weiter gekommen – und das obwohl ich so viel Zeit zum Überlegen hatte. Leider konnte Dean im Kontrollraum nämlich nichts Brauchbares finden, da er von zu viel verschiedenen Leuten benutzt wird und mein Wachmann nun mal ein Soldat und kein Spurensicherer ist. So stehen wir also wieder am Anfang. Es sei denn man zählt eine eingrenzende Liste von Personen dazu, die in den letzten drei Monaten Schichten im Kontrollraum belegt haben.

Ob nun wirklich jemand die Sprinkleranlage ausgeschalten hat, der eine berufliche Einweisung darin erhielt oder der einfach nur ein gutes technisches Verständnis hat, ist schwer zu sagen. Klar ist jedoch, dass das nicht die einzigen beiden Möglichkeiten sind und wir deshalb bis auf ein paar engere Vermutungen trotzdem nichts haben.

Immerhin läuft es bei Macen besser. Dieser schwebt nämlich immer noch mit Cameron auf Wolke sieben und ich bezweifle, dass das je aufhören wird. Die beiden haben einfach zu lange gewartet, um sich jetzt gehen zu lassen und jedes Mal, wenn einer über den anderen redet, erwärmt es einem das Herz. Leider sieht es bei Cassie nicht so gut aus, da sie sich immer noch in einem großen Zwiespalt befindet. Die Marc-oder-Adrien-Sache scheint sich noch über einen längeren Zeitraum zu ziehen und ich bin mir nicht sicher, ob es daraus so leicht ein entringen gibt.

Also eine ähnliche Situation, in der ich mich bald befinden werde, da meine Lehrerin sicher von mir erwartet, mich den angeekelt, dreinschauenden Erwählten, auf den Rücken der Pferde anzuschließen. Nicht dass ich etwas gegen den Gedanken einwenden zu habe reiten zu lernen. Eigentlich ist sogar das Gegenteil der Fall, da ich zum einen gerne etwas Neues ausprobiere und zum anderen schon immer mal wissen wollte, wie es sich anfühlt, wenn sich die trainierten Muskeln unter dir bewegen und das Geräusch von schallenden Hufen deine Ohren erfüllen, während dir der Wind ins Gesicht bläst.

The chosen princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt