Kapitel 57

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Für einen Moment bin ich sprachlos. Irgendetwas stimmt nicht mit dir, Flämmchen, schalt es erneut durch meinen Kopf und ich hätte am liebsten ironisch geschnaubt. Natürlich, stimmt etwas nicht mit mir! Immerhin kann ich innerhalb von wenigen Sekunden aus meinem Eis eine Waffe erschaffen und ich habe erst gestern ein Teil eines Brandes in mich aufgenommen, aber das hat dich verdammt nochmal nicht zu interessieren!, denke ich. Zum Glück ist mein Verstand ausnahmsweise mal schneller als meine Zunge und so bleiben meine Gedanken in dem privaten Raum meines Kopfes.

Denn es ist wahrscheinlich keine gute Idee Daimon meine Kräfte auch noch auf die Nase zu binden. Immerhin, scheint er sowie so schon etwas zu ahnen, auch wenn ich nicht weiß wie tief diese Vermutungen reichen. Ob er beim ersten Angriff doch etwas Ungewöhnliches bei meiner kleinen Abfackelaktion bemerkt hat? Oder will er mich mit seiner Ich-weiß-du-hast-ein-Geheimnis-Masche einfach nur in den Wahnsinn treiben – ohne jeglichen Verdacht zu hegen? So oder so, sollte ich es wohl vermeiden ihn energisch anzufahren, obwohl mein Innerstes mal wieder anderer Meinung ist und demonstrativ ein immer größer werdendes Verlangen danach entwickelt.

Doch ich habe nicht vor dem nachzugeben, immerhin ist nichts auffälliger als übertrieben gereizt auf eine Aussage zu reagieren. Und das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist durch eine schlechtgewählte Erwiderung seinen Verdacht noch zu befeuern.

>>Ich war natürlich draußen um einen Geist zu beschwören, du Dummerchen. Ich wollte meinen benebelten Verstand unbedingt nutzen, um Kontakt mit dem Teufel aufzunehmen und dieser hat mir seinen Hauptoffizier Mister Hurzel-Purzel geschickt. Und weißt du was? Die haben da unten im Höllenfeuer tatsächlich noch einen Platz für dich frei. Ist das nicht toll? Ach und apropos, freudige Neuigkeiten: Als ich das Pentagramm aus Blut dann mit einer Prise Feenstaub zerstörte, habe ich auch noch deine Baumfreunde getroffen und eine Übernachtungsparty mit ihnen gefeiert. Und weil sie gemerkt haben, dass du ein arroganter Stinkstiefel bist, haben sie mich dann mit diesem Blatt zu ihrer liebsten Menschenfreundin gekrönt<<

Die Ironie in meiner Stimme ist unübertroffen, aber mal im Ernst: Was hat Daimon denn jetzt von mir erwartet? Dass ich ihm mein Herz ausschütte und ihm brühwarm mein Geheimnis darlege? Ausgerechnet ihm?! Jedenfalls bin ich mit meiner Reaktion durchaus zufrieden. Sarkasmus ist für mich nichts Ungewöhnliches und so lässt er das Thema hoffentlich fallen, weil er keine interessante Geschichte mehr dahinter vermutet.

>>Guter Versuch, Fait. Aber ich lasse mich nicht mehr so leicht abschütteln<<, erwidert der Prinz und lächelt provozierend auf mich herab, >>Wenn du willst können wir aber gerne das Thema wechseln. Ich habe noch viele weitere Fragen<< Dieser Kotzbrocken, denke ich und hätte ihn am liebsten einfach stehen gelassen. Eine Tatsache, die aber aus gleich mehreren Gründen nicht funktionieren wird, denn er beugt sich immer noch über mich. Und selbst wenn ich ihn für einen dramatischen Abgang nicht wegschubsen müsste, wäre da immer noch der Fakt, dass mein Körper immer noch ein Haufen Wackelpudding ohne jegliche Stärke ist.

>>Gut, dann reden wir doch darüber, dass du mir gerade gegen meinen Willen auf die Pelle rückst. Du hast dein sogenanntes Beweisstück doch schon in der Hand. Wozu musst du mir dann noch ins Gesicht atmen?<< Herausfordernd sehe ich ihn an, während ich zufrieden dabei zusehe, wie Daimon kurz ertappt zusammenzuckt. Oder jedenfalls dachte ich das, doch da er nur Millisekunden später provozierend langsam noch näher kommt, muss ich das wohl auf mein Wunschdenken schieben.

Mir wird urplötzlich heiß und da ich das Feuer des Brandes eigentlich restlos losgeworden bin, muss es wohl eine andere Ursache dafür geben. Und ja, ich kann die faimonshippenden Stimmen, die ich mir so gerne einbilde, schon amüsiert aufquieken und halb durchdrehen hören. Vielleicht liegt es ja an Daimon?, sagen sie mit einer Stimme, die sofort klar macht, dass in ihrem Gesicht gerade ein Augenbrauenwackeln am Werk ist.

The chosen princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt