In ein neues Zuhause

613 28 0
                                    

Die nächsten Wochen vergingen für Tom und seine kleine Familie wie im Fluge.
Sams Genesung ging schneller voran als die Ärzte erwartet hätten und schon nach wenigen Tagen wurde sie in eine Reha Klinik in der Nähe verlegt.
Jeden Tag besuchten Tom, Amelie und Leila sie.

Auch wenn ihr Arm noch lange brauchen würde bis er wieder vollkommen geheilt wäre, ging es ihr schon nach vier Wochen wieder so gut, dass sie auch aus der Reha entlassen wurde.
Tom war ganz aufgeregt, als er Sam an einem Montag nach Hause holen durfte.
Er hatte sich extra Urlaub genommen und fuhr früh morgens zur Rehaklinik.
Sam musste noch zu einer Untersuchung, derweil erledigte Tom den Papierkram.
Kurz zögerte er, als er in der Spalte für den Erziehungsberechtigen unterschreiben sollte. Dann unterschrieb er und reichte der Ärztin die Papiere zurück.

„Hier habe ich noch die Dokumente für ihren Hausarzt.
Ihr Tochter braucht noch ein intensives Physiotraining, damit sie ihren Arm bald wieder richtig benutzten kann.
Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden mit ihrer Genesung."

Tom hörte aufmerksam zu und nickte.

„Ok ich werde gleich morgen mit ihr zu unserem Hausarzt gehen."

Die Ärztin nickte und verabschiedete sich dann von ihm.
Tom ging zurück zu Sams Zimmer und half dem Mädchen beim Packen ihrer Sachen.

„Na freust du dich schon auf dein neues Zuhause?"

Zögernd sah Sam ihn an.

„Denk schon."

Murmelte sie leise. Tom ließ den Pullover sinken, denn er gerade faltete und ging zu Sam die im Nachtisch ihre Sachen zusammensammelte.
Tom setzte sich auf das Bett und klopfte mit der flachen Hand neben sich auf das Bett.
Sam setzte sich neben ihn und sah auf den Boden.

„Was ist los Sam? Magst du nicht zu uns nach Hause kommen?"

Sam schüttelte den Kopf und sah weiterhin auf ihre Schuhe.
Tom wartete auf eine Antwort und rührte sich nicht.
Nach einigen Minuten des Schweigens, konnte Tom das Mädchen schluchzen hören. Vorsichtig beugte er sich zu ihr herüber und schob ihr Kinn mit seinem Hand nach oben, sodass sie ihn ansehen musste.
Tränen liefen ihr über das Gesicht.

„Mäuschen, was ist los?"

Fragte er leise und kramte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, dass er ihr reichte. Geräuschvoll schnäuzte Sam sich die Nase.

„Ich habe Angst."

Flüsterte sie.

„Was wenn der Mann mich findet. Wenn er mir wieder weh tut. Oder sogar Leila etwas tut?"

Ihr Stimme wurde immer panischer und lauter. Wieder rannen Tränen über ihr Gesicht und sie zitterte leicht.

„Hey hey hey. Ganz ruhig Maus."

Meinte Tom und nahm das Mädchen vorsichtig in den Arm.
Langsam beruhigte Sam sich.

„Guck mal. Du weißt doch ich bin Polizist, ich und meine Kollegen wir werden dich beschützen und Leila auch.
Das verspreche ich dir."

Meinte Tom und streichelte Sam weiterhin beruhigend über den Rücken.
Sam sah ihn zweifelnd an.

"Sicher?"

Tom nickte. Er reichte ihr ein zweites Taschentuch, mit dem sie sich das Gesicht trocknete.

"Wollen wir?"

Fragte Tom nach einigen Minuten. Sam nickte und stand vom Bett auf.
Tom packte die restlichen Kleidungsstücke ein und trug dann die beiden Reisetaschen zum Auto.
Sam stieg auf dem Beifahrersitz ein, denn Tom mit einer Sitzerhöhung versehen hatte.
Er half ihr beim Anschnallen, da sie dies mit ihrem verletzten Arm noch nicht selber konnte.

"Leila freut sich schon auf dich. Sie war so aufgeregt, dass sie die ganze Nacht nicht schlafen konnte."

Erzählte Tom und fuhr los. Sam musste lächeln, man merkte das auch sie sich sehr auf ihre Schwester freute.
Die Fahrt zurück nach Köln dauerte eine Stunde, die meiste Zeit schwiegen sie.

"Wir müssen dich noch auf einer Schule anmelden. Auf welcher Schule warst du bisher?"

Fragte Tom.

„Ich war noch auf der Grundschule hier in Köln. Dann bin ich auf die Hauptschule in unserer Nachbarschaft gegangen.
Aber nachdem Mama mich rausgeworfen, hat bin ich nicht mehr hingegangen."

Tom nickte.

"Wir schauen mal. Bei uns in der Nähe ist eine große Gemeinschaftsschule, da melden wir dich erstmal an."

Als Tom den Wagen auf die Auffahrt fuhr und anhielt, wurde schon die Haustür geöffnet und ein kleiner Wirbelwind sprang ihnen entgegen. Sam schnallte sich ab und stieg aus.
Sofort wurde sie von ihrer kleinen Schwester umarmt.

"Da bist du ja endlich. Komm ich muss dir dein Zimmer zeigen.
Amelie und ich haben alles eingerichtet.
Und ich durfte die Wandfarben aussuchen und mit Onkel Paul und Onkel Arne streichen. Danach waren alle voller Farbe."

Leila redete wie ein Wasserfall und zog Sam mit sich ins Haus.
Tom sah den beiden grinsend hinterher.
An der Haustür wartete Amelie und begrüßte Sam mit einer Umarmung.
Tom nahm die Taschen aus dem Auto und folgte den Kindern ins Haus.
Er gab Amelie einen Kuss zur Begrüßung und ging dann ins Obergeschoss, um Sam ihre Taschen ins Zimmer zu stellen.
Leila war bereits dabei ihrer großen Schwester eine ausführliche Hausbesichtigung zu geben. Tom ging zurück zu Amelie die in der Küche war.
Ein verführerischer Duft nach Kuchen erwartete ihn.

"Mmh das riecht wirklich gut."

Meinte Tom und umarmte seine Frau die gerade an der Kaffeemaschine werkelte von hinten.

"Bist du das?"

Flüsterte er ihr ins Ohr und knabberte an ihrem Ohrläppchen.

"Hey lass das. Die beiden kommen bestimmt gleich wieder runter."

Flüsterte Amelie und wand sich aus seiner Umarmung.

"Ich bin dir doch nicht etwa peinlich?"

Fragte Tom grinsend. Amelie lachte und startete die Kaffeemaschine.

"Ne ich denke ich habe es schon ganz gut getroffen mit dir."

Meinte sie und gab ihm einen Kuss. Dann ging sie in den Flur und rief nach den Mädchen. Tom half ihr den Tisch fertig zu decken und holte den Kuchen aus dem Ofen.
Derweil machte Amelie für die beiden Mädchen einen Kakao.
Die tauchten kurz nachdem alles fertig war in der Küche auf.

"Hände gewaschen?"

Fragte Amelie mit prüfenden Blick. Die beiden nickte und Amelie lächelte.

"Wer von euch hat Lust auf einen Kakao und ein Stück Kirschkuchen?"

Leila quiekte begeistert und setze sich auf ihren Platz. Sam setzte sich neben sie und Tom ans Kopfende des Tisches.
Amelie schnitt den Kuchen an und Tom reichte ihr die Teller.

Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge.
Sam hatte sich sehr schnell bei ihnen eingelebt. Amelie hatte sich zwei Monate frei genommen, um sich um die beiden Mädchen zu kümmern.

Während Sam bei ihnen zuhause immer entspannter wurde, hatte sie außerhalb des Hauses nach wie vor Angst.
Die Suche nach Jakowaski hatte noch immer kein Ergebnis gebracht und so konnte Tom nicht viel tun um dem Mädchen ihre Angst zu nehmen.
Dieses Gefühl der Hilfslosigkeit hasste Tom und es frustrierte ihn umso länger die Suche dauerte.

ScherbenmeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt