Am nächsten Morgen weckte sie der Radiowecker und Tom musste sich erstmal aus dem Deckenberg kämpfen, den Leila auf ihn geworfen hatte. Die Kleine lag ausgestreckt in der Mitte des Bettes und ließ sich auch von der Musik des Weckers nicht stören. Tom wuschelte ihr liebevoll durch die Haare.
"Aufstehen kleine Miezekatze. Du musst zur Schule."
Die Art wie Leila das ganze Bett in Besitz nahm, erinnerte Tom an die Katze mit der er aufgewachsen war. Das eigentlich sehr kleine Tier hatte ebenfalls die Angewohnheit gehabt das gesamte Bett in Beschlag zu nehmen, während Tom nur noch ein kleines Stück zum Schlafen blieb.
Leila brummte und streckte sich als sie erwachte."Ich mach uns Frühstück und du machst dich für die Schule fertig."
Bestimmte Tom und stand auf. Leila sah ihn mit kleinen Augen an und nickte müde.
Während er den Frühstückstisch deckte pfiff er ein Lied im Radio mit. Heute sollte Amelie aus dem Krankenhaus entlassen werden und er freute sich darauf seine Frau wieder bei sich zuhause zu haben.
Nachdem sie zusammen gefrühstückt hatten und er Leilas Haare geflochten hatte, brachte er sie zu ihrer Freundin Maliner mit der sie morgens zusammen zur Schule ging. Leila umarmte ihn zum Abschied und Tom fuhr mit einem Lächeln auf den Lippen zur Arbeit.
Als er sich auf der Wache umzog entdeckte er den Brief vom Familiengericht, den er am Abend zuvor in seine Jackentasche gesteckt hatte. Kurz verdunkelte sich seine Miene dann steckte er den Brief in sein Diensthemd und ging nach oben um seinen Dienst an der Eingangstheke anzutreten.Der Morgen war ruhig und außer um eine jungen Frau die einen Fahrraddiebstahl anzeigen wollte, musste er sich um keine Besucher kümmern. Gehen neun Uhr machte er eine Pause und rief bei Frau Müller vom Jugendamt an.
Die war hoch erfreut das Tom sich so schnell meldete. In möglichst kurzen Worten berichtete Tom ihr was in den letzten Tagen vorgefallen war und das Sam aktuell im Krankenhaus lag. Natürlich war Frau Müller sehr geschockt und betroffen das Sam erneut solche schrecklichen Erlebnisse ertragen musste. Trotzdem bestand sie darauf das wenigstens Leila ihre Mutter wieder sah. Es wäre schließlich das oberste Ziel die Familie wieder zusammen zu führen."Frau Rudolphs hat einen Alkoholentzug gemacht und scheint nun wieder stabil genug um sich ihrer Kinder wieder anzunehmen. Ich werde natürlich bei den Besuchsterminen dabei sein. Wenn sie wollen können sie ebenfalls anwesend sein."
Leise seufzte Tom, stimmte dem Vorschlag von Frau Müller dann aber zu. Schon am nächsten Samstag sollte das Treffen im Büro der Jugendamt Mitarbeiterin stattfinden.
Den restlichen Tag machte er sich Gedanken darüber wie er Amelie und Leila am besten auf das bevorstehende Treffen vorbereiten sollte. Sam wollte er noch nichts davon sagen, um sie nicht noch mehr zu belasten. Schließlich war das Mädchen aktuell in keiner guten Verfassung, da sie durch die Brandwunde unter starke Schmerzen litt.
Am liebsten würde er Amelie ebenfalls vor dieser schlechten Nachricht bewahren. Er wusste wie sehr seine Frau an den beiden Kindern hing. Die Nachricht das Nadine wieder in das Leben der Kinder treten wollte und sie womöglich bald ihre neu gewonnene Familie zerstören würde, wäre ein herber Schlag für Amelie.
Doch es half nichts die Kinder waren aktuell nur zur Pflege bei ihnen untergebracht und Frau Müller hatte von Beginn an klar gemacht, dass dies nur eine vorübergehende Lösung war.
Zwar versuchte Tom sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch natürlich fielen den Kollegen mit denen er gut befreundet war schnell auf das ihn etwas beschäftigte. Arne der heute den Funk übernommen hatte, sprach ihn darauf an, als er gerade durch die Eingangstür nach draußen starrte und seinen Gedanken nachhing."Na was bist du so still? Geht es Amelie oder Sam wieder schlechter?"
Tom schüttelte den Kopf und sah Arne traurig an.
"Wir haben einen Brief vom Familiengericht bekommen. Die Mutter von Sam und Leila will ihre Kinder wieder sehen. Am Samstag ist der erste Besuchstermin."
Arne setzte sich neben Tom und sah ihn schweigend an.
Kurz stockte Tom in seinem Erzählung doch dann sprach er vor Arne seine Befürchtungen aus, dass Nadine ihnen die Kinder wieder wegnehmen würde und sie bestimmt auch nicht wollen würde das Tom und Amelie weiter Kontakt mit Leila und Sam hatten. Arne überlegte kurz, bevor er auf Toms Befürchtungen antwortete."Naja zum Teil ist es natürlich immer noch die leibliche Mutter. Auch wenn sie in den letzten Jahren anscheinend ziemlich viel Scheiße gebaut hat, es sind ihre Kinder und du willst den beiden ja auch sicher nicht die Mutter vorenthalten. Ich verstehe natürlich deine Sorgen. Ihr habt euch gerade an ein Zusammenleben gewöhnt und die Mädchen sind dir und Amelie sicherlich sehr ans Herz gewachsen.
Aber zum einen steht die Gerichtsverhandlungen gegen die Mutter sowieso noch aus, vielleicht muss sie sogar für eine Zeit ins Gefängnis wegen Kindesmisshandlung und Vernachlässigung. Also versuch dich kooperativ zu verhalten und schau dir das am Samstag erstmal an. Die Mitarbeiterin vom Jugendamt wird auch nur das Beste für die Kinder wollen."Tom stimmte Arne zu, auch wenn er ein wirklich schlechtes Gefühl bei der Sache hatte.
Als er endlich Feierabend hatte fuhr er direkt zur Klinik am Südring um Amelie abzuholen. Seine Frau war noch recht blass um die Nase und die Hämatome und Kratzer waren noch deutlich sichtbar.
Tom begrüßte sie mit einem Kuss und nahm die Tasche. Dann gingen sie erst einmal zusammen auf die Kinderstation um Sam zu besuchen. Sam war anzusehen, dass es ihr am heutigen Tag nicht so gut ging, doch sie versuchte sich vor Amelie nichts anmerken zu lassen. Tom hatte schon öfters gemerkt das Sam, wenn er sie mit Amelie zusammen besuchte auf keinen Fall wollte, dass sie bemerkten wenn es ihr schlecht ging. Fast so als wollte sie verhindern das Amelie sich Sorgen um sie machte.
Doch als erfahre Krankenschwester merkte Amelie natürlich sehr schnell, dass es Sam nicht gut ging. Sie sorgte dafür das Doktor Engel Sam ein wenig Schmerzmittel gab. Da das Mittel sie sehr müde machten, warteten die beiden noch bis Sam einschlief, dann fuhren Amelie und Tom nach Hause.
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Scherbenmeer
FanfictionDer Tod seines besten Freundes lässt Tom Mayers Welt zerbrechen. Von Trauer und Schuldgefühlen getrieben flüchtet er von Düsseldorf nach Köln und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach wegstre...