Unterstützung auf vier Pfoten

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Es dauerte einige Minuten bis sie endlich wieder in ein Gebiet kamen, wo ihre Handys Empfang anzeigten.
Alexandra Rietz parkte am Straßenrand und griff nach ihrem Handy um die Kollegen zu informieren. Die beiden Kommissare erreichte sie nicht, anscheinend waren auch die beiden im Funkloch. Seufzend sprach die Kommissarin ihren beiden Kollegen eine Nachricht auf den AB und rief dann bei der Leitstelle an.
In kurzen Worten erklärte sie die Situation und bat um Unterstützung durch die Spurensicherung.

„Das Auto muss untersucht werden. Außerdem brauchen wir natürlich eine Suchmannschaft. Die beiden Vermissten müssen sich zusammen mit dem zweiten Täter irgendwo in der Umgebung befinden. Wir brauchen auch Rettungskräfte und wenn möglich eine Hundestaffel."

Bat sie und der junge Polizist am anderen Ende der Leitung bestätigte ihr Bitten.

„Wir warten hier an der Kreuzung L170 und Kölner Straße."

Nachdem das Gespräch beendet war wurde es still im Wagen. Am liebsten wäre Tom losgestürzt und hätte im Wald nach Amelie und Sam gesucht.
Aber dies wäre ein aussichtsloses Unterfangen gewesen, schließlich war der Königsforst ein recht großes Waldgebiet und vermutlich würde er sich eher verlaufen als das er die beiden fände.
Nein er musste nun vernünftig sein und Geduldig auf die angeforderte Unterstützung warten.
Nach einer viertel Stunde riefen auch die beiden Kommissare an, die das große Waldgebiet beinahe bis zu ihnen umrundet hatten.
Alexandra Rietz lotse die beiden zu ihrer Warteposition und bald standen die beiden Autos der Kommissare hintereinander am Straßenrand. Alexandra und Tom stiegen aus und gingen zu Gerrit und Michael Naseband herüber. Der ältere Kommissar mit der markanten Glatze war ebenfalls ausgestiegen und hatte sich eine Zigarette angezündet.

„Ihr habt den Wagen echt gefunden? Man das habe ich nicht erwartet. Klasse!"

Meinte er anerkennend.
Alexandra Rietz lachte kurz mit einem Nicken.

„Eigentlich war es totaler Zufall und nur meiner schwachen Blase verschuldet. Dafür das du deswegen immer meckerst hat uns meine Pipipause diesmal richtig vorangebracht."

Kommissar Naseband fiel in das Lachen seiner Kollegin mit ein.
Derweil stand Tom nervös neben den beiden und schaute die Straße entlang. So langsam musste die angeforderte Verstärkung doch eintreffen?
Amelie und Sam hatten schon viel zu lange ausharren müssen. Vielleicht waren sie verletzt und brauchten dringend ihre Hilfe?

Da hörte Tom endlich das erlösende Martinshorn auf das er gewartet hatte. Kommissar Naseband warf seine Zigarette in den Matsch und alle drei stiegen zurück in ihre Autos. Die Kommissarin bat Tom das Blaulicht auf das Zivilfahrzeug zu packen, weswegen Tom das Seitenfenster herunterfuhr um das mobile Blaulicht mit Hilfe eines Magneten auf das Autodach zu heften.
Sobald die Kommissarin die eintreffenden Rettungskräfte im Rückspiegel erkennen konnte, fädelte sie sich vorsichtig in den schnell dahin rauschenden Verkehr ein.
Kommissar Grass wartete bis die Kolonne an Rettungskräfte, Hundestaffel und einige weitere Polizeiwagen an ihm vorbeigefahren waren, dann folgte er mit seinem Kollegen Naseband als Schlusslicht.

Kommissarin Rietz fuhr bis zu dem kleinen Feldweg der von der L170 abbog und ab dessen Ende sie den Wagen des Verdächtigen gefunden hatten. Hier sperrte sie die Gegenfahrbahn ab, damit die hinter ihr folgenden Rettungskräfte rechts und links der Straße anhalten konnten. Da Kollegen am anderen Ende der Landstraße bereits eine Umleitung eingerichtet hatten, waren hier nur noch wenige Autos unterwegs.
Auch die Kreuzung zur L170 an der sie gewartet hatten wurde nun abgesperrt. Die wenigen unbeteiligten Fahrzeuge die mit ihnen zusammen auf die Landstraße abgebogen waren, wurden an den Rettungskräfte vorbei geleitet. Bald befanden sich auf der breiten Landstraße nur noch Fahrzeuge der Rettungswache und der Polizei.
Sie stiegen aus ihren Fahrzeugen aus und sammelten sich vor dem matschigen Feldweg der in den Wald hineinführte.
Die frischen Spuren ihres Wagens waren gut zu erkennen und überlagerten etwas ältere Spuren die sicherlich durch den Verdächtigen Herrn Mischgel verursacht worden waren.

„Tom. Geht es hier um Amelie?"

Aufgeregt kam Marion Fröhlich zu ihm herüber. Hinter ihr folgten mit Nick Bachmann, Ralf Neumann und dem Notarzt Oliver Dreyer weitere bekannte Gesichter der Rettungswache Süd.
Regelmäßig arbeitete Tom mit den Rettungskräften zusammen und natürlich kannten sie alle Amelie die als Krankenschwester in der Klinik am Südring oft Kontakt mit den Rettungskräften hatte.
Er nickte nervös und begrüßte die vier erst einmal.

„Ja wir haben ein Auto gefunden mit dem Samantha vorgestern Nacht aus der Klinik am Südring entführt worden ist. Sehr wahrscheinlich sind die beiden hier irgendwo.
Bei ihnen ist ein weitere Verdächtiger ein bekannter Sexualstraftäter."

Entsetzt sahen Marion ihn an und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Auch sie musste die gleichen Sorgen um Amelie und Samantha haben, die Tom sich schon seit Stunden machten. Was würde Mischgel mit seiner Frau und dem Mädchen anstellen? Was hatte er ihnen vielleicht schon längst angetan?
Der Gedanke daran ließ Tom erschauern. Fälle bei denen es um sexuelle Gewalt ging nahmen ihn immer sehr mit. Die Vorstellung das seine Frau oder Sam Opfer eines solch abartigen Verbrechens geworden sein konnten, war einfach nur grauenhaft. Er wusste das ein solches Trauma nur schwer für die Opfer zu überwinden war.

„Das ist doch eine Spur. Wir finden die beiden und dann sehen wir wie es ihnen geht."

Versuchte Oli die angespannte Stimmung etwas zu lockern und brach damit das Schweigen das zwischen Tom und den Rettungskräften eingekehrt war.
Derweil hatte Alexandra Rietz gemeinsam mit Kommissar Naseband die angekommenen Kollegen auf den neusten Stand gebracht. Die Spurensicher war ebenfalls mit einem großen Team angekommen und würde sich gleich an den Wagen des Verdächtigen machen.
Doch das wichtigste war nun das sie Sam und Amelie fanden.
Etwa 20 Beamte der umliegenden Polizeireviere waren anwesend, daneben die Rettungshundestaffel mit vier Suchhunden und die Rettungskräfte aus drei verschiedenen Feuerwachen. Da ein Transport aus dem Wald Manpower benötigte, war bereits ein Trupp der Feuerwehr mitalarmiert worden.
Gemeinsam ging die große Gruppe den Feldweg entlang zu dem Wagen des Verdächtigen, der einige Meter weiter im Wald stand.
Sie teilten sich auf und bildeten eine Kette mit etwa einem Meter Abstand zueinander. Die vier Suchhunde, die als Flächensuchhunde im Aufspüren von hilfsbedürftigen Menschen und Leichen ausgebildet waren, gingen mit ihren jeweiligen Hundetrainer voran.
Aufgrund des Regens der letzten Tage war die Suche für die Vierbeiner sehr schwer und es schien als verlor einer nach dem anderen die Fährte des Verdächtigen. Nur ein schwarzer Labrador zog immer weiter in den Wald hinein. Mit etwas Abstand um das Tier nicht von seiner Arbeit abzulenken, folgte die Kette an Rettungskräften und Polizeibeamten. Jeder war mit einem Stab ausgestattet worden, mit dessen Hilfe sie den Untergrund nach möglichen Indizien absuchten.
So kamen sie zwar nur langsam voran, doch gleichzeitig stellten sie sich das nichts übersehen wurde.

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