Hoffen und Bangen

805 33 0
                                    

Zitternd vor Aufregung stieg Tom, zu Marion in den NEF.
Die erfahrene Sanitäterin verstrickte ihn in ein belangloses Gespräch.
Damit lenkte sie ihn ab und er beruhigte sich wieder ein wenig.
In der Klinik am Südring angekommen, stieg Marion aus und führte ihn in den Eingangsbereich.

„Ich geh mal schauen, wie es um die Kleine steht. Warte du hier."

Bat Marion und deutete auf die Stühle im Wartebereich.
Tom nickte und setzte sich auf einen der Wartestühle.
Es war viel los in der Notaufnahme und einige der Pateienten schienen recht ungehalten zu sein, dass sie so lange warten musste.
Tom nahm sein Handy und schrieb Amelie das sie Sam gefunden hatten und sie gerade in die Klinik eingeliefert worden war.

„Wie lange soll das denn noch dauern?
Meine Frau hat bestimmt ihren Arm gebrochen und wartet jetzt schon eine Stunde hier."

Schnauzte ein großer Mann Schwester Linda an, die an der Empfangstheke Dienst hatte.

„Es tut mir leid, ihre Frau wird sehr bald behandelt.
Aktuell haben wir einen schweren Notfall, der die Ärztin gebunden hat.
Haben sie noch einen kurzen Moment Geduld bitte."

Schwester Linda versuchte den aufgebrachten Mann zu beruhigen.
Tom stand auf und trat zur Theke heran.
Der Mann schien sich nur noch mehr aufzuregen.

„Nur weil jemand wegen irgendeiner Kleinigkeit mit dem Rettungswagen hergebracht wurde und ich meine Frau selber hergebracht habe, heißt das ja wohl nicht das sie kein Notfall ist.
Meine Frau hat Schmerzen, also werden sie sie jetzt behandeln!"

Aggressiv schlug der Mann auf die Theke und Schwester Linda wich erschrocken zurück.

„Hey. Jetzt beruhigen sie sich mal."

Meinte Tom und griff den Mann am Arm.

„Fass mich nicht an du Wixer."

Schrie dieser ihn aggressiv an und versuchte sich von ihm loszureißen.
Tom drehte ihm sofort den Arm auf den Rücken und presste den Mann gegen die Theke.

„Ruf mal bitte die Kollegen."

Wies er Schwester Linda an.

„Was mischt du dich überhaupt ein?"

Meinte der Mann und versuchte weiter, sich gegen Tom zur Wehr zu setzten.

„Polizei. Hören sie auf sich zu wehren, sonst werden sie sich noch verletzten."

Antwortete dieser.
Die Frau des Mannes hatte sich derweil zu ihnen begeben und versuchte ihren Mann zu beruhigen.
Keine zwei Minuten später tauchte der Sicherheitsdienst des Krankenhauses auf und übernahm den Mann, der einen Platzverweis bekam und das Krankenhaus verlassen musste.

Marion hatte den Vorfall mitbekommen und wartete abseits auf ihn.
Auch Phil Funke gesellte sich zu ihr und Tom ging zu den Beiden.

„Na immer im Dienst?"

Fragte Marion ihn und nahm ihn beiseite.

„Also, Marion meinte die Kleine sei deine Patentochter?"

Fragte Phil sogleich und Tom nickte nervös.

„Wie geht es ihr?"

Fragte er mit zitternder Stimme.

„Ihr Zustand ist nach wie vor ziemlich kritisch. Sie hat mehrere schwere Knochenbrüche und starke innere Blutungen.
Sie wird jetzt direkt operiert."

Die Worte des erfahrenen Notarztes ließen Toms Knie weich werden.
Geschockte nickte er und bedankte sich bei den beiden Kollegen vom Rettungsdienst.

„Ich werde am besten Sams kleine Schwester erstmal informieren.
Ich weiß gar nicht wie ich ihr das erklären soll."

Marion streichelte ihm verständnisvoll über den Rücken und versuchte ihm Mut zu machen.
Tom verabschiedete sich von den Beiden und fuhr dann mit dem Aufzug in den zweiten Stock zur Kinderstation.
Dort suchte er zuerst nach Amelie.
Seine Frau war gerade mit der Medikamentenausgabe beschäftigt.

„Hey Schatz."

Begrüßte Amelie ihn.

„Was machst du denn schon so früh hier?"

Amelie bat ihre Kollegin die restlichen Medikamente alleine zu verteilen.

„Ist was passiert.
Du bist ja ganz blas.
Habt ihr Samantha gefunden?"

Amelie schob ihn in die Schwesternkanzel wo Tom sich hinsetzte.
In kurzen Worten berichtete Tom ihr was passiert war.
Das Sam schwer verletzt gefunden wurde und gerade im OP lag schockte auch Amelie.

„Ohh Gott das arme Mädchen."

Amelie nahm ihn in den Arm.

„Du musst unbedingt ihrer Schwester erzählen das sie gefunden wurde.
Die Kleine macht sich extreme Sorgen um ihre große Schwester.
Ich habe noch ein paar Mal mit ihr geredet und versucht sie zu beruhigen."

Tom nickte und atmete tief durch.

„Aber sag ihr nicht wie schlimm es um Sam steht."

Bat Amelie und führte ihn dann zu Leilas Zimmer.
Mit großen traurigen Augen sah Leila ihn an, als er das Zimmer betrat.
Das Mädchen das mit ihr zusammen im Zimmer lag hatte ihre Eltern zu Besuch, die sich lachend mit ihrer Tochter unterhielten.

„Hey, Kleine. Geht es dir gut?"

Fragte Tom Leila und setzte sich zur ihr aufs Bett. Das Mädchen nickte und sah ihn fragend an.

„Wir haben Sam gefunden."

Beantwortete er ihr die ungestellte Frage. Erleichtert sah Leila ihn lächelnd an und Tränen traten ihr ins Auge.

„Kommt sie her?"

Fragte sie ihn und schniefte laut.

„Sie wurde verletzt und muss erst einmal behandelt werden.
Wenn es ihr besser geht, kannst du zu ihr."

Versuchte Tom ihr möglichst schonen die Situation beizubringen.
Das Lachen der Familie von Leilas Zimmernachbarin schallte zu ihnen herüber. Leila liefen immer mehr Tränen über das Gesicht.

„Sam schafft das. Mach dir keine Sorgen."

Toms Stimme hörte sich zuversichtlicher an als er sich eigentlich führte.
Doch trotzdem ermutigten seine Worte die Kleine nicht.
Die fing nun an zu schluchzend, während immer mehr Tränen über ihr Gesicht rannte. Tom nahm das Mädchen in den Arm und drückte sie liebevoll an seine Brust.

„Es wird alles gut Mäuschen."

Flüsterte er ihr zu.
Die Familie im Nachbarbett hatte mitbekommen, dass etwas bei ihnen nicht stimmte und das Reden und Lachen war verstummt.
Sie beobachteten Tom, der nun das weinende Mädchen in seinen Armen wiegte und versuchte sie zu trösten.

„Alles ok bei ihnen?"

Fragte die Mutter besorgt und stand von ihrem Stuhl auf.

„Ja alles ok. Ihr Schwester ist verletzt worden und jetzt macht sie sich natürlich Sorgen."

Erklärte Tom und hielt Leila derweil weiter im Arm.
Es dauerte mehrere Minuten bis Leila sich beruhigt hatte.
Die Familie und das Mädchen aus dem Nachbarbett hatten das Zimmer verlassen, um im Krankenhauspark etwas das gute Wetter zu genießen und sie alleine zu lassen.?
Amelie gesellte sich bald zu den Beiden und zusammen warteten sie auf Nachrichten über Sam.

„Ich habe im OP angerufen, sobald es etwas Neues gibt informieren die uns."

Berichtete Amelie.
Um sich abzulenken schalteten sie den Fernseher an.
Die drei schauten zusammen ein wenig Fernsehen und die Stunden vergingen.

Das Mittagessen wurde gebracht und Leila stocherte lustlos in ihren Essen herum.

„Du musst ein bisschen was essen, Maus."

Bat Tom sie und widerwillig aß Leila ihr Essen auf.
Der Nachmittag verging, Amelie musste ab und an das Zimmer verlassen und auf der Station arbeiten.
Tom blieb die ganze Zeit bei Leila und zusammen warteten sie nervös auf Neuigkeiten.

ScherbenmeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt