Nervös zappelte Amelie mit ihrem Beinen herum und schaute immer wieder den Flur entlang. Tom nahm ihre Hand und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.
"Es wird schon alles gut gehen."
Meinte er überzeugt und Amelie sah ihn kurz an.
"Ich weiß nicht wie du es immer schaffst so ruhig zu bleiben."
Flüsterte sie und lehnte sich an seine Schulter. Tom ergriff ihre Hand und sah aus dem Fenster.
Der Frühling hatte begonnen und im Park gegenüber des Gerichtsgebäudes blühten Krokusse und Tulpen um die Wette.
Vier Monate war es nun schon her das Amelie und Sam durch Gregor Jakowaski und seinen Helfer entführt worden waren. Sam, Amelie und Tom gingen nun seit mehreren Monaten regelmäßig zur Therapie und langsam schafften sie es mit den Geschehnissen zurecht zu kommen. Während Tom einen ganzen Monat im Innendienst bleiben musste und täglich zu Frau Doktor Meyer ging, war Amelie bereits drei Wochen nach den Vorfällen wieder in der Lage ihrer Arbeit normal nachzugehen.
Seit einigen Wochen hatte Tom nur noch einmal die Woche einen Termin mit der Polizeipsychologin. Er hatte lange gebraucht um mit den Schuldgefühlen die er spürte, weil er Amelie und Sam nicht hatte beschützen können, zurecht zu kommen. Doch nun ging es ihm schon deutlich besser.
Sam hatte am längsten gebraucht um wieder normal am Leben teilnehmen zu können. Lange hatte sie unter Albträumen gelitten und sich außerhalb ihres Zuhauses immer wieder ängstlich umgesehen. Im Februar hatten sie die beiden Mädchen bei einem Kampfsportstudio in der Nähe angemeldet, in dem sie seither zwei Mal die Woche fleißig trainierte. Sie hatten beinahe zusehen können wie Sam durch das Training immer weiter an Selbstbewusstsein gewann. Bald ging sie ohne Angst aus dem Haus und machte wieder den Eindruck eines glücklichen Kindes, so wie Tom und Amelie sich das immer für sie gewünscht hatten.Plötzlich stand Amelie auf und riss Tom damit aus seinen Gedanken. Frau Fischer die Mitarbeiterin des Jugendamtes schritt den Flur entlang und kam auf sie zu.
Als sie vor ihnen stand lächelte sie breit und reichte ihnen eine Akte."Es hat alles super geklappt. Ich habe dem Richter erzählt wie glücklich die beiden Mädchen bei ihnen sind. Nachdem er die Aufnahme von dem Interview gesehen hat, welches ich mit Samantha geführt habe, hat er die Papiere sofort unterschrieben. Ich gratuliere ihnen."
Mit einem leisen Freudenschrei umarmte Amelie die Mitarbeiterin des Jugendamtes und sprang dann Tom um den Hals.
"Ohh Gott ich bin so froh. Das wird hoffentlich das beste Geburtstagsgeschenk ,das wir Sam jemals machen können."
Meinte sie glücklich lächelnd. Auch Tom grinste breit vor Freude und gab Frau Fischer die Hand.
"Vielen Dank. Das ist auch für uns das größte Geschenk, dass sie uns jemals machen können."
Frau Fischer schüttelte lächelnd seine Hand und reichte ihm dann die Mappe mit den Unterlagen.
Tom nahm die Mappe und sie verabschiedeten sich von der netten Jugendamtmitarbeiterin. Mit beschwingten Schritten liefen sie zu ihrem Auto und fuhren dann in die Konditorei, bei der sie Sams Geburtstagstorte bestellt hatten. Die Torte hatte die Form eines großen Pinguins, Sams Lieblingstier und sah wirklich toll aus."Jetzt aber schnell nach Hause. Wir müssen auch noch alles dekorieren bevor Sams Freunde kommen."
Nervös sah Amelie auf die Uhr die bereits 15 Uhr zeigte. In einer Stunde sollten die ersten Gäste kommen.
Vor ihrem Haus stand Muris großer Kombi und verwunderte machten die beiden sich auf den Weg zur Haustür. Eigentlich sollte die Familie Demir erst mit den anderen Gästen zusammen gegen 16 Uhr kommen.
Leila riss die Tür auf und stürmte ihnen entgegen."Mama, Papa. Onkel Muri und Tante Aylin haben mir beim Dekorieren geholfen. Es sieht schon alles super total mega affenstark aus! Kommt schnell kucken."
Sie zog Amelie mit sich ins Haus und zeigte ihr die Luftschlangen und Luftballons, die sie im Wohnzimmer verteilt hatten. Tom brachte den Kuchen in die Küche und begrüßte dann Muri und Aylin, die gerade noch eine Happy-Birthday-Spruchband aufhingen.
"Ihr seid wirklich die Besten, vielen Dank."
Meinte Tom nachdem er erst Muri und dann Aylin umarmt hatte.
"Ist doch klar. Wir wussten ja nicht wie lange es bei euch dauert. Hat denn alles geklappt?"
Verschwörerisch sah Muri ihn an und Tom musste wieder breit grinsen. Er nickte und schwenkte die Aktenmappe die er noch immer in der Hand hielt.
Lautes Kirchen war von oben zu hören, Nadira die älteste Tochter von Muri schien mit Sam zusammen in deren Zimmer herum zu blöden."Ich würde sagen wir zeigen es ihr jetzt, oder?"
Fragte Tom und sah sich nach Amelie um die noch mit Leila die Deko bewunderte. Amelie nickte strahlend und begrüßte Aylin und Muri, während Tom zur Treppe ging und nach Sam rief.
Die beiden Mädchen kamen die Treppe heruntergerannt und mit strahlenden roten Gesicht begrüßten sie Tom."Wir wollten dir gerne schon ein Geschenk vorweg geben. Bevor alle Gäste da sind."
Erklärte Tom und schob Sam vor sich ins Wohnzimmer. Die zog Nadira hinter sich her, die gleich zu Amelie ging und sie begrüßte. Tom und Amelie hatten schon immer viel Zeit mit Muris Familie verbracht, weshalb sie schon so etwas wie Familienmitglieder für die Kinder waren. Das Muris Kinder sich mit Leila und Sam so gut verstanden, war für alle eine große Freude. Fragend sah Sam ihn an und Tom übergab ihr die Aktenmappe.
Zweifelnd nahm Sam die Mappe und sah kurz zu Tom und Amelie. Dann öffnete sie die Akte und las das erste der darin befindlichen Dokumente. Ungläubig sah sie zu Tom hoch und starrte dann wieder auf das Dokument."Ich hoffe das ist auch in deinem Sinne."
Flüsterte Tom leise. Wieder sah Sam zu ihm hoch und stumme Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie nickte und warf sich in Toms Arme, der sie tröstend an sich drückte.
"Warum weint Sam? Sie hat doch Geburtstag und wir haben total toll dekoriert. Da muss sie doch total glücklich sein."
Fragte Leila schockiert.
Amelie ging vor ihr in die Knie und sah die jüngere der beiden Schwestern an."Die Dokumente die Sam da in der Hand hält, das sind Adoptionsurkunden. Die besagen das du und Sam jetzt für immer Teil unserer Familie seid. Verstehst du?"
Leila dachte kurz über das was Amelie ihr erklärt hatte nach und nickte dann.
"Okay, ist gut."
Erklärte sie und wand sich dann wieder den Luftballons zu, die noch nicht alle aufgepustet waren.
Nach einigen Minuten hatte Sam sich beruhigt und umarmte auch Amelie. Man konnte ihr Ansehen, dass sie mehr als nur Freude über dieses Geschenk empfand. Tom war so froh das der Gerichtstermin am heutigen Tag geklappt hatte und sie nicht doch wie erst vorgesehen war noch weitere drei Wochen hätten warten müssen. Die Gewissheit das sie nun eine richtige Familie waren, heilte in ihm die letzten Wunden die Heinz Tod hinterlassen hatte. Er wusste sein bester Freunde hätte sich nichts mehr gewünscht, als das er sich um seine Mädchen kümmerte.
Es klingelte und die ersten Gäste trudelten ein. Sams Freundinnen aus der Realschule und drei Jungs aus der Kampfsportschule würden heute mit ihnen zusammen Sams dreizehnten Geburtstag feiern. Das Lachen der Kinder erfüllte das Haus und glücklich zogen Muri, Aylin, Amelie und Tom sich in die Küche zurück. Dort köpfte Muri eine Flasche Sekt die er mitgebracht hatte und goss jedem ein Gläschen ein."Auf euch und eure Familie."
Prostete er ihnen zu und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht stießen sie miteinander an.
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Scherbenmeer
FanfictionDer Tod seines besten Freundes lässt Tom Mayers Welt zerbrechen. Von Trauer und Schuldgefühlen getrieben flüchtet er von Düsseldorf nach Köln und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach wegstre...