Verfolgungsjagd

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Muris Frau Aylin, kochte trotz der späten Stunde noch etwas für Tom und so bekam er wenigstens zum ersten Mal an diesem Tag etwas vernünftiges zu Essen.
Lustlos stocherte er in dem scharfen Reisgericht herum und war in seinen dunklen Gedanken versunken.
Was wohl gerade mit Amelie geschah?
Musste sie Schmerzen leiden?
Würde er sie lebend wiedersehen?
Würde er sie überhaupt jemals finden?

Tom seufzte laut und versuchte sich auf das Essen zu konzentrieren.
Schweigend saß Muris Frau ihm gegenüber und beobachtete ihn mit besorgtem Blick.
Tom aß den Teller auf und half ihr dann noch dabei die Küche aufzuräumen.
Anschließend ging er duschen und legte sich ins Gästebett.
Obwohl die dunklen Gedanken nach wie vor in seinem Kopf kreisten, tat der anstrengende Tag und der Schlafmangel in der Nacht zuvor sein nötigstes, sodass Tom bald in einen traumlosen Schlaf glitt.

Zur gleichen Zeit saß am östlichen Ende der Stadt Muri auf dem Beifahrersitz eines Streifenwagens und starrte konzentriert aus der Seitenscheibe.
Fröhlich ein Lied im Radio mitpfeifend, fuhr Moritz Breuer den Streifenwagen langsam durch die Nacht.
Der gelbliche Schein der Straßenlaternen ließ die ausgestorbenen Straßen der Stadt düster und tot wirken.

„Stopp!"

Rief Muri woraufhin Moritz sich erschreckte und auf die Bremse trat.
Durch die Bremswirkung wurden sie leicht nach vorne geworfen und gegen die Anschnallgurte gedrückt.
Entsetzt sah Moritz ihn an.

„Was ist los?"

Fragte er.

„Fahr mal ein Stück zurück. Ich glaube ich habe da etwas gesehen."

Meinte Muri und sah angespannt durch das Seitenfenster.
Moritz setzt zurück und fuhr wieder an die Seitenstraße heran, an der sie soeben vorbeigefahren waren.
Dort stand ein Wagen mit laufendem Motor. Muri checkte noch einmal das Kennzeichen.
Er hatte sich nicht geirrt, dies war das Fahrzeug des Verdächtigen im Entführungsfall Amelie Meyer.
Muri nahm das Funkgerät und fragte die Leitstelle an.

„Wir haben den gesuchten BMW von Gregor Jakowaski im Dansweilerweg entdeckt.
Benötigen hier dringend Verstärkungskräfte."

Berichtete Muri und behielt dabei das Fahrzeug weiter im Auge.

„Mach das Licht mal aus."

Bat Muri seinen Kollegen am Steuer gerade als jemand zur Fahrerseite des Wagens rannte, einstieg und das Fahrzeug sich mit quietschenden Reifen in Bewegung setzte.
Moritz reagierte sofort, gab im Rückwärtsgang gas und setzte sobald möglich vorwärts in die Seitenstraße.
Muri schaltete das Blaulicht ein, während Moritz Gas gab um dem Verdächtigen zu folgen.

„Verdächtiger flüchtet in Richtung Widdersdorferstraße und fährt dort nach Osten.
Benötigen alle verfügbaren Kräfte."

Funkte Muri aufgeregt der Leistelle und hielt sich dabei am Haltegriff der Beifahrertür fest.
Mit hoher Geschwindigkeit bog Moritz um die Kurve und fuhr mit 70 km/h die ausgestorbene Straße entlang.
Der BMW des Verdächtigen hatte schon einiges an Vorsprung generiert, doch Moritz schaffte es dran zu bleiben.
Sie fuhren auf die L34 auf und gaben Gas.
Muri berichtete über Funk wo sie waren und welche Strecke der Verdächtige einschlug.
Bald folgte ihnen ein weiterer Streifenwagen mit Blaulicht.
Auch auf der Gegenfahrbahn kamen ihnen zwei weitere Streifenwagen entgegen die versuchten den BMW zum Anhalten zu bewegen.
Doch dieser fuhr mit hoher Geschwindigkeit an den beiden Fahrzeugen vorbei und gab weiter Gas.
Mit 200 Sachen bretterten sie über die Umgehungsstraße und rauschten an unbeteiligten Fahrzeugen vorbei die vereinzelt unterwegs waren.
Über Funk wurde mitgeteilt, dass ein Helikopter unterwegs sei der die Verfolgungsjagd von oben überwachen sollte.
Konzentriert hielt Moritz den Wagen in der Spur als sie von der L35 auf die A1 wechselten.
Auf der Autobahn war trotz der späten Stunde noch deutlich mehr los.
Das Blaulicht der vielen Streifenwagen die hinter dem BMW her rasten, warnte die anderen Verkehrsteilnehmer zwar, doch trotzdem kam es fast zu einem Unfall zwischen dem BMW und einem unbeteiligten Verkehrsteilnehmer.

„Verdammt. Das war knapp."

Zischte Moritz als er sah wie der rote Toyota gerade noch auf die mittlere Spur zog, bevor der BMW haarscharf an ihm vorbei raste.

„Wir haben eine Straßensperre eingerichtet zirka 15 Kilometer vor euch.
Die Kollegen sind mit Nagelstreifen bereit, bitte Entfernung bis Kreuz Leverkusen durchgeben."

Schallte es aus dem Funkgerät. Muri schaute kurz aufs Navi und gab dann die Entfernung durch.

"Wagen 24/2 und 23/7 bitte Sperrung des rückwärtigen Verkehrs durchführen. 24/6 und 23/9 bleiben sie an dem Verdächtigen dran."

Muri bestätigte das sie den Verdächtigen weiter verfolgen würden.
Hinter ihnen wurden zwei der Streifenwagen langsamer und hielten den hinter ihnen fahrenden Verkehr zurück.
Der BMW raste weiterhin mit mehr als 200 km/h durch die Nacht.

Bald tauchte eine Wand aus Blaulichtern vor ihnen auf.
Die mittlere und rechte Spur war durch mehrere Streifenwagen blockiert, der BMW hatte nur die Chance durch die links Spur zu entkommen.
Genau dort warf ein Beamte soeben ein mit Nägeln besetztes Metallband aus.
Ohne zu bremsen fuhr der BMW über den Nagelstreifen, es knallte als die Räder platzten und das Fahrzeug geriet ins Schlingern.
Ihre Kollegen zogen das Nagelstreifenband schnell wieder ein, bevor Moritz dem BMW durch die Lücke folgte.
Der Fahrer des BMWs versuchte krampfhaft die Kontrolle über sein Fahrzeug wieder zu erlangen.
Doch es half nur wenig.
Aufgrund der hohen Geschwindigkeit krachte das Fahrzeug in die Leitplanke, wurde durch die Energie daran entlang geschoben.
Ein hässliches Kreischen entstand als Metall auf Metall schliff und Funken sprühten.
Der Wagen drehte sich zweimal um die eigene Achse und verlor an Geschwindigkeit.
Etwa 60 Meter weiter kam der Wagen endlich zum Stehen.

Moritz hielt in kurzem Abstand zu dem verunfallten Wagen und Muri sprang heraus.
Gefolgt von Moritz rannte er zum Wagen und riss die Beifahrertür auf.
Benommen saß ein Mann auf dem Fahrersitz, den Muri sofort anhand der Fahndungsplakate erkannte.
Sie hatten Gregor Jakowaski gefunden.

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