Als Tom früh am nächsten Morgen wach wurde, hatte er nicht wirklich viel geschlafen und fühlte sich wie gerädert.
Amelie war gerade aufgestanden und duschte.
Seufzend drehte Tom sich auf die andere Seite und sah aus dem Fenster.
Die Sonne ging gerade auf und der Himmel leuchtete, in zarten orange und gelb Tönen.
Eine Zeit lang beobachtete er den Himmel, dann stand er auf und streckte sich, um etwas Leben in seine steifen Glieder zu bekommen.Er machte sich auf den Weg ins Arbeitszimmer und öffnete seinen Safe.
Hier versteckte er eine Kiste, die sein ganzes eigentlich doch so gut verdrängtes Leben enthielt.
Wieder seufzte er als er die Kiste aus dem Safe holte und auf seinen Schreibtisch stellte.
Er öffnete die Box und suchte darin nach Samanthas und Leilas Taufschein.
Er musste schließlich vor den Ärzten in der Klinik am Südring beweisen, dass er der Patenonkel der beiden war.
Kurz zögerte er, dann nahm er einen Stapel Fotos aus der Kiste.
Die beiden Taufurkunden kopierte er kurz, dann legte er die Originale zurück in die Box und stellte diese wieder in den Safe.
Die Fotos nahm er mit.Er machte sich auf den Weg in die Küche und setzte schonmal eine Kanne Kaffee auf.
Dann ging er zurück ins Schlafzimmer, holte sich frische Kleidung und ging zu Amelie ins Badezimmer.
Er wünschte ihr mit einem Kuss eine guten Morgen und ging selber schnell duschen.Nachdem die beiden ein schnelles Frühstück zusammen genossen hatten, fuhren sie gemeinsam in die Klinik am Südring.
Frau Doktor Martinson hatte noch immer Dienst und begrüßte sie freundlich, als Amelie an ihr Büro klopfte.
Tom erwiderte die Begrüßung etwas nervös und zeigte ihr dann den Taufschein von Leila. Paula Martinson nickte und führte sie dann zur Kinderstation.„Ich hoffe du verstehst, das ich auf einen Nachweis pochen muss."
Meinte sie entschuldigend zu Tom.
Dieser nickte und lächelte sie beruhigend an.„Also, die Kleine zeigt wie schon gesagt starke Zeichen von Unterernährung.
Das führt dazu, dass ihre Blutwerte zum Teil recht kritisch sind.
Des Weiteren hat sie eine Hautkrankheit die wir behandeln müssen und eine starke Mittelohrentzündung, die sie wohl schon einige Wochen mit sich herumschleppt.
Alles zusammen, ist sie nicht in der besten Verfassung und Charlotte und ich sind uns einig, dass wir sie mindestens eine Woche hierbehalten wollen."Tom nickte und Amelie stellte noch ein paar medizinische Fragen.
Doktor Martinson brachte sie zu Doktor Engel, die als Ärztin für die Station zuständig war.
Charlotte begrüßte Amelie und Tom überschwänglich.
Amelie arbeitete als Krankenschwester auf der Kinderstation und war mit Charlotte gut befreundet.„Das Frühstück ist gerade durch, wenn ihr mögt könnt ihr gleich zu der Kleinen."
Bot Charlotte an und deute auf das Zimmer, in das Tom am gestrigen Abend die schlafende Leila getragen hatte.
Nervös strich Tom sich über den Bart und ging dann zum besagten Zimmer.
Er klopfte an und betrat das Zimmer ohne Aufforderung.
Das Mädchen, welches gestern Abend schon geschlafen hatte, lag in ihrem Bett und spielte mit einem Handy.„Guten Morgen."
Begrüßte Tom die beiden Kinder und nahm sich dann einen Stuhl, den er zu Leila ans Bett stellte.
Die Kleine lag schweigend im Bett und sah ihn mit großen Augen an.„Weist du noch wer ich bin?"
Fragte er sie und zögernd nickte das Mädchen.
„Der Polizist."
Flüsterte sie und begann nervös an ihrem Daumen herum zu knibbeln.
Tom nahm die Fotos aus seiner Jackentasche und legte sie Leila in den Schoss.„Ich bin Tom. Ich kenn dich schon ganz lange, Leila.
Du warst damals aber noch so klein, dass du dich vermutlich gar nicht an mich erinnerst."
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Scherbenmeer
FanfictionDer Tod seines besten Freundes lässt Tom Mayers Welt zerbrechen. Von Trauer und Schuldgefühlen getrieben flüchtet er von Düsseldorf nach Köln und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach wegstre...