Kaum hatte Tom einen Schritt in den Raum gesetzt hörte er einen lauten Knall. Sofort reagierte er und ließ sich rückwärtsfallen. Trotzdem spürte er plötzlich einen Ruck an seinen Arm und ein heißer Schmerz durchzuckte ihn.
Michael Naseband zog ihn in den Gang hinein und richtete seine Taschenlampe auf Tom.„Bist du getroffen worden?"
Fragte der Kommissar besorgt. Mit zusammengebissenen Zähnen nickte Tom und presste seine Hand auf seinen rechten Arm.
„Zeig mal her."
Tom drehte sich herum, damit der Kommissar sich die Schussverletzung anschauen konnte.
„Streifschuss. Blutet ganz schön stark, aber eine Kugel ist nicht mehr drin."
Beruhigt nickte Tom und wand sich wieder dem Raum vor sich zu.
„Ich habe zwei Schatten in dem Raum ausmachen können, also müssen Amelie oder Sam bei Mischgel sein."
Flüsterte Tom leise.
„Du willst da doch nicht nochmal rein. Wir brauchen das SEK hier für eine Geiselbefreiung."
Tom schüttelte den Kopf.
„Das dauert doch viel zu lange. Wir müssen jetzt reagieren, wer weiß ob Mischgel nicht gleich ausrastet und die Geisel erschießt."
Alexander Rietz stimmte ihm zu. Doch Naseband wollte auf keinen Fall riskieren das sie ins Kreuzfeuer gerieten. Leise diskutierten die drei miteinander.
Doch dann einigten sie sich da sie versuchen würde mit Mischgel zu reden.„Herr Mischgel hier ist die Polizei. Sie wollen doch sich nicht für Jakowaski drauf gehen oder?"
Rief Kommissar Naseband in Richtung des Raumes.
Ein Husten war zu hören.„Ich ... ich schieße. Gehen sie weg."
Hörte Tom Amelies heißere und sehr zittrige Stimme.
„Amelie?"
Rief er und konnte sich nur knapp davon abhalten in den Raum hineinzustürmen.
„Tom?"
Ungläubig antwortete Amelie.
„Ich bin hier mit zwei Kollegen. Wer ist bei dir?"
Fragte Tom angespannt.
„Nur Sam."
Hörte Tom seine Frau mit schwacher Stimme schluchzend antworten.
Nun hielt ihn nichts mehr auf. Tom steckte seine Waffe weg und stürmte in den Raum.
Auf einer Matratze in der Ecke saßen Amelie und Samantha.
Vorsichtig nahm er der schluchzenden Amelie die Pistole aus der Hand. Dann nahm er seine wie Espenlaub zitternde Frau in den Arm. Sie fühlte sich unglaublich heiß an und besorgt legte Tom seine Hand auf ihre Stirn. Amelie glühte förmlich.
Schwach lehnte sie sich an seine Schulter und schloss die Augen. Tränen liefen ihr das Gesicht herunter.
Sam hatte die Augen zusammengepresst und ihre Hände auf beide Ohren gelegt.
Tom sah sich nach den beiden Kommissaren vom K11 um. Naseband stand in der Tür und sag erleichtert zu ihnen herüber.„Wir brauchen den Rettungsdienst."
Meinte Tom zu ihm und der Kommissar nickte.
„Alex holt sie schon."
Keine zwei Minuten später betraten Marion, Ralf, Nick und Oli den dunklen Raum. Marion kniete sich vor Sam und nahm die Hände des Mädchens in ihre. Sofort begann Sam ängstlich zu wimmern.
„Es ist alles gut. Sam wir sind jetzt da."
Versuchte Tom sie zu beruhigen während er immer noch die zitternde Amelie festhielt. Ralf bat ihn Amelie loszulassen und nur widerwillig machte Tom den Kollegen vom Rettungsdienst Platz.
Er stellte sich hinter die Rettungskräfte und leuchtete ihnen mit seiner Taschenlampe. Der brennende Schmerz an seinem Arm erinnerte ihn an den Streifschuss und da er spürte wie ihm das Blut den Arm herunterlief, hielt er sich mit der linken Hand den Arm. Die Rettungskräfte wollte er erst einmal nicht von Sam und Amelie ablenken.
Marion kümmerte sich um Sam die mit zusammengepressten Augen auf der schmutzigen Matratze saß und sich wieder die Ohren zuhielt. Mit ruhiger Stimme sprach Marion auf sie ein und streichelte sie am Arm.
Tom konnte sehen das Sams linke Hand mit einem Verband versorgt worden war. Das musste Amelie getan haben. Auf einem Tisch im Raum entdeckte Tom eine LED-Lampe und einen offenen Erste Hilfe Kasten.
Amelie war erschöpft zusammengebrochen nachdem Tom sie nicht mehr gehalten hatte und Oliver untersuchte sie soeben, während Nick sie an ein EKG Gerät anschloss.„Sie hat ein ordentliches Rascheln auf beiden Lungen, die Sättigung ist auch nicht so prall. Außerdem hat sie ordentlich Temperatur. Wir geben ihr etwas um das Fieber zu senken und ein Liter Sauerstoff. Wie sieht es bei dir aus Marion?"
Oli wendete sich der erfahrenen Sanitäterin zu die es geschafft hatte das Sam ihr beide Hände gab und gerade den Verband an der verletzten Hand löste.
„Vermutlich Knalltrauma sie hört mich kaum und etwas Blut läuft auf dem linken Ohr. Verletzung an der linken Hand und sie gibt Schmerzen am Rücken an. Außerdem ist sie unterkühlt und schockig."
Berichtete Marion und untersuchte die Schnittwunde an der Hand ihrer jungen Patientin. Die Hand wies ein paar tiefe Schnittwunden auf, die zum Teil nach dem lösen des Verbands wieder angefangen hatten zu bluten.
Marion sah Sam in die Augen und erklärte ihr leise und mit einigen Handzeichen das sie sich gerne ihren Rücken anschauen würde.
Sie nahm die beiden dünnen Decken von Sam und das Mädchen rückte etwas nach vorne.
Tom fiel auf das sie leicht zitterte, am liebsten hätte er sie direkt in den Arm genommen um sie zu wärmen. Mit tränenüberströmten Gesicht sah Sam zu ihm hoch. Tom schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, woraufhin erneut Tränen über Sams Gesicht liefen.
Gleichzeitig konnte er Erleichterung in ihren Augen erkennen und vermutete daher, dass es Tränen der Erleichterung waren, die nun über das Gesicht seiner Patentochter liefen.
Marion zog geräuschvoll Luft durch die Zähne ein als sie Sams Rücken untersuchte.„Oli wir haben hier ein paar schwere Brandwunden vermutlich schon entzündet. Die Kleine muss dringend in eine Klinik."
Oli nickte und krabbelte zu den beiden herüber.
Da Sam ihm bereits kannte hatte sie keine Angst vor ihm und Oliver konnte sie in Ruhe untersuchen.„Die Feuerwehr ist hier um euch beim Transport zu helfen. Ein zweiter RTW ist gerade an der Straße angekommen."
Berichtete Kommissarin Rietz die soeben wieder den Raum betreten hatte.
Tom machte Platz als die Kollegen der Feuerwehr mit zwei Schaufeltragen hereinkamen. Auch Licht hatten die beiden Männer dabei.
Innerhalb von fünf Minuten waren Sam und Amelie stabilisiert und auf den Schaufeltragen festgegurtet. Oliver wollte so schnell wie möglich mit den beiden in einen warmen RTW.
Tom packte mit an und in Gruppen zu je sechs Mann, trugen sie die Tragen mit den beiden Verletzen durch den Wald in Richtung Straße.
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Scherbenmeer
FanfictionDer Tod seines besten Freundes lässt Tom Mayers Welt zerbrechen. Von Trauer und Schuldgefühlen getrieben flüchtet er von Düsseldorf nach Köln und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach wegstre...