Eingesperrt

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Sam war stumm geblieben.
Einfach weil sie wusste, dass es eh nichts brachte, wenn sie der Polizistin irgendetwas verriet.
Ganz im Gegenteil, es würde nur Ärger für Leila bedeuten.
Das würde sie niemals zulassen, schließlich hatte sie ihrem Papa versprochen immer auf ihre kleine Schwester aufzupassen.
Damals als Leila geboren wurde, hatte Papa ihr die kleine Schwester gezeigt und ihr erzählt das sie nun Verantwortung tragen müsse.
Das sie immer auf Leila aufpassen müsse, wenn ihre Eltern dies einmal nicht mehr konnten.
Wenn das hieß, dass sie dafür nun in solch ein grusliges Heim musste dann war das halt so.

Eine strengt dreinblickende Frau kam in das Büro und stellte sich den beiden Polizisten vor.

„Pamela Rode, vom Jugendamt."

Die Erwachsenen schüttelten sich die Hände, während Sam stumm weiter dasaß und den Boden vor sich betrachtete.

„Das ist die junge Dame?"

Der Polizist mit der Glatze nickte.

„Ja genau. Wir haben sie bei einem versuchten Diebstahl erwischt. Leider will sie uns ihren Namen nicht verraten."

Seufzend setzte die Frau vom Jugendamt sich neben Sam auf den freien Stuhl.

„Momentan sind wir leider recht ausgebucht, da wir mehrere minderjährige Flüchtlinge aufgenommen haben. Aber ich werde sie erstmal für eine Nacht mitnehmen. Ich hoffe sie finden noch ein wenig mehr über sie heraus?"

Die Polizistin räusperte sich und betrachtete Sam weiter mit eindringlichem Blick.

„Wir werden aufjedenfall die Vermisstendatenbank durchsuchen. Vielleicht haben wir da ja Glück. Womöglich fängt sie aber auch an zu sprechen wenn sie heute Nacht merkt, das es im Kinderheim gar nicht so nett ist wie zu Hause."

Meinte sie und nickte Frau Rode zu. Diese seufzte noch einmal und erhob sich dann.

„Na dann komm mal mit."

Sam zögerte kurz, stand dann aber doch auf und schlurfte mit ihrem Rucksack in der Hand hinter der Frau her.
An dem bärtigen großen Manne vorbei verließen sie die Wache und begaben sich zu einem weißen Kleinwagen.
Frau Rode hielt Sam die Tür auf und wartete das sie sich anschnallte, dann umrundete sie das Auto und stieg ein.
Sie fuhren in einen ruhigen Außenbezirk von Köln, in dem Sam bisher noch nie gewesen war.
Schweigend starrte sie auf dem Fenster.
Wie sollte sie auf dem Schlamassel nur wieder rauskommen?
Der Wagen fuhr durch ein großes Tor und hielt vor einer alten großen Villa, die Sam riesig vorkam.

„So, da sind wird."

Meinte Frau Rode und stieg aus. Sam schnallte sich ab und folgte der Frau vom Jugendamt mit hängenden Schultern.
Etwas ängstlich sah sie sich um und entdeckte, dass an den Fenstern gar keine Gitter angebracht waren.
Zwar war das Gelände von einer Mauer umgeben, diese war aber nicht mit Stacheldraht abgesichert.
Insgesamt machte das Kinderheim eher einen einladenden Eindruck und war ganz und gar nicht so, wie Fluppe ihr ein Heim beschrieben hatte.

Sie betraten das Gebäude und standen in einer großen Eingangshalle, in der eine geschwungene Treppe nach oben ging.
Ein junger Mann saß auf der Treppe und spielte mit seinem Handy rum.
Als er sie entdeckte stand er auf und kam breit grinsend auf sie zu.

„Hey, Frischfleisch! Na Süße wie ist es, soll ich dich mal rumführen? Wir können richtig gute Freunde werden."

Das Grinsen des Mannes empfand Sam schon eher als unangenehm und sie wich ein wenig vor ihm zurück.

„Achmed, ich habe dir doch gesagt du sollst die Mädchen in Ruhe lassen. Geh zurück in dein Zimmer!"

Meinte Frau Rode in schneidendem Ton zu ihm und deutete nach rechts, wo ein langer Flur von der Eingangshalle abzweigte.
Breit grinsend blieb der junge Mann kurz stehen, dann drehte er sich um und ging mit betont lockeren Schritten langsam zum gezeigten Flur.
Frau Rode wartete, bis der Junge hinter der Tür des Flures verschwunden war, dann ginge sie nach links und winkte Sam zu sich.
Sie gingen in einen Flur, in dem ein großer Drucker Stand und von dem aus mehrere offenstehende Türen abzweigten.
Schon an der zweiten Tür blieb die Frau stehen und klopfte an den Türrahmen.

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