Besuchsrecht

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Die nächsten Tage vergingen für Tom im immer gleichen Rhythmus.
Er hatte mit Klaus abgemacht, dass er für eine Zeit auf Tagschicht versetzt wurde. So konnte er morgens aufstehen und sich um Leila kümmern. Sie frühstückten zusammen und anschließend brachte Tom sie in die Grundschule, dann fuhr er selber zur Arbeit.
Nach der Arbeit holte er Leila bei ihrem Nachbarn dem Ehepaar Westphal ab, wo sie die Stunden direkt nach der Schule verbrachte. Nachdem sie zusammen Mittag gegessen hatten fuhren sie zu Amelie und Sam ins Krankenhaus.
Nach wenigen Tagen ging es Amelie körperlich wieder besser, die Schnittwunden und Prellungen an ihren Körper verheilten und ihre Lungenentzündungen klang gut ab. Doch seelisch hatte Amelie sehr an den Geschehnissen zu knabbern. Tom sah das seine Frau nicht gut schlief und das Strahlen in ihren Augen konnte er auch nicht mehr entdecken. Es fiel ihm sehr schwer mit ansehen zu müssen wie Amelie litt, ohne das er irgendetwas tun konnte um ihr zu helfen. Debbie Fischer, die behandelnde Ärztin von Amelie, empfahl ihnen einen guten Psychologen, der sich auf solch schwere Traumata spezialisiert hatte. Der ältere Arzt kam sogar in die Klinik um die ersten Gespräche mit Amelie dort zu führen. Auch Tom nahm an einen dieser Gesprächen teil und Doktor Gustaven bezog Tom und die Belastung die er zu tragen hatte mit ein. Für den Arzt war es sehr wichtig das auch Tom eine Therapie machte, um mit dem Geschehenen fertig zu werden. Jeder in der Familie sollte einige Termine bei dem netten Psychologen absolvieren. Doch Tom entschied sich lieber noch einmal zu Doktor Meyer der Polizeipsychologin zu gehen. Bei ihr hatte er bereits einige Gespräche geführt um das Trauma das durch den Tod von Heinz entstanden war aufzuarbeiten. Sie kannte ihn und wusste um die Geschehnisse von damals.
Er versprach Amelie direkt am nächsten Arbeitstag einen Termin bei Doktor Meyer zu machen.

Als er am Abend mit Leila kam und noch schnell die Post rein holte, fiel ihm ein Brief des Familiengerichtes auf. Mit einen schlechten Gefühl in der Magengegend öffnete er den Brief und las das amtliche Schreiben. Das Jugendamt hatte entschieden, das Nadine als leiblich Mutter ein Besuchsrecht für Leila und Sam erhalten sollte. Die ersten Besuche sollten unter Anwesenheit eines Mitarbeiters des Jugendamtes durchgeführt werden. Tom wurde gebeten sich für eine Terminabsprache bei der für sie zuständigen Mitarbeiterin des Jugendamtes zu melden.
Seufzend legte Tom den Brief weg. Er wollte Nadine lieber nicht wieder sehen. Das sie Sam und Leila so vernachlässigt hatte, ja sogar gewalttätig den Kindern gegenüber geworden war, konnte er ihr nicht verzeihen. Er wollte nicht das die Mädchen nach all den schrecklichen Ereignissen in der letzter Zeit geschehen waren, nun auch noch wieder der Alkoholabhängigen Mutter wiedersehen mussten. Gleichzeitig wollte er den Kindern auch nicht ihre leibliche Mutter wegnehmen. Daher nahm er sich vor am nächsten Tag während der Arbeit beim Jugendamt anzurufen. Frau Müller vom Jugendamt war immerhin bisher sehr lieb und einfühlsam mit den Kindern umgegangen, bestimmt würde sie eine Lösung finden die für alle gut war.
Tom steckte den Brief in seine Jacke damit er ihn morgen nicht vergessen konnte und machte für Leila und sich Abendbrot. Leila erzählte ganz aufgeregt was sie am heutigen Tag erlebt hatte. Die Schule machte ihr sehr viel Spaß und sie hatte einige nette Klassenkameraden mit denen sie sich angefreundet hatte.
Nachdem die beiden zusammen gegessen hatten, schauten sie noch das Sandmännchen im Fernsehen, dann musste Leila sich Bett fertig machen. Tom las ihr das vorletzte Kapitel des Tabaluga Buchs vor, welches sie vor einigen Wochen angefangen hatten zu lesen. Bald schlief das Mädchen friedlich in ihrem Bett und Tom sah ihr einige Minuten beim Schlafen zu. Der Anblick der friedliche schlafenden Sechsjährigen ließ sein Herz warm werden. Leise schaltete er die Nachttischlampe aus und verließ das Kinderzimmer. Dann ging er duschen und rasierte sich die Bartstoppeln weg über die Klaus sich am Morgen schon beschwert hatte.
Obwohl es noch recht früh war, legte Tom sich ins Bett, da ihn der Tag ziemlich geschafft hatte. Er schrieb Amelie eine Nachricht per Handy um ihr eine gute Nacht zu wünschen, dann drehte er sich auf die Seite und schlief ein.

Gegen Mitternacht weckte ihm eine Bewegung im Schlafzimmer. Alarmierte schreckte Tom hoch und wäre beinah auf die Person losgegangen, bis er merkte das es Leila war die mit ihrem Kuscheltier und ihrer Decker zu seinem Bett taperte.

"Kannst du nicht schlafen?"

Fragte Tom leise und zog das Mädchen zu sich ins Bett.

"Ich habe geträumt das Sam nicht wieder nach Hause kommt."

Flüsterte Leila mit tränenerstickter Stimme.
Tom deckte das Mädchen mit ihrer Decke zu und zog sie in seinen Arm.

"Bald sind Sam und Amelie wieder Zuhause. Alles wird gut. Es war nur ein böser Traum."

Beruhigte er sie leise und strich ihr über denKopf.
Bald war Leila in seinem Arm eingeschlafen und auch Tom glitt wieder in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

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