Zahn um Zahn

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Im Krankenhaus wurden die Mädchen von Frederik Seehauser, dem diensthabenden Arzt untersucht.
Tom wartete derweil in der Eingangshalle.
Die Gedanken rasten in seinem Kopf umher.

„Wo war Amelie? Was wollte dieser Kerl mit ihr?
War sie schwer verletz oder sogar schon tot? Aber dann hätten sie ihre Leichte doch bestimmt vor Ort gefunden."

Immer klarer wurde das Gefühl der Hilflosigkeit in ihm.
Er hätte darauf bestehen sollen, dass die Polizei seine Familie weiter bewachte.
Vor zwei Wochen waren die Kollegen abgezogen worden.
Zu lange war nichts passiert, es gab keine Spur von Jakowaski.
Die Kollegen vom K11 waren sich sicher, das der Verbrecher außer Landes geflohen war. Aber Toms Bauchgefühl hatte ihm etwas anderes gesagt.
Er hätte darauf hören sollen.
Verzweifelt legte er sein Gesicht in die Hände.

„Herr Meyer?"

Fragte plötzlich eine männliche Stimme.
Kommissar Naseband stand vor ihm und sah ihn mit einem mitleidigem Blick an.

„Hallo."

Meinte Tom und stand auf.

„Gibt etwas Neues? Irgendeine Spur von meiner Frau?"

Der Kommissar schüttelte den Kopf und setzte sich auf die Wartebank, auf der Tom eben noch gesessen hatte.
Mit einem lauten Seufzer setzte Tom sich neben ihn.

„Das ist doch alles ein Albtraum."

Murmelte er leise. Der Kommissar murrte zustimmend.

„Wir konnten Fingerabdrücke an der Terassentür sichern. Es waren die von Jakowaski.
Das Blut stammt wahrscheinlich nicht von ihm, die Blutgruppe stimmt nicht überein.
Wir müssen aber noch die DNA-Analyse abwarten um zu sagen von wem es stammt. Wir haben zum Abgleich die Zahnbürsten im Badezimmer mitgenommen.
Können sie mir sagen welche ihrer Frau gehört?"

Tom raufte sich die Haare. „Die gelbe." Beantwortete er die Frage.
Kommissar Naseband nickte und tippte etwas in sein Handy.

„Ich müsste die Aussage der Mädchen kurz aufnehmen. Wie geht es ihnen?"

„Samantha hatte einen Panikanfall. Die Sanitäter mussten ihr ein Beruhigungsmittel geben. Ich denke nicht das sie verhörfähig ist. Wenn das in Ordnung ist würde ich in ihrer Anwesenheit mit Leila reden und ihr die wichtigsten Fragen stellen.
Ich möchte nicht das sie noch mehr beunruhigt und traumatisiert wird, als es eh schon der Fall ist."

Der Kommissar nickte verstehend.

„Würde mir bei meinen Kindern nicht anders gehen. Das bekommen wir aufjedenfall hin."

Dankbar nickte Tom. Es dauerte noch ein paar Minuten bis Frederik endlich zu ihnen in den Wartebereich kam.

„Wie geht es ihnen?"

Fragte Tom der beim Anblick des Arztes direkt vom Sitz aufgesprungen war.
Beruhigend legte Frederik ihm eine Hand auf den Arm.

„Beruhig dich. Sie sind soweit unverletzt. Samantha hatte einen Panikanfall, daher haben die Kollegen vom Rettungsdienst ein starkes Beruhigungsmittel gespritzt.
Sie wird davon noch ein paar Stunden schlafen. Daher würde ich sie zur Überwachung über Nacht hierbehalten. Die jüngere der beiden ist soweit gut drauf, du kannst sie eigentlich mitnehmen, wenn du möchtest.
Ich kann euch aber auch anbieten, mit Samantha hier im Krankenhaus zu nächtigen."

Sogleich kam ein zustimmendes Nicken von Tom. Auf keinen Fall wollte er eines der Kinder heute noch einmal alleine lassen.
Freddy nickte und zusammen gingen sie in das Untersuchungszimmer.
Dort wartete Leila, Sam war bereits von einem Pfleger auf ein Zimmer in der Kinderstation gebracht worden.
Ängstlich sah Leila sie an, als sie in das Untersuchungszimmer traten.
Schnell sprang sie von der Untersuchungsliege und lief Tom entgegen. Er sie in den Arm und drückte sie an sich. Dann hob er sie hoch und trug sie zurück zu der Liege. Mit dem Mädchen auf dem Schoß setzte er sich hin und streichelte Leila beruhigend über den Rücken.

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