Unruhige Nacht

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Kommissarin Rietz und Kommissar Grass waren ebenfalls bereits wieder im Präsidium. Im Büro der Kommissare saß ein weiterer Mann, der ganz nervös an seiner Jacke herumspielte.
Erfreut winkte Alexandra Rietz ihnen zu.

"Ahh hallo ihr zwei. Wir wollten Herrn Mischgel gerade ein paar Fragen stellen.
Seid ihr mit eurem Mischgel erfolgreich gewesen?"

Michael Naseband schüttelte den Kopf.

"Nein. Wir waren allerdings bei Frau Ilona Mischgel zu Besuch."

Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und sah Michael Mischgel über seine Brille hinweg prüfend an.
Der war recht blass um die Nase und schien überhaupt nicht zu wissen warum er eigentlich bei der Polizei saß.

"Geht es meine Großmutter nicht gut? Hat sie Probleme?"

Fragte er besorgt.
Kommissar Naseband lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schüttelte den Kopf.

"Nein es geht eher um Aron Mischgel. Ihr Cousin oder?"

Das Gesicht von Herrn Mischgel verfinsterte sich.

"Was hat der Nichtsnutz jetzt schon wieder angestellt? Ich habe meine Großmutter gleich gesagt sie soll Aron nicht bei sich wohnen lassen. Und schon gar nicht seinen Wagen über ihren Namen anmelden.
Der Mann wird niemals auf die gerade Bahn kommen."

Wütend sprach der Mann mit gepresster Stimme und wurde dabei rot im Gesicht.

"Haben Sie regelmäßig Kontakt zu ihrem Cousin?"

Fragte der Kommissar ungerührt weiter.
Herr Mischgel schüttelte den Kopf.

"Ich halte mich von ihm fern. Mit solchen Leuten möchte ich wirklich nichts zu tun haben!"

Stellte er bestimmt klar.

"Also haben sie auch keine Idee wo wir Aron Mischgel jetzt finden könnten."

Wieder schüttelte der Mann den Kopf.

"In Ordnung Herr Mischgel. Danke das sie hier waren. Sollten sie etwas von ihrem Cousin hören, melden sie sich bitte sofort bei uns. Wir möchten uns dringend mit ihm unterhalten."

Erleichtert stand er Mischgel auf und nahm die Visitenkarte entgegen die Kommissar Naseband ihm hinstreckte.

"Klar das mach ich. Einen schönen Abend noch."

Nachdem der Mann das Büro verlassen hatte und die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah Alexandra Rietz ihren Kollegen fragend an.

"Das war aber kurzes Verhör. Ich rate mal euer Gespräch mit Frau Mischgel war aufschlussreicher?"

Mit ernster Miene nickte ihr glatzköpfiger Kollege und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf.

"Aron Mischgel ist unser Mann!"

Ließ er die Katze aus dem Sack.

"Frau Mischgel konnte uns berichten das Gregor Jakowaski vor wenigen Tagen bei ihr war und sich das Auto ihres Enkels ausgeliehen hat.
Nun müssen wir ihn nur noch finden. Ich wette wenn wir Aron finden, finden wir auch die beiden Vermissten."

"Perfekt. Endlich eine Spur. Ich rufe direkt bei der Technik an und lass das Handy von Aron Mischgel orten. Über den Provider müssten wir seine Daten herausfinden können. Mal sehen das der Staatsanwalt uns direkt einen entsprechenden Durchsuchungsbefehl ausstellt."

Meinte die Kommissarin während sie eine Telefonnummer wählte.
Seufzten nickte Naseband und schloss die Augen. Die letzten Tage waren anstrengend und mit wenig schlaf gewesen. Das schlauchte auch den erfahrenden Kommissar.

"Ich denke das wird ein paar Stunden dauern. Ich fahr nach Hause und leg mich hin. Ruft mich an. Komm Gerrit du kannst auch gehen, dann sind wir fit wenn es etwas neues gibt."

Meinte Naseband und stand auf.

"Wollen sie hier bleiben?"

Fragte er Tom, der sogleich mit einem nicken antwortete.
Auf keinen Fall wollte er jetzt gehen, wo endlich eine Spur und damit etwas Hoffnung in Sicht war.
Die beiden Kommissare verabschiedeten sich und Tom bleib mit Alexandra Rietz alleine im Büro zurück.
Diese redete eine Zeit lang mit dem Staatsanwalt und unterrichtete ihn über die neusten Spuren.
Anschließend telefonierte sie mit der Technik. Sobald der Durchsuchungsbefehl da war sollten die Kollegen im Labor die Handynummer des Verdächtigen beim Provider abfragen und diese Nummer dann orten.
Vielleicht hatten sie Glück und diese Spur führte sie direkt zu Amelie und Sam.

Müde lehnte Tom sich auf dem Sofa zurück und schloss kurz die Augen.
Hoffentlich würden sie die beiden bald finden. Er konnte Amelie und Samantha nicht verlieren. Das würde er einfach nicht schaffen.

Ohne es zu merken war Tom eingeschlafen und wachte erst durch das Klingeln des Telefons von Alexandra Rietz auf.
Die Kommissarin war nicht mehr im Büro, Tom war alleine. Schnell stand er auf und nahm den Anruf entgegen.

"Mayer am Apparat von Alexandra Rietz."

"Ähh, wer ist dort?"

Die verwirrte Stimme einer jungen Frau kam aus dem Telefonhörer.

"Polizeioberkommissar Tom Mayer. Ich arbeite aktuell mit Alexandra Rietz zusammen. Sie ist gerade nicht im Büro."

"Achso. Ich wollte nur Bescheid geben, wir haben jetzt den Durchsungsbefehl von der Staatsanwaltschaft. Um die Uhrzeit wird es schwer jemanden bei den Providern zu fassen zu bekommen, aber wir versuchen so schnell wie möglich die Nummer dieses Herrn Mischgel herauszufinden.
Alexandra wollte nur das ich sie informieren. Können sie ihr das weitergeben?"

"Klar. Danke für die Info."

Meinte Tom und legte auf.
Gähnend sah er auf die Uhr. Es war halb drei Uhr morgens. Er hatte vier Stunden auf der Couch sitzend geschlafen.
Kein Wunder das sein Nacken schmerzte und er sich ganz steif fühlte. Kurz streckte er seine Glieder, dann legte er sich auf dei Couch und versuchte wieder einzudösen.
Schließlich musste er fit sein sobald sie etwas über den Aufenthaltsort des Verdächtigen herausgefunden hatten.
Obwohl die Gedanken in seinem Kopf kreisten, schlief Tom schnell wieder ein.

Für Sam und Amelie war die Nacht weitaus weniger bequem. Während es Sam schwer viel wach zu bleiben, schlief Amelie unruhig neben ihr.
Immer wieder hatte sie Albträume und wimmerte im Schlaf oder schlug um sich. Als Sam ihr vorsichtig über den Kopf streichelte, um sie wegen eines erneuten Albtraumes zu beruhigen, bemerkte sie das Amelie ganz heiß war. Es schien als hätte sie Fieber bekommen.

"Vielleicht schlief sie deshalb so fest und träume so schlecht?"

Dachte Sam bei sich. Aber sie wusste nicht wie sie Amelie helfen konnte. Sie zog die Decke über Amelies Arme, da diese im Schlaf herunter gerutscht war. Als die Ältere sich endlich beruhigt und wieder einen ruhigen Schlaf gefunden zu haben schien, setzte Sam sich zurück an das Fußende der Matratze.
Plötzlich flackerte das Licht der kleinen Laterne, die als einzige Lichtquelle den Raum beleuchtet.
Ängstlich sah Sam die Lampe an. Sie fürchtete sich davor gleich im Dunklen hier zu sitzen.
Doch zum Glück hörte das Flackern bald auf.
Beruhigt lehnte sie sich mit der Schulter gegen die Wand und nahm die Waffe wieder in die Hand.
Das kalte Metall der Schusswaffe fühlte sich unangenehm an.

"Als schien der schwere Gegenstand das Leben aus ihr heraus zu saugen."

Dachte sie bei sich während sie die Waffe betrachtete.

"Wie viele Menschen wohl schon mit dieser Pistole getötet worden war?
Wenn sie Jakowaski gehörte, konnte sie nur für schreckliche und böse Taten genutzt worden sein."

Angewidert drehte sie die Waffe in ihrer unverletzten Hand. Am liebsten würde sie den schweren Gegenstand einfach weglegen und nie wieder anfassen müssen.
Doch sie musste Amelie und sich mit dieser Waffe beschützen. Das wusste Sam, also behielt sie das kalte Metall in ihren Händen und hielt die Waffe in Richtung der Tür.

"Sie würde nicht zögern abzudrücken."

Schwor sie sich und wartete schweigend das sich etwas tat. Doch bis auf das gleichmäßige Tropfen von Wasser das von der Decke heruntertropfte und dem unruhigem Atmen von Amelie war nichts zu hören.

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