Noch bevor die Sonne aufging wurde Tom erneut vom Klingeln des Telefons geweckt.
Müde schlug er die Augen auf und benötige einige Sekunden um sich zu orientieren. In dieser Zeit war Kommissarin Rietz bereits an ihr Telefon gegangen.
Verschlafen telefonierte sie kurz und brachte außer ein paar gebrummte Zustimmungsbekundungen nicht viel heraus.
Tom richtete sich auf der Couch auf und streckte die steifen Glieder.„Was Neues?
Fragte er die Kommissarin.
Die gähnte hinter vorgehaltener Hand und nickte müde.„Das Handy konnte geortet werden. In der Nähe vom Königsforst.
Das Gelände ist natürlich ziemlich groß und unübersichtlich.
Ich rufe erst einmal Michael und Gerrit an, dann können wir die Gegend abfahren. Vielleicht finden wir den VW Bus auf einen der Parkplätze."Tom war nun hellwach und nickte. Das war womöglich die Spur, die sie so lange gesucht und erhofft hatten.
Es dauerte eine gute halbe Stunde bis Gerrit Grass und Michael Naseband wieder im Kommissariat erschienen. Die beiden sahen sogar einigermaßen fit und ausgeschlafen aus.
Kurz berichtete Alexandra Rietz ihnen was die Techniker über die Handyortung herausgefunden hatten.„Ich würde sagen wir teilen uns auf und fahren einmal um den Königsforst. Mit so einer kleinen Spur die schon mehr als 28 Stunden alt ist, werden wir wohl keine Suchmannschaft aktiviert bekommen. Aber vielleicht finden wir den VW Bus, dann sieht das schon ganz anders aus."
Die anderen stimmten ihr zu und nach einer kurzen Teameinteilung, machten die vier sich auf den Weg zu den Fahrzeugen der Kommissare.
Diesmal sollte Tom die Kommissarin Alexandra Rietz begleiten. Ein leichtes Zittern hatte ihn erfasst. Er spürte ganz genau das dies womöglich die entscheidende Spur sein könnte. Sie würden Amelie und Samantha finden, da war er sich sicher. Die Frage war nur wie es den beiden dann ging. Schließlich war Amelie nun seit mehr als 48 Stunden und Sam seit 28 Stunden verschwunden.
Eine durchaus kritische Zeitspanne, wenn man überlegte, dass der Helfer von Gregor Jakowaski wegen schwerwiegender Verbrechen angeklagt worden war.Die Fahrt zum Königsforst dauerte einige Minuten da sie einmal quer durch Köln fahren mussten. Aufgrund der frühen Morgenstunden war die Stadt noch wie leergefegt. Erst langsam erwachte Köln und in einigen Fenstern brannte bereits Licht.
Schweigend fuhren sie durch die Stadt und Tom sah gedankenversunken aus dem Fenster.„Hoffentlich hatte dieser Albtraum nun bald ein Ende."
Dachte er hoffnungsvoll bei sich. Wie gerne würde er Amelie und Sam wieder in die Arme schließen.
Er seufzte leise, woraufhin die Kommissarin neben ihm kurz zu ihm herübersah.„Wir finden die beiden. Verlier nur nicht die Hoffnung, die zwei brauchen dich jetzt."
Sprach Alexandra Rietz ihm leide Mut zu und richtete ihren Blick zurück auf die Straße.
Sie verließen die Stadt und fuhren bald in eine deutlich ländlichere Gegend. Immer weniger Häuser standen an der Straße und es wurde Zunehmens dunkler um sie. Die Sonne würde erst in zwei Stunden aufgehen, schließlich war es bereits Herbst und die Tage wurden schon spürbar kürzer.
Es hatte leicht angefangen zu regnen, was eine Suche im Wald ganz sicher nicht erleichtern würde.„Der Königsforst müsste bald anfangen. Wir fahren erstmal die Wanderparkplätze ab würde ich sagen. Michael will links um den Forst fahren, wir versuchen es rechts. Wenn die Sonne aufgeht können wir vielleicht noch einen Polizeihubschrauber anfordern.
Aber mit etwas Glück finden wir schon vorher etwas."Tom brummte zustimmend und blickte konzentriert aus dem Fenster. Immer dichter standen die Bäume am Straßenrand, sie hatten das besagt Waldgebiet also bereits erreicht.
Alexandra Rietz fuhr mit verlangsamter Geschwindigkeit am Königsforst vorbei. Bei jeden Parkplatzschild bremste sie ab und bog an den jeweiligen kleinen Schotterplätzen ab. Da der Königsforst ein sehr beliebtes Ausflugziel bei den Kölner Bürgern war, hatte man für ausreichend Parkmöglichkeiten gesorgt. Schließlich wollte man nicht das Wanderausflügler an der Landstraße parkten und somit ein Unfallrisiko darstellten.
Auf den ersten drei Parkplätzen, stand kein einziges Auto.
Der Verkehr auf der Landstraße nahm langsam zu und immer mehr Autos kamen ihnen entgegen. Die Verkehrsteilnehmer hupten da Kommissarin Rietz mit 50 km/h eigentlich deutlich langsamer fuhr als eigentlich erlaubt.
Doch die erfahrene Kommissarin ließ sich von den drängelnden Autofahrern gar nicht aus erst aus der Ruhe bringen.
Es dauerte fast eine Stunde bis sie die erste Seite des Königsforstes von außen abgesucht hatten.
Sie bogen links ab um weiter um den Königsforst herum fahren zu können.
Ein kleiner Waldweg ging links von der Straße ab, kurzentschlossen bog die Kommissarin ab.„Ich muss mal einen Kaffee wegbringen."
Gab sie zu.
Sie fuhr einige Meter in den Waldweg hinein um eine gute Stelle zum Parken zu finden. Nach etwas dreihundert Metern wurde der Weg etwas breiter. Hier stand bereits ein anderes Auto etwas verdeckt durch einen großen Busch.
Wie ein elektrischer Schlag fuhr es durch Tom hindurch. Es handelte sich um einen weißen VW Bus.„Na sieh mal an. Lass uns mal das Kennzeichen checken."
Auch der Kommissarin war die Aufregung anzuhören.
Wollte der Zufall etwa das sie den gesuchten Wagen fanden und das obwohl sie nur abgebogen war um kurz pinkeln zu gehen?
Sie hielt vor dem VW Bus und Tom reichte ihr eine Taschenlampe.
Die Kennzeichen waren stark verschmutzt doch„K:MI:284. Bingo!"
Rief Alexandra aufgeregt und gab Tom die Taschenlampe zurück.
Sie griff nach ihrem Handy. Natürlich hatte sie keinen Empfang so mitten im Wald.„Kein Empfang. Verdammt.
Ich muss aber wirklich erstmal kurz in den Busch. Gib mir eine Minute."Die Kommissarin stieg aus und ging einmal um den Wagen herum. Dort strakte sie durch dichtes Laub in den Wald hinein.
Als er sie nicht mehr sah, stieg Tom aus und machte die Taschenlampe an die er noch immer in der Hand hielt. Er leuchtete den Boden um den VW Bus des Verdächtigen ab.
Der Regen hatte die Erde aufgeweicht und bereits große Pfützen gebildet. Trotzdem waren noch einige Fußabdrücke zu erkennen. Ein paar große Stiefelabdrücke konnte Tom ausmachen. Als er weiter suchte entdeckte er auch einen Barfuß der von einem Kind stammen musste.
Samantha war hier gewesen.
Irgendwo in der Umgebung musste sie sein.„Hast du was gefunden?"
Fragte die Kommissarin plötzlich hinter ihm.
Erschrocken drehte Tom sich um.„Fußabdrücke. Ein paar große Stiefelabdrücke. Und hier ein Fußabdruck von einen recht kleinen Fuß.
Ich denke Samantha war hier. Sie hatte keine Schuhe an als sie entführt wurde."Bestätigend nickte Alexandra Rietz.
„Komm wir fahren zurück und informieren Michael. Dann rufen wir in der Leitstelle an. Wir brauchen hier die Spurensicherung solange der Regen noch was an Spuren übriglässt. Außerdem brauchen wir eine Suchmannschaft."
Widerwillig stieg Tom zurück in den Wagen. Lieber wäre er direkt losgegangen und hätte versucht den Spuren zu folgen.
Aber die Kommissarin hatte recht und es wäre unvernünftig alleine loszulaufen.
Rückwärts fuhren sie auf dem Wald weg heraus und zurück auf die Landstraße. Es dauerte etwas bis sie endlich wieder Empfang hatten und über die Freisprechanlage das restliche Team vom K11 informieren konnten.Zur gleichen Zeit saß Sam zusammengesunken auf der Matratze. Ihr Kopf lag auf ihren Knien und sie lehnte seitlich an der Wand.
Ein lauter Knall ließ sie aus dem Schlaf schrecken und beinahe hätte sie die Waffe abgeschossen, die sie noch in der Hand hielt.
Ängstlich sah sie zur Tür und richtete mit zitternden Fingern die Waffe dort hin.„Lasst mich raus. Jetzt ist Schluss mit Lustig!"
Kam das gedämpfte Brüllen ihres Entführers aus Richtung Flur.
Beruhigt atmete Sam aus. Der Knall war von dem Mann gekommen der wohl erneut gegen die Stahltür getreten hatte.
Nur langsam beruhigte sich Sams wild pochendes Herz.
Sie sah zu Amelie hinüber, die noch immer tief und fest schlief. Selbst der laute Knall hatte sie nicht wecken können.
Besorgt musterte Sam die Frau. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn und ihre Augen bewegten sich unter den geschlossenen Liedern hin und her.
Amelie schien es wirklich schlecht zu gehen.
Wieder drang das wütende Geschrei des Entführers aus dem Flur zu ihnen.„Amelie?"
Fragte Sam leise und rüttelte am Fuß der schlafenden Frau.
Doch die reagierte überhaupt nicht.
Kurz überlegte Sam was sie tun sollte.
Da flackerte die Lampe erneut.
Ängstlich sah Sam zu Tisch auf dem die LED-Lampe stand.
Erneut flackerte das Licht und ging dann plötzlich aus.
Sam hielt den Atem an als die Dunkelheit sie zu verschlucken schien.
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Scherbenmeer
FanfictionDer Tod seines besten Freundes lässt Tom Mayers Welt zerbrechen. Von Trauer und Schuldgefühlen getrieben flüchtet er von Düsseldorf nach Köln und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach wegstre...