Die Zeit verging und schweigend saß Tom an Amelies Bett, während Leila bei Sam lag und die beiden Mädchen friedlich schliefen.
Es klopfte leise ab der Tür und Debbie steckte ihren Kopf hinein."Tom kommst du mal."
Bat sie leise und sofort stand Tom auf und verließ mit ihr den Raum.
"Franco hat mich gerade angerufen. Er meint er hätte bei der Übergabe ganz vergessen das auch du verletzt wurdest. Warum hast du denn nichts gesagt Tom?"
Tom entspannte sich, er hatte schon mit schlechten Nachrichten wegen Amelie oder Sam gerechnet.
"Ach es ist nur ein Kratzer. Franco hat es doch schon verbunden."
Debbie sah ihn vorwurfsvoll an.
"Und weil es nur so ein kleiner Kratzer ist, hast du Blut an deinem frischen Pulli?"
Ertappt sah Tom nach seinem Arm. Tatsächlich war das Blut durch den Verband und in seinen Pulli gezogen. Anscheinend war die Wunde doch etwas mehr als nur ein Kratzer.
"Du kommst jetzt mit und ich schau mir die Wunde an und nähe sie, wenn nötig."
Tom nickt ergeben und folgte Debbie in Richtung Aufzug. Ihm war etwas schwindelig und er musste am Aufzug angekommen erst einmal durchschnaufen und sich an die Wand lehnen.
"Linda? Ich bräuchte mal einen Rollstuhl."
Rief Debbie und sah Tom alarmiert an.
"Es geht schon, vermutlich liegt es nur daran das ich seit gestern nichts mehr gegessen habe."
Wiegelte Tom ab. Doch Debbie sah ihn nur böse an und schüttelte den Kopf.
"Oder daran das du schon bald einen Liter Blut durch die Schussverletzung verloren hast. Tom sei doch bitte vernünftig. Ich weiß für dich sind jetzt Amelie, Sam und Leila das wichtigste. Aber wenn du dich immer nur hinten anstellst werden die drei auch nicht glücklich sein, vor allen wenn dir deswegen etwas passiert.
Auch du hast sowohl körperlich wie auch seelisch deine Grenzen. Und die Geschehnisse der letzten Tage hätten jeden über diese Grenzen hinausgebracht."Tom seufzte und dachte kurz über Debbies Worte nach. Sie hatte tatsächlich recht. Die letzten Tage hatten alles von ihm abverlangt und es kostete ihm noch immer alle Kraft, sich nicht einfach weinend in eine Ecke zu setzten und seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Schwester Linda brachte einen Rollstuhl und brav setzte Tom sich hinein. Debbie schob ihn in den Aufzug und sie fuhren nach unten in die Notaufnahme.
Als Debbie mit Tom den Aufzug verließ eilte Birgit zu ihr herüber.
Besorgt sah sie Tom an und fragte ob sie behilflich sein könne. Debbie bat sie, Tom in einen der Untersuchungsräume zu bringen und holte schon einmal einige Dinge."Leg ihm bitte einen Zugang und häng eine Ringerlösung an. Er hat etwas viel Blut verloren denke ich. Dann hätte ich gerne einen Blutzucker und den Druck."
Brigit nickte und nahm Toms Hand um ihm einen Zugang zu legen. Erschöpft ließ er die beiden Frauen an sich rumwerkeln.
"Zieh bitte noch deinen Pullover aus damit wir ihn nicht kaputtschneiden müssen."
Bat Debbie und half ihn dann sich aus dem blutigen Kleidungsstücke zu schälen.
Der Verband an seinem rechten Arm war mit dunklem Blut durchtränkt und Debbie brauchte etwas um die Mullbinde von der Wunde herunter zu bekommen. Es hatte sich bereits etwas Schorf gebildet der mit dem Verband zusammen von der Wunde gerissen wurde. Tom verzog schmerzhaft das Gesicht beschwere sich aber nicht, schließlich war er selber Schuld das die Wunde nicht gleich versorgt worden war.
Birgit steckte eine Infusion an den Zugang und nahm dann Toms linke Hand in ihre."Das pikst jetzt nochmal kurz."
Meinte sie und stach Tom in den Zeigefinger. Kurz drückte sie auf den Finger herum und ließ dann einen Tropfen Blut auf ein Gerät tropfen.
Sie ließ Tom los und betrachtete das Gerät."Ich muss auch einmal piksen und die Wunder betäuben. Das muss ich nähen."
Tom nickte und Debbie betäubte die Wunde. Anschließend begann sie den tiefen Schnitt zu nähen während Birgit den Blutdruck maß.
"Blutzucker ist bei 56. Wann hast du denn zuletzt etwas gegessen?"
Meinte Birgit und sah Tom besorgt an.
"Ähm ich glaube gestern oder so."
Meinte Tom ausweichend und sah betreten auf den Boden.
"Bei der Situation auch kein Wunder. Ich näh das gerade zu Ende und wenn die Infusion durchgelaufen ist gehen wir beide in der Kantine etwas essen. Danach kannst du frisch gestärkt zurück zu deinen Mädels. Okay?"
Schlug Debbie vor die konzentriert dabei war die Wunde zu nähen.
Tom stimmte ihr zu und keine fünfzehn Minuten später saßen die beiden in der Kantine und hatten einen großen Teller Spaghetti Bolognese vor sich.
Nun merkte Tom auch was für einen großen Hunger er hatte und machte sich sogleich über den vollen Teller her.
Debbie betrachtete ihn lächelnd während sie in Ruhe ihr Mittagessen aß. Da Tom vor Hunger beinah alles in sich hineinschlang, war er nach wenigen Minuten fertig und saß anschließend satt und zufrieden bei Debbie, die noch nicht einmal die Hälfte ihrer Portion geschafft hatte.Eine halbe Stunde später war Tom wieder auf den Weg zu Sam, Leila und Amelie. Schwester Linda hatte für Leila ein Tablett mit Essen gebracht und die Kleine geweckt.
"Wo warst du denn so lange?"
Fragte Leila mit vollem Mund als Tom zurück ins Zimmer kam.
"Man spricht nicht mit vollem Mund junge Dame. Ich muss noch einmal mit der Frau Doktor Fischer reden und dann war ich mit ihr zusammen zu Mittag essen."
Leila nickte und aß ihren Teller weiter.
Tom setzte sich wieder zu Amelie ans Bett und nahm die Hand seiner Frau in seine. Er schloss die Augen und döste etwas während er dem ruhigen Atmen von Amelie lauschte, dass nur von Leila Besteckgeklapper unterbrochen wurde.
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Scherbenmeer
FanfictionDer Tod seines besten Freundes lässt Tom Mayers Welt zerbrechen. Von Trauer und Schuldgefühlen getrieben flüchtet er von Düsseldorf nach Köln und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach wegstre...