Sam lief an einem See entlang.
Es war angenehm ruhig, nur das Rauschen der Blätter im Wind war zu hören.
Tief atmete sie ein, sie konnte den Duft von Tannenholz wahrnehmen.
Neben ihr lief ihr Vater, er lächelte als sie ihn ansah.„Jetzt ist es aber langsam Zeit das du gehst."
Meinte er zu ihr. Verwirrt sah sie ihn an, wohin sollte sie gehen?
„Gehen?"
Fragte sie ihn und blieb stehen.
„Ja. Deine Schwester braucht dich und du hast doch noch so viel Schönes zu erleben. Du kannst nicht bleiben."
Trauer erfüllte sie als ihr sie merkte das ihr Vater sie gerade fortschicken wollte..
„Aber ich will bei dir bleiben."
Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Ich weiß mein großes Mädchen. Aber du weißt doch, ich bin hier."
Er zeigte auf ihre Brust, dort wo ihr Herz saß.
„Für immer bei dir."
Er nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sam schoss die Augen und genoss die Wärme die ihr diese Umarmung spendete.
Einzig ein durchdringendes piependes Geräusch störte sie.
Je mehr sie sich auf dieses Piepen konzentrierte, umso lauter wurde es.
Auch beschleunigten sich die Abstände zwischen den Pieptönen immer weiter.„Und heute war ich das erste Mal in der Schule. Das war wirklich toll, da sind ganz viele andere Kinder.
Die haben mit mir gespielt, in der Pause. Und ich habe eine Schultüte bekommen, die sieht aus wie eine Katze.
Ich durfte sie leider nicht mitbringen um sie dir zu zeigen, Amelie sagt das geh hier nicht. Aber wenn du wieder zuhause bist, dann zeig ich sie dir."Verwirrt öffnete Sam die Augen.
Gleißende Helligkeit blendete sie und sofort schloss sie ihre Augen wieder.
Sie blinzelte mehrmals, bis ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten.„So da bin ich wieder. Hast du Sam von deinem Schultag erzählt?"
Eine Frau sprach links von Sam, vorsichtig bewegte sie ihren Kopf in Richtung der Stimme und erblickte eine hübsche Frau mit blonden langen Haaren.
„Ja, habe ich gerade gemacht. Auch von meiner tollen Schultüte"
Antwortete Leilas Stimme auf Sams rechter Seite. Es strängte sie ungemein an ihren Kopf zu bewegen, fast als wären ihre Muskeln wie eingeschlafen.
Deshalb beobachtete Sam weiter die Frau in der Tür.
Etwas steckte in ihrem Hals und als sie versuchte zu schlucken, brachte sie nur ein Würgen heraus.
Entsetzt sah die Frau in der Tür sie an, dann überwand sie die wenigen Schritte zu ihr.
Erschrocken zuckte Sam leicht zusammen und sah sie ängstlich an.
Wollte die Frau ihr etwas wehtun?„Hey, du bist ja wach!"
Die Frau sah sie mit Tränen in den Augen an. Dann drückte sie auf einen Knopf der über Sams Kopf an der Wand angebracht
„Was? Sam? Bist du wach?"
Leila rüttelte vorsichtig an ihrem rechten Arm und langsam, unter großer Anstrengung drehte Sam ihren Kopf nach rechts.
Mit großen Augen sah Leila sie an.
Tränen sammelten sich in ihren Augen und bald liefen sie ihre Wange hinunter, während das kleine Mädchen sie noch immer stumm und fassungslos ansah.
Sam wollte ihre Hand heben, um Leila zu sich zu ziehen und sie in den Arm zu nehmen.
Aber ihre Muskeln schienen nicht auf sie zu hören.Die Zimmertür öffnete sich und die Stimme einer weiteren Frau ertönte.
„Amelie, hast du geklingelt? Was ist los?"
„Sie ist wach, hol schnell einen Arzt."
Meinte die Stimme der ersten Frau, die wohl Amelie heißen musste.
Eine bleierne Müdigkeit erfasste Sam, alles was sie tat schien so unglaublich anstrengend zu sein.
Sie konnte nicht richtig Atmen, das Ding was in ihrem Hals steckte unterbrach sie und schien Luft in sie hineinzupumpen.
Kurz schloss Sam die Augen und wäre fast wieder weggedämmert, doch laute Geräusche an der Zimmertür rissen sie wieder aus dem Dämmerschlaf.
Ängstlich drehte sie den Kopf zurück zur Tür und starrte dort hin.
Ein Mann und eine Frau traten ein. Beide hatten komische grüne Gewänder an.Der Mann kam sofort zu Sam und Amelie machte ihm Platz.
Ängstlich sah Sam ihn an.
Wer war er nur und was wollte er von ihr?
Wo war nur Tom?
Oder hatte sie nur von ihm geträumt?
War das hier vielleicht auch alles nur ein Traum und wenn sie aufwachte würde der böse Mann wieder dastehen und ihr weh tun?
Das Piepen das nach wie vor die ganze Zeit zu hören war, beschleunigte sich in seinem Rhythmus.
Panisch versuchte Sam gegen das Ding in ihrem Hals anzuatmen.„Hallo Sam, ich bin Doktor Dreier. Du bist hier im Krankenhaus. Ich werde dir jetzt gleich den Schlauch in deinem Hals entfernen, der stört dich bestimmt sehr."
Weiterhin sah Sam ihn nur ängstlich an und bewegte sich keinen Millimeter, was aber wohl eher daran lag, dass ihre Muskeln ihr ja nicht mehr gehorchten.
Ihr Herz pochte in ihrer Brust und der Piepton schien den gleichen Rhythmus zu haben.„Hey, Sam es ist alles in Ordnung. Guck Leila ist hier und ich passe auch auf dich auf."
Amelie sprach mit beruhigender und warmer Stimme mit ihr und stellte sich an das Fußende von Sams Bett.
Die Frau im grünen Kittel legte ein Tuch auf Sams Brust und der Mann fing an etwas in Sams Gesicht zu machen.
Mit einem sehr unangenehmen Gefühl wurde etwas aus ihrem Hals hinausgezogen und sie musste würgen und husten.
Dann konnte sie endlich wieder normal Atmen. Das Atmen verursachte leichte Schmerzen in ihrer linken Brust und langsam nahm sie auch Schmerzen in ihrem linken Arm wahr.
Als sie denn Kopf nach links drehte, sah sie ein komisches Metallgestell, was an ihrem Arm befestigt zu sein schien.„So jetzt müsste es besser gehen mit dem Atmen oder?"
Sam sah wieder zu dem Mann der sie anlächelte.
„Ich muss jetzt noch ein paar Untersuchungen mit dir machen. Erstmal werde ich dir kurz in die Augen leuchten."
Ohne eine Reaktion von Sam abzuwarten, leuchtete er ihr mit einer kleinen Lampe in die Augen und hielt dabei ihre Lieder fest, sodass ihr nicht möglich war diese zuzukneifen.
„Das sieht schon mal sehr gut aus."
Meinte er zufrieden.
„Magst du einmal versuchen etwas zu sagen?"
Sam sah ihn weiter ängstlich an, brachte aber keinen Ton hervor.
„Ok, das ist nicht schlimm. Deiner Körper braucht bestimmt noch etwas um sich zu erholen. Auch die Stimmbänder müssen sich erstmal von der Intubation erholen."
Der Mann schob Sams Decke beiseite, woraufhin sie ihn panisch anschaute und sich ihre Atmung und ihr Puls stark beschleunigte. Doch der Mann nahm nur ihre rechte Hand in seine und sah sie dann an.
„Versuch bitte mal zuzudrücken."
Sam versuchte ihm ihre Hand zu entziehen, aber außer einem leichten Zucken ihres Daumens, brachte sie keine Bewegung zu Stande.
"Ok. Da werden wir bald mit der Physiotherapie anfangen müssen. Dann wird das schon wieder klappen. Spüren tust du das aber?"
Fragend sah er sie an, doch Sam reagierte nicht auf seine Frage, sondern starrte ihn immer noch ängstlich an.
Einige Sekunden herrschte Schweigen.
Dem Mann schien zu dämmern, dass Sam ihm nicht antworten wollte und er ließ ihre Hand wieder los.
Dann deckte er sie wieder zu.„In Ordnung. Am besten verschieben wir die Untersuchung einfach ein bisschen. Vielleicht kann ja auch später eine Kollegin kommen und das übernehmen, dann hast du womöglich weniger Angst?"
Auch auf diese Frage reagierte Sam nicht, ihr Puls beruhigte sich aber wieder.
Unter der warmen Decke fühlte sie sich schon deutlich sicherer.
Als auch ihr Atem wieder ruhig und gleichmäßig ging, kehrte auch die Müdigkeit zurück.
Ihre Augenlieder wurden immer schwer und es fiel ihr schwer dem Mann weiter zuzuhören. Der redete nun mit den beiden Frauen und da das Gespräch einige ihr unbekannte Worte enthielten, hörte sie bald überhaupt nicht mehr zu.
Sie schloss die Augen und bald schlief sie wieder ein.
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Scherbenmeer
FanfictionDer Tod seines besten Freundes lässt Tom Mayers Welt zerbrechen. Von Trauer und Schuldgefühlen getrieben flüchtet er von Düsseldorf nach Köln und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach wegstre...