Es zählt nur das Wohl der Kinder

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Sie waren am Büro von Frau Fischer angekommen und sie schloss ihre Tür auf. Dann bat sie Tom sich auf einen der beiden Stühle in der Sitzecke zu setzten und holte ihren Laptop.

„Erzählen sie weiter."

Bat Frau Fischer und setzte sich mit ihrem Laptop zu Tom an den Tisch.

„Wir hatten die Vermutung das Nadine an einer Kindsbettdepression litt. Sie konnte sich kaum über ihr Kind freuen, sah Sam oft eher als Belastung an. Ich habe mein Patenkind damals sehr oft zu mir genommen, damit Heinz mit Nadine etwas unternehmen konnte. Damals schien Nadine immer sehr froh darüber zu sein, wenn ich ihre Tochter nahm. Ich kann überhaupt nicht verstehen woher nun dieser Hass kommt und wie sie solche schweren Vorwürfe gegen mich äußern kann.
Heinz ist bei einem Einsatz gestorben, ich war damals dabei und habe mein Bestes gegeben sein Leben zu retten. Ich war am Boden zerstört nach seinem Tod. Ich konnte damals nicht in Düsseldorf bleiben und einfach ohne ihn weiter machen, daher habe ich mich nach Köln versetzten lassen. Als Nadine meine Kontaktversuche abgeblockt hat, habe ich es gut sein lassen. Ja vielleicht habe ich sie sogar im Stich gelassen, ich mache mir auch wirklich große Vorwürfe deshalb. Schließlich habe ich Heinz immer versprochen auf seine beiden Kinder aufzupassen, wenn ihm etwas passiert. Aber ich schwöre ihnen niemals habe ich Nadine etwas angetan oder gar solch ein abartiges Verbrechen an ihr begannen. Ich habe in meinem Beruf oft genug mit den Opfern sexueller Gewalt zu tun und weiß wie sehr die Opfer unter so etwas leiden. Glauben sie mir das könnte ich überhaupt nicht..."

Fast schon flehend sah Tom zu Frau Fischer, die mit ihrem Laptop beschäftigt war.

„Nun Herr Mayer. Sie wissen als Polizist ja selber, dass solche Anschuldigungen erst einmal schwer wiegen und ich das prüfen lassen muss. Egal ob die angedeuteten Straftaten womöglich sogar schon verjährt sind, mein Ziel ist in erster Linie das Wohl der Kinder und ich muss mir sicher sein, dass es den beiden egal ob bei ihnen oder später bei der leiblichen Mutter gut geht."

Tom nickte und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Nach diesen Vorwürfe würde das Jugendamt die Kinder womöglich aus ihrer Familie herausnehmen. Er hatte Sam und Leila doch versprochen das sie nicht in ein Heim müssten und alles gut werden würde.

„Aber ich muss auch zugeben das ich etwas perplex über das Auftreten von Frau Rudolphs bin. Sie ist bisher nicht sehr positiv aufgefallen, hat die Entzugsklinik auf eigenen Wunsch und entgegen ärztlichen Rat verlassen. Auch sonst war sie leider nicht sehr kooperativ, immerhin laufen noch Ermittlungen gegen sie wegen Vernachlässigung und Misshandlung Schutzbefohlener. Da hat sie nicht im Ansatz versucht mit uns oder der Staatsanwaltschaft zusammen zu arbeiten."

Sie drehte den Laptop so das auch Tom auf den Bildschirm sehen konnte. Dort war der Raum zu sehen, den sie eben verlassen hatten. Frau Fischer machte die Lautsprecher an und sie konnten Nadine reden hören. Die hockte vor Leila und hielt den Arm des Mädchens fest. Mit dunkler und leiser Stimme redete Nadine auf das Mädchen ein und sah sie dabei böse an.

„Tom möchte nur dich adoptieren und Sam soll in ein Heim kommen. Er will sie nicht bei sich behalten und du wirst sie dann nie wieder sehen dürfen. Du willst doch nicht von deiner Schwester getrennt werden, oder?"

Leila reagierte erst nicht, doch als Nadine an ihrer Schulter rüttelte, schüttelte das Mädchen schnell den Kopf.

„Dann muss du der Frau vom Jugendamt jetzt erzählen das Tom schon vorher bei uns war und er derjenige war der Sam geschlagen hat. Das er böse Sachen mit deiner Mama gemacht hätte und gemeint hat, wenn sie sich gegen ihn zur Wehr setzt oder jemanden etwas erzählt, würde er Sam wieder schlagen.
Das er verlangt hätte das ich euch nichts zu essen gebe. Hast du verstanden?"

Wieder schüttelte sie Leila grob.

„Man soll nicht lügen."

Flüsterte Leila leise, sodass man sie kaum durch die Lautsprecher hören konnte. Es brach Tom das Herz mit ansehen zu müssen wir Nadine ihren Griff um Leilas Arm verstärkte und man im Gesicht der Kleinen sehen konnte, das ihre Mutter ihr weh tat.

„Du willst also deine Schwester nie wieder sehen? Sie kommt in ein Heim wo sie nie wieder raus darf und man sie ganz schlecht behandeln wird."

Schrie Nadine mit zornesrotem Kopf und schüttelte Leila grob. Die schrie schmerzerfüllt auf als Nadine ihren Arm leicht verdrehte.
Tom sprang vom Stuhl und sah entsetzt auf den Bildschirm, nun stand auch Frau Fischer die fassungslos auf den Bildschirm gestarrt hatte endlich auf und gemeinsam liefen die beiden zu dem großen Zimmer in dem Nadine und Leila waren. Frau Fischer riss die Tür auf und stürme hinein, sofort ließ Nadine ihre Tochter los als die Mitarbeiterin des Jugendamtes gefolgt von Tom den Raum betraten.

„Es reicht Frau Rudolphs. Wir haben alles mit angehört und gesehen."

Frau Fischer deutete auf das Hinweisschild neben der Tür, auf dem Stand das der Raum Videoüberwacht war. Entsetzten machte sich auf Nadine bis dahin überraschten Gesicht breit. Bald wurde dies aber durch Wut abgelöst, ihr Gesicht nahm wieder eine tief rote Farbe an und böse sah sie Tom an.

„Du blödes Schwein. Ich lass mir von dir und den beiden Gören nicht das Leben versauen. Ich habe mich lang genug für diese undankbaren Kinder aufgeopfert, irgendwann muss es auch mal um mich gehen. Ich will auch endlich mal leben."

Hysterisch keifend sprudelte Nadine nur so drauf los und kam drohend auf Tom zu.

„Ich gehe nicht ins Gefängnis nur wegen diesen undankbaren Blagen."

Keifte sie weiter und begann auf Tom einzuschlagen, der versuchte sie von sich zu halten ohne sie überhaupt zu berühren.

„Hören sie sofort auf Frau Rudolphs oder ich rufe die Polizei."

Meinte Frau Fischer mit lauter, autoritärer Stimme.

„Kommen sie mit in mein Büro."

Befahl sie und öffnete die Tür.
Ängstlich sah Leila zu ihnen und Tränen liefen dem Mädchen über ihr Gesicht. Tom schob sich an Nadine vorbei und ging zu Leila herüber.
Wortlos nahm er sie in den Arm und Leila schniefte laut auf.

„Alles ist in Ordnung Mäuschen, du musst keine Angst haben."

Versprach er und drückte die Kleine an sich die schluchzend an seinem Hals hing.

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