XLIV. Blindheit

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16. April 1977

Kaum waren wir zurück appariert und zurück zum Schloss gelaufen, ging das Drama auch schon los.

Sirius hatte mich in ein leeren Klassenzimmer gezogen und konfrontierte mich nun mit etwas, was ich eigentlich zu verdrängen versuchte.

„Wieso immer er? Wieso beschützt du ihn so sehr?", keifte er mich direkt an und an seinen Stirnfalten und die leichten Adern die hervorstanden, merkte ich wie wütend er wirklich war.

„Es ist immer noch Regulus.", entgegnete ich ihm schlicht und meinte es auch so. Ich wusste, dass Regulus das Alles tief in seinem Herzen nicht wollte.

„Regulus war schon immer feige, Ani. Wieso denkst du es ist dieses Mal anders? Das Schwein hat dir nicht mal geholfen!", schrie er weiter entrüstet und schien mit jedem Wort verzweifelter zu werden.

„Sirius! Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht sofort anders sein wird aber für's Erste bin ich dankbar für das, was wir von ihm bekommen! Wir müssen ihn hinhalten! Wer weiß, was er uns noch erzählt.", versuchte ich Sirius wieder etwas zu beruhigen aber schien nur das Gegenteil davon zu vollbringen, der Sirius trat mit voller Wucht gegen einen Kessel, der in der Ecke stand und ließ mich so zusammenzucken.

„Und wie genau stellst du dir dieses Hinhalten denn bitte vor? Willst du ihm jetzt doch an die Wäsche gehen?", fragte er mich beinahe fauchend und ich konnte den Sirius kaum wieder erkennen, den ich so schätzte.

„Jetzt komm mal wieder von deinem hohen Hippogreif herunter!", zischte ich ihn dann auch an und er sah mich über meinen plötzliche Wechsel im Tonfall verwundert an.

„Ani, er ist ein Todesser!", versuchte er mich dann weiter zu drängen, aber ließ mich dabei unbeeindruckt.

„Auch wenn du es nicht glaubst aber das hab ich mittlerweile auch selbst rausgefunden!", zischte ich Sirius an und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Man kann ihm nicht trauen, Ani!"

„Es ist immer noch dein Bruder, Sirius!"

„Mein Bruder hat mir nie geholfen! Wieso sollte ich ihm also jetzt helfen und Vertrauen gegenüber bringen?", meinte er dann und bemerkte den Schmerz in seinem Gesicht, dennoch konnte und wollte ich nicht glauben für wie bösartig er seinen Bruder hielt.

„Sirius, versteh es d-..."

„Nein! Da gibt es rein gar nichts zu verstehen, Ani!", zischte er mich böse an.

Flehend sah ich den Jungen an, den ich scheinbar ein bisschen zu sehr mochte, aber er blickte nur eiskalt zurück. Eigentlich wollte ich überhaupt keinen Streit. Am liebsten hätte ich mich mit ihm eingekuschelt und alles vergessen, was bis jetzt passiert war.

„Ani, ich will nur das es dir gut geht und das geht nun mal nicht, wenn dieser Wicht immer in deiner Nähe ist und dich am Zauberstab herumführt. Er wird dich verletzen!", diskutierte er dann weiter und nun war ich auch endgültig auf Hundertachtzig.

„Das hat er doch schon längst!", schrie ich ihn schließlich mit voller Kraft an und es wurde ruhig.

Er wartete, dass ich weiterredete und nun schien das Detail, welches ich ihm über meine Geburtstagsbegegnung mit Regulus verschwiegen habe, unausweichlich.

„An meinem Geburtstag am Astronomieturm war er seltsam. Sehr sogar...", murmelte ich und merkte aber wie laut mein Herz aufgrund der Aufregung pochte.

„Was hat er getan?", fragte er dann.

„Du wolltest mir beim ersten Mal schon nicht zuhören.", meinte ich und erinnerte ich ihn an meine Geburtstagsparty. Ich setzte an zu gehen, weil ich ihm es eigentlich verschweigen wollte.

Doch er griff nach meinem Arm und drehte mich schwungvoll wieder zu sich, bevor er meinte: „Was hat er getan?"

„Er hat versucht mich zu küssen.", meinte ich ehrlich.

„Was?"

Ich nickte.

„Und was hast du gemacht?", wollte er dann wissen und man sah die blanke Eifersucht in seinem Gesicht, zumindest hätte ich es so gedeutet.

Er dachte doch nicht ernsthaft so von mir?

„Offensichtlich habe ich ihn nicht geküsst, du Troll.", meinte ich und dachte eigentlich, dass nun alles wieder gut wäre, doch Sirius enttäuschte ich katastrophal.

„Wieso ist das so offensichtlich?", meinte er verwirrt und wirkte mit einem Schlag extrem distanziert.

Ich zog verwundert die Augenbrauen nach oben und dachte über unsere Küsse nach. Hatten sie ihm nichts bedeutet oder warum war er nun so?

„Ich werde jetzt gehen.", meinte ich enttäuscht und hielt meine Tränen zurück.

„Bist du jetzt beleidigt?", fragte er fast belustigt oder zumindest fühlte es sich in meiner Scham so an, immerhin fühlte ich mich gerade mehr als benutzt.

Dachte er wirklich kein bisschen über uns nach oder war es nur eine Trotzreaktion und er glaubte mir einfach nicht, dass ich Regulus geküsst hatte?

Ich wusste es nicht, aber ich wusste, dass ich Abstand brauchte.

„Ich bin enttäuscht, nicht beleidigt."

Damit ging ich schnell aus dem Raum und merkte bereits nach einigen Metern wie ich bitterlich zu weinen begann, weswegen ich mein Tempo beschleunigte.

Meine Sicht war so verschwommen, dass ich erst merkte, dass jemand vor mir stand, als es schon zu spät war. Ich rannte geradewegs in jemanden hinein.

„Ani, was ist denn los?", fragte eine mir bekannte Stimme und ich merkte, dass es Regulus ist.

Sofort wollte ich mich von ihm lösen und weggehen aber er hielt mich fest.

„Was ist los?", fragte er erneut und ich merkte wie besorgt er war.

„Bitte, Regulus.", schluchzte ich.

„Ich will für dich da sein, Ani.", murmelte er leise und umarmte ich.

Eigentlich hätte ich gehen sollen aber ich konnte nicht. Ich konnte jetzt nicht weg. Regulus war der einzige, welchem ich gerade unter die Augen treten konnte.

Ich legte meine Arme um ihn und drückte ihn mindestens genauso fest wie er mich und begann wieder heftig zu schluchzen.

„Warum gerade jetzt? Wieso tut er mir so weh?", fragte ich Regulus und war mir damit klar, dass ich ihm so einige Details offenlegte über mich und Sirius aber ich konnte nicht anders.

„Lass es einfach raus.", murmelte er leise und strich mir vorsichtig über mein Haar.

Regulus war einfach da für mich und das war alles, was ich gerade brauchte.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt