10. März 1978
Heute hatte Remus Geburtstag. Sirius und ich hatten eigentlich vor gemeinsam auf seine Feier zu gehen. Remus hatte mich auch eingeladen aber eigentlich wollte ich mir die Blamage, die mich erwarten würde, nicht geben.
Dazu kam, dass Dumbledore die Ankündigung gemacht hatte, dass die UTZ-Prüfungen im Mai stattfinden würden. Unser Abschlussball also Mitte Juni.
Bis jetzt hatte ich immer noch keinen konkreten Plan, was ich nach der Schule machen wollte, aber ich hatte einen konkreten Plan darüber, dass ich gerade auf dem Weg zum Nachsitzen war.
Grund dafür war, dass ich meinen angestauten Frust der letzten Wochen an Mr. Binns, dem Lehrer für Geschichte der Zauberei, ausgelassen hatte. Dies konnte man mir aber wohl kaum verübeln, denn neben dem Fakt, dass er ein Geist war und laut Gerüchten bereits als Geschichtslehrer in Hogwarts unterrichtet haben soll, als er noch lebte, war sein Unterricht so stinklangweilig, dass ich mich an nicht eine Stunde inhaltlich erinnern konnte. Das einzig Interessante, was jemals in seinem Unterricht passierte, war, dass er das Klassenzimmer durch die Tafel betrat.
Genervt trottete ich also zu dem Klassenzimmer, in welchem das Nachsitzen stattfand und merkte mit jedem Schritt wie es mir mulmiger wurde. Es war nicht wegen dem Nachsitzen, sondern wegen dem, der mich dort erwarten sollte.
Es war James. Er hatte nämlich herzhaft gelacht, als ich meinen Ärger über Binns lautstark kundgab.
„Da sind Sie ja endlich, Ms. Prince!", meinte McGonagall, welche und an Stelle von Binns empfing. Wahrscheinlich war er vor Langeweile noch einmal gestorben.
„Sie sollen die Kessel saubermachen, welche Mr. Slughorn mit den Erstklässlern benutzt hat.", erklärte sie und und zeigte auf ein paar ranzige Kessel, die unordentlich auf einander gestapelt waren, „Natürliche ohne Magie."
Sie streckte ihre Hand nach unseren Zauberstäben aus und noch während wir die übergaben, meinte James: „Aber was, wenn uns etwas angreift?"
„Mr. Potter, Ihnen sollte bewusst sein, dass ihre Tricks nach sieben Jahren langsam ihre Wirkung verlieren, finden Sie nicht?", entgegnete McGonagall, steckte unsere Zauberstäbe ein und ging mit dem Worten: „Die können Sie sich anschließend in meinem Büro abholen."
Mit einem rums war die Tür geschlossen und wir beide gingen sogleich wortlos unserer Arbeit nach. Die Stille gefiel mir, denn sonst war alles eher unangenehm, was aus James Mund herauskam.
So putzte ich, so motiviert wie es nur ging, einen Kessel nach dem anderen, bis an die zwei Stunden vergangen waren.
„Ani?", fragte er dann, nachdem wir fast fertig waren und ich seufzte.
„Schon gut."-„Nein, hör mir bitte zu."
„James, bitte lass es einfach.", meinte ich niedergeschlagen. Eigentlich hatte ich gehofft hier herauszukommen ohne diesem Gespräch nachgehen zu müssen.
„Anastasia Diana Prince, hör mir jetzt verdammt nochmal zu!", keifte er mich dann an, nachdem ich einen weiteren Kessel mit Mühe verräumt hatte.
Ich drehte mich zu ihm und sah ihn auffordernd an.
„Es tut mir leid."
Ich lachte auf und meinte: „Ach wirklich?"
„Ich meine es Ernst." - „Ich auch. Die Slytherin-Prinzessin hat zu tun."
„Hey, darüber waren wir lange hinaus!", meinte er empört, während ich einen weiteren Kessel zu schrubben begann.
„Wirklich, Potter?", fragte ich gespielt überrascht und sah ihn wieder an. Er starrte angestrengt, als würde er die richtigen Worte suchen.
„Ani-..."
„Nein James, ich will nicht mehr. Immer wenn ich dich reden höre, dann hör ich deine Worte und das sind diese, die mich in meinem tiefsten Inneren quälen, weil ich weiß, dass sie der Wahrheit entsprechen und meine Seele wird dabei Stück für Stück auseinander gerissen.", platzte es dann aus mir heraus, „Jedes Mal, wenn ich dich reden höre, spüre ich, wie sich in meiner Brust ein tiefes Loch öffnet, was ich ständig versuche zu schließen aber es geht nicht, James. Ich spüre, wie es versucht, das letzte bisschen meiner Selbst in den Abgrund zu ziehen und umso länger ich daran denke, was alles passiert ist, umso schlimmer wird es!"
Stille trat ein, in welcher wir uns ansahen. Er schaute mich schockiert an, während mir stumm Tränen über die Wangen liefen.
Als er auch nach einigen langen Momenten nicht zu sprechen begann, seufzte ich und säuberte, nun weinend, die Kessel weiter.
„Ani?"
Ich deutete ihm zu reden.
„Du weißt, wie alle immer denken, ich wäre so tapfer?", fragte er mich auf einmal, weswegen ich erneut verwirrt den Schwamm weglegte und ihn ansah.
„Ja?"
„Ich werde dir jetzt das Gegenteil beweisen.", meinte er und holte dann tief Luft, bevor er weitersprach: „Ich kann nicht mehr. Ich kann und will so nicht weiter leben, Ani. Ich... Ich hätte mich schon viel früher bei dir entschuldigen sollen, denn als ich erkannt hab, was ich da geredet hab, wollte ich mich selbst ohrfeigen. Für mich war mein Vater mein Held. Er ist es immer noch. Und die Helden sollten bekanntlicherweise nicht zuerst sterben, aber dein Vater war kein Held. Er war ein furchtbarer Mensch und was er dir angetan hat, lässt sich nicht entschuldigen. Er hat es verdient zu sterben. Ich... Wir... Irgendwie hab ich auf ein Zeichen gehofft, welches mir sagt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei mich bei dir zu entschuldigen, aber wenn ich weiter warte, dann kommt es vielleicht nie dazu und ich kann es nicht verantworten dich als eine meiner besten Freundinnen und unglaublich tollen Freundin meines besten Freundes zu verlieren, Anastasia."
Wieder trat Ruhe zwischen uns ein, doch nun war ich diejenige, die ihn schockiert anblickte.
Noch nie war James so radikal ehrlich mit mir gewesen. Doch nun hatte er zugelassen, dass ich seine verletzliche Seite sah. Ich hätte ihn in diesem Moment mindestens zu sehr verletzen können wie er mich, aber ich tat es nicht.
Ich umarmte ihn mit einem Schlag fest und ließ nicht mehr los, bis ich meine Tränen unter Kontrolle hatte.
Schniefend meinte ich dann: „Wenn du unbedingt ein Zeichen hättest haben wollen, hättest du mir nur Bescheid sagen müssen, dann hätte ich dir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen."
Erst sah mich James perplex an, doch dann begannen wir zu lachen.
„Es tut mir so leid, was ich gesagt habe, Ani.", meinte James, „Ich hab dich vermisst."
Ich lächelte ihn sanft an, bevor wir die restlichen Kessel schrubbten und dann das Klassenzimmer verließen, um unsere Zauberstäbe zu holen, doch wir wurden von Lily und Sirius überrascht, die dort auf James warteten.
Als sie uns zusammen erblickten, wurden sie schlagartig ruhig.
„Was ist hier denn los?", fragte Lily, als sie uns beide Lächeln sah.
„Wir haben uns vertragen.", murmelte James.
„Wirklich?", fragte Lily erstaunt und als wir beide nickten, umarmte sie mich fest.
„Ich hab viel aufzuholen. Irgendjemanden muss ich doch von meinen Problemen mit James erzählen, der nicht Marlene oder Alice heißt.", plapperte sie dann aufgeregt los, was man von ihr absolut nicht erwartet hätte.
Ich kicherte leicht bei ihrem Anblick und doch entging mir nicht, dass Sirius mich ansah.
Als ich seinen Blick erwiderte, schlug mein Herz höher. Wir hatte vieles zu bereden, aber hier war wohl nicht der richtige Ort dazu...
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THE LIES || s. black
Fanfiction[Sirius x OC] Aus einer der bekanntesten Zauberer-Familien der unantastbaren 28 zu stammen, bewirkte in jedem etwas, egal wie sehr man versuchte dies zu bestreiten. Das Leben wird geprägt von Vorurteilen und Gerüchten und bereits die Kindheit ist da...