61. Bis irgendwann

668 48 3
                                    

14. Juni 1978

Die UTZ-Prüfungen waren vorbei und bestanden, die Sachen gepackt und weggebracht und alles, was uns nun von der Freiheit trennte, war unser Abschlussball. Wir hatten alle relativ gut abgeschnitten, auch wenn Peter sehr viel früher als wir zu lernen begonnen hatte.

Heute war es also soweit und aus unerfindlichen Gründen, machten sich alle bei Sirius und mir zu Hause fertig, weswegen alle paar Sekunden jemand durch den Gang huschte. Es wirkte beinahe so, als würden alle von einer Horde Wichtel verfolgt werden.

Ich stand noch im Schlafanzug aber fertig geschminkt vor dem Spiegel und machte mir meine Ohrringe herein, als Sirius zu mir kam. Ein paar Minuten stand er einfach nur lächelnd hinter mir, während ich mich im Spiegel beäugte.

„Was ist?", fragte ich ihn verunsichert.

„Du siehst wunderschön aus.", murmelte er leise und brachte mich somit zum Strahlen, bevor ich mich bei ihm bedankte.

„Ich würde aber gern noch etwas ändern.", murmelte ich.

„Was denn?", fragte er verwirrt.

„Die Haare müssen ab.", meinte ich dann leise und Sirius sah mich schockiert an.

„Bist du dir wirklich sicher? Sie sind ja mittlerweile schon sehr lang geworden.", wollte er sich vergewissern aber ich nickte, während Marlene hereinkam.

„Es ist das letzte bisschen, was mich an meinen Vater erinnert. Er hatte immer gemeint, dass er meine Haare so wunderschön finden würde.", erklärte ich ihm und Marlene wusste sofort um was es ging, denn ich hatte es ihr vor einiger Zeit einmal erzählt.

„Dann lasst es uns jetzt tun.", meinte sie schließlich, während sie eine Schere aus der Schublade neben mir herauszog.

Also taten wir es. In weniger als fünf Minuten waren meine Haare um 40 cm kürzer geworden und reichten mir nun gerade so noch bis zu den Schultern.

Ich atmete erleichtert durch.

„Besser?", fragte mich Marlene und ich nickte.

„Dann lass sie uns mal frisieren.", murmelte sie.

Wenig später stand ich fertig frisiert da und Sirius zog gerade den Reißverschluss von meinem Kleid zu.

„Jetzt ist es fast perfekt.", meinte Sirius und ich sah ihn verwirrt an.

Da zog er eine Kette aus seiner Jackentasche und zeigte sie mir. Ihr Anhänger war eine Pfote, welche mit Strasssteinen bedeckt war.

„Damit du mich nicht vergisst, egal was passiert.", murmelte er und legte mir schließlich die Kette an.

Es war nun offiziell um mich geschehen. Mit einer schnellen Handbewegung hatte ich ihn an mich herangezogen und küsste ihn so leidenschaftlich, wie es gerade nur ging.

„Ekelhaft.", hörte ich James' Stimme hinter mir sagen und löste mich deswegen von Sirius um ihn böse anzusehen.

„Seien Sie still, Mr. Potter, sonst verführe ich Ihre Freundin!", beschützte Marlene und dann.

„Du hast doch selbst ne Freundin, McKinnon!", versuchte James sich dann zu wehren.

„Zwei können nie schaden.", meinte Dorcas dann, die hinter James zusammen mit Lily, Remus und Peter aufgetaucht war.

„Oder drei.", unterstützte sie Marlene erneut und legte einen Arm um mich.

Wir alle prusteten los, auch wenn James und Sirius kurzzeitig beide sehr verwirrt dreinblickten.

„Wir sollen langsam wirklich losgehen.", stellte Remus dann fest.

Das taten wir schließlich auch.

Im Schloss angekommen, ertönte bereits am Eingang Musik, während im Hintergrund leises Gemurmel war. Langsam aber sicher schlich sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht.

„Da sind Sie ja endlich, Sie müssen in zehn Minuten mit ihrer Rede beginnen!", rief McGonagall James und Lily zu und wendete sich dann an mich, „Ms. Prince, Sie müssten einmal schnell mit mir mitkommen."

Verwirrt sah ich erst sie und dann Sirius an, welcher sich aber relativ schnell zu mir bewegte, mich auf die Wange küsste und mir dann Mut zu sprach.

Wir gingen zu Dumbledores Büro und sobald ich dies betreten hatte, verstand ich weshalb ich mitkommen sollte.

„MOM!", stieß ich vor Freude aus und schon wenig später lag ich in ihren Armen.

„Mein Kind, du siehst so wunderschön aus.", entgegnete sie mir und musste fast anfangen zu weinen.

„Wieso hast du dich denn nicht gemeldet?", fragte ich sie, worauf Dumbledore sich dazu schaltete: „Sie ist Spion."

„Was?"- „Sie ist Spion für den Orden."

„Das ist doch viel zu gefährlich.", meinte ich aufgebracht, doch Mom umarmte mich erneut.

„Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, mein Schatz.", meinte sie sanft und ich schenkte ihr einen Blick, welcher sie daran erinnern sollte, was mit Dad passiert war, aber sie ignorierte ihn, indem sie mir ein Säckchen mit Geld in die Hand drückte.

„Das ist für dich. Hab heute ganz viel Spaß. Ich wollte dich nur noch einmal sehen, Liebes.", meinte sie und drückte mir dann einen Kuss auf die Wange.

„Mom, das Geld ist doch nicht-...", wollte ich beginnen, aber sie unterbrach mich: „Doch, das ist nötig. Du musst dir niemals Sorgen um Geld machen. Ich hab unser ganzes Erspartes in dein Verließ überlagern lassen, da ich nicht sagen kann, wie lange ich noch hier sein werde."

„Ich hab dich so lieb, mein Schatz.", meinte sie dann leise.

„Ich dich auch.", entgegnete ich ihr und nach einem kurzen Blickaustausch, war sie wegapparierten und ließ mich mit Tränen in den Augen zurück.

„Weinen Sie nicht, Ms. Prince. Heute gibt es genügend Gründe zu feiern.", redete McGonagall dann sanft auf mich ein und deutete mir ihr zu folgen.

In der großen Halle angekommen, ging ich direkt zu Sirius, welcher einen Platz für mich freigehalten hatte.

„Alles in Ordnung?", fragte er leise, da James gerade angesetzt hatte, die Rede zu beginnen.

„Ja, ich erzähl es dir später.", entgegnete ich ihm und er gab sich damit zufrieden.

So startete unser letzter Abend in Hogwarts und wir tanzten viel. Ich hatte mit jedem meiner Freunde getanzt und hätte glücklicher nicht sein können. Dies alles fühlte sich schon skurril an, wenn man bedachte, dass die Gefahr immer unausweichlicher wurde.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt