X. Lily

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1. April 1976

In meinem Leichtsinn war ich wie immer zum See gerannt und hatte vor mich hingeweint, als ich auf einmal Stimmen hörte, die näher kommen zu schienen. Mit einem kurzen Blick über meine Schulter erkannte ich sofort, dass es sich um die Jungs und Mädels handelte, denen ich dieses Treffen hier versprochen hatte.

„Verdammt!", zischte ich und wischte mir schnell die Tränen weg, bevor ich einfach auf das Wasser hinnaus starrte und so wenig weinerlich wie möglich wirken wollte.

„Du bist ja schon da!", stellte Remus fest, weswegen ich ihn leicht anlächelte. Innerlich wollte ich schreien. Ich wollte einfach alleine sein.

James und Peter grüßten mich nur kurz, bevor sie sich bereit machten für das Wasser. Lily breitete eine Decke neben mir aus und sah mich und Remus an und deutete, dass wir uns zu ihr setzen sollten. Dies taten wir dann auch.

„Was macht die denn hier?", fragte Marlene grimmig, was mich sehr verwunderte. Immerhin waren wir eigentlich immer nett zueinander gewesen.

„Dir auch einen wunderschönen guten Abend, Marlene. Die nächsten Stunden Zaubertränke wirst du die Aufgaben wohl oder übel alleine lösen müssen. Tut mir leid.", sagte ich vollkommen gleichgültig und sah währenddessen nur ihren Partner an, welcher mich verwundert anstarrte.

Irgendwann wurde er von Marlene aus seiner Trance gerissen und ich sah wieder Remus an, welcher mich wiederum besorgt anblickte.

Wenig später waren alle außer wir drei ins Wasser gegangen und schienen Spaß zu haben.

„Was ist passiert?", fragte Remus schließlich leise, während wir alle drei weiterhin ihre Freunde anstarrten.

„Ist nicht so wichtig.", murmelte ich und merkte, wie sich wieder dieser Knoten in meinem Hals bildete.

„Schien aber wichtig zu sein.", murmelte Remus.

„Es war wegen euch.", gestand ich dann doch und nun sahen die beiden zu mir.

„Wieso denn das?", fragte nun Lily und wirkte ernsthaft besorgt.

„Er ist sauer, weil ich mir genau den Menschen etwas mache, wegen denen er sich so allein fühlt.", sagte ich wahrheitsgemäß und merkte dabei was für eine schlechte Freundin ich eigentlich war.

Wieso war ich genau hier?

Genau dies fragte sich dann auch Lily: „Wieso bist du hier?"

„Remus, Peter und James haben mich eingeladen.", meinte ich und sagte somit die Wahrheit. Selbstständig wäre ich hier garantiert nicht hergekommen und eigentlich wäre ich gar nicht gekommen, wenn ich nicht so dumm gewesen wäre und mich hier ausgeweint hätte.

„Aber wieso bist du hier? Ist ja nicht so als wärt ihr sonderlich dicke Freunde.", fragte Lily zurecht.

Ich sah Remus an, welcher die Augen etwas aufriss und so leicht mit dem Kopf schüttelte, dass ich es selbst fast nicht bemerkt hatte.

Er hatte Lily also noch nichts von seinem Geheimnis erzählt.

„Seltsamerweise wollten sie nett sein.", antwortete ich deshalb und verriet weder die Werwolf-Sache, noch dass ich nicht kommen wollte und beides Remus zu Liebe.

„Liegt es an Sirius? Stehst du auf ihn?", fragte Lily dann plötzlich, weswegen ich mich fast an meiner eigenen Spucke verschluckte.

„Auf keinen Fall! Wie kommst du denn darauf?", entgegnete ich erschrocken und musste mich beherrschen nicht zu würgen. Leider wusste ich nicht ob es an Sirius oder an ihm in Kombination mit Marlene lag.

Immerhin stand ich momentan auch nicht wirklich gut mit Sirius. Eigentlich war alles in Ordnung gewesen, bis er mich so angefahren hatte am Vollmond. Meine Meinung war somit fast die selbe wie vor der ganzen Ball-Sache.

„Naja, er sieht dich oft an im Unterricht.", meinte sie dann ernst.

„Da musst du dich täuschen. Vielleicht sitze ich einfach im selben Winkel wie Marlene und-...", brabbelte ich, doch sie unterbrach mich: „Ich täusche mich nicht."

Wieder war es ruhig und die Stille begann langsam unangenehm zu werden, als Remus erlöst wurde und von Peter ins Wasser gerufen wurde, was er dankend annahm um der Situation zu entfliehen. Innerlich verfluchte ich ihn dafür aber irgendwie verstand ich ihn auch. Wenn ich keine Manieren hätte, wäre ich schon lange weg gewesen.

Es vergingen einige Minuten, in denen wir Lily's Freunden einfach nur beim Spaß haben zu sahen, bevor sie schließlich frustriert seufzte.

„Hör zu, Prince. Ich weiß nicht was ich dir getan haben soll. Aber bitte rede endlich mit mir. Bei Merlins Bart, das ist doch nicht auszuhalten!", meinte sie empört, weswegen ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen kurz beäugte, bevor ich wieder gerade aus sah.

„Wärst du einen Ticken netter zu Severus gewesen, würde ich es mir vielleicht überlegen, Evans.", entgegnete ich ihr leise.

„Jemanden Schlammblut zu nennen, der für einen durch dick und dünn gegangen wäre, ist natürlich auch äußerst nett.", murmelte sie in sich hinein, doch ich hatte es gehört.

„Er hat das 1000-prozentig nicht gesagt um dich zu verletzen.", verteidigte ich meinen Cousin.

„Wieso denn dann?", fragte sie gereizt.

„Weil Sev genauso wie wir alle auf den Kopf gefallen ist und Fehler macht.", erklärte ich ihr schlicht.

„Du bist doch genauso wie-...", wollte Lily darauf los fluchen, doch ich unterbrach sie mit eisernem Ton: „Wie was?"

Mein Blick hätte ihr verraten sollen, dass sie es sich genau überlegen sollte, was sie nun sagte, doch sie entschied ihn zu ignorieren, als sie ihre Gedanken aussprach: „Diese Leute, welche sich jetzt der dunklen Seite anschließen. Wie Regulus und so."

Sofort kamen die Erinnerungen an Regulus mit dem Buch über dunkle Künste zurück, was mir eine Gänsehaut bereitete. Ich konnte und wollte nicht glauben, dass Regulus sich wirklich den Worten seiner Eltern beugte und sich dem richtigen Weg entzog. Irgendwas in mir, sagte, dass ich ihn unbedingt zur Vernunft bringen musste.

„Wenn ich so wäre, würde ich jetzt garantiert nicht mit dir hier sitzen. Geschweige denn immer noch zu Severus haben.", meinte ich ehrlich und spielte damit natürlich auf deren Blutsstatus an. Lily als Muggelstämmige und Severus aus einer Linie der Blutverräter. Sie hatten beide schlechte Karten.

„Wieso bist du dann hier?", meinte sie dann und wollte nicht locker lassen, weswegen ich seufzte und dann ernsthaft über ihre Frage nachzudenken begann.

„Vielleicht, weil ich euch allein einfach eine Chance geben will. Ihr habt genau jetzt die Gelegenheit mir zu zeigen, dass ihr nicht so oberflächlich seid wie ihr immer tut.", sprach ich dann meine Gedanken aus.

„Vielleicht kannst du mich ja auch überzeugen.", murmelte Lily dann, zum ersten Mal mit einem etwas lieblicherem Ton.

„Das werden wir sehen, Evans."

Wir lächelten uns kurz an, bevor wir wieder zu den anderen sahen.

Vielleicht war Lily ja auch gar nicht so schlimm.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt