XXVI. UTZ

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1. September 1976

Das sechste Schuljahr hatte begonnen und somit standen in den nächsten Jahren die UTZ-Prüfungen an. Das war der Grund, weshalb ich, im Zug auf dem Weg nach Hogwarts, mit meinen Freunden über die Fächer redete, welche wir für die nächsten zwei Jahre belegt hatten.

Dabei fand ich heraus, dass ich so gut wie alle Fächer mit Remus, Marlene oder Peter hatte.

Diese waren Zaubertränke, Pflege magischer Geschöpfe, Verteidigung gegen die dunklen Künste, Zauberkunst, Verwandlung und Kräuterkunde.

„Wieso hast du denn kein Wahrsagen gewählt?", fragte mich dann Lily, „Ich hatte irgendwie gedacht, dass es dir liegen würde."

„Nachdem Trelawney gesagt hat, dass ich dafür kein Auge hätte, war es vorbei.", meinte ich.

Sirius, welcher neben mir saß, meinte schließlich: „Ich hab neulich etwas in einem dieser Muggel-Magazine von Lily gelesen. Irgendwie meinen sie, dass sie durch Handlinien irgendetwas lesen könnten. Absoluter Schwachsinn."

„Du kannst lesen, Tatze?", scherzte James dann und brachte uns alle zum Lachen.

„Als ob du auch nur ein bisschen besser wärst, James.", konterte Sirius und sollte damit recht behalten.

„Zeig es mir doch, Sirius.", meinte ich dann und er sah mich kurz überrascht an, bevor er mir deutete meine Hand offen in seine zu legen, was ich tat.

Irgendwie merkte ich, wie meine Hand leicht zu schwitzen begann und hoffte einfach, dass Sirius dies ignorieren würde.

Doch er schien es zu bemerken, wie nervös ich wurde, weswegen er mir überrascht in die Augen sah. Kurz schien es so, als wären wir beide in Gedanken verloren, bevor er sich räusperte und wieder auf meine Hand sah und vorsichtig die Linien auf ihnen nachfuhr. Sie begann zu kribbeln.

„Pass auf, dass du nicht sabberst, Prince.", scherzte James dann und ich sah ihn schockiert an. Auf seinem Gesicht lag lediglich ein sanftes Grinsen.

Trotzdem erntete er einen Tritt von mir gegen sein Bein, was er mit einem leisen „Au!" kommentierte aber ich ignorierte es.

Kurz lachten alle, bevor Sirius schließlich meinte: „Meine Analysen haben ergeben, dass du dich dieses Schuljahr verlieben wirst."

„Wie wäre es mit...", ich tat so, als würde meine Hand sprechen, „Nein."

Wieder lachten wir zusammen, während ich Sirius in die Augen sah. Es wirkte so, als wäre alles etwas langsamer. Schon seit einigen Wochen war ich immer so fokussiert, wenn es um ihn ging. Aber das war auch kein Wunder, immerhin war er das, was ich gerade als meinen engsten Freund bezeichnen würde.

Schließlich lächelte er mich sanft an, was ich erwiderte, bevor die restliche Fahrt eher ruhig verlief und jeder irgendwie in Gedanken war.

Die Fahrt zum Schloss ging wie immer mit den Kutschen von statten, welche scheinbar von nichts gezogen wurden aber heute fiel es mir zum ersten Mal wirklich auf, dass es so war.

„Ist alles in Ordnung?", fragte mich Remus, welcher als einziger nicht in das hitzige Gespräch der anderen verwickelt war.

Ich löste meinen Blick von der Leere vor der Kutsche und sah ihn dann an: „Ja, ich hab mich nur gefragt, was die Kutschen zieht."

Nun schalteten sich auch die anderen dazu.

„Es sind Thestralen.", meinte Marlene dann.

„Was?", fragte ich verwirrt.

„Pferdeähnliche Wesen.", meinte sie und räusperte sich, „Nur Menschen, die den Tod gesehen haben, können sie sehen."

Ich nickte nachdenklich und sah wieder nach vorne.

„Kann jemand von euch sie sehen?", fragte Peter neugierig aber alle schüttelten den Kopf.

Ich fragte mich wie lange das noch so sein würde, immerhin wurde die Lage mit sterbenden Muggeln und Voldemort immer brenzliger.

Irgendwann kamen wir dann endlich am Eingang der Schule an und in der großen Halle musste ich mich dann schweren Herzens von meinen Freunden trennen.

Mein Weg führte mich zum Slytherin-Tisch, wie an jedem Anfang und am Ende des Schuljahres.

Ohne mich umzusehen, setzte ich mich auf einen leeren Platz auf der Bank und starrte Richtung Podest, an welchem Dumbledore schon stand und wartete, bis Ruhe eintrat.

Als dies endlich soweit war, begann er zu sprechen: „Herzlich Willkommen zurück in Hogwarts und ein herzliches Hallo an die diesjährigen Erstklässler-..."

Meine Gedanken schweiften ab, weswegen ich dem bärtigen Mann nicht mehr wirklich zu hörte.

Unser vorletztes Schuljahr hatte jetzt begonnen und ich konnte es irgendwie nicht so richtig glauben. Mein Leben hatte sich innerhalb von einem Jahr um 180 Grad gedreht und niemals hätte ich gedacht, dass es mir so besser ging. Meine Familie war sonst alles für mich gewesen aber ihr Fanatismus war einfach nur noch ekelhaft.

Ich zuckte zusammen, als mir auf einmal jemand in die Hüfte stupste und mich so aus meinen Gedanken riss.

Verwirrt sah ich zur Seite und blickte meinem Cousin ins Gesicht. Ich hatte Severus seit dem besagten Abend nicht mehr gesehen.

„Was ist denn?", fragte ich ihn, nachdem er nicht andeutete etwas zu sagen.

„Tut mir leid, was passiert ist.", murmelte er erst, doch dies ließ mich unbeeindruckt.

„Ich vermiss dich, Ani.", murmelte er dann und irgendwie wirkte es etwas erzwungen.

Ich blinzelte ihn einige Male verwundert an, bevor ich mir ein vorsichtiges Lächeln aufzwang und dann wieder auf meinen Teller sah.

Natürlich vermisste ich Severus auch aber die Situation gab es nun mal nicht her ihm das zu sagen.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt